Mittwoch, 9. Dezember 2015

Siemens und die Start-Up-Kultur: Fremdschämen erlaubt



(Kommentar) Wir haben in Deutschland jede Menge Eliten, aber keine Avantgarde. Und das ist unser allergrößtes Standortproblem, aus dem uns keine, absolut keine Elite herausführen kann. Denn die Eliten sind vollauf damit beschäftigt, ihre eigene Position zu sichern und nicht sie zu riskieren.
Avantgarde aber bedeutet volles Risiko. Und das gilt ganz besonders in Deutschland, wo die Elite in ihrer Selbstherrlichkeit fälschlicherweise meint, sie sei die Avantgarde.  
Die Aufgabe der Eliten besteht bei uns darin, das auf besonders clevere, smarte Weise zu managen, was andere ihnen sagen. Eine echte Avantgarde ist niemals clever, schon gar nicht smart, sondern sie ist selbstbestimmt und meistens naiv - kurzum alles andere als elitär.
Unsere Zukunft haben wir auf sehr gefährliche Weise der heimlichsten aller Eliten, den Spin-Doktoren, überlassen. Das sind Menschen. die im Hintergrund wirken, nach betriebswirtschaftlicher Ausbildung und professoralem Medientraining die attraktiven PR-Posten in den Unternehmen besetzen und uns Stories erzählen (lassen), die zwar ihren Hirnen entsprungen sind, aber deswegen noch lange nicht originell, geschweige denn authentisch sind. Sie sind letzten Endes billiger Abklatsch von Geschichten, deren Original aus PRchenland USA kommen. Und auch dort sind sie schon nichts anderes als Derivate uralter, ausgelutschter Muster. Noch nicht einmal im eigenen Gefilde sind diese Spin-Doktoren Avantgarde, sondern Hinterherläufer (und eigentlich sogar Hinterwäldler).
Eine der größten PR-Stories ist jüngst geplatzt. Volkswagenwirtschaftlicher Schaden: noch unbekannt.
Hier haben die Spin-Doktoren Fürchterliches angerichtet, als sie die Legende von der Technologie-Verliebtheit und Detail-Versessenheit ihres Bosses, Martin Winterkorn, verbreiteten - und dieser schließlich zugeben musste, dass er von der Diesel-Schadsoftware nichts gewusst habe. "Vorsprung durch Prüfungstechnik", lästerte schließlich ein Leser im Econmist. VW ist zum Gespött freigegeben, das sich ruckzuck durchs ganze Internet verbreitete.  Direkt davon betroffen war dann der gesamte Standort Deutschland.
Es ist nicht bekannt, dass einer der Spin-Doktoren seinen Posten verloren hat. Warum auch? Sie haben dem Chef das gegeben, was er wollte - also trägt auch er allein die Verantwortung. Ganz schön clever.
Bei Siemens verbreiten dieselben Typen nun die Geschichte, dass ihr Boss, Joe Kaeser, eine Start-up-Kultur errichten möchte. Es wäre ein echtes Zauberstück, weitaus größer als die Erfindung des "Zaubertranks" - wie VW-intern die Dieselschadsoftware genannt wurde. Vor allem, wenn es Wirklichkeit werden würde, wäre es eine echte Story, es wäre tatsächlich Avantgarde. Und doch ist es letztlich etwas Unmögliches, was dort bei Siemens gewagt werden soll.
