Samstag, 18. April 2009
Big Business: An Forschung & Entwicklung wird kaum gespart...
... obwohl zwischen dem 4. Quartal 2007 und 2008 die Umsätze um 7,7 Prozent fielen, haben die 28 US-Unternehmen mit den höchsten Etats für Forschung und Entwicklung hier den Aufwand nur um 0,7 Prozent gesenkt.
Journalyse-Quelle: Wall Street Journal, 7.4.2009, Justin Scheck, Paul Glader: "Big Buisness spend in R&D to grab sales in recovery"
Übrigens: Das Buch "Das blaue Wunder" hat eine neue Fortsetzung bekommen
Journalyse-Quelle: Wall Street Journal, 7.4.2009, Justin Scheck, Paul Glader: "Big Buisness spend in R&D to grab sales in recovery"
Übrigens: Das Buch "Das blaue Wunder" hat eine neue Fortsetzung bekommen
Venture Capital: Nur noch 39 Prozent dessen...
... was im Vergleichszeitraum des Vorjahres ausgegeben wurde, investierten amerikanische Risikokapitalisten in neue Unternehmen. Drei Milliarden Dollar - mehr war in den ersten drei Monaten nicht drin. Dies ist der niedrigste Betrag seit 1997.
Journalyse-Quelle: Financial Times, 18.4.2009, Richard Waters: "Venture capital investments falls"
Journalyse-Quelle: Financial Times, 18.4.2009, Richard Waters: "Venture capital investments falls"
Medien: Weil sie 66 Prozent ihres Börsenwertes verloren haben...
... sind die Printmedien jetzt ganz arme Jungs im Vergleich zum Internetmedium Google. Wenn man von Googles Börsenwert (114 Milliarden Dollar) das Bruttoinlandsprodukt von Marokko (90 Milliarden Dollar) abzieht, dann ist die Suchmaschine immer noch kostbarer als New York Times (695 Millionen Dollar), Washington Post (3,7 Milliarden Dollar) und News Corp. (19,7 Milliarden Dollar).
Diese Berchnung machte jetzt das amerikanische Wirtschaftsmagazin Fortune, verschweigt uns dabei aber, was Marokko in dieser Reihe zu suchen hat.
Journalyse-Quelle: Fortune, 27.4.2009, Scott Cendrowski: "Market Cap Madness: Black, White and Red All Over"
Diese Berchnung machte jetzt das amerikanische Wirtschaftsmagazin Fortune, verschweigt uns dabei aber, was Marokko in dieser Reihe zu suchen hat.
Journalyse-Quelle: Fortune, 27.4.2009, Scott Cendrowski: "Market Cap Madness: Black, White and Red All Over"
Viererbande sucht für Tauschbörse neue Piratenbucht im Internet
Es war ein großer Tag für Warner Brothers, Sony BMG, 20th Century Fox, Universal Music and EMI, nachdem die vier schwedischen Gründer von The Pirate Bay zur Zahlung einer Summe von 2,7 Millionen Euro und je einem Jahr Haft wegen Hehlerei, Verletzung der Urheberrechte und 31 anderer Fehltritte verurteilt wurden. Mehr 20 Millionen Menschen aus aller Welt nutzen bislang diese von einem schwedischen Gericht als illegal eingestufte und nun verbotene Börse. Bedeutet dies nun ihren Untergang? Die Viererbande hat indes erklärt, dass sie nun in Internet-Gewässern, die außerhalb der schwedischen Hoheitsgebiete liegen, weitermachen wird. Dann war es doch nur ein kleiner Sieg für Warner Brothers, Sony BMG, 20th Century Fox, Universal Music und EMI. Eine Schlacht haben sie gewonnen, aber noch lange nicht den Krieg - vielleicht ist dies auch erst dann der Fall, wenn Künstler tatsächlich das Gefühl haben, dass das Geschäft tatsächlich für sie da sei und nicht für andere Freiberufler wie zum Beispiel Rechtsanwälte...
Journalyse-Quelle: The Economist.com http://www.economist.com/daily/news/displaystory.cfm?story_id=13518830&fsrc=nwl
Journalyse-Quelle: The Economist.com http://www.economist.com/daily/news/displaystory.cfm?story_id=13518830&fsrc=nwl
Freitag, 17. April 2009
Gartner: 67,2 Millionen PCs, Laptops und Netbooks verkauft...
... und zwar im ersten Quartal 2009. Das entspricht einem Minus von 6,5 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres. Dies berichtet die Gartner Group. In der Region EUMEA (Europe, Middle East and Africa) fiel der Absatz um 10Prozent auf 22,7 Millionen Geräte. In Asien war es ein Minus von 5,5 Prozent auf 18,2 Millionen. In den USA verkauften sich die PCs mit 15,3 Millionen etwa auf dem Niveau des Vorjahres.
Marktführer ist Hewlett-Packard (19,8 %), gefolgt von Dell (13,1 %) und Acer (13,0 %). Lenovo volgt mit 6,6 Prozent auf dem vierten Rang. Allerdings werden 42 Prozent aller PCs, Laptops und Netbooks von sonstigen und anderen No-Names verkauft.
Das war übrigens schon vor 20 Jahren so:
Die eigentlichen Marktführer sind die No-Names.
Journalyse-Quelle: FAZ, 17.4.2009: "Die Nachfrage nach Computern sinkt weiter"
Marktführer ist Hewlett-Packard (19,8 %), gefolgt von Dell (13,1 %) und Acer (13,0 %). Lenovo volgt mit 6,6 Prozent auf dem vierten Rang. Allerdings werden 42 Prozent aller PCs, Laptops und Netbooks von sonstigen und anderen No-Names verkauft.
Das war übrigens schon vor 20 Jahren so:
Die eigentlichen Marktführer sind die No-Names.
Journalyse-Quelle: FAZ, 17.4.2009: "Die Nachfrage nach Computern sinkt weiter"
Nokia: 93 Millionen Handys verkauft..
... und zwar im ersten Quartal 2009, was allerdings einem Minus von 19 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres entspricht. Die Händler hätten im ersten Quartal vor allem ihre Läger geleert und würden sie nun im laufenden Quartal wieder füllen.
