PUTIN FORDERT
60 MILLIARDEN
SCHULDENERLASS
Die Welt, 15. Juni 2000, auf Seite 1
"Deutschland ist mit 120 Milliarden Mark
der größte Gläubiger Russlands."
PUTIN FORDERT
60 MILLIARDEN
SCHULDENERLASS
Die Welt, 15. Juni 2000, auf Seite 1
"Deutschland ist mit 120 Milliarden Mark
der größte Gläubiger Russlands."
„Unsere Eliten ähneln weniger den Pragmatikern der Renaissance als mittelalterlichen Klerikern, die die Welt scheinheilig in Gut und Böse einteilen.“
Robert D. Kaplan (*^1952), amerikanischer Journalist
UNION WILL EINWANDERUNG ALS WAHLKAMPFTHEMA
Die Welt, 11. Oktober 2000
Friedrich Merz: "Wir werden jedes Thema,
das sich eignet, erfolgreich Wahlkampf zu führen, nutzen."
„Der Nationalismus kann gewaltig sein. Niemals groß."
Stanislaw Jerzy Lec (1909-1966), polnischer Schriftsteller
1952: „Die Technologie hat euch alles gegeben, was ihr euch nur wünschen konntet. Drückt auf den Knopf, und ihr bekommt, was ihr wollt. Statt am Maschinenalter aktiv teilzunehmen, habt ihr euch bedienen lassen. Ihr habt euch sehr verwöhnt. Sobald das Maschinenalter zusammenbricht, ist es mit euch zu Ende. Ihr habt euch niemals zum Herren der Maschine gemacht, sondern euch verzärteln lassen.“
Walter M. Miller (1923–1996), Science-fiction-Autor, in „Dumb Waiter“
Zum Feuilletonpreis der FAZ
Von Raimund Vollmer
„Brillant geschrieben“, denkst Du voller Bewunderung und leer allen Neides (oder war es umgekehrt?) bei der Lektüre des Siegertextes von Klaus Rössler, der beim Wettbewerb um den Feuilleton-Preis der FAZ mich und all die anderen Autoren souverän geschlagen hat.
Ich glaube: Rössler hat diesen Preis zu Recht verdient, aber verdient hat er nicht das, was das Blatt daraus machte. Denn so wurde sein Text selbst zu einem Beispiel für eine Kunst, die sich annulliert, weil sie das verliert, wonach sie giert: Aufmerksamkeit. Verschämt versteckte die FAZ diese Geschichte um „verlassene Pixel“ auf die vierte (und damit wenig attraktive, weil auch noch linke) Seite ihres Feuilletons – als sogar „leicht“ gekürzten Text. Ein Text, der immerhin 10.000 Euro Preisgeld teuer war. Er erschien auch nicht in einer lesefreudigen Wochenendausgabe, sondern an einem gelangweilten Mittwoch (29. Oktober 2025). Kommentarlos. Achtlos. Banal. Neben Todesanzeigen. Noch nicht einmal ein Foto von der Übergabe des Preises ist hier zu sehen. Da vermutet man fast schon redaktionelle Verachtung, die sich ja bereits darin zeigte, dass man für die Verlierer kein einziges Wort des persönlichen Respekts übrig hatte. Mit alldem mindert sich auch die Wertschätzung für den Sieger. Schade.
Vielleicht steht dahinter nichts anderes als die eigene Hilflosigkeit in einer Zeit, in der die Leitmedien sogar sich selbst leid sind. Zu Recht.
Viel Poesie steckt in dem Text, der um ein Thema trauert, das gar keins ist: um digitale Kunst. Digitale Kunst ist keine Kunst, sondern eine eingebilderte Technik. Aufmerksamkeitstechnik. Pure Selbst-Sucht, aber eine, die kein Ich mehr kennt, keine Autoren, sondern nur noch sich selbst, ihre eigene Technik, die in der Krypto-Welt komplett funktionslos geworden ist.
So kennt der Text auch keine Künstler mehr - und wenn doch, dann nur unter Pseudonymen wie Beeple, der in Wirklichkeit Mike Winkelmann (*1981) heißt und der 2021 für 69 Millionen Dollar seine „The First 5000 Days“ bei Christie‘s versteigern ließ. Oder er nennt Pak – kein Name mehr, sondern schiere Anonymität, wie die des genialen Blockchainers Satoshi Nakamoto, mit dessen Formeln alle Kunst künstlich wird.
Schaut man sich die Hintergründe der Leute an, die in der Szene die Aufmerksamkeit auf sich ziehen, so sind sie selbst vor allem multifungibel. Sie sind keine Künstler mehr, sie sind künstlich. Sie sind Investoren, Fondsmanager, Kryptoexperten, Informatiker, vielleicht noch Regisseure. Technisch brillant. Perfekt. Sie sind die künstlichen Ingredienzien eines Marktes, der nur noch sich selbst kennt, nur noch sich selbst verbraucht und sich selbst produziert im Algorithmus einer Zeit, die kein Ziel mehr hat. Eigentlich braucht er keine Menschen mehr, noch nicht einmal als Betrachter oder gar als Käufer. Diese Kunst verkauft und kauft sich selbst – ein Verdacht, den ich übrigens bei dem ganzen Hype um KI habe. Sie schürft sich unentwegt ihr eigenes Geld, das es ohne sie gar nicht gäbe und niemals den Wert erlangt, den sie vortäuscht. In der KI ist alles künstlich. Und Geld war das schon immer.
Alles ist Prozess, nichts als Prozess. Künstler sind nur noch Kunstschaffende, die schaffen und schaffen, aber nichts mehr erschaffen, nichts mehr schöpfen. Sie halten nur noch den Kulturprozess am Laufen. Das alles hat wenig mit Kunst zu tun, sondern viel mit Künstlichkeit – mit einer Künstlichkeit, der man die Künstlichkeit nicht mehr ansieht. Sie ist Kitsch, ohne als Kitsch identifiziert zu werden. Sie ist nur noch Täuschung, die niemals mehr enttäuscht werden darf, sondern uns ihr eigenes Lebensrecht vortäuscht.
Es entsteht Kunst ohne uns. Und deshalb sind wir auch bald ohne Kunst. Nur werden wir es nicht merken.
Fast möchte man meinen, dass es die FAZ selbst schon nicht mehr merkt. Sonst hätte sie aus den rund 200 Einsendungen selbst ein Kunstwerk geschaffen – über die Kunst. So jedoch stellt sie die Kunst in eine Ecke. Und man fragt sich: Kann das weg?
Oder täusche ich mich da?
1797: „In einer republikanischen Staatsverfassung darf
Niemand über vier bis fünf Jahre in ein und demselben Amt bleiben.“
Christian Sommer (1767 bis 1835), deutschert Jurist und Verfasser der ersten Verfassung in Deutschland mit einer Menschenrechtserklärung
1992: „Es fand sich 1989 kein Historiker unter den zentralen Personen des Widerstandes in der DDR, obwohl gerade sie den ‚wissenschaftlichen‘ Grundlagen des Systems die gefährlichsten Wunden hätten beibringen können.“
Andreas Gestrich (*1952), deutscher Historiker, in der Stuttgarter Zeitung