Samstag, 5. Juli 2014

Sorry, beim Löschen lästiger Spams leider echte Kommentare gelöscht

Dabei war da so viele nette Diskussionen und Anregungen darunter. Ist mir leider passiert, nachdem ich einen von Spams besonders stark attackierten Blogeintrag aus 2009 auf "Keine Kommentare zulassen" gesetzt hatte. Tut mit sehr leid, ist nicht im Zusammenhang mit dem "Recht auf Vergessen" zu sehen.
Ihr
Raimund Vollmer

Freitag, 4. Juli 2014

Rück-Click 1969: Das Bundesverfassungsgericht zur Sache Mensch

»Mit der Menschenwürde wäre es nicht vereinbar, wenn der Staat das Recht für sich in Anspruch nehmen könnte, den Menschen zwangsweise in seiner ganzen Persönlichkeit zu registrieren und zu katalogisieren, sei es auch in der Anonymität einer statistischen Erhebung, und ihn damit wie eine Sache zu behandeln, die einer Bestandsaufnahme in jeder Beziehung zugänglich ist.«
Fundsache im Archiv Raimund Vollmer, zitiert nach einem Artikel in der Wochenzeitung Die Zeit vom 16. März 1983

Das Recht auf Vergessen! Können wir vergessen?

Nach einem Bericht des Wall Street Journals führt das Recht auf Vergessen, das die EU von Google verlangt, zu einigen absurden Situationen. So haben zwar Personen des öffentlichen Interesses keinen sonderlichen Anspruch auf "Vergessen", wenn aber die Namen von Normalbürgern in den Kommentaren zu einem Artikel erscheinen (hier ging es um einen Blogeintrag der BBC über den CEO von Merrill Lynch) dann kann es sein, dass dann die Sucheinträge bei Google gelöscht werden. Der Bericht weist aber darauf hin, dass dies nur gilt für die europäischen Versionen der Google-Suche. Wer über Google.com sucht, bekommt das ganze Menue wie gehabt.
Kommentar. Amerika ist die Hintertür gegen das Vergessen, lieber Besserwisser. Den wir hier nur nennen, damit er sein Recht auf Vergessen in Anspruch nehmen kann.

Donnerstag, 3. Juli 2014

Dow Jones steigt erstmals über 17.000 Punkte

Rück-Click 1944: Bretton Woods

Der Economist beschäftigt sich in seiner neuesten Ausgabe mit Bretton Woods.

Rück-Click 1934: "MACHEN SIE KEINEN FEHLER!!!"

1934: »Gentlemen, machen Sie keinen Fehler! Die Börse ist eine perfekte Institution.«

Richard Whitney, Präsident des New York Stock Exchange, gegenüber dem amerikanischen Senat, der die Börsenaufsicht Securities Exchange Commission einführen wollte. 1938 wurde Whitney wegen des Diebstahls von Wertpapieren seiner Kunden eingekerkert.

"Farcebook" sagen die einen, "Neofaschisten" die anderen...

(Kommentar) ... um nur einige der rund 100 Kommentare zu zitieren, mit denen Leser des Wall Street Journal die jüngsten Enthüllungen über die soziologischen Experimente begleiten, die die hochdoktorierten "Sozialwissenschaftler" von Facebook mit Millionen von Usern angestellt haben. Da steuert viel Wut auf Facebook zu. Aber wahrscheinlich ist dies auch nur wieder ein Experiment, mit denen das Soziale Netzwerk erfahren will, welche Auswirkungen auf Benutzerzahl und Profit ein asoziales Hetzwerk haben könnte. Keinen. Denn Facebook ist schon viel zu sehr Teil des täglichen Lebens von Abermillionen von Menschen auf dieser Welt. Und Facebook an sich inklusive seiner Werbung ist ja nur das technische Beiwerk im Netzwerk. Mehr nicht. Niemand ist dort, um mit Facebook zu kommunizieren.
Wenn nun in den Medien gewettert wird, dann wird bei aller Verbitterung über die Schnüffelmafia vor allen Dingen die bodenlose Dummheit bestaunt, mit der ein derart erfolgreiches Unternehmen seine Basis gefährdet. Offenbar kommen wohl immer mehr Leute zu der Erkenntnis: Big Data ist Wissen für Dumme. Wenn Facebook klug wäre, dann hätte es solche Experimente und Studien nie angefangen.
Aber es ist natürlich verführerisch, wenn man oben auf einem Zuckerberg sitzt, genau zu wissen, wie sich die einzelnen Körner zu einander verhalten.

Mittwoch, 2. Juli 2014

2025: Die total vernetzte Welt ist Wirklichkeit...

... meinen die Zukunftsforscher des Medienunternehmens Thomas Reuters in einer Studie namens The World in 2025: 10 Predictions of Innovation. Dann sind endlich alle Kühlschränke, Fernseher, Spülmaschinen und Autos miteinander vernetzt, meinen die Experten. Zu diesem Zeitpunkt wird man mittendrin in der Erforschung der Teleportation sein, heißt es weiter. Doch es wird dann immer noch eine Weile dauern, bis wir mit Captain Kirk sagen können: "Beam me up, Scott".

