Freitag, 19. Dezember 2008

2001 versus 2008: "Längste US-Rezession seit den 1930ern"

2001: Während alle Welt auf das neue Jahr schaut und erwartet, dass es die längste und heftigste Rezession (vielleicht sogar Depression) seit den dreißiger Jahren bringt, braucht man eigentlich nur sieben Jahre zurückzublicken, um eine Headline der Financial Times zu finden, die schon damals berichtete, dass sich die USA seit 13 Monaten (also lange vor 9/11) in einer Rezession befand. "Während der Fall nicht so steil ist wie zwischen 1929 und 1932, als der Ausstoß um 50 Prozent sank, so ist doch diesmal der industrielle Output in 13 aufeinander folgenden Monaten um insgesamt 6,5 Prozent gesunken." Mit einer Auslastung, die 25 Prozent unterhalb dessen lag, was möglich war, hatte die Wirtschaft im Oktober 2001 ihr schlechtestes Ergebnis seit 1983 vorgelegt.
2008: "Es ist eine Rezession, wenn dein Nachbar seinen Job verliert, es ist eine Depression, wenn es dich erwischt", zitiert das Nachrichtenmagazin Time derweil US-Präsident Harry Truman (Roosevelts Nachfolger 1945) und weist zugleich darauf hin, dass vielleicht von der Länge, nicht aber der Intensität diese Rezession zu vergleichen ist mit der Depression der frühen dreißiger Jahre: Damals schrumpfte die Wirtschaft innerhalb von vier Jahren um 25 Prozent und die Arbeitslosenrate stieg von zwei auf 25 Prozent. Was den Autor Justin Fox indes beunruhigt, ist eine ganz andere Parallelität: der Zusammenbruch des Finanzsystems. Eine CNN-Umfrage im Oktober ergab, dass 60 Prozent der Amerikaner glauben, dass es so schlimm werden können wie während der Great Depression. Aber da ja viele Amerikaner deutsche Blut in ihren Adern hätten, so meinte schon vor 50 Jahren die Meinungsforscherin Elisabeth Noelle-Neumann, würden sie auch wie wie zu manisch-depressivem Handeln neigen. Gerade noch zu Tode betrübt, würden sie irgendwann in 2009 entedecken, dass die Wirtschaft wieder erstarkt sein, und dann würden sie wieder kaufen, was das Zeug hält, meint jedenfalls Time.
Journalyse-Quelle: Financial Times (UK), 17.11.2001, Time, 22.12.2008

Donnerstag, 18. Dezember 2008

Supercomputer: Alle zehn Jahre 1000 mal schneller

Nachdem 2008 sowohl IBMs Roadrunner als auch Crays Jaguar erstmals die Leistungsgrenze von einem Petaflop überschritten haben, könnte man sich fragen, wozu brauchen wir eigentlich diese kontinuierliche Steigerung um den Faktor 1000 alle zehn Jahre. IBM Vizepräsident für Deep Computing, Dave Turek, gibt datauf eine Antwort: "Wir sind jetzt an dem Punkt, wo es nicht mehr darum geht, das Verhalten einzelner Teile einer Flugzeugturbine zu modellieren, sondern das komplette Zusammenspiel der Komponenten in einem integrierten System zu simulieren."
Das erfordert immer mehr Computerleistung, die nur durch Parallelverarbeitung erreicht werden kannn. Rund 3,2 Milliarden Dollar schwer ist nach Berechnungen der Marktforschung IDC inzwischen dieser Markt, der mit Systemen ab 500.000 Dollar beginnt.
Journalyse-Quelle: Financial Times (UK). 3.12.2008

Futter von der FED: Die Null muss stehen

Brennpunkt USA: Der Dollar fiel, die Aktien stiegen - die Zinsen sind auf Null. All das, weil im November in den USA die Preise - bereinigt um Öl - um 1,7 Prozent gefallen waren. Die Angst vor einer Deflation geht um. Dagegen hat nun die FED ihr letztes Mittel ausgespielt: Der Nullprozenter. Weniger als Null geht nicht.
Journalyse-Quelle: 17.12.2008

Dienstag, 16. Dezember 2008

Internet: 137 Milliarden Dollar braucht das Netz...