2009: Der Preis je Handy betrug 65 Euro
gegenüber 71 Euro im ersten Quartal 2008.
Journalyse-Quelle: FAZ, 17.4.2009: "Nokia legt schlechte Zahlen vor und macht Anlegern Hoffnung"
2009: Der Preis je Handy betrug 65 Euro
gegenüber 71 Euro im ersten Quartal 2008.
Journalyse-Quelle: FAZ, 17.4.2009: "Nokia legt schlechte Zahlen vor und macht Anlegern Hoffnung"
Wort des Tages: Staatsschuldenblase
2009: »Die Gefahr besteht, dass irgendwann die Staatsschuldenblase platzt.«
Joachim Starbatty, Vorsitzender der Aktionsgemeinschaft Soziale Marktwirtschaft (ASM)
Journalyse-Quelle: FAZ, 17.4.2009: "Ökonomen warnen vor staatlicher Schuldenblase"
Joachim Starbatty, Vorsitzender der Aktionsgemeinschaft Soziale Marktwirtschaft (ASM)
Journalyse-Quelle: FAZ, 17.4.2009: "Ökonomen warnen vor staatlicher Schuldenblase"
Donnerstag, 16. April 2009
iPhone: 4,3 Millionen Kundenverträge mehr für AT&T
.. im zweiten Halbjahr 2008, berichtet das Wall Street Journal. Davon waren mehr als zwei Millionen Neukunden für das einstige Telefonmonopol in den USA. Nun bangt das Unternehmen, das heute 77 Millionen Mobilkunden und nur noch 30 Millionen Kunden mit erdgebundenen Leitungen hat, dass der Vertrag mit Apple, der 2010 ausläuft, nicht verlängert wird. Zwei Drittel der Investitionen in den nächsten fünf Jahren wird in das Mobilfunkgeschäft gehen.
Journalyyse-Quelle: Wall Street Journal, 16.4.2009, Amol Sharma: "AT&T Chief Presses to Keep iPhone, Deepen Wireless Push"
Siehe auch:
http://online.wsj.com/article/SB123973238611017715.html#mod=djemITPE
Journalyyse-Quelle: Wall Street Journal, 16.4.2009, Amol Sharma: "AT&T Chief Presses to Keep iPhone, Deepen Wireless Push"
Siehe auch:
http://online.wsj.com/article/SB123973238611017715.html#mod=djemITPE
USA: Erstmals seit 1955 Verbraucherpreise gefallen...
...meldet die FAZ. Um 0,4 Prozent im Vergleich zum März 2008. Das sei der erste Rückgang seit 1955 auf Jahressicht, schreibt das Blatt. Während Energie- und Lebensmittelpreise nicht nachgaben, wirkten sich Preissenkungen auf anderen Gebieten entsprechend auf die Statistik aus.
Journalyse-Quelle: FAZ, 16.4.2009: "Die FED erwägt regelmäßige Pressekonferenzen"
Journalyse-Quelle: FAZ, 16.4.2009: "Die FED erwägt regelmäßige Pressekonferenzen"
»Deutschland bleibt ein Industrieland«...
... titelt heute die Frankfurter Allgemeine Zeitung und veröffentlich eine Statistik, derzufolge der Anteil der Industrie am Bruttoinlandsprodukt zwischen 1991 und 2008 zwar von 27,5 auf 23,5 Prozent gefallen sei, aber in Intalien bei 18,3, in Großbritannien bei 12,8 und in Frankreich sogar nur 10,3 Prozent läge. Erstaunlich dabei: Frankreich ist bei der Entindustrialisierung noch weiter fortgeschritten als Großbritannien.
Journalyse-Quelle: FAZ, 16.4.2009: "Deutschland bleibt ein Industrieland"
... aber im Service-Sektor fehlt die Produktivität
2009: »Der Servicesektor macht etwa 70 Prozent (des Wirtschaftsvolumens) in der EU aus - das ist fünfmal mehr als der Produktionssektor. Doch die Produktivität im Servicebereich - blieb im Vergleich zum Industriesektor - seit viele Jahren blutleer. Und das ist weitegehend der hohen nationalen Regulierungswut und dem niedrigen Integrationslevel Im Service zwischen den europäischen Ländern zuzuschreiben.«
Simon Tilford, Chefvolkswirt beim Center for European Reform
Journalyse-Quelle: Wall Street Journal, 15.4.2009, Simon Tilford: "The Wages of Recovery"
Journalyse-Quelle: FAZ, 16.4.2009: "Deutschland bleibt ein Industrieland"
... aber im Service-Sektor fehlt die Produktivität
2009: »Der Servicesektor macht etwa 70 Prozent (des Wirtschaftsvolumens) in der EU aus - das ist fünfmal mehr als der Produktionssektor. Doch die Produktivität im Servicebereich - blieb im Vergleich zum Industriesektor - seit viele Jahren blutleer. Und das ist weitegehend der hohen nationalen Regulierungswut und dem niedrigen Integrationslevel Im Service zwischen den europäischen Ländern zuzuschreiben.«
Simon Tilford, Chefvolkswirt beim Center for European Reform
Journalyse-Quelle: Wall Street Journal, 15.4.2009, Simon Tilford: "The Wages of Recovery"
Intel: Ende der Woche erste Million Nehalem-Chips verkauft...
... und das in weniger als fünf Monaten nach Ankündigung dieser High-End-Prozessoren. Überhaupt verbreitet Intel Optimismus, obwohl die Silicon-Valley-Firma im ersten Quartal einen Gewinneinbruch von 55 Prozent akzeptieren musste. Nach seinem Aktientief im Februar 2009 hatte sich indes der Kurs um 33 Prozent verbessert, musste allerdings nach Bekanntgabe des Quartalksergebnisses einen Fall um fünf Prozent hinnehmen. Ansonsten aber gab sich die Gesellschaft optimistisch. Laptops seien nach wie vor gut im Geschäft und würden die Umsätze retten.
