Freitag, 27. Januar 2012

MegaUpload: User wollen US-Regierung verklagen...

... weil diese mit der Komplettsperrung der wegen Piraterieverdachts geschlossenen Website auch den Kunden den Zugang zu ihren dort völlig legal gespeicherten Daten blockiert hat. Dies wird offenbar von der Regierung als Collateral-Schaden angesehen, für den sie nicht verantwortlich sei. Denn die Megaupload-Bedingungen sähen vor, dass man auf eigene Gefahr dort seine Daten abspeichern würde.
Kommentar: Alle Cloud-Adepten sollten da hellhörig werden...
Journalyse-Quelle: Computerworld, 26.1.2012: MegaUpload Users Look Into Suing U.S. Over Lost Files

Microsofts Monopol in der Geschäftswelt ist gebrochen...

... meint Forrester Research in einer Marktuntersuchung, bei der 13.000 Mitarbeiter in 17 Ländern befragt wurden, welche IT-Geräte sie einsetzen. Demnach haben 21 Prozent ein Apple-Gerät, das sie bei der Arbeit einsetzen. Die Frage zielte dabei ganz entschieden auf den Einsatz bei der Arbeit, nicht etwa nur im Büro. Demnach nutzen die Mitarbeiter daheim sehr wohl Apple-Geräte, die sie sehr oft von eigenem Geld gekauft haben. Während 15 von den insgesamt 21 Prozent Apple-Usern nur ein Gerät des kalifornischen Giganten einsetzen, haben sechs Prozent neben dem iPhone auch einen Mac oder einen iPad im Einsatz.
Journalyse-Quelle: Computerworld, 26.1.2012: Apple breaks Microsoft's 'lock' on enterprise workers, argues analyst

