Es ist jetzt 40 Jahre her, dass IBM den größten Engpass der
Mainframes, die Verfügbarkeit von Hauptspeicher, durch die Einführung des
Virtuellen Speichers behob. Es ist sogar noch länger her, dass ein gewisser
John von Neumann - das war 1944 - die geniale Idee hatte, dass Programm und
Daten Platz im selben Speicher haben sollten. Und wir müssen ins 19.
Jahrhundert gucken, zu Charles Babbage, der das alles schon in der
Grundarchitektur seiner (an der Technik seiner Zeit gescheiterten) Systeme
vorhersah. Ich weiß noch, dass man vor dreißig Jahren davon träumte, Systeme zu
bauen, die überhaupt nicht mehr unter einen Mangel an verfügbaren
Halbleiterspeichern leiden müssten. Die große Hoffnung waren damals die
Bubble-Speicher. Aber der Traum zerplatzte wie alle Blasen. Das änderte aber
nichts daran, dass der Preisverfall bei den Speicherbausteinen immense
Fortschritte machte. Bloß der Traum wollte nicht zurückkehren. Das ist es, was
uns stutzig machen sollte.
Denn nun kommt SAP daher und erzählt uns großspurig davon,
dass sie etwas getan hat, von dem man eigentlich annehmen muss, dass es schon
längst hätte getan werden müssen. Vor vierzig Jahren kostete ein Megabyte
Hauptspeicher eine Million Dollar, heute kann man den Preis noch nicht einmal
in den Kommastellen eines Cents richtig ausrechnen. Es interessiert auch
niemanden mehr.
Es gab eine Zeit, da war die SAP hochgradig verunsichert.
Sie war gerade an die Börse gegangen - ausgerechnet in einer Phase, in der sich
der Markt von den Mainframes, den klassischen Datenschaufelmaschinen,
abzuwenden suchte und das Heil in heute längst vergessenen
Software-Abwicklungs-Programmen wie Client/Server suchte. Ich durfte damals,
als die SAP noch mit unbedeutenden Journalisten sprach, mit den ganz hohen
Herren dieses Softwarehauses reden. Mit einer Erinnerung aus diesem Gespräch
bin ich nach Hause gegangen: Eigentlich waren "Die Vier von der
Denkstelle" (Manager Magazin) Mainframer. Und zwar durch & durch.
Als dann R/3 kam, war ich etwas irritiert - aber einer Lokomotive stellt man
sich nicht in den Weg. Außerdem schuf Client/Server Millionen von Arbeitsplätze
in der ganzen Welt. SAP wurde ein Weltunternehmen, so groß und so mächtig, dass
man wirklich befürchten musste, dass die Welt der IT bald nur noch aus
Buchhaltung bestehen würde, ERPsenzähler überall.
Doch ein Mann namens Hasso erinnerte sich an den zerplatzten
Traum vom Rechner, der sich aus dem schnellen Hauptspeicher ernährt. Und er tat
das, was eigentlich die IBM hätte tun müssen. Sie war die Erfinderin des
Mainframes. Von ihr kam in den siebziger Jahren der Speicherchip. Sie war 1969
die Erfinderin des Relationenmodells, dem Urmuster der Relationalen
Datenbanken. Aber Big Blue fand einen Weg, dem eigenen technischen Fortschritt
auszuweichen. Sie hat diesen Weg seitdem nicht mehr verlassen.
So musste Hasso kommen und den Mainframe neu erfinden.
Nicht Oracle ist der Gegner von SAP, sondern IBM ist das Unternehmen, das
vorgeführt wird. Dafür verwettet Hasso bestimmt seinen blanken Hintern...
4 Kommentare:
Ist Hasso nicht ein alter iBMer?
Oft tun ja auch in der Wirklichkeit die Kinder das, was ihre Eltern hätten tun sollen...
Nur zur Info oder als Gedächtnisauffrischung:
Das Konzept des virtuellen Speichers wurde bereits 1956 vom Physiker Fritz-Rudolf Güntsch an der Technische Universität Berlin entwickelt.
http://link.springer.com/article/10.1007%2Fs002870050034
IBM hat Jahre später nur geappelt, ups abgekupfert – von General Electric, Sperry und Burroughs
Multics hatte schon Mitte der 60er Jahre Virtual Storage inside :-)
http://www.multicians.org/fjcc1.html
Gedächtnis aufgefrischt. Danke.
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