Jourmalyse-Quelle: Wall Street Journal, 16.4.2009, Don Clark: "Intel Calls a Bottom for Battered PC Market"
Jourmalyse-Quelle: Wall Street Journal, 16.4.2009, Don Clark: "Intel Calls a Bottom for Battered PC Market"
Mittwoch, 15. April 2009
DIW will keine Wirtschaftsprognosen mehr abgeben
2009: »Seit der Verschärfung der Finanzkrise laufen alle Vorhersagen der tatsächlichen Entwicklung hinterher.«
Klaus Zimmermann, Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, in seiner Begründung, warum sein Institut keine Prognose für 2010 abgeben wird
Journalyse-Quelle: FAZ, 15.4.2009: "Ökonomen im Erklärungsnotstand"
Klaus Zimmermann, Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, in seiner Begründung, warum sein Institut keine Prognose für 2010 abgeben wird
Journalyse-Quelle: FAZ, 15.4.2009: "Ökonomen im Erklärungsnotstand"
Krugman schimpft über Europa
2009: »Die Vereinigten Staaten haben recht, Europa hat unrecht.«
Paul Krugman, amerikanischer Wirtschaftsnobelpreisträger, über Konjunkturprogramme
Journalyse-Quelle: FAZ, 15.4.2009: "Paul Krugman geißelt Europas Krisenmanagement
Paul Krugman, amerikanischer Wirtschaftsnobelpreisträger, über Konjunkturprogramme
Journalyse-Quelle: FAZ, 15.4.2009: "Paul Krugman geißelt Europas Krisenmanagement
Dienstag, 14. April 2009
Deutsche Industrie kappt Zahl der Zulieferer...
... teilweise um die Hälfte, wie etwa bei Conti-Schaeffler, die zusammengenommen von 5600 Betriebem Waren und Dienstleistungen entgegennehmen. Siemens wolle 20 Prozent ihrer 74.000 Zulieferer kappen. "Einkäufe tragen oftmals 60 bis 80 Prozent zu den Gesamtkosten bei. Dies ist ein Bereich, wo man sehr viel und sehr schnell sparen kann", meintMartin Raab, Chef der Beratungsfirma Cap Gemini, gegenüber der Financial Times.
... und drängt immer mehr Betriebe an den Rand zur Zahlungsunfähigkeit durch weiteres Herausschieben von unbezahlten Rechnungen. Demica, ein britisches Finanzhaus, das Unternehmen mit Betriebsmitteln versorgt, berichtet, dass in Deutschland 55 Prozent und in Großbritannien sogar 80 Prozent der Schlüsselleiferanten der Industrie mit dem Rücken an der Wand stünden.
Solche Stories sind schon sehr erstaunlich, wenn man bedenkt, dass Anfang der neunziger Jahre nahezu jeder Großbetrieb in Deutschland verkündete, die Zahl seiner Zuliefererer zu halbieren. Stattdessen wolle man gerade in der Automobilbranche Systemlieferanten bevorzugen, die zudem finanzstark seien. Allerdings berichtet die Financial Times, dass es diese Firmen mit vollen Taschen durchaus gäbe. Sie werden demnächst als Schnäppchenjäger auf den Plan treten.
Gestern berichtete die Financial Times, dass der Markt für Unternehmensakquisitionen mit bankrotten Firmen deutlich angestiegen sei. Bislang seien weltweit 67 solcher nennenswerter Aufkäufe eingeleitet worden, haben Zahlen von Thomson Reuters ergeben.
Journalyse-Quelle: Financial Times, 13.4.2009, Brooke Masters: "Banruptcy-related M&A has 'only just begun'"
Journalyse-Quelle: Financial Times, 14.4.2009, Daniel Schäfer: "Germany's large industrials wield axe to supply chains"
... und drängt immer mehr Betriebe an den Rand zur Zahlungsunfähigkeit durch weiteres Herausschieben von unbezahlten Rechnungen. Demica, ein britisches Finanzhaus, das Unternehmen mit Betriebsmitteln versorgt, berichtet, dass in Deutschland 55 Prozent und in Großbritannien sogar 80 Prozent der Schlüsselleiferanten der Industrie mit dem Rücken an der Wand stünden.
Solche Stories sind schon sehr erstaunlich, wenn man bedenkt, dass Anfang der neunziger Jahre nahezu jeder Großbetrieb in Deutschland verkündete, die Zahl seiner Zuliefererer zu halbieren. Stattdessen wolle man gerade in der Automobilbranche Systemlieferanten bevorzugen, die zudem finanzstark seien. Allerdings berichtet die Financial Times, dass es diese Firmen mit vollen Taschen durchaus gäbe. Sie werden demnächst als Schnäppchenjäger auf den Plan treten.
Gestern berichtete die Financial Times, dass der Markt für Unternehmensakquisitionen mit bankrotten Firmen deutlich angestiegen sei. Bislang seien weltweit 67 solcher nennenswerter Aufkäufe eingeleitet worden, haben Zahlen von Thomson Reuters ergeben.
Journalyse-Quelle: Financial Times, 13.4.2009, Brooke Masters: "Banruptcy-related M&A has 'only just begun'"
Journalyse-Quelle: Financial Times, 14.4.2009, Daniel Schäfer: "Germany's large industrials wield axe to supply chains"
Zwei Millionen Inder leben direkt vom Outsourcing...
... und weitere sechs Millionen indirekt, berichtet das Wall Street Journal im Zusammenhang mit der 31-Prozent-Beteiligung des indischen Konglomerats Tech Mahindra Ltd. an dem skandalumwitterten Outsourcer Satyam am gestrigen Montag. Der Deal taxiert den Marktwert von Satyam auf eine Milliarde Dollar.
Journalyse-Quelle: Wall Street Journal, 13.4.2009, Greta Anand: "Indian conglomerate wins bid for Satyam"
Journalyse-Quelle: Wall Street Journal, 13.4.2009, Greta Anand: "Indian conglomerate wins bid for Satyam"
Internet 2009: Die schwedische Piratenbucht...
