Freitag, 26. November 2010

SAP-Urteil: Wartungsmarkt kommt durcheinander...

... meint heute das Wall Street Journal als Folge der 1.3 Milliarden Dollar teuren Strafe, zu der das deutsche Softwarehaus SAP am Dienstag erst einmal verdonnert wurde. Es vermutet, dass Oracle und vielleicht auch SAP sich nun stärker Firmen vornehmen werden, die eine alternative Software-Wartung anbieten. Deren Argument: Sie sind deutlich presiwerter als die Hersteller-Wartung. Bis zu 90 Prozent Gewinnmargen seien bei Wartungsverträgen drin, die im Schnitt aus 22 Prozent der ursprünglichen Lizenzgebühr berechnet werden. Pro Jahr.
Es kann nun sein, dass man das TomorrowNow-Urteil nimmt, um alterenativen Wartungsfirmen die Nutzung der Software zu verbieten oder zumindest stark zu erschweren.
Kommentar: In der Krise der letzten zwei Jahren haben die Wartungseinnahmen so manchem Softwarehaus das Geschäft gerettet. Großen Häusern ebenso wie kleinen. Man sagt sogar, dass das Wartungsgeschäft angesicht seiner hohen Profite den Wert eines Unternehmens mehr und mehr bestimmen, weil sich Aufkäufe allein durch die Wartungseinnahmen rechnen. Kein Wunder, dass dieses Business nun mit allen Mitteln verteidigt wird von den Original-Herstellern. Vor diesem Hintergrund wird klar, warum Oracle so erbittert gegen SAP vorging. Denn diese Firma definiert sich immer weniger durch eigene Erfinderleistungen, sondern durch Aufkäufe. Und deren Rentabilität berechnet sich durch die Wartungseinnahmen. Also nicht die originäre Erfindung bringt die Vergütung, sondern deren Ausbeutung. Und darin ist der Aufkäufer Oracle offensichtlich der Weltmeister.
Selbst die Oracle Datenbank ist ja im Prinzip ein fremdes Geschöpf, ersonnen von Dr. Edgar Codd, dem IBM-Forscher, der 1969 das Relationenmodell veröffentlichte. So mag das Urteil daherkommen, als ginge es um den Schutz geistigen Eigentums. Darum ging es wohl nie. Die Lizenzeinnahmen enthalten die Erfindervergütung. Und dagegen hat SAP gar nicht verstoßen. Sie hat ja nicht Oracle-Software geklaut, um diese an Kunden zu verkaufen, sondern wegen des Wartungsgeschäftes, über das sie dann Kunden für ihre eigenen Produkte gewinnen wollte.

Journalyse-Quelle: Wall Street Journal, 26.11.2010: SAP Verdict Rattles Tech-Support Sector


Donnerstag, 25. November 2010

Weisheit des Tages: Gerichtskosten = Geschäftskosten

»Technologiefirmen verklagen einander so oft,
dass dies fast schon als ganz normale
Geschäftskosten angesehen werden können.«

Financial Times (UK), 25.11.2010

Headline des Tages: "Willkür der Geschworenen"...

... titelt die Online-Ausgabe des Manager-Magazins und meint dabei den von ihm interviewten Wirtschaftsanwalt Joachim Gores zu zitieren. Der spricht allerdings davon, dass "die Urteile von Geschworenengerichten" seiner Meinung nach "unvorhersehbar" seien. Dieses Inrterview fand im Zusammenhang mit dem Urteil gegen SAP statt. Das deutsche Softwarehaus war am Dienstag von einem Geschworenengericht zu einer Rekordstrafe von 1,3 Milliarden Dollar verurteilt worden. SAP will dagegen Rechtsmittel einlegen - und hat offensichtlich gute Chancen, dass die Strafe reduziert wird.
Journalyse-Quelle: Manager Magazin, 24.11.2010: "Willkür der Geschworenen"

Zitat des Tages: Oracle versus SAP

»Peinlich ist die ganze Angelegenheit längst für alle Parteien. Für den Übeltäter SAP sowieso, aber auch Oracle-Chef Larry Ellison erntet in der Branche und unter Kunden Kritik an seiner harten Gangart. Und wenn SAP eines Tages übernommen werden sollte, dann nicht allein wegen dieser Strafe.«
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25. November 2010 (Kommentar): "Die Milliardenstrafe"

Mittwoch, 24. November 2010

SAP soll an Oracle 1,3 Milliarden Dollar zahlen...