Denn diese Start-ups können nur von Leuten geführt werden, die tatsächlich selbstbestimmt und naiv sind. Beides lässt das System Siemens nicht zu, ja, seine ganze, von Korruption gebeutelte Geschichte, spricht dagegen.
Das ist noch nicht einmal im Silicon Valley möglich. Wenn sich dort die Entrepreneurs zu den Venture Capitalists vorwagen, dann haben sie ja nur noch eine Chance, wenn sie sich als "Unicorns" präsentieren können. Sie müssen mindestens eine Milliarde Dollar wert sein. Ist das noch ein Start-up? Das hat doch bereits seine ganze Zukunft verspeist, bevor es überhaupt begonnen hat.  
Echte Start-ups brauchen weder Siemens noch das Silicon Valley. Echte Start-ups gedeihen im Verborgenen, heißen ganz plötzlich Google, Facebook oder Amazon. Und sie feiern sich selbst, nicht irgendeinen Kaeser.
Die Spin-Doktoren bei Siemens wollen ihrem Vorstandsvorsitzenden ein Image verpassen - und sie nehmen die Innovationsinitiative, weil sie dessen Eitelkeit stützt. Er wird zum großen Unternehmerunternehmer, der aus kleinen Angestellten die Führer der Zukunft macht. Es ist so peinlich, es ist so durchsichtig. Da überfällt einen die Fremdscham.
Die Mitarbeiter, die ihre Ideen nun in den Ring werfen, sollten sich darüber im Klaren sein, dass am Rand eine gewaltige Menge an Elitepersonal steht, das nur darauf wartet, diesen Job zu übernehmen und den Erfinderunternehmer wieder zurück ins Labor zu schicken.
Vor 35 Jahren wagte bei IBM (die kann in dieser Geschichte nunmal nicht fehlen) ein gewisser Philipp Estridge das Experiment PC - als Start-up. Die Spin-Doktoren nannten es dann Independent Business Unit (IBU). Als dann daraus eine richtige Division wurde, womit keiner gerechnet hatte, wurde Estridge ausgebootet und andere setzten sich auf seinen Stuhl. Ein Klassiker.
Wir brauchen keine Start-ups. Wir brauchen Avantgarde - und die (reichen) Leute würden auch dazu gehören, wenn sie der Avantgarde eine Chance gäben. Selbstlos und ohne Hintergedanken.
Diese Leute haben wir in Deutschland nicht. Sich so zu verhalten, ist ja idealisitisch, unclever und unsmart. Und das ist in der eigenen Vergleichsreihe, im eigenen Elitezirkel, ein erheblicher Imagenachteil. Vielleicht liegt das auch daran, dass unsere Spin-Doktoren sich so viel Phantasie gar nicht vorstellen können oder sich im vorauseilenden Bedenkentragen das weder sich, noch ihrem Chef zutrauen.
Zitieren wir am Ende einem Hammersatz des Philosophen und Soziologen  Theodor W. Adorno: "Es gibt kein richtiges Leben im falschen." Wandeln wir es um in: "Es gibt keine richtigen Unternehmer im falschen (Unternehmen)."
Raimund Vollmer

