Samstag, 23. November 2013

Die gute alte IBM ist zu wenig innovativ...


... kritisierte Hedge-Fund-Impresario Stan Druckenmiller am Rande der Konferenz der "Robin Hood Investoren" die auf die Dividende fokussierte Firmenstrategie. "If you want to be short innovation, be long IBM,” sagte der Milliardär dem Fernsehsender Bloomberg. “I do not want to be short innovation.” Er habe zwar einen "Riesenrespekt" vor Warren Buffett, könne dessen Investment in IBM aber nicht nachvollziehen. Das Orakel von Omaha hat mehr als 11 Mrd. Dollar in IBM-Aktien investiert und zählt damit zu den größten Aktionären des einstmals wichtigsten IT-Konzerns.

Update: Die Konferenz wird übrigens von der Bank JP Morgan organisiert, die sich gerade für die Rekordsumme von 13 Mrd. Dollar von dem Vorwurf freikauft, Anleger bei Geschäften mit Hypothekenpapieren über den Tisch gezogen zu haben und damit die Bankenkrise 2008/2009 mitverschuldet zu haben.

Freitag, 22. November 2013

Spotify, Twitter & Co: Content is king, aber das bleibt unter uns...

... denn Börsenbewertungen von Twitter (23 Milliarden Dollar) oder Facebook (108 Milliarden Dollar) oder Google (351 Milliarden Dollar) lassen darauf schließen, dass bei Kurs/Gewinn-Verhältnissen von 30 bis 100 nicht der Profit die Richtschnur sein kann. In der Tat sind dies alles Firmen, die mit Content arbeiten - Content, der nicht von ihnen selbst kreiert wird, sondern durchweg von anderen. Content ist alles - und doch nichts. Denn diese Riesen zahlen für Content so gut wie gar nichts, aber sie machen mit dem, was ihnen nicht gehört, ein Mordsgeschäft - mit Werbung.
Aber jetzt kommt einer wie Spotify, der sich gerade 250 Millionen Dollar an Finanzierung gesichert hat. Der Musik-Streaming-Dienst macht auch einen Großteil seiner Einnahmen mit Werbung, aber er hat jede Menhe Kunden, die bereit sind zehn Dollar pro Monat für die Nutzung der Musik zu zahlen. Diese Firma, die 434 Millionen Dollar umsetzt, hat - nimmt man die Einlage von 250 Millionen Dollar als Maßstab - einen Börsenwert von mehr als vier Milliarden Dollar.
Aber Spotify produziert ebenso wenig Musik wie Twitter Texte oder Facebook Bilder. Das, was die Kunden kommen lässt, gehört entweder ihnen selbst oder anderen. Gäbe es das aber nicht, würde niemand darin werben, würde niemand den Dienst abonnieren. Was also diese Firmen so wertvoll macht, ist der Faktor Distribution. Sie verteilen Content und bringen Menschen zusammen. Das ist alles Logistik. Und wenn wir auf das vergangene Jahrhundert zurückschauen, dann war das Thema Distribution (von der Energieversorgung über Handel bis hin zur Touristik, von der Informatisierung über die Liberalisierung bis hin zur Globalisierung) die alles bestimmende Herausforderung. Hier haben wir es zur Meisterschaft gebracht. Und so ist es kein Wunder, dass all diese Firmen - mit Amazon an der Spitze - diese Entwicklung zur Vollendung bringen. Aber es ist ein Thema, das begründet wurde im 20. Jahrhundert, das in ihm seiner Perfektion zustrebte. Doch dürfen wie nicht davon ausgehen, dass es auch das 21. Jahrhundert bestimmen wird.
Da kommen noch ganz andere Dinge auf uns zu. Aber das ist eine andere Geschichte.
Raimund Vollmer

Donnerstag, 21. November 2013

Nach Snowden: Hinter dieser Zeitung steckt immer...

