Freitag, 7. Februar 2014

Verabschiedet sich IBM weiter von der Hardware?

Ja, spekuliert jedenfalls die Financial Times und greift Gerüchte auf, nach denen IBM den Verkauf seiner Halbleiterproduktion auslotet. Demnach wurde bereits Goldman Sachs mit der Suche nach potentiellen Käufern beauftragt. Ein Verkauf der Halbleiterproduktion solle Ertragskraft weiter steigern und die Abhängigkeit vom Hardware-Verkauf verringern, schreibt man zur Motivlage. Das Know-how beim Chipentwurf wolle IBM aber wohl behalten. Fragt sich nur, was das ohne Praxisbezug zur Fertigung langfristig wert bleibt.

Donnerstag, 6. Februar 2014

Absturz der Twitter Aktie um 22 Prozent...

... nachdem das Unternehmen immer noch nicht profitabel ist - trotz verdoppelter Umsätze im vierten Quartal. Acht Milliarden Dollar Börsenwert verschwanden, meldet das Wall Street Joiurnal. In den drei Monaten des letzten Quartals kamen nur neun Millionen User zu Twitter dazu. Das war ein Anstieg um 3,8 Prozent, zuvor waren es noch 6,4 Prozent gewesen. 241 Millionen aktive User zählt Twitter, das immer noch 36,6 Milliarden Dollar wert ist.

Flash-Crash am deutschen Aktienmarkt...

...meldet das Wall Street Journal: "Von etwa 9.200 Punkten fiel der Dax-Future innerhalb von Sekunden bis auf 9.010 Punkte zurück, den niedrigsten Stand seit dem 23. Oktober." Der DAX selbst bekam von dem Abschwung so gut wie gar nichts mit. Nachdem die Stop-Bremse am Dax-Future für zwei Minuten eingeschaltet worden war, erholte sich der Future wieder. Auch wenn die Ursache momentan nicht bekannt sei, so stand im Hintergrund die Entscheidung der Europäischen Zentralbank, die Zinsen so zu belassen, wie sie sind. Einige Händler hatten derweil den Eindruck vermittelt, dass die Zentralbank die Zinsen weiter senken würden. Das hätte den Aktien wohl Auftrieb gegeben. Dieser Aufschwung blieb nun aus.

