Donnerstag, 9. September 2021

Silicon Valley: Tod eines Dinosauriers

 Rund 80 Milliarden Euro will Intel in den kommenden Jahren in Europa investieren. Deutschland ist als Standort ebenfalls im Gespräch. Wir freuen uns, auch wenn Intel erwartet, dass sich die EU mit  30 Prozent an dem Investment beteiligt. Lächerlich kommen einem da jene 150 Millionen Dollar vor, die vor bald 40 Jahren Gene Amdahl in den Sand des Silicon Valley setzte - bei seinem Versuch, einen Chip zu bauen, der nicht immer kleiner, sondern immer größer wurde. R.V.



Die Trilogy‑Tragedy

Starben die Dinosaurier doch an einer Klimakatastrophe? Parallelen aus der Computerbranche scheinen diese am meisten vertretene These zu stärken. Ein wichtiges Indiz lieferte dazu 1983 der Vater aller Mainframes: Gene Amdahl. Sein Plan, einen Großrechner zu bauen, der »zweimal schneller ist als al­les, was IBM besitzt, und dabei nur die Hälfte kostet«, erhielt im Früh­jahr 1983 einen herben Rückschlag. Nach Regengüssen in Kalifornien war Wasser in die Labors der mit einem Risikokapial von 150 Millionen Dollar in Cupertino gegründeten Trilogy Systems Ltd. eingedrungen und hatte einige elektronische Ge­räte zerstört.

Mit wafergroßen Chips wollte der Vater der /360 gemeinsam mit seinem Sohn Carl, die gemeinsam 50 Prozent des Aktienkapitals von Trilogy hielten, die IBM kompatiblen Mainframes bestücken. Statt 300.000 Dollar pro MIPS sollte der Rechner nur 150.000 Dollar kosten. Doch nach der Wetterkatastrophe im Sili­con Valley mussten Gene & Carl ihre Pläne, 1984 mit dem ersten Jumbo auf den Markt zu kommen, erst einmal begraben. Nun würde es 1985 werden ‑ zu einem Zeitpunkt, zu dem IBM mit neuen Großrechnern den nächsten Meilenstein setzen wollte.

Doch nicht IBMs Ankündigung, die prompt kam, sollte Amdahls Trilogie in einer Tragödie enden lassen. Nach der Konzeption der /360 für IBM und seiner avantgardistischen V‑Maschinen für die Amdahl Corp. wollte Gene mit dem Einsatz wafer­großer Logik‑Chips in den Trilogy‑Dinos sein Lebenswerk vollenden. Er und seine 460 Mitarbeiter scheiterten ‑ nicht am Wetter, sondern an der Technologie seiner Macro­prozesso­ren. 1984 beendete die Firma das Experimnent. Das war schade für CII‑Honeywell‑Bull und für die japanische Sumitomo‑Gruppe, zu deren Einflussbereich als Keiretsu auch NEC gehörte. DEC und Sperry Univac hatten ebenfalls auf die Firma und ihre Technologie gesetzt. Sie waren die star­ken Förderer des Start‑Ups, das soviel Geld wie nie zuvor in der Geschichte des Venture Capitals hinter sich bringen konnte. Die Trilogy‑Systeme kamen nie auf den Markt. So starb im Silicon Valley, dem Erfinder­zentrum der Mikroprozessoren, der letzte Su­persaurier der Ge­schichte daran, dass er die Technologie seiner Zeit überforder­te. Heute kostet übrigens ein MIPS nur noch ein paar Cents. Dank sei den Mikroprozessoren!

 

Mittwoch, 8. September 2021

1972: Als wir noch von 56-K-Netzen träumten

Zu Beginn der siebziger Jahre gab es in Euroipa 24 Computerhersteller, die jeweils mit einem eigenen Rechnersystem auftraten, die untereinander völlig  inkompatibel waren. Und die Postgesellschaften freuten sich, dass sie im internationalen Datenverkehr gegenüber den Inlandtarifen den bis zu neunfachen Preis berechnen konnten. Altersschwache Relais in den Knotenpunkten machten die Netze auch nicht gerade sicherer - und in Westdeutschland träumte die Deutsche Bundespost noch davon, ihren Kunden Übertragungsraten von 56 Kilobytes anbieten zu können...
Aus den unergründlichen Archiven des Raimund Vollmer

 

Vor 21 Jahren - Als alles noch möglich war