(Kommentar) ... mein schlauer Kopf. Jedenfalls frühmorgens, wenn ich diese Zeitung, die ich noch in Echt lese, aufschlage und bei ein oder zwei Tassen Kaffee genieße. Den Wirtschaftsteil habe ich dann sehr schnell durch. Der ist so brav wie das Management, das sich täglich darin spiegelt. Es perpetuiert in grauen Wüsten die Langeweile, in der unsere biederen Wirtschaftsführer ihren Mangel an Ideen, Imagination und Intuition zu verstecken suchen. Aber dann blätterst Du das Feuilleton auf, plötzlich ist all das wieder da, was eine gute Zeitung spannend macht - und den Leser schlau hält. Vor allen Dingen ist das Feuilleton ein Ort, wo Meinung noch zur Sache geht - und zwar gerade bei den Themen, die uns als Bürger mächtig interessieren. Manchmal ist sogar das am informativsten, was nicht drin steht. Denn Du fragst Dich als schlauer Leser, warum wird dieses oder jenes ignoriert. Ist es Absicht, ist es Unwissenheit?
Heute zum Beispiel hat sich das Feuilleton dem Thema "Datenschutz und Datensicherheit" gewidmet - und alle möglichen Leute dazu eingeladen, die irgendwie sehr stark informatikbelastet sind. Was die EU-Kommissarin Neelie Kroes schreibt, kann man übrigens gleich überspringen. Dass sie als erste ihren Beitrag liefern darf, ist in gewisser Weise schon bezeichnend. Denn nahezu alle Autoren sind fixiert auf das Tun und Lassen der Institutionen. Wir, die Bürger, stehen nicht im Mittelpunkt. Auch nicht unsere Volksvertreter, die, die wir gewählt haben oder haben wählen lassen, wenn wir uns den Urnengang gespart haben (was natürlich kein Leser der Journalyse tun würde).
Auf jeden Fall gibt es uns, die Bürger, nur als mehr oder minder passive Kreaturen, wir sind die Nutzer, wir sind nicht die Kreativen, die Macher. Yvonne Hofstetter, die Geschäftsführerin der Teramark Technologies, kommt uns Bürgern noch am nächsten, wenn sie schreibt: "Google, Facebook, Apple & Co. sind nicht deshlab außereuropäischen Unternehmen, weil Europas Unternehmer und Technologien schlechter wären als die anderer Kontinente. Visionen hat Europa durchaus und auch die Technologie für ihre Verwirklichung. Unser Erfolg hängt von unserem Mut ab." Stimmt, aber nicht denjenigen fehlt der Mut, die Visionen haben und Technologien entwickeln, sondern denen, die all das durchsetzen sollen. Das sind Anpassungskünstler - und Anpassung ist das Gegenteil von Freiheit. Dem Management und seinem Gefolge fehlt der Mut zur Freiheit.
Fast alle Beiträge konzentrieren sich auf die Methoden, mit denen Sicherheit hergestellt wird, und den Institutionen, die sie herstellen sollen. Es ist eine komplette Fixierung auf diejenigen, die doch gerade im Verdacht stehen, Big Data zu huldigen, die den Geheimdiensten die Datentore öffnen etc.
"Wir müssen die aktuell verfügbaren Kompetenzen und Ressourcen im Hardware- und Software-Bereich sichten, bewerten und zusammenführen", schallt es uns von Magnus Harlander, einem IT-Manager (er ist Geschäftsführer der Genius GmbH) entgegen. Das klingt nach Industriepolitik der bekannten Art (DV-Förderung). "Jetzt gilt es auf nationaler oder europäischer Ebene eine IT-Sicherheits-Roadmap auf den Weg zu bringen", stößt Frank Heisler, ein "IT-Unternehmer" ins selbe Horn. (Er ist Vorstand der G Data Software AG). Angesichts der technologischen Fortschritte, die vor allem aus USA gemeldet werden, meint der Informatiker Gerhard Weikum (Max-Planck-Institut): "Hier bahnt sich eine von amerikanischen kommerziellen Wissenstechnologien an, die wir so nicht in Kauf nehmen sollten". Und auch da steht mehr oder minder im Hintergrund, dass wir viel Geld in die Hand  nehmen sollten, um mit den Amerikanern gleichzuziehen - und das heißt letztlich Industriepolitik.
Staunend stellst Du fest, dass ein Geisteswissenschaftler, der Historiker Jürgen Renn, die alten liberalen Tugenden, die auf der natürlichen Autorität von Individuen und nicht auf der formalen Autorität von Institutionen basieren, den Bürger in den Mittelpunkt stellt. Er setzt der Einfalt der Informatik-Lobby die "Europas Vielsprachigkeit und kulturelle Vielfalt" als "zukunfstweisendes Modell" entgegen. Wir sind Europa. Renn wendet sich gegen Protektionismus und Industriepolitik. Renn glaubt an uns, den schlauen Leser hinter dieser Zeitung. Renn hat uns drauf, wenn er schreibt: "Wir könnten sehen, wie ein Netz aussieht, in dem Nutzer nicht nur Klienten und Konsumenten bleiben, sondern in dem sie selbst mit Verarbeitung von Informationen und ihrer Vernetzung so krativ umgehen können, wie es bisher das Privileg von Google ist."
Schön ist es dann zu lesen, dass der "Informatiker" Johannes Buchmann (TU Darmstadt) im hölzernen Jargon der IT versucht, mit Renn gleichzuziehen. Er erkennt und fordert die Hoheit der Nutzer (ach, hätte er doch Bürger stattdessen gesagt. Denn auch im Internet bin ich vor allem Bürger und nicht Nutzer) über die eigenen Daten und deren Anwendungen.  "Wir müssen den Computer neu erfinden", schreibt der Cyberwar-Experte Sandro Gaycken. Und er sieht dessen Heimat vor allem in den Maschinen, im Maschinenbau, im German Engineering. Kein Zweifel, da werden wir gut aussehen. In diesem Bereich leben die Unternehmer, die wirklich Ideen nach vorne bringen. Sie bringen aber auch diese Ideen deshalb nach vorne, weil sie der IT äußerst skeptisch gegenüber stehen. Ich empfehle jedem einmal einen Besuch bei einer Veranstaltung des VDMA, dann würden die IT-Experten am Ende ziemlich erschüttert nach hause gehen. In Deutschland wird die IT als Gegner der Kreativität gesehen, vielleicht liegt dies auch daran, dass wir stark in Buchhaltung (ERP) sind, deren größter Feind Kreativität ist. Niemand will eine kreative Buchhaltung.
Den Beitrag von Michael Backes, Universität Saarland, lesen wir ohne neuen Erkenntnisgewinn. Aber am Ende bleibt die Vermutung, dass die Leute in der IT am liebsten nach dem Staat rufen möchten, Snowden ihnen wunderbare Argumente dafür liefert, aber in Wahrheit eine Riesenangst haben, nicht vor der NSA und anderer Geheimdienste, sondern vor uns, den schlauen Köpfen.
Irgendwann wird dies auch die FAZ erkennen, die Seite vor der Zeitung. Denn wir sind die Leser und Bürger. Wir müssen für alles haften.
Raimund Vollmer