... mit ihren 22 Millionen Besuchern wird möglicherweise demnächst ausgehoben. Unter dem Namen Pirate Bay Web betreiben ein paar Schweden eine - nach Meinung der Ankläger - illegale Musiktauschbörse im Internet. Ob ihr das Handwerk gelegt wird, entscheidet heute ein schwedisches Gericht. So berichtet das Wall Street Journal.
Jobs bleibt dran bei Apple...
... berichtet das Wall Street Journal drei Monate nachdem sich Apple-Gründer Steve Jobs wegen gesundheitlicher Probleme aus der Öffentlichkeit zurückgezogen hatte.
Luxusgüter: Minus 10 Prozent weltweit...
... und damit ein Absenken des Umsatzes auf 201 Milliarden Dollar. Diese Prognose stellte jetzt die Unternehmensberatung Bain & Co. auf.
Montag, 13. April 2009
Die Väter der /360: Gene Amdahl, Frederic Brooks, Gerrit Blaauw
Zwischen 1965 und 1995 ‑ so stellte eine Untersuchung fest ‑ wurden mehr neue Informationen produziert als in den 5000 Jahren zuvor. Seitdem ist endgültig klar: Die Geistesmaterie dominiert längst die physische Welt. Von 1985 bis 1995 hat sich die Zahl der Minuten, die jährlich für Gespräche, Fax‑ und Datensendungen auf dem weltweiten Telekomnetz abgewickelt werden, von 15 auf 60 Milliarden vervierfacht. Im Jahr 2000 werden wir bereits 95 Milliarden Minuten telekommunikativ verbrauchen, wie eine Gemeinschaftsstudie von British Telecom/MCI ergab. Tatsächlich explodierte mit dem Internet das Kommunikationsvolumen in kaum mehr fassbare Volumina.
Übervater Amdahl. Kein Werkstoff wurde so gründlich erforscht wie Silizium, diesem Rohstoff aus reinem Sand, aus dem die Chips gefertigt werden. Erfahrungen im Umsatzwert von 1000 Milliarden Dollar wurden in den letzten 35 Jahren aus schnödem Sand gewonnen. Ebenso hoch sind die Investitionen, die Computeranwender in aller Welt seit 1964 in Software für Mainframes hineingesteckt haben.
Als die /360 entwickelt wurde, befand sich dies alles noch in den Anfängen. Gene Amdahl propagierte anfangs den sofortigen Sprung in eine mit integrierten Festkörper‑Schaltkreisen (ICs) ausgestattete Rechnerserie. Ein gewagtes Unterfangen. Denn die parallel 1958 von Jack Kilby bei Texas Instruments und von Robert C. Noyce bei Fairchild entwickelten ICs waren äußerst schwierig zu produzieren. Die Ausbeute betrug nur zehn Prozent der Produktion. Die besserte sich zwar, nachdem Noyce 1960 in dem von seinem Schweizer Kollegen Jean Hoerni entwickelten Planar‑Prozess ein geniales Herstellungsverfahren nutzen konnte, aber für den Masseneinsatz der Integrated Circuits in Computern war das noch keineswegs befriedigend. Weder Technologie noch Methodologie waren ausgereift. Zudem klang zu Beginn der sechziger Jahre gerade erst ein Streit aus, bei dem es um die Frage ging, ob nun Silizium oder Germanium der bessere Werkstoff war.
Deshalb hatte IBMs Chefwissenschaftler Emanuel Piore, den Watson Jun. 1956 von der Navy abgeheuert hatte, beschlossen, auf eine hybride Technik, die Solid Logic Technology (SLT), zu setzen. Die Schaltkreise wurden dabei auf halbzollgroße Keramikmodule aufgebracht. SLT versprach eine höhere Packungsdichte als bei Transistoren, war auch schneller und verbrauchte weniger Strom, aber von integrierten Schaltkreisen konnte noch nicht die Rede sein. Diese Entscheidung, für die Big Blue Mitte der sechziger Jahre noch ausgelacht wurde, sollte sich als Glücksgriff erweisen. Denn IBM umging damit im Unterschied zu ihren Mitbewerbern die Kinderkrankheiten der neuen Chiptechnologie.
1952 war Gene Amdahl zu IBM gekommen und hatte hier an der Entwicklung der Röhrenrechner IBM 704 und 705 mitgewirkt. Es waren die ersten kommerziellen Rechner, die mit Kernspeichern ausgestattet wurden. Ein Jahr nach deren Ankündigung, 1955, verließ Amdahl die Company, um fünf Jahre später, 1960, wieder anzuheuern. Er wurde der »Vater der /360« (Watson über Amdahl). Als er mit deren Entwicklung begann, hatte Amdahl bereits 13 Jahre Erfahrung im Bau von Computern hinter sich. Er wusste, worauf es ankam. Und er akzeptierte Piores Argumente. Er stand über der Materie.
Amdahl formulierte das »Heiligtum«, die Principles of Operations, das Ordnungsprinzip. Es war eine »sehr komplexe und herausfordernde Aufgabe«, beschreibt Amdahl das Unterfangen. Es galt eine Rechnerfamilie zu konzipieren, in der das kleinste Mitglied nach denselben architektonischen Prinzipien operierte wie das größte System. Und dabei bestand durchaus die Möglichkeit, dass eine Leistungs‑Spannweite von 1 zu 600 überdeckt werden musste.[1] Ein absolut visionärer Ansatz.
Erst 25 Jahre später, 1989, sollte IBM übrigens dieses Ziel erreichen. Die Principles of Operations waren ein Triumph des Computer Engineerings. Alle Entwickler mussten sich danach ausrichten. Nur der konzertierten Einhaltung dieser Grundsätze war es zu verdanken, dass sechs Prozessoren mit 19 unterschiedlichen Varianten gleichzeitig an verschiedenen Orten in den USA und in England entwickelt werden konnten. Hiermit wurde erstmals eine globale Plattform für Know‑how‑Transfer geschaffen, an die im Laufe der Jahre immer mehr Labors andocken konnten.
