Freitag, 23. Januar 2009

Zitate, Finanzkrise, Innovationen

2009: »Man könnte meinen, dass die Finanzbranche die einzige auf der Welt ist, in der es nicht zu wenige, sondern zu viele Innovationen gibt.«
Andrew Hilton, Direktor des Zentrum für Finanzinnovationen in London

2009: »Kongress und Öffentlichkeit haben recht, wenn sie meinen, dass zu viel Geld für die Banken ausgegeben wurde und zuwenig für die bedrängten Hausbesitzer.« George Soros, Spekulant, in der Financial Times, 23.1.2009

2009: »Der immense Anstieg an Volatilität an den Märkten rührt einerseits von der Deregulierung und andererseits vom Verlassen der festen Wechselkurse in den siebziger Jahren. Zugleich erhöhte der Computerhandel die Effizienz der Märkte.«
Financial Times, 9.1.2009

1986: »Die größten Impulse für erfolgreiche Finanzinnovationen kamen durch Regulierungen und Steuern.«
Merton Miller, Wirtschaftsnobelpreisträger

Telekom will mehr Last für Last Mile

Für die rund acht Millionen Kunden, die in Deutschland ihre DSL- und Telefonanschlüsse nicht mehr direkt bei der Deutschen Telekom ordern, will das einstige Monopolunternehmen, das nach wie vor Inhaber der letzten Meile ist, ab April fast 13 statt bislang 10,50 Euro pro Teilnehmer von den Wettbewerbern. Nur so seien die Investitionen in neue Breitbandnetze möglich.

Journalyse-Quelle: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21.1.2008: „Telekom fordert mehr Geld für die letzte Meile“

Microsoft: 5000 Mitarbeiter verlieren Job

Windows schwächelt
Rund fünf Prozent seiner Belegschaft von etwa 91.000 Mitarbeitern will Microsoft abbauen. Es ist die erste Entlassungswelle von Microsoft seit Bestehen. Der Aktienkurs sank prompt um acht Prozent auf 17,8 Dollar - er stieg also nicht wie früher, wenn Firmen Stellenabbau signalisierten. Durch die Entlassungen hofft Microsoft 1,5 Milliarden Dollar zu sparen.
Im zweiten Quartal des laufenden Geschäftsjahres setzte Microsoft 16,63 Milliarden statt der von den Analytene erwarteten 17,1 Milliarden Dollar um. Der Nettogewinn sank um 11 Prozent auf 4.2 Milliarden Dollar.
Schwachpunkt des Unternehmens ist Windows, das Betriebssystem erlebte einen Umsatzrückgang um acht Prozent auf vier Milliarden Dollar.
Intel und AMD
Zuvor hatte breits Intel gemeldet, dass sie 5.000 Arbeitsplätze abbauen würde, Rivale AMD spricht von 1100 Jobverlusten.
Apple
Nach wie vor gut im Rennen liegt Apple, die von guten Absätzen beim Mac, der jetzt 25 Jahre alt wird, und vom iPhone getragen wird und den Umsatz um 5,8 Prozent steigerte, den Gewinn um 1,5 Prozent.

Journalyse-Quelle: Wall Street Journal, 23.1.2009, Nick Wingfield: "Microsoft to eliminate 5,000 jobs"

Sony: Verlust von 2,2 Milliarden Euro

Nach Aussage des japanischen Elektronikkonzerns wird Sony das am 31. März 2009 zu Ende gehende Geschäftsjahr mit einem Verlust von 260 Milliarden Yen (2,2 Mrd. Euro) abschließen. Das Ergebnis: Der Aktienkurs verlor zehn Prozent. Rund 16.000 Stellen sollen nun eingespart werden.
Von der Krise des japanischen Riesen profitiert Indiens Softwarebranche: Denn Sony will seine Software-Entwicklung unter anderem nach Indien auslagern.
Der Umsatz wird mit 7,7 Billionen Yen deutlich niedriger ausfallen als ursprünglich erwartet. Da hatte man noch neun Billionen Yen erwartet.
Journalyse-Quelle: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23.1.2009: "Sony stürzt ab"