Unzeitgemäße Betrachtungen über die sozialen Buchhalter im Internet

Von Raimund Vollmer
Heute meldet sich Martin Schulz, der Präsident des Europa-Parlamentes, in der FAZ zu Wort. Sein Thema ist die zu Big Data vernetzte Welt, wie sie Geheimdienste und Internetkonzerne errichten, um den "determinierten Menschen" zu schaffen. Er schreibt: "Wenn wir Menschen durch diese Vernetzung nur noch die Summe unserer Gewohnheiten sind, in unseren Gewohnheiten und Vorlieben komplett abgebildet und ausgerechnet, dann ist der gläserne Konsumbürger der neue Archetyp des Menschen." Und am Schluss meint er noch hinzufügen zu müssen: "Es geht um nichts weniger als um die Verteidigung unserer Grundwerte im 21. Jahrhundert. Es geht darum, die Verdinglichung des Menschen nicht zuzulassen."
Wunderbar. Und so elegant formuliert. Das tröstet unser von Geheimdiensten und Internetkonzernen durchleuchtetes Herz. Gut gebrüllt, möchte man da dem Sozial-Salonlöwen Schulz entgegenrufen.
Die Frage ist nur: Was haben die Parlamente getan, um unsere "Grundwerte" zu verteidigen? Intuitiv möchte man antworten: Nicht viel.
Blenden wir vierzig Jahre zurück. 1975 erschien das von Helmut Krauch herausgegebene Buch mit dem schönen Titel "Erfassungsschutz". Es ging dabei um den "Bürger in der Datenbank". In diesem Sammelwerk bringt der Soziologe Paul J. Müller den Begriff "soziale Buchführung" auf. Das sei etwas, was bürokratische Organisationen schon immer getan hätten, aber die Daten waren auf viele, viele Stellen verteilt war, isoliert voneinander, nicht miteinander verknüpft. Doch nun würde sich dies verändern. Müller schreibt: "Die öffentliche Verwaltung, die dem Bürger bislang als eine Vielfalt von Stellen, die für Unterschiedliches zuständig sind, erscheint, verändert sich zu einer 'kommunikativen Einheit'." Dies würde auf Dauer zu einer "Asymmetrie der Beziehungen zum Bürger" führen. Wir müssen mitmachen, um dem Staat die Effizienzgewinne zu gewähren, oder uns mit einer Verschlechterung der Beziehungen zu den Behörden abfinden. Kurzum: Wir sind letztlich dazu genötigt, der Zusammenführung der über uns und durch uns gesammelten Daten zuzustimmen. Wir lassen uns verdinglichen.
Mit im Geschäft waren damals bereits Versicherungen und Banken, heute kommen Facebook und Google dazu, ganz zu schweigen von den Geheimdiensten. Das Thema "Datenschutz", das Schulz im Jahr der Europawahl 2014 auf die Seite 1 des FAZ-Feuilletons fette, sogar farbige Letter beschert, ist seit mindestens vierzig Jahren bekannt - und hat bis heute nicht die "Asymmetrie der Beziehungen" zwischen Institutionen und Individuen gelindert. Zu der sozialen Buchführung des Staates kamen die sozialen Medien der Wirtschaft.
Aber das Thema "Verteidigung unserer Grundwerte" bleibt. Und längst müssen wir gegenwärtigen, dass die Parlamente selbst der "Asymmetrie der Beziehungen" unterlegen sind. Jedes Gesetz, das sie verabschieden, entsteht nicht aus eigenem Wissen, sondern auf dem der Bürokratie. Das einzige Gegengewicht dazu scheinen die Lobbys der Privatwirtschaft zu sein, die sich indes mehr der Exekutive widmet als den Angehörigen der Parlamente. "Es ist leicht vorstellbar, dass es Merkmalskombinationen gibt, die nach zwei bis drei Filterschritten aus einer Datei von 50.000 Sätzen ein einzelnes Individuum identifizierbar machen", schrieb 1975 der Wissenschaftler Mark O. Karhausen in seinem Beitrag zum oben genannten Buch.
Big Data war also damals schon gar kein Problem mehr. Natürlich hat sich in den letzten 40 Jahren viel geändert. Aus 50.000 Datensätzen wurden 500.000 und mehr (wer zählt das noch!), vor allem aber agieren diese Daten selbst, sie stellen automatisch die Werbung in unseren Facebook-Kontext, von der sie, die Daten, meinen, dass sie zu unserem Profil passt. (Ehrlich gesagt, wenn ich schon einmal einen Blick auf das meine Aktionen umgebende Werbeangebot werfe, bin ich immer wieder erstaunt, wie primitiv meine Bedürfnisse offensichtlich sind.) Originell ist das wirklich nicht.
Irgendwie scheint die "Asymmetrie der Beziehungen" genau umgekehrt zu laufen: Umworben wird der Werbende. Nach seinem Profil wird geworben, nicht nach unserem. Je größer das Budget und dessen Potential, desto ungezielter lässt sich das Internet-Volk in seine Richtung treiben. Wir sind nicht die Umworbenen, sondern die Firmen, die werben. Schlimmer noch: Letztlich sind wir, die User, unkontrollierbar. Das aber zuzugeben, kann kein Facebook, kein Google, keine Apple, kein Twitter. Stattdessen ermuntern sie die werbende Wirtschaft, immer mehr in die "social media" zu investieren. Mitarbeiter müssen Facebook bedienen und die Meinungsbildung in den sozialen Medien überwachen. Automaten werden eingesetzt, die bei der Kontrolle helfen. Es wird ein Riesenbrimborium der Technologien und Methoden betrieben und publizistisch ausgeschlachtet.
Ein eigener Jargon stülpt sich wie Zuckerguss über die Branche der "sozialen Buchhalter", die sich selbst für Avantgarde halten, sich elitär gebärden - und doch nichts anderes sind als... Buchhalter. Und Leute wie Martin Schulz fördern mit ihren Kommentaren das Geschäft, das sie eigentlich selbst in die Hand nehmen müssten, indem sie, die Politiker, sich selbst einmal hinterfragen, ob sie eigentlich ihrer ureigenen Aufgabe als Gesetzgeber wirklich nachkommen. Stattdessen lenken sie von dem eigentlichen Thema ab.
Und das kann man durchaus auch in einem größeren Zusammenhang sehen. Die FAZ berichtet heute im Wirtschaftsteil, dass die USA in Sachen IT uns Europäer eindeutig abgehängt hätten. Das ist schon eine ganze Weile spürbar. So war es auch in den siebziger Jahren, als das Thema Datenschutz hochkochte. Da drängt sich der Verdacht auf, dass wir, die wir mit der Zukunft nicht mitkommen, nun dazu übergehen, das massiv zu kritisieren, was uns davoneilt. Der Datenschutz ist dabei ein wunderbares Thema. Man fühlt sich stark, weil der Bürger so schwach ist und fremden Kräften ausgeliefert ist, die - wie es Schulz nennt - nur eins wollen: den "determinierten Menschen".