Eine klare Speicherhierarchie wurde festgelegt. Hinzu kamen Entwicklungen bei Platten, Zeilendruckern, Bildschirmterminals sowie jede Menge Optionen und Features. IBM griff tief in das Schatzkästlein ihres intellektuellen Kapitals. Insgesamt mußten mehrere hundert Entwicklungsprojekte koordiniert werden. Das Ergebnis: Am Tag der Ankündigung wurden 131 technologische Errungenschaften der /360 zum Patent angemeldet. Gute vier Jahre später, am 3. September 1968 wurden sie unter der Patentnummer 3.400.371 als einzigartig anerkannt.[2]
Die Blaauw‑Pause. Doch um die Leistung zu verstehen, muß man tiefer in die Entwicklungsgeschichte der /360 und deren Anfänge einsteigen. So groß die Autorität von Amdahl auch war, um seine Pläne durchsetzen zu können, mußte er zunächst seine stärksten Widersacher auf seine Seite ziehen. Zuerst und sehr früh gelang ihm dies bei Bob Evans. Er war bis 1961 in der General Systems Division Manager (GSD) in Endicott (New Jersey) mitverantwortlich für die Entwicklung und Produktion der IBM 1401, jenem Transistorrechner, von dem IBM bis 1966 weltweit 10.000 Exemplare verkaufte. Die GSD war indes spinnefeind mit der Data Systems Division (DSD) in Poughkeepsie (New York). Die eigentlich auf technisch‑wissenschaftliche Rechner ausgerichtete DSD versuchte mit ihrem Starprodukt, der IBM 7090, immer häufiger der 1401 das Wasser abzugraben. Doch Anfang 1961 war Evans Planungs‑ und Entwicklungschef der DSD geworden und wurde ein Verbündeter von Amdahl.
Derweil hatte dieser es mit einem noch härteren Brocken zu tun: mit Gerrit Blaauw. Er war ein brillanter, aber eher konservativer Denker. Er hatte noch an der transistorgerüsteten Rechnerserie IBM 8000 gearbeitet, die ursprünglich die Riesenrechner vom Typ 7090 ersetzen sollte. Und diese Blaupause verteidigte Blaauw gegen die Totalerneuerer um Gene Amdahl. Die beiden überwarfen sich. Amdahl war das Konzept hinter der 8000 nicht homogen genug. Zudem missfiel ihm, dass diese Serie nochmals auf Transistoren basieren sollte. Es kam in den ersten Monaten 1961 zu heftigen Auseinandersetzungen, denen Evans am 15. Mai 1961 ein Ende setzte.
Die 8000er Serie wurde begraben. Evans Urteil: »Nach meiner Meinung war die Maschine in vielerlei Hinsicht inadäquat.«[3] Er verwarf die 8000 vor allem deshalb, weil ihre Lebensspanne kaum über das Jahr 1968 hinaus dauern würde. Und IBM wollte unbegrenzte Zukunft verkaufen. Damit war ein wichtiges Hindernis auf dem Weg zum SPREAD‑Konzept aus dem Weg geräumt. Dieses Begräbnis bedeutete, dass IBM bei der Entwicklung der /360 ohne echte Ausweich‑Lösung dastand. Denn Learson hatte auch jegliche Erweiterungsarbeiten bei der 7000er Serie gestoppt. Er riß alle Brücken hinter sich ab. »Die Vorgänger‑Systeme waren längst an die Grenzen ihres Adressraumes und ihrer Speichermöglichkeiten angekommen. Es war klar, dass eine neue Technologie mehr Speicherplatz schaffen würde. Und die Kunden hatten unmissverständlich zum Ausdruck gebracht, dass sie mehr Speicher wollen«, analysiert Case, der selbst an der Entwicklung der /360 mitgewirkt hatte, die Situation zu Beginn der sechziger Jahre.[4]
Das technisch‑wissenschaftliche Größtsystem 7090 hatte maximal 128 Kilobytes Hauptspeicher, im Unterschied dazu bot die /360 einen realen Adreßraum von sensationellen 16 Megabytes. Das war potentiell 125mal mehr. Und mit diesem breiten Horizont erweckte IBM bei den Kunden den Eindruck, dass mit dem Umstieg auf /360 die Superlösung gefunden war, wenngleich bei einem Preis von vier Millionen Dollar pro Megabyte der Speicher nach wie vor sehr teuer war. 64 Millionen Dollar hätten bei einer voll ausgebauten /360 allein die Memories gekostet. Auch wenn keiner der Kunden diesen Adreßraum real ausnutzen konnte, so suggerierte ihnen dieses architektonische Potential eine unendlich groß wirkende Zukunft. Der Bruch mit der Vergangenheit war vollzogen. Blaauw wechselte das Lager. Er wurde »meine rechte Hand in Fragen der Architektur«, erinnert sich Amdahl.[5]
Die Sache war größer als das Ego der Beteiligten.
Brooks' Brocken. So bildete sich allmählich das /360‑Team, aber es war noch sehr stark hardware‑ und architekturlastig. Was fehlte, war der geniale Softwaremann. Diesen Part sollte Frederic Brooks übernehmen. Auch er hatte als Planungschef in Poughkeepsie für die 8000 gekämpft. Noch im März 1961 hatte er selbst vor dem Corporate Management‑Committee das Konzept dieses neuen Rechners präsentiert. Siegessicher war er aus der Sitzung herausgegangen. Doch dann hatte er zwei Monate später den Tod seiner Serie erleben müssen. Er sah darin auch das Ende seiner Karriere.
Als dann die /360 aufgesetzt wurde, machte ihn deren Planungschef Evans zu einem der wichtigsten Projektleiter. »Eine Entscheidung, die eine große Zahl von IBMern überraschte, inklusive Brooks«, kommentierte dies 1966 das Magazin Fortune. Unter Brooks Führungs sollte dann das Betriebssystem OS/360 entwickelt werden. Ein harter Brocken. »Ihm hatten wir vor allem zu verdanken, dass die /360‑Maschinen auch in der Praxis eingesetzt werden konnten«, würdigte Watson das Genie dieses Mannes.