Qimonda fehlen 300 Millionen Euro

Zu den 325 Millionen Euro, die bereits in der Kasse des Speicherchipherstellers Qimonda fehlen, sind jetzt - völlig überraschen - weitere 300 Millionen Euro hinzugekommen. Den ersten Fehlbetrag wollten das Land Sachsen (150) und Portugal (100) sowie die Muttergesellschaft Infineon aufbringen. Doch für die neuen, notwendigen Rettungsgelder scheint es niemanden zu geben. Was wird nun aus dem Speicherchipproduzenten?
Journalyse-Quelle: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23.1.2009: "Dem Chiphersteller Qimonda geht die Luft aus"

Ebay und die Sieben: Erstmals Umsatzrückgang

Um sieben Prozent sank der Aktienkurs des elektronischen Flohmarktes Ebay, nachdem bekannt wurde, dass der Umsatz im vierten Quartal um sieben Prozent auf 2,0 Milliarden geschrumpft war. Der Nettogewinn sank um 31 Prozent auf 367 Millionen Dollar.
Journalyse-Quelle: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23.1.2009: "Ebays Umsatz erstmals gesunken"

Donnerstag, 22. Januar 2009

Ausstiege: Google & Microsoft (Geld sammeln für Yahoo?)

Google verabschiedet sich aus dem Geschäft mit dem Verkauf von Zeitungsanzeigen für etwa 800 in den USA vertriebenen Titel. Microsoft verkauft ihren Anteil (zuletzt 7,26 %) an Comcast, einem US-Kabelfensehbetreiber. Hintergrund bei beiden Desengagements: Man konzentriert sich auf interessanter Felder - näher am Internet.
Rund 20 Milliarden Dollar hat Microsoft in der Kriegskasse. Offensichlich mit dem Ziel, Yahoo nun dennoch zu kaufen, will der Software-Riese noch mehr cash machen. Der Verkauf von Comcast-Anteilen, die MS 1997 für eine Milliarde Dollar erwarb, bringt zwischen 1,9 und 3,4 Milliarden Dollar - abhängig zu welchem Zeitpunkt und zu welchem Preis die Anteile flüssig macht.
Journalyse-Quelle: Wall Street Journal, 22.1.2009, Nick Wingfield: "Microsoft says it sold Comcast stake" und "Jessica E. Vascellaro: "Google cancels program to sell print newspaper ads"

Videospiele in Deutschland: 695 Millionen Euro Umsatz

Nach einem Bericht von Media Control GfK stieg der Umsatz mit Videospielen um 25,5 Prozent auf 695 Millionen Euro. Wii-Spiele von Nintendo steigerten in diesem Wachstumsmarkt ihren Marktanteil von 7,5 Prozent in 2007 auf 16Prozent. Sony hält mit Spielen für ihre Playstation einen Marktanteil von 13 Prozent, die Welt der Xbox 360 von Microsoft hält acht Prozent.
Journalyse-Quelle: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.1.2009: "Nintendo treibt die Spielebranche an"

IT von Visa Europe: Jede Sekunde 731 Transaktionen

Über ihre Plastikkarten wurden im Geschäftsjahr 2008 (30. September) fast soviel Geld bewegt, wie die Bundesrepublik Schulden hat: 1,4 Billionen Euro. So berichtet jetzt Visa Europe, eine Genossenschaft, die 4586 Banken in Europa mit "Plastikgeld" versorgt und den Zahluzngsverkehr darüber organisiert. Insgesamt sind 361 Millionen Karten von den Mitgliedsbanken ausgegeben worden, von denen 25 Prozent Kreditkarten, 75 Prozent Debitkarten sind. 15,7 Milliarden Transaktionen seien über diese Karten im Berichtsjahr abgewickelt worden. 883 Milliarden Euro (plus 10,3 Prozent) seien über die Ladenkassen gegangen. Einen Rekord stellte Visa Europe am 23. Dezember auf, als die IT-Systeme pro Sekunde 731 Transaktionen erledigten.
Journalyse-Quelle: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23.1.2009: "Plastikgeld ist auf dem Vormarsch"

Finanzkrise: Muss IT herhalten für Zahlungsprobleme?