Welthandel & digitale Weltwirtschaft: Mindestens Verdoppelung auf 54 Billionen Dollar bis 2025...

... erwartet McKinsey. Die renommierte Unternehmensberatung glaubt, dass nicht zuletzt durch die Digitalisierung der Anteil des grenzüberschreitenden Handels mit Gütern, Dienstleistungen und Finanzprodukten von derzeit 26 Billionen bis Mitte des kommenden Jahrzehnts auf 54 bis 85 Billionen Dollar steigen wird. Schon jetzt würde dieser Handel 36 Prozent des Weltwirtschaftsvolumens ausmachen. Übrigens gilt in dieser Globalisierungwelle Deutschland als das am besten mit der übrigen Welt vernetzte Land. Das ist bestimmt nicht das Verdienst der Großunternehem, sondern des Mittelstandes. MEHR HIER

Dienstag, 1. Juli 2014

Was Facebook sonst noch so alles wissen wollte...

... hat das Wall Street Journal zusammengestellt:

2013 untersuchte das Soziale Netzwerk die Unterhaltungen von Eltern mit ihren Kindern. Mütter sorgen sich dabei um ihre Sprösslinge (Rückrufe etc.), während Väter mehr Spezialinteressen wie Politik und Sport als Themen haben. Welch eine Überraschung!
2012 wollte Facebook wissen, ob Freunde im Netzwerk sich der Stimmung ihrer Kommunikationspartner anpassen. Dem ist so. Wer hätte das gedacht?
2010 hatte sich Facebook etwas sehr, sehr kluges ausgedacht. Es wollte wissen, ob es eine Verbindung gibt zwischen der Menge an Kommunikation einer Person im Netz mit dessen Gefühl von Einsamkeit. Der Zusammenhang ist da. Was sich allerdings Facebook bis heute fragt, ist, ob mit steigender Kommunikationsmenge auch das Gefühl von Einsamkeit zunimmt oder umgekehrt. Die Frage sei noch offen.
2012 ging es darum zu erfahren, wie man Verhalten beeinflussen kann. Dabei war die Frage, was zum Beispiel wichtiger ist: die Zahl der Versuche, ein Verhalten zu ändern, oder die Richtung, aus der diese Bemühungen kommen. Antwort: Es kommt darauf an, dass die Signale von unterschiedlichen Seiten erfolgen.
2012 ging es auch noch darum, bei den US-Wahlen zu erfahren, ob man die Wahl-Beteiligung steigern kann. Dabei wurden 61 Millionen US-Bürger aufgefordert zu bekennen, dass sie zur Wahl gehen. Der eine Teil wurde dazu motiviert, indem auf deren Facebook-Seite Bilder der Freunde erschienen, die ihre Wahlabsichten kundtaten, der andere bekam nur die nackte Aufforderung oder überhaupt keine Botschaft. Das Ergebnis: Die erste Gruppe war offenbar wahlfreudiger.

Kommentar: Das sind lauter Ergebnisse, die einen das Fürchten lehren. Ich werde mich nie wieder an einer Umfrage beteiligen und lieber Fußball gucken.

Ausgegoogelt: Oberster Gerichtshof gibt Streetview keine freie Bahn...

... und will noch nicht einmal die Argumente hören, mit denen Google gerne ihre Wifi-Erfassungen bei den Außenaufnahmen von Streetview rechtfertigen möchte. Sammelklagen gegen die Praxis von Google, im Jahr 2010 offene Wifi-Leitungen bei der Erfassung der lokalen Bilddaten durch Streetview abzutasten, sind damit in den USA weiterhin möglich. So berichtet Computerworld.

65.000 Seitenaufrufe im Monat Juni sind...

... für uns eine neue Rekordmarke. Wir haben jetzt fast 5.000 Blogeintragungen in der Journalyse.

Montag, 30. Juni 2014

Gefacebooked: Wie man sich selbst in die Falle geht...

... zeigt ein Bericht des Wall Street Journals. Es berichtet, dass Empfänger von Sozialleistungen in den USA auf Facebook von einem ganz anderen Leben berichteten, als sie es den Behörden gemeldet hatten. Waren sie auf Facebook quicklebendig und bei bester Gesundheit, behaupteten sie gegenüber den Behörden, schwerkrank und arbeitsunfähig zu sein. Die New Yorker Staatsanwaltschaft hatte verlangt, dass Facebook die Daten von 381 Verdächtigen zur Verfügung stelle, doch die Social-Media-Anstalt weigerte sich. Ein New Yorker Gericht hat nun Facebook gezwungen, die Daten rauszurücken. Das Ergebnis: 131 Übeltäter wurden überführt und sollen einen Schaden von 400 Millionen Dollar verursacht haben.

Gefacebooked: Wie Gefühle manipuliert werden (können)...

