Vor 50 Jahren gab es nur Mainframes & Supercomputer. Dann kamen in den siebziger Jahren die Minis ganz groß raus. Das waren Rechner, die sich in Deutschland auch noch in Mittlere Datentechnik (MDT) aufteilten. Schließlich eroberte zu Beginn der achtziger Jahre der PC im Sturm den Desktop, die Schreibtischoberfläche. Der Laptop diente als Schreibtisch für unterwegs, war zwar mehr ein Knie-Fall denn ein Schoßcomputer, aber an Verbreitung nahm er es - weiterentwicklet zum Notebook - seit der Jahrtausendwende mit dem PC auf. So weit, so logisch. Der Großrechner von gestern wurde immer kleiner. Je kleiner er wurde, desto mehr gab es von ihm. Doch dann schlug plötzlich die gesamte Entwicklung um: zurück in die Startposition. Heute ist der Großrechner wieder überall. Er schwebt als Cloud über uns.
Vielleicht hätte die Branche die Entwicklung vom Mainframe zur Cloud ohne den Umweg über die Minis & Mikros machen können, wenn in einem anderen Teilmarkt der technische Fortschritt ebenso vehement gewesen wäre. Es geht um den Faktor Kommunikation. In der guten, alten Zeit der Mainframes waren die Telefonleitungen schlecht und die Telefonkosten hoch. Der technische Fortschritt fand so gut wie gar nicht statt. Während in der IT die Endgeräte immer leistungsfähiger wurden und damit an Akzeptanz enorm gewannen, blieb das Telefon dumm. Tasten statt Wählscheibe. Das war's. Dabei war die Paketvermittlung, das A und O des 1969 gezündeten Internets, bereits seit 1964 (dem Jahr der /360-Ankündigung) bekannt. Doch die Telekoms der Welt wollten nicht darin investieren. Und als es dann gegen Ende der siebziger Jahre unvermeidlich wurde, ging man immer noch - mit Rücksicht auf die verschlafenen (manche würden sagen: verschlagenen) Amtsbaufirmen - sehr vorsichtig damit um. Doch dann kam mit Beginn der neunziger Jahre das Handy. Zehn Jahre später befand es sich im Vergleich mit der Verbreitung des Computers auf der Überholspur. Aus dem dummen (aber nie stummen) Gerät wurde dann in den vergangenen Jahren das Smartphone, das immer weniger als Telefon dient und immer mehr zum stummen Dialoggerät mit dem Internet avanciert. Heute ist das Smartphone ein hochintelligentes Gerät, das passende Pendant zur Cloud. Und schon beginnt es sich nicht nur zahlenmäßig auszudehnen, sondern auch körperlich. Es wird breiter, es wird länger. Es wird ein Tabletcomputer. Und virtuell umfasst das Gerät in all seinen unterschiedlichen Erscheinungsformen das gesamte Netz.
Wer auf die Prognosen der sechziger Jahre zurückgreift, wird übrigens feststellen, dass die klügsten Köpfe von damals bereits diese Entwicklung vorhersahen. Wie zum Beispiel Douglas C. Engelbart, der Erfinder der Maus. Er schrieb 1961 (allerdings ohne die Gegenwart von Mobilnetzen):
»Researcher postulate a possible future in which computational power will be available in a wall socket, like electrical power, or where every man who wants one can buy a small computer. Perhaps the computer builder of 1961 finds it hard to comprehend the development of individually available computer power.«
Douglas C. Engelbart, scientist at Stanford University and inventor of the mouse