Donnerstag, 26. Januar 2012

SAP: HANA - Die Wette gilt

Kommentar. Es ist nun bald sechzig Jahre her, dass der Harvard Business Review den großen Traum aller Topmanager propagierte: ein Computer, der alles kann und alles weiß, der auf jede Frage in Sekundenschnelle eine Antwort weiß und endlich die gesamte Bürokratie überflüssig machen würde. Wir alle wissen (und wir haben diese Story hier ja schon mehrfach angedeutet), dass alles anders kam und der Computer nicht der größte Feind, sondern der größte Freund der Bürokratie wurde. (The Economist)
Ausgerechnet der Mitgründer eines Unternehmens, das wie kaum ein anderes in den letzten 40 Jahren von der computerunterstützten Bürokratie profitiert hat, scheint sich nun an den alten, eigentlich schon längst vergessenen Top-Management-Traum zu erinnern: Hasso Plattner, Aufsichtsratsschef der SAP, will mit einer von seinen Jung-Ingenieuren in Potsdam entwickelten In-Memory-Technologie aus Speicherchips die behäbigen Speichermonster aus Round & Brown, aus rotierenden Plattensystemen, ersetzen und den Unternehmen damit völlig neue Möglichkeiten der Datenanalyse und der Entscheidungsfindung eröffnen. Das Konzept, das er nun der gesamten SAP-Produktwelt aufstülpen will, heißt HANA (Hasso Plattner's New Architecture). Dem Wall Street Journal war dies heute eine Home-Story wert, in der Hasso der Protagonist ist und Oracles Larry den Antagonisten spielt.
Wenn diese Umsetzung von In-Storage zu In-Memory nicht gelingt, dann wäre SAP anschließend hoffnungslos dem Treiben der Konkurrenz ausgeliefert, suggeriert die Story. Wenn SAP aber damit reussiert, dann ist mehr drin als nur die 20 Milliarden Euro Umsatz, die sich die Walldörfer für 2015 vorgenommen haben. Dann wäre es ein Frontalangriff auf Oracles Kerngeschäft, die relationalen Datenbank-Management-Systeme. Und es wäre natürlich auch ein Thema, mit dem sich SAP dauerhaft und dominant im Cloud-Business etablieren könnte.
Das gilt aber nur unter der Voraussetzung, dass sich die Unternehmen auch in ihren Management-Strukturen auf diese Technologie und deren Möglichkeiten eingestellt haben. Und da liegt das eigentliche Problem.
In Großunternehmen sind alle Entscheidungen Top-down gerichtet, von oben nach unten. Daraus bezieht die herrschende Klasse ihr Ego und ihr Selbstverständnis. Und die In-Memory-Technologie scheint diese Top-Down-Struktur zu unterstützen. Mit ihrer Hilfe sieht die Unternehmensführung in Sekundenschnelle, was unten geschieht - an der Basis, in den Abertausenden von Kundensituationen. Sie sieht es direkt, allenfalls gefiltert durch die Algorithmen der Computer und nicht mehr kommuniziert durch die vielen Management-Ebenen der Verbeugung und Verbiegung von Daten. Diese Sicht-Schichten braucht man nicht mehr. So hofft man, so glaubt man, so will man. Nur wurde in der Vergangenheit der Widerstandsgeist des mittleren Managements regelmäßig unterschätzt. Es hat sich immer gerächt.
Mehr noch: In vielen Unternehmen, die ihr Mittelmanagement ausdünnten, sah man, dass sich niemand mehr den falschen (und oftmals sehr arroganten) Entscheidungen des Topmanagements wirkungsvoll entgegenstellte. Da war kein Mittelmanagement mehr, das als Kollektiv & Korrektiv auftrat.
Natürlich ist das Mittelmanagement bis heute nicht bekannt für individuellen Mut. Aber es verhinderte in und mit seiner Breite stets Schlimmeres. Mehr noch: es war auch immer das Potenzial, aus dem sich das Topmanagement der Zukunft rekrutierte. Wer diese Schicht abbaut, dem fehlt der Speckgürtel des in sich ruhenden Erfolgs. Aber das Mittelmanagement steht auch für ein gewisses Maß an Behäbigkeit und Gelassenheit, was so manchen Dynamo an der Spitze zur Raserei bringen konnte. Die Topmanager glaubten durch Abbau der mittlere Schicht, endlich freie Bahn zu haben. Das Ergebnis war nicht selten die Katastrophe. Denn die, die übrig blieben, fürchteten fortan nur noch um ihren Job, waren nur darauf bedacht, selbst keine Fehler zu machen, ihnen fehlte der Mut zum Mut. (SAP müsste es selbst am besten wissen. Erst die Wut der Kunden brachte sie wieder auf die richtige Spur. Hier übernahmen die Anwender die Aufgabe des Mittelmanagements.)
Was die Unternehmen, die auf HANA umstellen, brauchen, ist ein In-Memory-Management. Und die einzigen Typen auf der Welt, die das beherrschen, sind entweder Erfinder (kreative Chaoten, also der "Gott-sei-bei-uns" aller Manager) oder echte Unternehmer. Diese denken aber Bottom-up, sie springen von unten nach oben. Mehr noch: sie denken letztlich gar nicht mehr in Hierarchien, sondern vernetzen sich in neue Kombinationen (Schumpeter).
SAP müsste also mit HANA die Unternehmertypen ansprechen - nicht einfach für ein Unternehmen, das mit Typen groß geworden ist, die sich in den letzten 100 Jahren zur sogenannten Management-Kaste emporgeschwungen haben und ziemlich autoreferenziell agieren. Vielleicht ist HANA eher etwas für den Mittelstand - da, wo es noch echte Unternehmer gibt, die Spaß an spontanen Entscheidungen haben, an neuen Situationen, an schnellem Wandel. Denn das ist letztlich der Geist, der in der In-Memory-Flasche steckt.
Raimund Vollmer

Zitat zum Tage

»Für 2012 erwartet das Marktforschungsinstitut Gartner einen Zuwachs der weltweiten Ausgaben für Unternehmenssoftware um 6,4 Prozent auf 285 Milliarden Euro.«
Frankfurter Rundschau, 25.1.2012: Hana ist des Vorstands Liebling

Mittwoch, 25. Januar 2012

ERP-Jobs gehen offshore

Noch 2008 waren 75 Prozent aller Jobs im Umfeld von ERP im Heimatland, jetzt sind es nur noch 65 Prozent. Diese Zahlen gelten zwar nur in den USA, sie zeigen aber, wie unerbittlich inzwischen die Globalisierung auch die Schreibtische in den hochentwickelten Ländern leerräumt. In der High-Tech-Fertigung sind in den USA die Zahl der Jobs um 28 Prozent gesunken. Der Grund: neben Offshoring ist es auch Automatisierung, etwas, was im Bürokratiesektor - ERP hin, ERP her - bislang noch nicht der Jobkiller zu sein scheint.
Journalyse-Quelle: Computerworld

Apple ist nun die wertvollste Firma der Welt...

... und erreichte eine Börsenkapitalisierung von 417,7 Milliarden Dollar. Exxon hat "nur" 414,2 Milliarden Dollar. Sie sitzt auf einem Barbestand von 97,6 Milliarden Dollar.