... an Aufrüstung, um seinen Service aufrecht erhalten zu können. Dies meint jedenfalls die Marktforschung Nemertes. Wachstumsraten beim Datenvolumen von 200 bis 300 Prozent, vielleicht sogar von 300 bis 500 Prozent sieht John Chambers, Chief Executive von Cisco. Der Computerwissenschaftler Andrew Odlyzko vermutet hingegen in seinen Minnesota Internet Traffic Studies, dass sich die Wachstumsraten deutlich abschwächen. "Bis vor fünf Jahren hatten wir tatsächlich Wachstumsschübe von 100 Prozent pro Jahr - aber heute liegt die Rate eher bei 50 bis 60 Prozent."Dies wird auch bestätigt von den Fernmeldegeselschaften wie AT&T in den USA oder Virgin Media in Großbritannien. "Wir schätzen, dass 50 bis 60 Prozent des gesamten Datenverkehrs Videos sind, aber das geht schon so seit drei bis vier Jahren", meint Grant van Rooyen, Mitarbeiter bei Level 3, einem Betreiber von Internet-Backbones.
Von der Exaflut zur Zettaflut. Nichtsdestotrotz: Pro Monat fließen weltweit fünf bis acht Exabites durch das Netz der Netze. Das sind sechs Milliarden Gigabytes. Insgesamt werden pro Jahr 60 bis 100 Exabytes transportiert. Doch 2015 - so meinte jüngst Brett Swanson, Direktor bei der Denkfabrik Discovery Institute - werde das Transfervolumen 1.000 Exabytes erreichen. Das wäre dann ein Zettabyte. Aus der Exaflood, der Exaflut, wie der bekannte Publizist und frühere Swanson-Kollege am Discovery Institute es 2007 noch nannte, würde die Zettaflut.
Journalyse-Quelle: The Economist, 6.12.2008

Deutsche Telekom: Glasfaser für alle

Rund 30 Milliarden Euro wird in Deutschland die Verlegung von Glasfaseranschlüsse zu jedem Haushalt kosten. Zwischen 2010 und 2015 soll dieses Projekt unter dem Slogan "Glasfaser für alle" durchgezogen werden. Mit Investitionen in Höhe von zwei Milliarden Euro will die Deutsche Telekom bis 2011 auskommen, um das andere Projekt "DSL für alle" zu vollenden. Dabei denkt sie an zwei Megabit schnelle Leitungen. Durch die Verlegung von Glasfaserleitungen in die letzte Meile (also in die einzelne Wohnung) erhofft sich die Telekom eine Übertragungsgeschwindigkeit von 50 Megabit pro Sekunde. Um dies zu finanzieren, kann die Telekom nach eigenen Angaben die Gebühren für die letzte Meile nicht weiter senken, wie es ihre Mitbewerber wünschen. Nun muss sich die Regulierungskommission damit auseinander setzen. Übrigens: 250.000 neue Arbeitsplätze würden durch die neuen Datenautobahnen entstehen. So heißt es. Wir berichteten.
Journalyse-Quelle: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16.12.2008

Kasper Rorsted: »Die Finanzkrise...

... ist auf den ersten Blick gar ein guter Beleg dafür, dass die Globalisierung außer Kontrolle zu geraten scheint. An den Börsen werden heutzutage in Sekundenschnelle Geldmengen umgeschlagen, die nur noch zum kleinen Bruchteil Spiegelbild realwirtschaftlicher Entwicklungen sind."
Kasper Rorsted, Vorstandsvorsitzender von Henkel
Journalyse-Quelle: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16.12.2008

Charly Fiorina: »Das 21. Jahrhundert...

...ist eins, in dem buchstäblich nahezu jeder Job an jedem Ort ausgeführt werden kann. Es ist eine Welt, in der wir scheinbar über Nacht einen globalen Marlt für komplexe Finanzinstrumente wie Credit Default Swaps im Wert von Billionen Dollars schaffen können und dann eines Morgens aufwachen, um zu realisieren, dass diese Markt völlig undurchsichtig ist für die Regulierer und völlig schleierhaft ist für Aktionäre und Steuerzahler. Mit anderen Worten: das 21. Jahrhundert -definiert durch Globalisierung und Technologie - ist eine Welt, die dem einzelnen unbeschreiblich viel Macht und nahezu unbegrenzte Möglichkeiten gibt.«
Charly Fiorina, ehedem Chefin von Hewlett-Packard
Journalyse-Quelle: Wall Street Journal, 15.12.2008