Mittwoch, 5. Februar 2014

EU versus Google: Kompromiss im Antitrust-Streit

Es hatte nicht mehr viel gefehlt, und das Suchmedienimperium hätte eine Strafe in Höhe von zehn Prozent seines Umsatzes gegenwärtigen müssen. Doch auf den letzten Drücker ist es Gigant Google gelungen, sich mit der Europäischen Kommission zu einigen. Künftig räumt sie die Hälfte des Platzes, den sie bislang für mehr oder minder gesponserte Suchergebnisse allein beanspruchte, auch für die Ergebnisse ihrer rivalisierenden Suchmaschinen ein. Allerdings müssen diese für die herausragende Positionierungen bezahlen. Zudem erscheinen sie nur in schattierter Form. Deshalb sind die Mitbewerber auch nicht sonderlich zufrieden mit diesem Kompromiss. Doch die EU machte deutlich, dass es ihr nur darum ging, die Monopolstellung von Google unter Kontrolle zu bekommen, nicht den Wettbewerb zu bevorteilen.
Journalyse-Quelle: Wall Street Journal
Kommentar. Als Google-Kunde ist mir dieser Kompromiss schnurzclickegal. Ich steuere ohnehin nie gesponserte Links an. Mein Blick geht immer auf den unteren Teil der Liste. RV

Dienstag, 4. Februar 2014

Was lange gärt...

Nach einem halben Jahr Entscheidungsfindung ist endgültig klar, was schon die Spatzen von den Dächern pfiffen: Der bisher für das Cloud-Geschäft zuständige Satya Nadella tritt als neuer Microsoft-Chef in die Fußstapfen von Gates und Ballmer. Ob die langwierige Auswahl unter den Kandidaten ein gutes Zeichen ist, wird sich weisen. Jedenfalls hat man dabei auch Sorgfalt walten lassen, um einen möglichst gut passenden Kandidaten zu finden. Immerhin ist Nadella erst der dritte Chef in Microsofts 38-jähriger Firmengeschichte.
PS: Vielleicht mangelt es bei Microsoft doch noch an "Business Intelligence" zur "Entscheidungsunterstützung" ???? :-)

Rück-Click 1995: Als das Smartphone noch Internetapparat hieß...

