Rund 80 Milliarden Euro will Intel in den kommenden Jahren in Europa investieren. Deutschland ist als Standort ebenfalls im Gespräch. Wir freuen uns, auch wenn Intel erwartet, dass sich die EU mit 30 Prozent an dem Investment beteiligt. Lächerlich kommen einem da jene 150 Millionen Dollar vor, die vor bald 40 Jahren Gene Amdahl in den Sand des Silicon Valley setzte - bei seinem Versuch, einen Chip zu bauen, der nicht immer kleiner, sondern immer größer wurde. R.V.
Die Trilogy‑Tragedy
Starben die Dinosaurier doch an einer Klimakatastrophe? Parallelen aus der Computerbranche scheinen diese am meisten vertretene These zu stärken. Ein wichtiges Indiz lieferte dazu 1983 der Vater aller Mainframes: Gene Amdahl. Sein Plan, einen Großrechner zu bauen, der »zweimal schneller ist als alles, was IBM besitzt, und dabei nur die Hälfte kostet«, erhielt im Frühjahr 1983 einen herben Rückschlag. Nach Regengüssen in Kalifornien war Wasser in die Labors der mit einem Risikokapial von 150 Millionen Dollar in Cupertino gegründeten Trilogy Systems Ltd. eingedrungen und hatte einige elektronische Geräte zerstört.
Mit wafergroßen Chips wollte der Vater der /360 gemeinsam mit seinem Sohn Carl, die gemeinsam 50 Prozent des Aktienkapitals von Trilogy hielten, die IBM kompatiblen Mainframes bestücken. Statt 300.000 Dollar pro MIPS sollte der Rechner nur 150.000 Dollar kosten. Doch nach der Wetterkatastrophe im Silicon Valley mussten Gene & Carl ihre Pläne, 1984 mit dem ersten Jumbo auf den Markt zu kommen, erst einmal begraben. Nun würde es 1985 werden ‑ zu einem Zeitpunkt, zu dem IBM mit neuen Großrechnern den nächsten Meilenstein setzen wollte.
Doch nicht IBMs Ankündigung, die prompt kam, sollte Amdahls Trilogie in einer Tragödie enden lassen. Nach der Konzeption der /360 für IBM und seiner avantgardistischen V‑Maschinen für die Amdahl Corp. wollte Gene mit dem Einsatz wafergroßer Logik‑Chips in den Trilogy‑Dinos sein Lebenswerk vollenden. Er und seine 460 Mitarbeiter scheiterten ‑ nicht am Wetter, sondern an der Technologie seiner Macroprozessoren. 1984 beendete die Firma das Experimnent. Das war schade für CII‑Honeywell‑Bull und für die japanische Sumitomo‑Gruppe, zu deren Einflussbereich als Keiretsu auch NEC gehörte. DEC und Sperry Univac hatten ebenfalls auf die Firma und ihre Technologie gesetzt. Sie waren die starken Förderer des Start‑Ups, das soviel Geld wie nie zuvor in der Geschichte des Venture Capitals hinter sich bringen konnte. Die Trilogy‑Systeme kamen nie auf den Markt. So starb im Silicon Valley, dem Erfinderzentrum der Mikroprozessoren, der letzte Supersaurier der Geschichte daran, dass er die Technologie seiner Zeit überforderte. Heute kostet übrigens ein MIPS nur noch ein paar Cents. Dank sei den Mikroprozessoren!