Donnerstag, 5. November 2015

"Die Arroganz der Deutschen" und andere Lesermeinungen zum VW-Skandal...

...heißt es im Wall Street Journal, in dem der Wolfsburger Autokonzern nun völlig dem Gespött preisgegeben wurde. "The fuhrer would be fuhreous", heißt es da kalauernd (übersetzt ungefähr: "Der Führer wäre fuhrios" - im Sinne von wütend). Nicht minder schwer übersetzbar ist die Zeile:  "The VW bugs had computer bugs to bypass emissions"... Vor allem die Manipulationssoftware erregt die Amerikaner nach wie vor. Und immer wieder das Empfinden der "deutschen Arroganz", das sich ja wohl nicht in den letzten Wochen aufgebaut hat, sondern schon eine Weile so hochgemendelt hatte. Auch die Qualität der deutschen Autos wird in einem Maße ins Lächerliche gezogen, dass man als deutscher Leser schlichtweg sprachlos ist: "Besitze niemals ein deutsches Auto außerhalb der Garantiezeit", nennt ein Leser ein Sprichwort. Und so rücken Qualitätsprobleme in den Mittelpunkt, doch werden sie vor allem mit VW assoziiert. Ein Leser meint, dass der Grund dafür die Auslagerung des Baus von Motorkomponenten nach China sei. Dem widerspricht ein anderer und meint, dass dies ein rein deutsches Problem darstelle.
Erschütternd ein Leserbrief im Economist: Hier wird berichtet, dass die Zahl der Selbstmorde oder des vorzeitigen Ablebens in den USA bei VW auf nahezu 60 Todesfälle angestiegen sei und in 2016 auf 130 steigen werde. Dieser Aussgae läge eine Studie von Hardvard und MIT zugrunde. "German engineering is hype and deception", befindet hier ein anderer Leser, der deutschen Automobilindustrie einen "Mangel an Substanz und Technologie" attestiert. "Volkswagen - Vorsprung durch Prüfungstechnik", lästert ein Leser. Winterkorn würde nicht im Gefängnis landen, prophezeit ein weiterer Kommentar mit beißender Ironie. Denn Gefängnisse seien keine Institutionen, die für wichtige Leute geschaffen worden seien. "Deutsche Ingenieurkunst. Das Geheimnis heißt Betrug", geht es böse weiter in einem nächsten Leserkommentar.
Insgesamt spürt man eine aufgestaute Wut über VW und über die deutsche Automobilindustrie generell, die einen schon peinlich berührt.
Wenn man dann mit Mitarbeitern von Zulieferbetrieben spricht, dann erfährt man, dass die Zahl der Selbstmorde auch bei ihnen gestiegen sei, dass man sogar den Eindruck hat, dass deutsche Fabriken vom Management mit Absicht zugrunde gerichtet werden, um ein Argument zu haben, um die Produktion nach China zu verlagern. Selbst wenn dies nicht stimmt oder maßlos übertrieben ist, erschüttert ist man eigentlich davon, dass Mitarbeiter inzwischen solche Gedanken haben.
Raimund Vollmer