Zitat für meinen Lieblingsleser

Er schreibt die meisten Leserkommentare für die Journalyse. Wer sich hinter diesem Pseudonym verbirgt, wissen wir nicht. Ich hoffe nur, dass es noch ein Mensch ist und kein Watson. Raimund Vollmer

Jetzt geht's weiter mit der Journalyse

Ich bitte um Verständnis dafür, dass ich in den letzten Tagen hier nicht mit Meldungen und Kommentaren präsent war. Andere Aufgaben haben meine Aufmerksamkeit vollkommen absorbiert.
Raimund Vollmer

Montag, 18. November 2013

Sammelalbum Pinterest macht Google und Facebook das Leben schwer...

... weil es die Erlebnisse und Ergebnisse des Googelns nach Dingen, die man gerne haben und kaufen möchte, mit denen von Social Media zu einem persönlichen Katalog der Wünsche kombiniert. Das Ergebnis: die Konsumenten sagen, was sie wollen, und die Werber wissen, was die Kunden wünschen. Das ist in etwas das Geschäftsmodell von Pinterest, das nach Meinung des Wall Street Journals den beiden Platzhirschen Google und Facebook auf Dauer die Werbegelder abluchst. Denn die Seiten von Einzelhändlern, auf die Pinterest die Verbraucher lenkt, erzielen einen höheren Verkaufswert je Bestellung als bei den Altvorderern des Werbe-Webs. 140 bis 180 Dollar seien es bei Pinterest, das übrigens nicht börsennotiert ist, bei Google seien es nur 80 und bei Facebook nur 60 Dollar je Bestellung. Auf einen Börsenwert von 2,5 Milliarden Dollar wird das Unternehmen inzwischen eingeschätzt.

Rekordstand: Ein Bitcoin kostet jetzt 500 Dollar...

... berichtet das Wall Street Journal am Sonntag.