»So ein Internet-Apparat wäre in der Lage, Texte, Töne, Bilder, Filme und Computerprogramme zu senden und zu empfangen. Zudem könnte man damit elektronische Post abwickeln, eine Videokonferenz abhalten oder eine Radiosendung hören. Oder eben ein Telephongespräch führen. So viel wäre heute schon möglich, morgen wird es mehr sein, und das Telephon in seiner jetzigen Form wäre nicht länger notwendig. Der Internetapparat könnte seine Funktion übernehmen.«
Die Zeit, 17. November 1995, Michael Esser: "Internet am Apparat"

Journalyse-Quelle: Vollmer-Archiv

Frage an Google & Facebook: Gibt es Intelligenz auf der Erde?

Das Wall Street Journal berichtet heute von millionenschweren Investitionen, die Facebook und Google im Bereich der künstlichen Intelligenz tätigen. Während die Mustererkennung und deren Umsetzung in bildhafte Darstellungen diesem Bericht zufolge noch in den Kinderschuhen stecken und überhaupt erst in Jahren mit echten Durchbrüchen zu rechnen sind, investieren die Giganten des WWW unverdrossen in diese Software-Felder. Die Unternehmen, die sie dabei unterstützen, unterhalten Labors an Orten, die der Öffentlichkeit nicht bekannt werden sollen, weil man diese Labors vor Hacker schützen will. Wie immer man dazu steht, dass zutiefst "kapitalistische" Unternehmen weiter als die nächsten vier Quartale denken und Geld für die Zukunft lockermachen, ist dabei angenehmere Teil der Überlegung...

Heute wird Facebook 10 Jahre alt

Montag, 3. Februar 2014

Nullrunde für IBMs Topmanager(innen) und ein großes Fragezeichen...

Der Verwaltungsrat hat das Angebot von Ginni Rometty und ihren Kollegen im Executive-Stab der IBM akzeptiert: Sie verzichten für 2013 auf jeglichen Bonus und müssen sich mit ihrem Grundgehalt begnügen. Vor allem wird nun ein Vorwurf laut, den das Wall Street Journal so formulierte: "Viele an der Wall Street fangen nun an, IBM als eine Firma zu betrachten, die mehr an ihrem Aktienkurs interessiert ist als an einem Langfristpfad."
Kommentar. Wohl sehr wahr. Wir haben dieses Financial Engineering, mit dem IBM vor zwanzig Jahren unter Lou Gerstner begann, schon lange massiv kritisiert. Wie sie jetzt diesen Kurs ändern will, dies zu erfahren, darauf sind wir sehr gespannt. Ein bißchen Cloud, ein wenig Watson, ein paar neue Data Center werden da nicht genügen. Vielleicht sollte sie zuerst einmal, statt immer wieder Patenten anzumelden, deren Potential bewerten und all das aussortieren, was sie ohnehin nicht verwenden will oder kann. Die Trolls freuen sich über den Erwerb. Das bringt dann Geld in die Kassen der IBM. Wenn sie dann dieses Geld in echte Innovationen investiert, dann könnte daraus eine Langfriststrategie entstehen, die ihr wieder die Bewunderung entgegenbringt wie vor bald 50 Jahren, als IBM den Mainframe in die Welt setzte. Raimund Vollmer

Der Thronfolger: Satya Nadella...

...macht wohl das Rennen um den Posten des CEO bei Microsoft. Seit 22 Jahren ist Satya Nadella dabei. Mit ihm geht der Verwaltungsrat des Softwarekonzerns nach Meinung der Wall Street auf Nummer Sicher. Das bedeutet auch, dass Microsoft sich nicht - wie Apple - mehr und mehr auf den Privatkonsumenten konzentriert, sondern vor allem in der Firmenwelt ihre Umsätze und Gewinne generieren will. Zudem werde MS sich auch nicht in ein Pionierunternehmen wandeln, sondern ein "Fallower" bleiben - eine Strategie, mit der sie zum Beispiel vor zwanzig Jahren Netscape vom Markt fegte.