Freitag, 11. Januar 2013

Hana - oder die vergessene Idee der IT



Es ist jetzt 40 Jahre her, dass IBM den größten Engpass der Mainframes, die Verfügbarkeit von Hauptspeicher, durch die Einführung des Virtuellen Speichers behob. Es ist sogar noch länger her, dass ein gewisser John von Neumann - das war 1944 - die geniale Idee hatte, dass Programm und Daten Platz im selben  Speicher haben sollten. Und wir müssen ins 19. Jahrhundert gucken, zu Charles Babbage, der das alles schon in der Grundarchitektur seiner (an der Technik seiner Zeit gescheiterten) Systeme vorhersah. Ich weiß noch, dass man vor dreißig Jahren davon träumte, Systeme zu bauen, die überhaupt nicht mehr unter einen Mangel an verfügbaren Halbleiterspeichern leiden müssten. Die  große Hoffnung waren damals die Bubble-Speicher. Aber der Traum zerplatzte wie alle Blasen. Das änderte aber nichts daran, dass der Preisverfall bei den Speicherbausteinen immense Fortschritte machte. Bloß der Traum wollte nicht zurückkehren. Das ist es, was uns stutzig machen sollte.
Denn nun kommt SAP daher und erzählt uns großspurig davon, dass sie etwas getan hat, von dem man eigentlich annehmen muss, dass es schon längst hätte getan werden müssen. Vor vierzig Jahren kostete ein Megabyte Hauptspeicher eine Million Dollar, heute kann man den Preis noch nicht einmal in den Kommastellen eines Cents richtig ausrechnen. Es interessiert auch niemanden mehr.
Es gab eine Zeit, da war die SAP hochgradig verunsichert. Sie war gerade an die Börse gegangen - ausgerechnet in einer Phase, in der sich der Markt von den Mainframes, den klassischen Datenschaufelmaschinen, abzuwenden suchte und das Heil in heute längst vergessenen Software-Abwicklungs-Programmen wie Client/Server suchte. Ich durfte damals, als die SAP noch mit unbedeutenden Journalisten sprach, mit den ganz hohen Herren dieses Softwarehauses reden. Mit einer Erinnerung aus diesem Gespräch bin ich nach Hause gegangen: Eigentlich waren "Die Vier von der Denkstelle" (Manager Magazin) Mainframer. Und zwar durch & durch. Als dann R/3 kam, war ich etwas irritiert - aber einer Lokomotive stellt man sich nicht in den Weg. Außerdem schuf Client/Server Millionen von Arbeitsplätze in der ganzen Welt. SAP wurde ein Weltunternehmen, so groß und so mächtig, dass man wirklich befürchten musste, dass die Welt der IT bald nur noch aus Buchhaltung bestehen würde, ERPsenzähler überall.
Doch ein Mann namens Hasso erinnerte sich an den zerplatzten Traum vom Rechner, der sich aus dem schnellen Hauptspeicher ernährt. Und er tat das, was eigentlich die IBM hätte tun müssen. Sie war die Erfinderin des Mainframes. Von ihr kam in den siebziger Jahren der Speicherchip. Sie war 1969 die Erfinderin des Relationenmodells, dem Urmuster der Relationalen Datenbanken. Aber Big Blue fand einen Weg, dem eigenen technischen Fortschritt auszuweichen. Sie hat diesen Weg seitdem nicht mehr verlassen. 
So musste Hasso kommen und den Mainframe neu erfinden. Nicht Oracle ist der Gegner von SAP, sondern IBM ist das Unternehmen, das vorgeführt wird. Dafür verwettet Hasso bestimmt seinen blanken Hintern...

4 Kommentare:

Analüst hat gesagt…

Ist Hasso nicht ein alter iBMer?

Oft tun ja auch in der Wirklichkeit die Kinder das, was ihre Eltern hätten tun sollen...

Besserwisser hat gesagt…

Nur zur Info oder als Gedächtnisauffrischung:
Das Konzept des virtuellen Speichers wurde bereits 1956 vom Physiker Fritz-Rudolf Güntsch an der Technische Universität Berlin entwickelt.

http://link.springer.com/article/10.1007%2Fs002870050034

IBM hat Jahre später nur geappelt, ups abgekupfert – von General Electric, Sperry und Burroughs

Anonym hat gesagt…

Multics hatte schon Mitte der 60er Jahre Virtual Storage inside :-)
http://www.multicians.org/fjcc1.html

Raimund Vollmer hat gesagt…

Gedächtnis aufgefrischt. Danke.