Freitag, 30. Oktober 2015

IBM - ein gescheitertes Superprojekt

(Kommentar) Früher galt die Wendung: Eine komplexe Welt wird durch IBM noch komplexer. Das war der Grund, warum man die größten und wichtigsten Projekte an die Mutter aller Projekte (OS/360), an IBM, vergab. Denn da konnte man sicher sein, dass alles, was an Komplexität notwendig war, aufgeboten werden würde, um aus jedem noch so schnöden Projekt ein strategisches zu machen - eines, das höchste Management-Aufmerksamkeit genoss. Denn am Ende würde IBM zwar nicht in Time, aber in Primetime, wenn alle Aufmerksamkeit gewonnen worden war, mit der Lösung kommen. Man musste nur gute Nerven haben - und tiefe Taschen. Und weil SAP ja 1972 aus der IBM hervorgegangen ist, konnte man davon ausgehen, dass die Gründer diese Art von Geschäft ebenfalls beherrschten. So rühmten sich IT-Chefs auf den Golfplätzen der immensen Projektherausforderungen, die sie gemeinsam mit IBM und/oder SAP gemeistert hatten. Natürlich sprach man auch darüber, was das gekostet hatte. Je teurer, desto größer das Ansehen in der Vergleichsreihe.
Doch nun hat es eine Riesenprojektpleite bei der Post-Tochter DHL gegeben. 308 Millionen Euro wurden da in einem gemeinsam mit SAP und IBM durchgeführten Projekt in den Sand gesetzt - eine Summe mit Börsenrelevanz. Denn die Post musste nun wegen der Totalabschreibung eine Gewinnwarnung absondern - und erwägt sogar, von IBM und möglicherweise auch von SAP Schadensersatz zu fordern. Nicht gerade gut für eine Firma, die wenige Tage zuvor melden musste, dass die amerikanische Bösenaufsicht Buchungspraktiken der IBM unter ihre Lupe genommen hat.
Was genau dahinter steht, erfahren wir nicht. Also spekulieren wir mal ins Dunkel hinein. 
Eins fällt auf: Je mehr sich ein IT-Unternehmen von der Hardware entfernt (und IBM ist da geradezu beispielgebend), desto einfacher ist es wohl auch, "weiche" Umsätze wie Software und Services nach Belieben zu vermischen und umzubenennen. Das mag alles legal sein und in Übereinstimmung mit den Buchungsregeln, aber es bleibt "alter Wein in neuen Schläuchen", ist nicht so ganz ehrlich. (Es sei denn, man sagt genau, was umgebucht und umgenannt wurde). 
Was gestern von der Software nach Services umgebucht wurde, um einen selbstgefälligen Trend zu stärken, wird heute von Services zur Cloud verlagert, weil man dort den Markttrend erwartet, der zu höheren Börsenbewertungen führt. Wie sehr Firmen wie IBM bei sinkenden Umsätze darauf angewiesen ist, den Strukturwandel als Erfolgsgeschichte zu verkaufen, wissen wir bereits seit mehr als zwanzig Jahren. Diese Firmen müssen mit ihren inneren Umsatzströmen herumhantieren, wenn das Gesamtwachstum stagniert oder gar wie bei IBM seit 14 Quartalen rückläufig ist.
Natürlich macht es keinen Spaß an der Spitze eines solchen Unternehmens zu stehen, vor allem, wenn man weiß, dass der schlechte Geschäftsverlauf seine Ursachen in den Fehlentscheidungen der Vorgänger seine Ursache hat. IBM ist seit 1992 ein Superprojekt, das nun von Quratal zu Quartal mit der Tatsache konfrontiert wird, sich dem Scheitern zu nähern. Da helfen auch milliardenschwere Aktienaufkauf-Programme nicht, von denen es soviele gab, dass man sich fragt, ob die Firma nicht längst sich selbst gehört.
Auf jeden Fall sucht das Unternehmen geradezu krampfhaft nach neuen Umsatzfeldern - wohl wissend, dass das einzige, was wirklich Zukunft hat, das Geschäftsfeld Watson ist. Es wäre eine phantastische Unternehmensstory, wenn Watson für sich ganz allein stünde - ohne das Beiwerk IBM. Es wäre ein grandioses Start-up. So ist es ein Start-up mit 101 Jahren Vorgeschichte. 1914 trat Thomas J. Watson als Präsident an, das war immer das Gründungsdatum der IBM, bis Sam Palmisano kam und das Geburtstdatum in seine Ära hinein, nach 2011, umbuchte. Ein kleines Indiz dafür, wie IBM mit Big Data umgeht.
Aber Big Data ist ein unglaublich gutes Mittel, um alles so zu belegen, wie man es braucht. Je mehr Daten zu buchen sind, desto besser kann man sie auch manipulieren.
Warum IBM sich dann aber ausgerechnet einen Wetterdienst für schätzungsweise zwei Milliarden Dollar kaufte, wird einem nicht ganz klar. Denn das Wetter passiert immer in Echtzeit, wird von Milliarden Menschen registriert, kann man nicht einfach umbuchen. Denkt man. Wetterprognosen müssen jeden Tag den Wirklichkeitstest bestehen. Lässt sich IBM auf so etwas ein? Nein. Denn den Wetterfernsehkanal, den hat sie nicht gekauft. Aber wenn man einen Dienst hat, der jeden Tag zehn Milliarden Prognosen produziert, dann hat man so viel Big Data, dass man damit jedes Wetter bekommen kann, das man braucht, um ganze Wirtschaftszweige zu steuern. In der Landwirtschaft ohnehin, wo der Bauer schon lange nicht mehr im Märzen die Rösslein einspannt, sondern stündlich wissen will, was er wo tun kann. In der Verkehrssteuerung und bei den technischen Betrieben, die rechtzeitig wissen werden, wann wo wieviel Schnee fällt. Jeder Mensch braucht sein Wetter - und all das bekommen sie von Watson & Wetter. Donnerwetter!
Aber IBM wäre nicht IBM, wenn sie nicht bei der Kundschaft vor allem an institutionelle Anbieter denkt, an die, die börsenrelevant sind. Sie denkt dabei nicht an uns, an die Individuen. Wir sind nur Empfänger von Services, die andere für uns aufbereitet haben - in Superprojekten wie die der DHL.
Raimund Vollmer

Donnerstag, 22. Oktober 2015

Taxi-Lizenz: Finanzwelt wird "uber"-rascht...