Das Betriebssystem OS/360 ist übrigens der Urgroßvater des MVS , das zwischendurch unter dem Kürzel OS/390 wieder an seinen Ursprung anknüpfte, heute als Z-OS firmiert. Die Erfahrung, die Brooks bei diesem Projekt als Teamchef sammelte, sollte ihn später dazu animieren, das wohl beste Buch zu schreiben, das je über Softwareentwicklung publiziert wurde: »The Mythical Man Month«, das 1974 erschien. Schon in der Vorzeit der /360 gab es Betriebssysteme. Seit 1953 hatten die Computerpioniere an den Universitäten und bei den Herstellern über die Entwicklung von Betriebssystemen nachgedacht, doch die bisherigen Ergebnisse waren allesamt rechnerspezifisch. Für den technisch‑wissenschaftlichen Rechner IBM 704, einer der stärksten seiner Zeit, gab es 1957 mehrere von den Anwendern selbstgestrickte Betriebssysteme. IBM hingegen wollte ein einziges Operating System schaffen, das für mehrere Rechner mit derselben Architektur gültig war. Codierumfang: 3 Millionen Zeilen. Niemand hatte wirklich Erfahrung auf diesem Gebiet.
Mit welcher Naivität die Entwickler an dieses Unterfangen herangingen, soll folgende, erfundene Anekdote erzählen: Thomas Watson Jun. hatte im Forschungszentrum in Yorktown Heights rund tausend Programmierer in den größten Sitzungssaal geladen. Jeder hatte vor sich einen Bleistift und ein Blatt Papier. Dann sagte Watson nur ein einziges Befehls‑Wort: »Codiert!« Nachdem jeder der Programmier‑Knechte zehn Instruktionen niedergeschrieben hatte, sammelte der Firmenchef persönlich die Blätter ein. Die Loseblattsammlung schickte er dann in die Arbeitsvorbereitung, wo die 10.000 Instruktionen auf Lochkarten erfasst wurden. Anschließend wurden sie in den Prototyp einer /360 eingegeben. Auf diese Weise soll das erste Betriebssystem der neuen Rechnerserie auf die Welt gekommen sein ‑ mit den Mitteln der Massenproduktion.[6] Was die Anekdote sagen will: Als viel zu einfach hatte sich IBM die Entwicklung der Systemsoftware für die /360 vorgestellt. So war es kein Wunder, dass sich die Entwicklung des Betriebssystems als »ein absoluter Weichmacher im knallharten Konzept« (Reiboldt/Vollmer: Der Markt sind wir) erweisen sollte.
Allein die Entwicklung des OS/360 verbrauchte zwischen 1963 und 1966 etwa 5.000 Mannjahre. Dabei war spätestens ab 1965 klar, dass die Implementierung eines einzigen Betriebssystems für alle Rechner nicht gelingen konnte. Kurzerhand eliminierte IBM 35 der ursprünglichen Anforderungen, und sie splittete das Einheits‑Angebot. Heraus kamen im Laufe der sechziger Jahre insgesamt vier strategische Betriebssysteme, die nur eins gemeinsam hatten: ihren Ursprung in der /360‑Architektur. Das Investment dahinter war so groß, dass IBM fortan der Sklave dieser Architektur wurde.
Als die /360 entwickelt wurde, befand sich dies alles noch in den Anfängen. Gene Amdahl propagierte anfangs den sofortigen Sprung in eine mit integrierten Festkörper‑Schaltkreisen (ICs) ausgestattete Rechnerserie. Ein gewagtes Unterfangen. Denn die parallel 1958 von Jack Kilby bei Texas Instruments und von Robert C. Noyce bei Fairchild entwickelten ICs waren äußerst schwierig zu produzieren. Die Ausbeute betrug nur zehn Prozent der Produktion. Die besserte sich zwar, nachdem Noyce 1960 in dem von seinem Schweizer Kollegen Jean Hoerni entwickelten Planar‑Prozess ein geniales Herstellungsverfahren nutzen konnte, aber für den Masseneinsatz der Integrated Circuits in Computern war das noch keineswegs befriedigend. Weder Technologie noch Methodologie waren ausgereift. Zudem klang zu Beginn der sechziger Jahre gerade erst ein Streit aus, bei dem es um die Frage ging, ob nun Silizium oder Germanium der bessere Werkstoff war.
Deshalb hatte IBMs Chefwissenschaftler Emanuel Piore, den Watson Jun. 1956 von der Navy abgeheuert hatte, beschlossen, auf eine hybride Technik, die Solid Logic Technology (SLT), zu setzen. Die Schaltkreise wurden dabei auf halbzollgroße Keramikmodule aufgebracht. SLT versprach eine höhere Packungsdichte als bei Transistoren, war auch schneller und verbrauchte weniger Strom, aber von integrierten Schaltkreisen konnte noch nicht die Rede sein. Diese Entscheidung, für die Big Blue Mitte der sechziger Jahre noch ausgelacht wurde, sollte sich als Glücksgriff erweisen. Denn IBM umging damit im Unterschied zu ihren Mitbewerbern die Kinderkrankheiten der neuen Chiptechnologie.
1952 war Gene Amdahl zu IBM gekommen und hatte hier an der Entwicklung der Röhrenrechner IBM 704 und 705 mitgewirkt. Es waren die ersten kommerziellen Rechner, die mit Kernspeichern ausgestattet wurden. Ein Jahr nach deren Ankündigung, 1955, verließ Amdahl die Company, um fünf Jahre später, 1960, wieder anzuheuern. Er wurde der »Vater der /360« (Watson über Amdahl). Als er mit deren Entwicklung begann, hatte Amdahl bereits 13 Jahre Erfahrung im Bau von Computern hinter sich. Er wusste, worauf es ankam. Und er akzeptierte Piores Argumente. Er stand über der Materie.
Amdahl formulierte das »Heiligtum«, die Principles of Operations, das Ordnungsprinzip. Es war eine »sehr komplexe und herausfordernde Aufgabe«, beschreibt Amdahl das Unterfangen. Es galt eine Rechnerfamilie zu konzipieren, in der das kleinste Mitglied nach denselben architektonischen Prinzipien operierte wie das größte System. Und dabei bestand durchaus die Möglichkeit, dass eine Leistungs‑Spannweite von 1 zu 600 überdeckt werden musste.[1] Ein absolut visionärer Ansatz.