Apple: Eine Firma räumt ab (und auf)

Das hat es noch nie in der Geschichte der IT gegeben: Ein einziges Unternehmen erwirtschaftet einen Umsatz von 46,3 Milliarden Dollar Umsatz innerhalb eines einzigen Quartals. Das ist ein Anstieg um 73 Prozent gegenüber dem Vergleichsquartal des Vorjahres. Der Nettogewinn von 13 Milliarden Dollar verdoppelte sich.
- 37 Millionen iPhones wurden verkauft und übertraf die bisherige Rekordmarke von 20,3 Millionen um 82 Prozent. Gegenüber dem vergleichbaren Vorjahresquartal stieg der Absatz gar um 128 Prozent.
- 15,1 Millionen iPads brachten einen Anstieg von 111 Prozent gegenüber Vergleichsquartal 2010.
- Immerhin wurden auch 5,2 Millionen iMacs verkauft, womit die bisherige Rekordmarke aus dem dritten Quartal 2011 (4,9 Millionen Exemplare) ebenfalls geschlagen wurde.
Kommentar. Der Erfolg von Apple muss alle IT-Unternehmen beschämen. Gerade die Big Names wie IBM, Hewlett-Packard oder Microsoft, die alle zu Beginn dieses Jahrhunderts über dasselbe Potenzial verfügten, es mit Apple gleichzutun, haben im Vergleich zu diesen Rekordergebnissen bewiesen, wie schlecht ihr Management ist. Die Manager waren von vorne bis hinten nicht in der Lage, die Möglichkeiten, die ihre Entwickler geschaffen haben, umzusetzen. Stattdessen haben sich diese Firmen sogar - wie zum Beispiel IBM aus dem PC-Geschäft - feige zurückgezogen. Und viele Journalisten haben das auch noch als eine Großtat gefeiert. Wenn das Management Charakter hätte, müsste es sich selbst rausschmeißen. Apple macht aus alten Märkten neue Märkte, Weltmärkte. Vor allem besetzt sie in zunehmendem Maße die Kreativabteilungen der Welt und nicht die Buchhaltungen. IBM & Co. müssen endlich erkennen, dass die von ihnen in den letzten 30 Jahren umworbenen Buchhaltertypen nicht die Mover & Shaker sind, die den Weg in die Zukunft weisen.
Apples Verdienst ist es, dass sie ihre Kunden als Individuen sieht und behandelt. Das war ein epochaler Paradigmenwechsel. IBM & Co. aber haben ihre Kunden immer nur als Institutionen gesehen. Institutionen, die verquastet sind in umständliche Hierarchien und Management-Narzissmen. Apple hingegen sucht die Eins-Zu-Eins-Herausforderung. Und sie bedient den Narzissmus ihrer Kunden mit dem Firmenlogo, dem Apfel. Es schmückt die Rückseite jedes Produktes, und wer von uns kann der Versuchung widerstehen, diesen Apfel nicht an sein Ohr zu halten, damit alle es sehen. Und auch beim iPad ist die wichtigste Seite die Rückseite.
Um mit diesem Statussymbol anzugeben, brauchen wir keinen Golfplatz, da genügt jeder Ort, auf dem Menschen sind...

Dienstag, 24. Januar 2012

SOPA-Oper: Anonymous will Facebook lahmlegen

... und plant eine entsprechende Attacke aus Protest gegen die momentan auf Eis gelegten Anti-Piraterie-Gesetze der US-Regierung. Schon aus Wut gegen das Schließen von Megaupload-Site hatte die Hacker-Vereinigung die Websites einiger Labels angegriffen, nun soll als nächstes Facebook einen Zusammenbruch erleben. Dazu sollen die US-Bürger ein Werkzeug herunterladen, das unter dem Namen LOIC (Low Orbit Ion Cannon) firmiert. Dessen Einsatz habe schon zu einem Breaddown der Website des US-Justizministeriums geführt. Mit diesem Tool, das eine Website unter Dauerbeschuss von Anfragen nimmt, will man nun auch die 60.000 Server lahmlegen, über die Facebook verfügt. Ein entsprechender Aufruf für einen Black Saturday wurde jetzt über Youtube gesendet.

Apple-Erwartungen: 30 Millionen iPhones 4S verkauft...

... vermuten Analysten in Erwartung der Ergebnisse für das 4. Quartal.

Lesetipp für alle Nichtdoktoren und Nichtprofessoren...

Haben wir heute gefunden und auch für gut empfunden:
HIER nachlesen, aber nicht nachmachen.

Ovum: Android löst 2012 Apples iOS ab...

... und zwar als beliebteste Entwicklungsplattform für Mobilgeräte. So berichtet heise online.

Für den Chronisten vermerkt: RIM hat neuen Chef...