Im Kommentar auf ihrer Finanzseite erzählt die FAZ von einem Fall, bei dem ein Schuldner seine Abzahlung Ende 2008 rechtzeitig und vollständig leistete, das Geld aber bis tief in den Januar hinein nicht beim Gläubiger gutgeschrieben wurde. Die Bank schob IT-Schrierigkeiten bei der Abwicklung der neuen Abgeltungssteuer vor. Schreibt die FAZ: "Hoffentlich spricht sich das nicht unter Banken herum. Sonst könnten sich IT-Schwierigkeiten als stabilisierendes Instrument der Liquiditätssteuerung etablieren." Hoffentlich bewirkt nicht dies genau dieser Kommentar - oder dieser Erwähnung in der Journalyse. Wahrscheinlich war aber dies tatsächlich ein echter Ausrutscher, der aber auch zeigt, wie groß das Misstrauen inzwischen bei den Kunden ist.
Journalyse-Quelle: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.12.2009: "Der Pegel steigt" (Kommentar: Stephan Ruhkamp)

Mittwoch, 21. Januar 2009

IBM: Erstmals über 100 Milliarden Dollar Umsatz

Es war 1981, als der damalige IBM-Chef John Roberts Opel versprach, IBM werde jedes Jahr um 20 Prozent wachsen. Das hieß: Ende der achtziger Jahre würde Big Blue dann die Umsatz-Grenze von 100 Milliarden Dollar überschreiten. Fast drei Jahrzehnte musste das einst mit weitem Abstand größte Computerunternehmen der Welt warten, bis es jetzt - im Geschäftsjahr 2008 - zumindest nominal diese Hürde nahm. Der Umsatz stieg um etwa fünf Prozent auf 103,6 Milliarden Dollar. Übrigens: Kalkuliert man die Geldentwertung ein und nimmt als Richtschnur den 100-Milliarden-Dollar-Wert von 1989, dann ist IBM real immer noch weit entfernt von dieser magischen Grenze. Und seit Beginn dieses Jahrhunderts ist nicht mehr IBM der größte Computerhersteller der Welt, sondern Hewlett-Packard.
Während das Hardware-Geschäft weiter schrumpfte, kann IBM auch in 2009 auf die Säulen Software und Dienstleistungen setzen. Vor mehr als zwanzig Jahren - und nicht erst sei Lou Gerstner und dessen Nachfolger Samuel Palmisano - wurde die IBM-Strategie vom Hardwaregeschäft auf Software & Services verschoben. An diesem Versuch, die Geschäftsbasis der IBM zu erneuern, scheiterte der damalige Chef der IBM, John Akers, auch wenn sich heute erweist, dass er Recht hatte. Diese Transformation - und die Dauer, bis sie tatsächlich vollendet ist - zeigt, dass die Redefinition einer Company nicht etwas ist, das sich in Fünf-Jahres-Verträgen und -Plänen regeln lässt.
Journalyse-Quelle (Nachtrag): Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.1.2009: "IBM macht 4,4 Milliarden Dollar Gewinn", Blueland, Raimund Vollmer, 1997

