Freitag, 4. Mai 2012

Software-Szene: Die Langweiler aus Deutschland...

... so möchte man am liebsten nach der Morgenlektüre des Wirtschaftsteils der FAZ titeln. Um seiner Story irgendwie doch noch Pfeffer zu geben, nutzt der Autor Stephan Finsterbusch in der Überschrift den Uralt-Slogan einer Firma, die als Stanford University Network unbekannt, aber als SUN in den achtziger Jahren weltberühmt wurde: "Das Netzwerk ist der Computer". Und so frisch wie dieser abgenutzte Slogan, so fröhlich und frei wirkten dann auch die Zitate und Prognosen der Manager, die hier auf der halben Zeitungsseite zu Wort kommen durften. Volkmar Demmer, immerhin als Forschungschef der Robert Bosch GmbH präsentiert, berichtet davon, wie sehr die Software inzwischen die Produktwelt des größten Automobilzulieferers durchdringt. "Um so etwas zu beherrschen, muss man nicht nur von IT erwas verstehen, sondern auch davon, wie die vernetzten Dinge funktionieren." Welch eine tiefgreifende Erkenntnis! Das ist doch eine Selbstverständlichkeit - jedenfalls sollte es heute so sein. Als vor dreißig, vierzig Jahren Firmen wie Kienzle ihre Fahrtenschreiber von Mechanik auf Elektronik und damit auf Software umstellen mussten, da ist das Unternehmen fast daran zerbrochen. Das war ein unglaublich schmerzhafter Prozess. Firmen wie Olivetti traf es nicht minder hart, als die Schreibmaschine ihre Mechanik in Elektonik übersetzen musste. Und jetzt wird überall, wie auch in diesem Artikel, von der "vierten industriellen Revolution" gesprochen. Das britische Edelwirtschaftsmagazin widmete dem Thema kürzlich sogar ein ganzes Dossier.
Wurde da vor allem über das Ende der Massenproduktion philosophiert, ein Thema, das auch schon dreißig Jahre auf dem Buckel hat, spricht die FAZ von "eingebetteten Systemen" und vom "Internet der Dinge", als seien das die aktuellsten Buzzwords. Aus der Mitte der achtziger Jahre, als in der Branche eine heiße Diskussion über die Zukunft der RISC-Prozessoren tobte, war das Thema noch eine besondere Positionierung wert. Heute müsste es eine banale Selbstverständlichkeit sein. Aber wenn sich das nun alles im Netz miteinander verknüpft, dann ist dies der "nächste große Schritt", wird SAP-CoBoss Hageman Snabe zitiert. Die Elektronisierung des Hauses, eine Herausforderung, an der RWE und Microsoft seit Jahren arbeiten, wie der Autor zu berichten weiß, ist eine uralte Story, die uns auch schon seit mindestens dreißig Jahren faszinieren soll (und vielleicht auch einmal hat. Erinnerungen an "Fred das Haus" werden wach.) So langweilt man sich weiter durch die Story und hat Mitleid mit dem Schreiber, der das alles recherchiert und aufgezeichnet hat. Eine Wanderung durchs Archiv wäre da spannender gewesen.

Donnerstag, 3. Mai 2012

Facebook: Wird IPO doch noch verschoben?

Gerüchte besagen, dass der Börsengang von Facebook zwar ursprünglich für den 18. Mai heplant gewesen sei, doch die Unternehmenskäufe in den letzten Wochen müssten erst noch verdaut werden, so dass erst im Juni mit dem Börsengang zu rechnen sei.

Mittwoch, 2. Mai 2012

Deutscher Richter untersagt (theoretisch) Vertrieb von Windows 7...

... Xbox 360, Internet Explorer und Windows Media Player. Jedendalls wäre dies so, wenn Motorola die einstweilige Verfügung durchsetzt, die ihr das Landgericht Mannheim erteilt hat. Es geht dabei um den Video-Standard H.264, auf den Motorola zwei Patente besitzt. Doch es ist unwahrscheinlich, dass Motorola die Verfügung tatsächlich anwenden lässt. Denn Microsoft müsste nur Berufung gegen das Urteil einlegen. Bekäme Microsoft dann Recht und Motorola hätte zuvor ihre Verfügung durchgesetzt, dann wäre Motorola haftbar für die Umsatzausfälle. Bereits in dem Augenblick, in dem Motorola dieser Berufung ausgesetzt wäre, müsste die Gesellschaft Hunderte von Millionen Dollar an Sicherungsleistung hinterlegen.
Journalyse-Quelle: Foss Patents, 2.5.2012

Google schlägt Microsoft: 90.000 Mitarbeiter des Innenministeriums bekommen Google Apps...