... verlangt die achtköpfige Jury in ihrem Urteil gegen den deutschen Software-Hersteller.
Kommentar: Dieses Urteil ist schlichtweg eine Frechheit. Die Dreistigkeit, mit der Oracle im Markt auftritt und auch vor Gericht auftrat, ist eine Sache, wenn sie allerdings von einer Jury mitgetragen wird, dann wird sie zum Maß aller Dinge. Es geht hier lediglich um Copyrights, nicht um weitaus wertvollere Patente. Schon deshalb ist diese Rekordsumme nicht gerechtfertigt. Als Kunde von Oracle sollte man sich wirklich überlegen, ob man mit einem Unternehmen zusammenarbeiten möchte, das alles tut, um andere zu erniedrigen - und dabei auch noch von Gerichten unterstützt wird. Dieses Urteil ist ein böses Orakel...

Quellen: TechCrunch, Computerworld, heise online,

Dienstag, 23. November 2010

Tim Berners-Lee sorgt sich um das WorldWideWeb

»The Web as we know it...
is being threatened in different ways.
Some of its most successful inhabitants have begun
to chip away at its principles.
Large social-networking sites are walling off information
posted by their users from the rest of the Web.
Wireless Internet providers are being tempted
to slow traffic to sites
with which they have not made deals.
Governments--totalitarian and democratic alike--
are monitoring people's online habits,
endangering important human rights.«

Tim Berners-Lee, Erfinder des WWW

Der teuerste Apple ist 35 Jahre alt und kostet 213.600 Dollar...

... berichtet die New York Times über die Versteigerung eines Apple-1 aus dem Jahr 1976. Auktionator war Christie's, Käufer soll der italienische Technologie-Sammler und Geschäftsmann Marco Boglione sein. Das Gerät trägt ein Autogramm von Stephen P. Jobs.
Journalyse-Quelle: New York Times, 23.11.2010: Apple Computer Sells for $213,600 at Auction

Oracle versus SAP: Was Larry niemals als Werbung geduldet hätte...


Original und Fälschung: Welche der beiden Anzeigen aber ist "echt"?

... durfte Staranwalt David Boies für seinen
kalifornischen Mandanten hemmungslos ausschlachten:

»Sie (SAP und TomorrowNow)
haben unsere Software
so schnurstracks, so schnell und
so gründlich aufgesaugt,
dass sie tatsächlich Oracles Server
zum Zusammenbruch brachten.«

Kommentar: Wer hätte das gedacht,
dass dies einmal Servern von Oracle passieren konnte?
War dies dann der Grund, weshalb Oracle
den Servermeister Sun Microsystems kaufte?


Die Plädoyers im Verfahren Oracle versus SAP sind gesprochen. Jetzt ist die achtköpfige Jury dran. Noch vor Donnerstag wird ein Urteil erwartet.

Leo Apotheker: HPs Strategie kommt später...

... und jetzt die Zahlen: Der Gewinn stieg um 5 Prozent und der Umsatz um 8 Prozent, meldet das umsatzstärkste Technologieunternehmen der Welt für das am 31. Oktober zu Ende gegangene vierte Quartal. 33,3 Milliarden Dollar setzte Hewlett-Packard im letzten Quartal vor der Ankunft des neuen CEOs Leo Apotheker um, 2,5 Milliarden Gewinn sprangen dabei raus. Bei Speicher & Server machte die Firma mit einem Umsatz-Plus von 25 Prozent einen Riesensatz nach oben, die Druckumsätze verbesserten sich um acht Prozent, Dienstleistungen machten nur 0,4 Prozent mehr.
Über seine Anwesenheit in Kalifornien äußerte sich Apotheker ebenfalls. Er sei im Ausland, unter anderem auch in Deutschland gewesen, auch habe er sich im Hauptquartier aufgehalten, meinte er vor dem Hintergrund, dass ihn Oracle in ihrem Prozess gegen SAP, dem früheren Arbeitgeber von Apotheker, gerichtlich vorladen lassen wollte.
Befragt nach der Zukunftsstrategie hielt sich Apotheker in dem Conference Call noch bedeckt, ließ aber durchblicken, dass er mehr in Forschung und Software inversieren werde. Außerdem werde er die Beschränkungen bei der Gehaltszahlung aufheben.
Kommentar: Was soll man dazu sagen - es hört sich ziemlich deutsch an...
Journalyse-Quelle: Wall Street Journal, 22.11.2010: New H-P CEO Gives Few Hints on Strategy

Montag, 22. November 2010

Intel ist falsch verbunden: Jetzt ist ARM dran...