... wollte Facebook 2012 wissen und startete ein Experiment mit 689.000 Usern. Facebook wollte erfahren, ob sich angesichts steigender negativer oder auch positiver Nachrichten die eigene Lebenseinstellung der Benutzer ändert. Neigen sie also entsprechend der Nachrichtenlage auch zu einer entweder verstärkt negativen oder positiven Berichterstattung über sich selbst. Das Experiment zeigt: die Veränderungen waren nur im Promillebereich spürbar. Also letztlich ein Versuch, der wenig an Erkenntnis einbrachte - aber jede Menge Entrüstung und Wut bei den Usern, die im März durch eine Veröffentlichung von diesem Experiment erfuhren. Die Benutzer sind darüber erbost, dass sie unwissentlich als Laborratten benutzt worden sind. Und auch die Experten meinen, dass Facebook hier gegen ethische Prinzipien verstoßen habe.
Kommentar: Die Versuchung für Versuche am sozial medialisierten Objekt ist offenbar so groß, dass Facebook alle Warnsignale ignoriert. Die einzige Chance, uns dagegen zu wehren, besteht darin, dass wir - die User - den Manipulatoren zeigen, dass wir uns nur sehr bedingt manipulieren lassen. Und genau das passiert. Eigentlich keine neue Erkenntnis.
Denn die Profis der guten alten Medien wissen schon lange, dass sich Meinungen nur dann beeinflussen lassen, wenn auch die latente Bereitschaft da ist, eine Meinungsänderung vorzunehmen. Ob diese Bereitschaft da ist oder nicht, ist bislang immer noch eine Ratespiel. Nur eins ist klar: Wer richtig gelegen hat (und den die erfragte Meinungsbildung bestätigt), hat dies nicht vorher gewusst, sondern geraten.
Wenn ein Léo Apotheker bei Hewlett-Packard der Meinung ist, dass sein Unternehmen unbedingt für elf Milliarden Dollar ein anderes Unternehmen kaufen will und der Verwaltungsrat dem zustimmt, dann können noch so viele Due Diligence-Tests durchgeführt werden, können noch so sehr warnende Stimmen sich erhaben, die Firma wird gekauft. Und weil die, die den Kauf vorbereiten müssen, wissen (das müssen sie nicht raten), dass sie die oberste Riege nicht mehr vor einer möglichen Fehlentscheidung warnen können, unterlassen sie es, negative Nachrichten an diese weiterzugeben. Sie wollen ja ihren Job behalten. Und wenn dann alles schiefläuft, kann die Unternehmensspitze sagen, dass sie keinerlei Warnsignale empfangen haben. Und Leo Apotheker ist fein raus. EbensoVerwaltungsrat und Führungskreis.
Damit ein Topmanagement überhaupt nicht mehr dem Verdacht ausgesetzt werden kann, gegen besseres Wissen gehandelt zu haben, hat es in den vergangenen Jahren dafür gesorgt, dass das gesamte Mittelmanagement in den Unternehmen ausgedünnt wird. Vor 20, 30 Jahren war es dessen wichtigste Aufgabe zu verhindern, dass in der obersten Chefetage irgendwelche Fehlentscheidungen getroffen werden. Auch wenn es da nicht immer erfolgreich war, selbst Fehlentwicklungen verursachte oder vorbereitete, so war dieses Mittelmanagement sehr darauf bedacht, dass alles abgefedert wird. Es sorgte auch dafür, dass die richtigen Leute, möglichst aus den eigenen Reihen, nach oben kamen. Das Topmanagement der Shareholder Values hat nun in den vergangenen Jahrzehnten in einem schleichenden Prozess dafür gesorgt, dass dieses Mittelmanagement, das in der Tendenz ganzheitlich dachte, ersetzt wurde durch Zahlenknechte, die immer die Zahlen in der Hülle und Fülle lieferten, die die hohen Herren brauchten - um vor Analysten, vor Journalisten und sonstigen externen Meinungsbildern bestehen zu können. Da diese Adressaten aber in zunehmenden Maße auch nicht mehr daran interessiert sind, die wirklichen Fakten zu erfahren, sondern nur eine Bestätigung ihrer Meinung wollen, hat sich durch alle Kontrollinstanzen - intern und extern - der Zwang zur Konformität durchgesetzt. Wenn dann am Ende alles anders kommt als gedacht, sind alle überrascht. Denn die Zahlen haben doch alle gestimmt. Dann wird noch einmal Big Data aufgefahren.
Das Facebook-Experiment zeigt, was wir schon lange argwöhnen: Die Manipulatoren sind die einzigen, die manipuliert werden - und zwar durch sich selbst. Das sei allen Big Data Apologeten ins Stammbuch geschrieben. Auch wenn es nichts nützt. Denn eine solche Erkenntnis wird unterdrückt. So werden wir - die User - weiterhin die Social Media und deren Derivate recht unbekümmert nutzen, wir werden uns über die Experimente der Rechenknechte öffentlich künstlich aufregen und privat köstlich amüsieren. Denn wir wissen doch längst: Big Data ist das Wissen der Vollidioten.
Raimund Vollmer