Erst 25 Jahre später, 1989, sollte IBM übrigens dieses Ziel erreichen. Die Principles of Operations waren ein Triumph des Computer Engineerings. Alle Entwickler mussten sich danach ausrichten. Nur der konzertierten Einhaltung dieser Grundsätze war es zu verdanken, dass sechs Prozessoren mit 19 unterschiedlichen Varianten gleichzeitig an verschiedenen Orten in den USA und in England entwickelt werden konnten. Hiermit wurde erstmals eine globale Plattform für Know‑how‑Transfer geschaffen, an die im Laufe der Jahre immer mehr Labors andocken konnten.
Eine klare Speicherhierarchie wurde festgelegt. Hinzu kamen Entwicklungen bei Platten, Zeilendruckern, Bildschirmterminals sowie jede Menge Optionen und Features. IBM griff tief in das Schatzkästlein ihres intellektuellen Kapitals. Insgesamt mußten mehrere hundert Entwicklungsprojekte koordiniert werden. Das Ergebnis: Am Tag der Ankündigung wurden 131 technologische Errungenschaften der /360 zum Patent angemeldet. Gute vier Jahre später, am 3. September 1968 wurden sie unter der Patentnummer 3.400.371 als einzigartig anerkannt.[2]
Die Blaauw‑Pause. Doch um die Leistung zu verstehen, muß man tiefer in die Entwicklungsgeschichte der /360 und deren Anfänge einsteigen. So groß die Autorität von Amdahl auch war, um seine Pläne durchsetzen zu können, mußte er zunächst seine stärksten Widersacher auf seine Seite ziehen. Zuerst und sehr früh gelang ihm dies bei Bob Evans. Er war bis 1961 in der General Systems Division Manager (GSD) in Endicott (New Jersey) mitverantwortlich für die Entwicklung und Produktion der IBM 1401, jenem Transistorrechner, von dem IBM bis 1966 weltweit 10.000 Exemplare verkaufte. Die GSD war indes spinnefeind mit der Data Systems Division (DSD) in Poughkeepsie (New York). Die eigentlich auf technisch‑wissenschaftliche Rechner ausgerichtete DSD versuchte mit ihrem Starprodukt, der IBM 7090, immer häufiger der 1401 das Wasser abzugraben. Doch Anfang 1961 war Evans Planungs‑ und Entwicklungschef der DSD geworden und wurde ein Verbündeter von Amdahl.
Derweil hatte dieser es mit einem noch härteren Brocken zu tun: mit Gerrit Blaauw. Er war ein brillanter, aber eher konservativer Denker. Er hatte noch an der transistorgerüsteten Rechnerserie IBM 8000 gearbeitet, die ursprünglich die Riesenrechner vom Typ 7090 ersetzen sollte. Und diese Blaupause verteidigte Blaauw gegen die Totalerneuerer um Gene Amdahl. Die beiden überwarfen sich. Amdahl war das Konzept hinter der 8000 nicht homogen genug. Zudem missfiel ihm, dass diese Serie nochmals auf Transistoren basieren sollte. Es kam in den ersten Monaten 1961 zu heftigen Auseinandersetzungen, denen Evans am 15. Mai 1961 ein Ende setzte.
Die 8000er Serie wurde begraben. Evans Urteil: »Nach meiner Meinung war die Maschine in vielerlei Hinsicht inadäquat.«[3] Er verwarf die 8000 vor allem deshalb, weil ihre Lebensspanne kaum über das Jahr 1968 hinaus dauern würde. Und IBM wollte unbegrenzte Zukunft verkaufen. Damit war ein wichtiges Hindernis auf dem Weg zum SPREAD‑Konzept aus dem Weg geräumt. Dieses Begräbnis bedeutete, dass IBM bei der Entwicklung der /360 ohne echte Ausweich‑Lösung dastand. Denn Learson hatte auch jegliche Erweiterungsarbeiten bei der 7000er Serie gestoppt. Er riß alle Brücken hinter sich ab. »Die Vorgänger‑Systeme waren längst an die Grenzen ihres Adressraumes und ihrer Speichermöglichkeiten angekommen. Es war klar, dass eine neue Technologie mehr Speicherplatz schaffen würde. Und die Kunden hatten unmissverständlich zum Ausdruck gebracht, dass sie mehr Speicher wollen«, analysiert Case, der selbst an der Entwicklung der /360 mitgewirkt hatte, die Situation zu Beginn der sechziger Jahre.[4]
Das technisch‑wissenschaftliche Größtsystem 7090 hatte maximal 128 Kilobytes Hauptspeicher, im Unterschied dazu bot die /360 einen realen Adreßraum von sensationellen 16 Megabytes. Das war potentiell 125mal mehr. Und mit diesem breiten Horizont erweckte IBM bei den Kunden den Eindruck, dass mit dem Umstieg auf /360 die Superlösung gefunden war, wenngleich bei einem Preis von vier Millionen Dollar pro Megabyte der Speicher nach wie vor sehr teuer war. 64 Millionen Dollar hätten bei einer voll ausgebauten /360 allein die Memories gekostet. Auch wenn keiner der Kunden diesen Adreßraum real ausnutzen konnte, so suggerierte ihnen dieses architektonische Potential eine unendlich groß wirkende Zukunft. Der Bruch mit der Vergangenheit war vollzogen. Blaauw wechselte das Lager. Er wurde »meine rechte Hand in Fragen der Architektur«, erinnert sich Amdahl.[5]
Die Sache war größer als das Ego der Beteiligten.