Dienstag, 20. Januar 2009

Habemus Obamam

EU: Antitrustverfahren gegen IBM

Es war am letzten Tag der Johnson-Regierung, als 1969 in den USA ein Antitrust-Verfahren gegen IBM eingeleitet wurde. (Siehe auch Weblog "Das blaue Wunder") Jetzt ist es der Tag der Inauguration von Barack Obama, der erneut zu einem Kartellverfahren gegen IBM führen kann. Aber nicht von der US-Regierung, sondern von der Europäischen Kommission. Es geht um die Monopolisierung des Mainframe-Geschäftes.
Journalyse-Quelle: Financial Times, 20.1.2009, Niki Tait, Richard Waters: "IBM faces fresh antitrust probe"

Computercrime: Die Gefahr kommt von innen

Der Sicherheitsspezialist CyberArk befragte 600 IT-Experten in London, New York und Amsterdam, und 88 Prozent antworteten, dass sie im Falle einer Entlassung Informationen, die sie in ihrem bisherigen Job gewonnen hätten, bei ihrem nächsten Arbeitgeber nutzen würden. Und damit waren nicht unbedingt nur Daten gemeint, die sozusagen ein offenes Gut im Unternehmen waren. Denn - so ergaben weitere Recherchen - die Bereitschaft, vertrauliche Daten oder Passwörter mißbräuchlich zu nutzen, steigt, je mehr der jeweilige Rausschmiss als ungerechtfertigt empfunden wurde. Auch Fehlverhalten von Vorgesetzten kann Rachegefühle wecken.
Journalyse-Quelle: Financial Times, 19.1.2009, Guy Clapperton: "Pull the plug on a specialist and run the risk of IT theft"

EU-Klage: Browserkrieg gegen Microsoft noch nicht zu Ende

Nachdem die EU - laut Aussage des Wall Street Journals - mehr als zwei Milliarden Dollar an Strafgeldern aus Microsoft herausgeholt hat, hat sie nun neue Vorwürfe gegen den Softwareriesen aufgebracht. Erneut geht es darum, dass Microsoft den Browser Internet Explorer zu sehr mit dem Betriebssystem Windows verknüpft, so dass Mitbewerber ihre Browser nicht dagegen positionieren können. 2004 gingen ähnliche Vorwürfe an den Media Player, die schließlich zu immensen Strafzahlungen führten.
Journalyse-Quelle: Wall Street Journal, 19.1.2009, Charles Forelle, Nick Wingfield: "EU alleges Microsoft unfairly ties browser to Windows"

Montag, 19. Januar 2009

IT-Ausgaben weltweit: Leichter Abschwung vor dem Aufschwung

Plötzlich heißt es in der Gerüchteküche, dass sowohl IBM als auch Microsoft jeweils 16.000 Mitarbeiter entlassen würden, schreibt das bitische Wirtschaftsmagazin "The Economist". Die Marktforschung Forrester Research behauptet, dass die IT-Branche in diesem Jahr - in Dollar gerechnet - um drei Prozent schrumpft. Doch umgerechnet in lokalen Währungen stünde dahinter ein Wachstum von drei Prozent, meint Forrrester Research. Und die Gartner-Group schaut lächelnd auf die IT-Szene. Eigentlich stünde die Branche vor einem neuen Wachstumszyklus. Und der wird auch kommen. 2009 gilt es zu übverstehen. Punkt.


Journalyse-Quelle; 17.1.2009: "Here we go again"

Sonntag, 18. Januar 2009

Schlagzeile heute: "Hilfe! Das Kapital verschwindet"

So lautet der Aufmacher im Wirtschaftsteil der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, Und auf Seite 1 berichtet das Blatt: "Nach inoffiziellen Berichten besitzen die Finanzinstute 'faule' Wertpapiere im Wert von 300 Milliarden Euro. Erst ein Viertel davon sei abgeschrieben, so dass weiterhin ein erheblicher Wertberichtigungsbedarf da ist, der zu weiteren hohen Verlusten der Banken führen dürfte." Schon ist die Rede von einer Bad Bank, die alle faulen Wertpapiere einsammeln soll. Doch das Konzept ist höchst umstritten.