... vom drohenden Wertverfall der Taxi-Lizenzen in den USA. Was bislang als ein sicheres Finanzierungsgeschäft galt, wird möglicherweise zum Risikopapier, suggeriert das Wall Street Journal, das in Europa seine "Papiergestalt" aufgegeben hat und sich nur noch online darstellt.

Mittwoch, 21. Oktober 2015

IBM und die Qual der Quartale: Ein Unternehmen weiß nicht woher und wohin...

(Kommentar) Wer oder was ist eigentlich IBM? Keiner weiß es so genau. Zwischen irgendwann in den letzten 100 Jahren und heute war es für viele Jahrzehnte der Computergigant. Alles Hardware, hieß es, als die Branche noch klein und IBM groß war. Sie war so mächtig, dass sie in ihrer Geschichte drei staatliche Antitrust-Verfahren bestehen musste, bis die Branche so groß geworden war, dass IBM endlich kleiner werden konnte. Seit 14 Quartalen erfüllt sie diesen Auftrag mit geradezu unbeirrbarer Konsequenz. Sie nennt es Wandel - und der Umsatzschwund ist offensichtlich ihr Verständnis von "Fortschritt".
Wer in den letzten Tagen die sich einander ähnelnden Presseberichte las, rieb sich indes verwundert die Augen, wenn er wissen wollte, als was für ein Unternehmen IBM klassifiziert wird. NTV nennt IBM einen "PC-Giganten" (hui), für finanzen.net steckt Big Blue im "klassischen Computergeschäft", Heise-Online sieht IBM aus dem "klassischen PC-Geschäft" kommend, das Handelsblatt sieht in dem einstigen Marktherrscher einen "Technologie-Oldie", obwohl er doch mit seinen Patentanmeldungen weltmeisterlich eine permanente Verjüngungskur angetreten hat. Vor ein paar Jahren, als irgendwo noch Wachstum zusammengestiefelt wurde, nannte sich IBM einen Service-Konzern, war stolz darauf, dass sie das Hardware-Geschäft überwunden hatte. Und nun suggerieren die Meldungen, dass sie ihre Systembelastung immer noch nicht überwunden hat. Cloud hin, Watson her - man hat schon den Eindruck, dass dieses einst so selbstbewusste Unternehmen nicht mehr weiß, woher es kommt und wohin es will. Und auch gemäß der nach unten offenen Google-Suchskala haben die Medien eigentlich keine Ahnung. Warum sollten sie sich auch abmühen mit einem Konzern, der sich sukzessive auf sein Verschwinden vorbereitet?
Raimund Vollmer

Dienstag, 29. September 2015

Wilkommen zu Amerika, Herr Porche. (Leserkommentar im Wall Street Journal)

... und weitere internationale Stimmen zum VW-Skandal, die sich nun auch dem nächsten Skandal widmen: den Anwälten, die die Sammelklagen durchziehen:

I've always pitied Europeans in suffering folly of their governments taxing fuels so heavily they drove everyone to buy a diesel car for the sake of higher mileage.

The class action settlement will probably by a free oil change for the owners and 50 gagillion dollars for the lawyers!

just got the settlement for a 4 year old securities suit for a stock I owned then. After the lawyers got done, I was offered $0.10 a share to compensate for the $4/share loss.

I hope the attorneys clear $25 billion from VW.  Then no car company will dare mess with pollution laws ever again.  Keep your fingers crossed!

The governments of the world  needs to control the VW penalties  and put a total cap on what vw owns word wide/ vehicle and thus helping VW avoid bankruptcy. I would recommend no attorney fees allowed world wide. VW did was break the law.  No benefits from a Bankrupted VW. 