... und das ist ein früherer Siemensianer namens Thorsten Heins. Wünschen wir ihm alles Gute, auch wenn wir uns die Bemerkung nicht verkneifen können: Wie verzweifelt muss dieses Unternehmen sein, dass es einen Siemens-Manager an die Spitze stellt? Ansonsten gilt vorerst RIM = Rest In Minus. (Kommentar)

VerAPPLEt: App Store akzeptiert Fälschung

Es gehört zu den Top Ten aller Apple-Apps: Camera+. Es kostet 0,99 Dollar. Es gehört Tap Tap Tap. Unter der Versions-Nummer 4 hatte ein gewisser Hiep Nguyen von der Firma Pursuit Special die angeblich neueste Ausgabe dieser Anwendung über alle Zustimmungsbarrieren hinweg im App Store plaziert, obwohl es praktisch identisch war mit der Version 2.4 des Original-Herstellers. Dem iPhonegraphy-Blog war indes die Fälschung aufgefallen, und so kippte das Ganze auf. Inzwischen sei die Anwendung zwar schon eliminiert - und zwar so, dass Virensucher nicht mehr überprüfen können, ob die Software mit Schadstoffen durchsetzt war - aber das Angebot war am Montag noch in den Caches der Google-Suchmaschinen.
Journalyse-Quelle: Computerworld, 23.1.2012: Apple approves fake iPhone app for App Store

Montag, 23. Januar 2012

Chronik 2012: Vor vierzig Jahren - deutsche IBM entwickelt den Speicherchip

Karl Ganzhorn, viele Jahre Entwicklungschef der IBM Deutschland, erinnert sich:
"Aus unserer deutschen Halbleiterentwicklung kam u.a. 1972 ein berühmtes Speicherchip, 'Riesling' genannt, mit 2048 Bits in MOSFET-Technik. Es wurde weltzweit millionenfach in allen unseren Systemen der siebziger Jahre verwendet."
Aus "Datentechnik im Wandel", 1984

Chronik 2012: Vor sechzig Jahren - deutsche IBM entdeckt die Bedeutung des Transistors...


(Walter Scharr ist auf diesem Foto aus der Sammlung von Karl Ganzhorn der 2. von links, Ganzhorn selbst ist 6. von links)

... noch lange vor den Amerikanern, die sich erst 1956 (als endlich der alte Watson zurückgetreten war) zum Weihnachten 1947 erfundenen Transistor bekannten. Dazu schreibt Karl Ganzhorn, viele Jahre Entwicklungschef der IBM Deutschland.
"... im Jahre 1952 fassten zwei schwäbische Ingenieure, die damals die Konstruktion in der IBM Deutschland leiteten, einen weitreichenden Entschluss: es waren die Herren Walter Scharr und Walter Scherer. Sie starteten mit großem Weitblick eine frühe elektronische Entwicklung auf zwei Gebieten: optische Zeichenerkennung und Halbleitertechnik. Es war der Anfang der deutschen IBM Laboratorien.
Dies geschah zu einem Zeitpunkt, als in der deutschen Produktion noch nicht einmal der Bau von elektronischen Röhrenmaschinen begonnen hatte. Sehr wohl erinnert man sich an Walter Scheerers damalige Überzeugung, dass die Röhrentechnik langfristig gegen den Transistor keine Chance haben werde. Er vertrat dies zu einer Zeit, als es noch nicht möglich war, auch nur einen einzigen funktionierenden Transistor in Europa aufzutreiben. (Noch 1955 wurden brauchbare Transistoren persönlich per Flugzeug aus Amerika geholt.)
Aus "Datentechnik im Wandel", 1984

SOPA-Oper: Jetzt ist erst einmal Große Pause...

... denn der amerikanische Kongress hat das höchst umstrittene Gesetzeswerk erst einmal auf "Halten" statt "Schalten" gestellt. Und damit ist auch PIPA (Protect IP Act) erst einmal an die Seite gerückt.

Ausgegoogelt: Picnik, Google Message Continuity und Needlebase...

... wurden oder werden im Rahmen des beginnenden Frühjahrsputzes vom Netz genommen. In 2010 verabschiedete sich Google von Buzz, Code Search, Jaiku, Aardvark, Fast Flip, Sidewiki und Image Labele.

Modebranche: Der Catwalk kommt ins Internet...

... aber nur für eingeladene Gäste. Sie dürfen die Digital Fashion Shows anschauen, die nächsten Monat im Netz der Netze eröffnet werden. Dahinter steht KCD Worldwide, eine weltweit operierende Mode-Marketing-Organisation. Wer seine Produkte in dem exklusiven Zirkel zeigen will, muss zwischen 150.000 und 300.000 Dollar zahlen - soviel, wie etwa eine normale Catwalk-Veranstaltung mittlerer Größenordnung auch gekostet hätte.