... for Government statt Office 365, berichtet Computerwold - und damit ist auch klar, welches Innenministerium gemeint ist - das der USA. Damit steht der Nachfolger für das derzeitige Email-System des Ministeriums fest. Es geht um einen auf sieben Jahre laufenden 35-Millionen-Dollar-Auftrag. Besonders pokant: Google hatte die US-Regierung 2010 verklagt, weil die Ausschreibung vom Tenor und Inhalt her auf Microsoft zugeschnitten war. Im September 2011 ließ Google dann die Klage fallen. Jetzt bekam das Unternehmen den Vertrag.
Journalyse-Quelle: Computerworld, 2.5.2012: After legal tussle, Google beats Microsoft for large US contract

IBM-Jobs: Geht's nun wieder los?

In einem Punkt ist IBM immer noch führend: Kein anderer IT-Hersteller gibt so vielen Mitarbeitern Lohn und Brot. 433.000 sind es weltweit, ein Jahr zuvor waren es 426.000 gewesen. Doch in den USA sind in den letzten fünf Jahren mehr als 30.000 Arbeitsplätze verschwunden. Hier arbeiten nur noch 95.000 IBMer, meint die Arbeitnehmervertretung Alliance@IBM/CW. Nachdem man im Februar weitere 1.900 Jobs in den USA abgebaut hat, geht IBM nun einen Schritt weiter und stürzt sich auf Early Retirement Programme. Leute, die demnächst in den Ruhestand gehen, bietet IBM in den USA einen sicheren Arbeitsplatz bis Ende 2013 an, darf aber nur noch 60 Prozent seiner Zeit für IBM arbeiten, bekommt dafür indes 70 Prozent seines bisherigen Gehaltes - und die Sozialbeiträge werden in vollem Umfang gezahlt.
Kommentar: Dies klingt nicht schlecht, aber wer die Geschichte der IBM-Krise in den frühen neunziger Jahren kennt, weiß, dass solch einem guten Angebot, nur noch schlechtere folgen werden. Wer also nicht zugreift, wird bestraft. Am Ende bleibt nur die Rosskur. Mal sehen, in welchem Teil der Erde die nächsten Early-Retirements-Offerten auftauchen.
Journalyse-Quelle: Computerworld, 1.5.2012: New IBM retirement program guarantees job through 2013

T-Mobile USA: Marketing-Chef geht und kommt...

... als Berater wieder zurück. Cole Brodman, der 17 Jahre lang in den USA das Mobilgeschäft der Deutschen Telekom antrieb, möchte eine Pause nehmen, die er als Berater für seinen bisherigen Arbeitgeber nutzt, um dann eine neue Herausforderung zu finden. Im zweiten Halbjahr werde T-Mobile zu neuer Aggressivität auflaufen, meint er gegenüber dem Wall Street Journal. Man werde wunderbare Smartphones im Portfolio haben, aber keines von Apple. Die Zusammenarbeit mit den Kalifornieren mache finanziell keinen Sinn. Und überhaupt und so...
Kommentar. Die Deutsche Telekom - so hört man aus dem Artikel heraus - ist auf der Suche nach einer Strategie. Derweil mehren sich in Deutschland die Gerüchte, die auf den Abschied eines wichtigen Vorstandsmitglieds hinweisen. Ob's was hilft?
Journalye-Quelle: Wall Street Journal, 1.5.2012: T-Mobile's Marketing Chief to Step Down

Gefacebooked: 18. Mai ist IPO-Tag

Nur noch 14 Tage trennen Facebook von der 100-Milliarden-Dollar-Frage: Ist das sich selbst als Social Network bezeichnende Unternehmen an der Börse wirklich so viel wert? Wir werden sehen - und staunen. Derweil berichtet das Wall Street Journal über Zweifel der Werbewirtschaft an der Wirkung ihrer Facebook-Anzeigen. Drei Milliarden Dollar nimmt die Company des Mark Zuckerberg momentan an Werbegeldern ein. Das wäre - im Verhältnis zum gewünschten Börsenwert - ein Umsatz-/Kapitalisierungsverhältnis von 1:33, Google kommt da mit einer Quote von 1:5 aus. Um diese Börsenbewertung zu rechtfertigen, müsse Facebook in den kommenden fünf Jahren ein Wachstum von 45 Prozent hinlegen. Zuletzt legte Facebook hier im Vorjahresvergleich eine Steigerung von 37 Prozent hin. Google schafft momentan nur 21 Prozent, macht aber auch bereits 36,5 Milliarden Dollar Werbeumsatz. Die Botschaft dahinter: Mit der Größe schwindet die Wachstumsrate - es sei denn, man heißt Apple. Da steigt sie sogar...
Journalyse-Quelle: Wall Street Journal, 1.5.2012: The Big Doubt Over Facebook

Dienstag, 1. Mai 2012

IT-Branche: Zuerst die Mitarbeiter, dann der Kunde?