... und beherrscht mit einem Marktanteil von 95 Prozent das Geschäft mit Chip-Designs bei Mobilgeräten, behauptet Dr. Hermann Hauser, Mitgründer von ARM. Das europäische Unternehmen versorgt die Mobilfunkhersteller und deren Chipfabrikanten mit den Design für Mobilgeräte. Der Wert dieser auf ARM basierenden Mikroprozessoren übersteige inzwischen den Umsatz, den Intel mit ihren Kreationen mache, erklärte Hauser. Die nächste Welle gehöre Unternehmen wie dem, das der Österreicher 1978 gemeinsam mit Dr. Chris Curry gegründet habe. Damals firmierte das Unternehmen unter dem Namen Acorn. Als 1984 das übrigens von IBM bereits 1969 mit angestoßene Geschäft mit RISC-Prozessoren in seine erste Blüte kam, war Acorn mit seiner Acorn Risc Machine (ARM) dabei. Dieses Kürzel nutzte dann die Firma, um ihr Know-How in ein Unternehmen namens Advanced Risc Machine auszugliedern. Damals gab es eine Kapitalspritze von einer Million Dollar von Apple, die dann Jahre später, als es dem Superstar finanziell sehr schlecht ging, ihre Beteiligung für 800 Millionen Dollar verkaufte.
Derweil relativiert Gartner die Angaben Hausers. So betrage der tatsächliche Wert der Steuerungen, die ARM entwerfe, allenfalls vier Milliarden Dollar, Intel hingegen setze 25 Milliarden Dollar mit Mikroprzessoren um. Der wahre Gegner von Intel sei nicht ARM, sondern Firmen, die vertikal integriert seien, also vom Chip bis hin zum fertigen Produkt alles selbst herstelle. Und die Technologieberatung meint damit nicht IBM, die einst alles aus einer Hand anbot, sondern sie meint Apple.
Kommentar: Wir sind offensichtlich wieder dort, wo die IT-Branche zuletzt 1980 war. Am Beginn eines völlig neuen Innovationszyklus. Die Helden von damals, die ganz großen Namen der IT-Szene, mussten in den folgenden drei Jahrzehnten merken, dass sie am Ende dieses Zyklus nicht mehr die bewunderten Heroes waren, sondern die Newcomer von damals - allen voran Apple.
Journalyse-Quelle: Wall Street Journal, 19.11.2010: Intel Microprocessor Business ‘Doomed,’ Claims ARM Co-Founder

HP: Alle Augen warten auf Dich, oh Leo...

... so könnte man die Headline des Wall Street Journals ein wenig verdrehen, das heute aus zwei Gründen nach ihm fragte:
- Einmal, weil Leo Apotheker immer noch von Oracle als Zeuge der Anklage gegen SAP gesucht wurde (und wenn er sich im Umkreis von 150 Kilometer der kalifornischen Gerichtsstätte genähert hätte, einer Vorladung als früherer SAP-Boss hätte folgen müssen.
- Zum anderen, weil Leo Apotheker als neuer Chef von Hewlett-Packard heute die jüngsten Quartalszahlen verkünden soll.
Er werde heute wohl in der Nähe eines Telefons sein, meint das Blatt, das ansonsten wenig aufregende Zahlen von der einstigen Garagen-Firma erwartet. Deshalb geht es vor allem um die Zukunft,
Vor allem im Software-Geschäft, das Apotheker aus dem Eff-Eff beherrschen sollte, erwarten die Analysten eine Neuausrichtung des Konzerns. Lediglich drei Prozent ihres Umsatzes mache HP mit Programmprodukten. Im Unterschied zu IBM, die hier 22 Prozent erwirtschaftet. Software gilt als Hochmargen-Geschäft.
Im übrigen: Heute beginnen im Prozess Oracle versus SAP die Playdoyers, so dass Apothekers Anwesenheit wohl gar nicht mehr erforderlich ist.
Jpurnalyse-Quelle: Wall Street Journal, 22.11.2010: All Eyes on Hewlett-Packard's New CEO