Brooks' Brocken. So bildete sich allmählich das /360‑Team, aber es war noch sehr stark hardware‑ und architekturlastig. Was fehlte, war der geniale Softwaremann. Diesen Part sollte Frederic Brooks übernehmen. Auch er hatte als Planungschef in Poughkeepsie für die 8000 gekämpft. Noch im März 1961 hatte er selbst vor dem Corporate Management‑Committee das Konzept dieses neuen Rechners präsentiert. Siegessicher war er aus der Sitzung herausgegangen. Doch dann hatte er zwei Monate später den Tod seiner Serie erleben müssen. Er sah darin auch das Ende seiner Karriere.
Als dann die /360 aufgesetzt wurde, machte ihn deren Planungschef Evans zu einem der wichtigsten Projektleiter. »Eine Entscheidung, die eine große Zahl von IBMern überraschte, inklusive Brooks«, kommentierte dies 1966 das Magazin Fortune. Unter Brooks Führungs sollte dann das Betriebssystem OS/360 entwickelt werden. Ein harter Brocken. »Ihm hatten wir vor allem zu verdanken, dass die /360‑Maschinen auch in der Praxis eingesetzt werden konnten«, würdigte Watson das Genie dieses Mannes.
Das Betriebssystem OS/360 ist übrigens der Urgroßvater des MVS , das zwischendurch unter dem Kürzel OS/390 wieder an seinen Ursprung anknüpfte, heute als Z-OS firmiert. Die Erfahrung, die Brooks bei diesem Projekt als Teamchef sammelte, sollte ihn später dazu animieren, das wohl beste Buch zu schreiben, das je über Softwareentwicklung publiziert wurde: »The Mythical Man Month«, das 1974 erschien. Schon in der Vorzeit der /360 gab es Betriebssysteme. Seit 1953 hatten die Computerpioniere an den Universitäten und bei den Herstellern über die Entwicklung von Betriebssystemen nachgedacht, doch die bisherigen Ergebnisse waren allesamt rechnerspezifisch. Für den technisch‑wissenschaftlichen Rechner IBM 704, einer der stärksten seiner Zeit, gab es 1957 mehrere von den Anwendern selbstgestrickte Betriebssysteme. IBM hingegen wollte ein einziges Operating System schaffen, das für mehrere Rechner mit derselben Architektur gültig war. Codierumfang: 3 Millionen Zeilen. Niemand hatte wirklich Erfahrung auf diesem Gebiet.
Mit welcher Naivität die Entwickler an dieses Unterfangen herangingen, soll folgende, erfundene Anekdote erzählen: Thomas Watson Jun. hatte im Forschungszentrum in Yorktown Heights rund tausend Programmierer in den größten Sitzungssaal geladen. Jeder hatte vor sich einen Bleistift und ein Blatt Papier. Dann sagte Watson nur ein einziges Befehls‑Wort: »Codiert!« Nachdem jeder der Programmier‑Knechte zehn Instruktionen niedergeschrieben hatte, sammelte der Firmenchef persönlich die Blätter ein. Die Loseblattsammlung schickte er dann in die Arbeitsvorbereitung, wo die 10.000 Instruktionen auf Lochkarten erfasst wurden. Anschließend wurden sie in den Prototyp einer /360 eingegeben. Auf diese Weise soll das erste Betriebssystem der neuen Rechnerserie auf die Welt gekommen sein ‑ mit den Mitteln der Massenproduktion.[6] Was die Anekdote sagen will: Als viel zu einfach hatte sich IBM die Entwicklung der Systemsoftware für die /360 vorgestellt. So war es kein Wunder, dass sich die Entwicklung des Betriebssystems als »ein absoluter Weichmacher im knallharten Konzept« (Reiboldt/Vollmer: Der Markt sind wir) erweisen sollte.
Allein die Entwicklung des OS/360 verbrauchte zwischen 1963 und 1966 etwa 5.000 Mannjahre. Dabei war spätestens ab 1965 klar, dass die Implementierung eines einzigen Betriebssystems für alle Rechner nicht gelingen konnte. Kurzerhand eliminierte IBM 35 der ursprünglichen Anforderungen, und sie splittete das Einheits‑Angebot. Heraus kamen im Laufe der sechziger Jahre insgesamt vier strategische Betriebssysteme, die nur eins gemeinsam hatten: ihren Ursprung in der /360‑Architektur. Das Investment dahinter war so groß, dass IBM fortan der Sklave dieser Architektur wurde.
Quellen
[1] Computerworld, 24.4.89, Patrick Waurznyak: »The men behind the machine«
[2] Datamation, 5/84, Robert L. Patrick: »The seed of empire«
[3] Computerworld, 24.4.89, Patrick Waurznyak: »The men behind the machine«
[4] Computerworld, 3.11.86, James Connolly, Jeffrey Beeler: »The price of success: IBM /370 system won`t die«
[5] Computerworld, 24.4.1989, Patrick Waurznyak: »The men behind the machine«
[6] The IBM User, 11/81; »The 360 was born with two rival operating systems. IBM users are still paying the price«
[1] Computerworld, 24.4.89, Patrick Waurznyak: »The men behind the machine«
[2] Datamation, 5/84, Robert L. Patrick: »The seed of empire«
[3] Computerworld, 24.4.89, Patrick Waurznyak: »The men behind the machine«
[4] Computerworld, 3.11.86, James Connolly, Jeffrey Beeler: »The price of success: IBM /370 system won`t die«
[5] Computerworld, 24.4.1989, Patrick Waurznyak: »The men behind the machine«
[6] The IBM User, 11/81; »The 360 was born with two rival operating systems. IBM users are still paying the price«
Yahoo und Microsoft reden wieder miteinander...
... nach dem gescheiterten Übernahmeversuch. Steve Ballmer. CEO von Microsoft, und Carol Bartz, CEO von Yahoo, haben sich in der Osterwoche offensichtlich mehrmals miteinander gesprochen, weil die Financial Times zu berichten. Für beide Firmen geht es darum, eine Gegenposition zum allmächtigen Google-Imperium aufzubauen.
Journalyse-Quelle: Financial Times, 11.4.2009, Richard Waters: "Microsoft and Yahoo reopen web talks"
Journalyse-Quelle: Financial Times, 11.4.2009, Richard Waters: "Microsoft and Yahoo reopen web talks"
Sonntag, 12. April 2009
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