Lesetipp: Wie der Inder Vineet Nayar, Chef des Outsourcers HCL, die Welt sieht, könnte, sollte, müsste Sie als Leser unserer Journalyse interessieren. Schauen Sie doch einmal HIER rein! Es lohnt sich.

Montag, 30. April 2012

Amazon: Die Firma, die in ihre Kunden investiert,...

... wird endlich auch dafür belohnt und nicht bestraft. Obwohl der Gewinn des größten Internet-Händlers der Welt im ersten Quartal gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres um 35 Prozent auf 130 Millionen Dollar sank, ging die Aktie letzten Freitagnachmittag um 16 Prozent in die Höhe. Was die Investoren nämlich erfreute, war der Umsatzanstieg um 34 Prozent auf 13,2 Milliarden Dollar. Der Bau von neuen Auslieferungs- und Verteillagern, die Entwicklung neuer Technologien und das Aufstocken der digitalen Bibliothek ließen derweil die Investitionskosten weiter ansteigen. Aber das Investment scheint sich zu lohnen. Denn die Bruttogewinnmargen verbesserten sich von 22,8 auf 24 Prozent.
Journalyse-Quelle: Wall Street Journal, 27.4.2012: Amazon Investors Cheer Growth

Zitat des Tages: Vertrauen & Management

»Das Vertrauen in die Qualität von Unternehmensführern ist auf einem Tiefpunkt angekommen. Inzwischen vertraut die Öffentlichkeit der Meinung eines Mitarbeiters mehr als der eines Chefs, was Umfragen belegen. Dafür verdienen die Vorstandsvorsitzenden immer besser.«
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30. April 2012: "Gehaltsvorbilder gesucht"

Sonntag, 29. April 2012

Martina Koederitz: Ein Jahr im Amt...

... ist Deutschlands IBM-Chefin am 4. Mai. Und außer dem Gerücht über die Entlassung von 8.000 Mitarbeitern in die Selbständigkeit ist sie in dieser Zeit nicht weiter aufgefallen. Natürlich will sie sich für das Thema "Frauen in Führungspositionen" auch bestimmt weiterhin stark machen. Naja, eigentlich ist es auch egal, wer aus dem obersten IBM-Management uns langweilt, ob Mann oder Frau, oder?

Kommentar: Deutsche Telekom und die Unfähigkeit zu investieren

Wie erbärmlich muss es um das Management eines Unternehmens bestellt sein, wenn es bereits von den Investoren ermahnt wird, statt Dividende auszuzahlen ins Geschäft zu investieren? So geschehen jetzt bei der Deutschen Telekom, der das Wall Street Journal am Wochenende eine größere Story widmete. 70 Cents je Aktie hat sie den Aktionären für das Geschäftsjahr 2011 vorgeschlagen, soviel wie im Jahr zuvor - und beide Male über dem Nettogewinn der Gesellschaft. Sie zahlt die Prämie aus dem Cash-flow, wovon besonders der Bund profitiert. Denn der hält 32 Prozent der Anteile. Aber den Fondsmanagern, die offensichtlich weiter denken als der Vorstand, über dessen Qualität man ohnehin seine Zweifel haben kann, gefällt das überhaupt nicht. Nachdem die Firma mit ihrem Versuch durch Verkauf der Mobile-Tochter an AT&T und damit mit ihrer Strategie des Desinvestments gescheitert ist, werden Typen gefragt, die unternehmerisch denken. Der Vorstand mag zwar darüber lamentieren, dass die Regulierungspolitik die Telekom in ihrer Bewegungsfreiheit massiv einengt, aber jemandem, der mit der Privatisierung das größte Geschenk erhalten hat, das je ein Unternehmen vomn Staat bekommen hat, wird daran gemessen, was er mit und aus diesem Volksvermögen gemacht hat. Denn eigentlich gehört die alleinige Verfügungsgewalt über die sogenannte Last Mile nicht der Telekom, sondern jedem Bürger selbst. Was soll man indes anderes von diesem Betrieb erwarten? Die Telekom war als Deutsche Bundespost jahrzehntelang von vorne bis hinten ein Staatsbetrieb, der monopolistisch agieren durfte. Die Einheitlichkeit der Endgeräte, also der Endpunkt der Last Mile, war ihr so heilig, dass sie den technischen Fortschritt immer wieder behinderte. Natürlich geschah dies in Abstimmung mit den sogenannten Amtsbaufirmen, die erst mit der beginnenden Globalisierung des Geschäfts aus ihrer wohlerdienten Trägheit erwachten. Andererseits gibt es sogar Stimmen, die besagen, dass die Telekom als Staatsbetrieb innovativer und investiver gewesen war als heute. Aber das ist bestimmt etwas übertrieben...