Montag, 15. Dezember 2008

50 Milliarden Dollar durch den Wind

Eine Milliarde Dollar verlor allein das britische Bankhaus HSBC, Frankreichs BNP Paribas erwartet den Verlust von 350 Millionen Euro. Banco Santander berichtet, das sie selbst nur 17 Millionen Euro wird abschreiben müssen, aber über ihren Hedge-Fonds würden deren Klienten wohlmöglich 2,33 Milliarden Euro verlieren. Insgesamt ist ein Schaden in Höhe von 50 Milliarden Dollar durch den mutmaßlichen Betrug der Bernard Madoff Investment Securities aus New York entstanden, bei dem offensichtlich mit einem Schnellballsystem gearbeitet wurde. (Neue Investoren bezahlten die Verluste der alten). Wie konnte dies unbemerkt geschehen? Darüber wird jetzt gerätselt. Einer der Gründe: Anstatt seinen Kunden Einblick in die Geschäfte über eine elektronische Plattform zu geben, habe Madoff ihnen Papierkopien zugesandt.
Journalyse-Quelle: Financial Times, 15.12.2008, Wall Street Journal, 15.12.2008

Zitat des Tages

"Das Geschäft einer Bank sollte einfach sein. Ist es schwer, dann ist es falsch."
Walter Bagehot (1826-1877), britischer Banker und Herausgeber der Zeitschrift "The Economist", gefunden in der Financial Times, 15.12.2008

Computerkriminalität: 27 Prozent der Fälle durch Insider

Nach einer Untersuchung dea Software Engineering Institute der Carnegie Mellon University (CERT) konzentrieren sich die IT-Sicherheitsstrategien sehr stark auf Attacken von außen wie etwa denen von Hackern und vernachlässigen die internen Angriffe, die immerhin 27 Prozent der Computerdelikte ausmachen. Welche Auswirkungen dies haben kann wird seit Februar 2008 immer wieder am Beispiel des Finanzskandals bei der französischen Bank Société Général klargemacht, bei dem der computerbewandte Juniorhändler Jérôme Kervel allein "fünf Firewalls" (Frankreichs Finanzministerin Christine Lagarde in Business Week) durchbrach und fünf Milliarden Euro in den Sand setzte. Gegenüber der Polizei äußerte sich der Händler: "Die Technologie, die ich benutzte, war alles andere als ausgefuchst, jede korrekt ausgeführte Kontrolle hätte eigentlich in der Lage sein müssen, diese Operationen zu entdecken." (Financial Times) Wahrscheinlich hätte auch sein Chef etwas gemerkt, aber nichts gesagt, weil der Bretone Kervel bis Ende 2007 mit seinen nichtautorisierten Geschäften einen Profit von 1,4 Milliarden Euro (Economist)hereingefahren hätte.
Journalyse-Quelle: Business Week, 11.2.2008, Financial Times (UK), 11.2.2008, The Economist, 9.2.2008

Sonntag, 14. Dezember 2008

Cash as cash you can: Bargeld kostet 50 Milliarden Euro

Nach Einschätzung des European Payment Council ist die alte Welt noch weit entfernt von einer bargeldlosen Gesellschaft. Jährlich 350 Milliarden Bargeldtransaktionen kosten die Wirtschaft rund 50 Milliarden Euro. Andere behaupten, dass der Umgang mit Münzen und Scheinen pro Kopf und Jahr 200 Euro vergeudet. Insgesamt werden weltweit Bargeldkleingeschäfte im Wert von 1,3 Billionen Dollar vollzogen. (Aus dem Journalyse-Archiv: The Economist, 17.2.2007)

Das Wettrennen der Medien: Internet versus Print, Radio und TV

Mit 1,4 Milliarden Teilnehmern hat etwa 20 Prozent der Weltbevölkerung Zugriff auf das Internet. 330 Millionen Haushalte genießen dabei Breitband-Verbindungen. 2,2 Milliarden Radioempfänger sind weltweit im Einsatz, dazu kommen 1,4 Milliarden Fernsehgeräte. Die Zahl der Zeitungen, die täglich verkauft werden, beträgt 515 Millionen. Sie alle kämpfen um einen Werbekuchen, der nicht größer wird, sondern sich neu verteilt. 41,6 Milliarden Dollar schwer ist das Internet-Anzeigengeschäft in 2008 (Prognose vom Jahresanfang). Dies sagt ZenithOptimedia. Die Mediawatcher glauben, dass 2010 etwa zehn Prozent des Werbegeschäftes über das Worldwideweb ausgesendet wird.
Journalyse-Quelle: Financial Times (UK), 11.2.2008