Journalyse-Quelle: Wall Street Journal

Mittwoch, 23. September 2015

Schon 2012 wurde VW in Kalifornien auf die Testabweichungen aufmerksam gemacht...

...was endlose Tests nach sich zog. Im August und September gab dann VW zu, dass es eine "geheime Technologie" benutzt habe, um die Werte anzupassen. So berichtet heute das Wall Street Journal.
Kommentar: Wielange will der Vorstand noch nicht davon gewusst haben?

Hier mal ein paar Leserkommentare:

The CEO is a dead man walking, as he should be.

This is a deep character flaw, not bad management.

Really, Really STUPID.

Supposedly spending 100 euro more on a larger filter would have solved the problem without any trickery. How do you spell incredibly stupid?


VW was "Endlessly and Sincerely sorry"
- - - that they got caught.

It may take years but people will go to jail over this one. 

VW has inadvertently now established the value of unwanted emissions...

No better time to buy a VW. Just avoid the diesels.

Do you think German beer is still safe to drink?

Come on!  The fires in California caused a 1000000x more damage than this computer program ...even if it is that. 

... by all means, buy as much VW stock as your family can afford!

Dienstag, 22. September 2015

Die Leser im Internet: Jetzt wird die Qualität der deutschen Autos kritisiert...

(Kommentar) ... und die Japaner sind die heimlichen Gewinner. Wer in der angelsächsisch geprägten Presse nachliest, wie die Leser die Berichte über die Manipulationen der Abgastests bei VW kommentieren, bekommt nicht nur sehr viel Wut und Enttäuschung zu spüren, sondern erfährt auch massive Kritik an der Qualität und dem Preis-/Leistungs-Verhältnis deutscher Autos. Im Gegenzug werden Fahrzeuge japanischen Ursprungs besonders gelobt. Aber auch General Motors wird nicht geschont. Ebenso wenig die Politik. Man spürt deutlich die Forderung nach Anstand und Ehrlichkeit in einer Welt, in der Zahlen wichtiger wurden als Werte. Die Leser sind vollkommen desillusioniert - und die 500 Milliarden Dollar, die jährlich für Werbung ausgegeben werden, sind - außer für die Werbeindustrie und die Marketing-Manager - eigentlich für die Katz. Früher gab es im Fernsehen das Pausenwort "Störung", heute heißt es "Werbung")
Wenn das 19. Jahrhundert das Jahrhundert der Unternehmer war, das 20. Jahrhundert das Jahrhundert der Manager, dann ist das 21. Jahrhundert das Jahrhundert der Verbraucher. Und sie haben mit dem Internet eine Waffe in der Hand, die sie sich nicht mehr wegnehmen lassen - allen Versuchen der Big Four zum Trotz. Apple kann zum Beispiel den jüngsten Hacker-Angriff nur souverän überstehen, wenn es - wie geschehen - alles tut, um den Verbraucher zu schützen. Google und Fachebook, verseucht noch von einer hierarchisch organisierten Werbewelt, werden in den kommenden Jahren, ka Monaten oder Wochen, erkennen, dass ihre Glaubwürdigkeit die einzige Chance ist, ihr Milliardenpublikum zu halten. Je mehr sie sich auf die Seite der - das sieht man am VW-Skandal - bestens vernetzten User schlagen, desto größer ist ihr Börsenwert. Keine Werbeagentur, kein Werbe-Watcher, auch nicht deren Zusammenschluss, kein Big Data-Pallast, keine Börsenmacht der Welt kann ihnen Gleichwertiges bieten. Amazon ist vielleicht das Unternehmen, das in der Kundenorientierung - in meiner Wahrnehmung - am weitesten fortgeschritten ist, was prompt zu Konflikten mit den Mitarbeitern führt.
Die höchste Ware ist Vertrauen. Das weiß jeder. Im 20. Jahrhundert hat man immer wieder ohne große Folgen dieses Vertrauen verletzen können. Im 21. Jahrhundert, das sich nun mehr und mehr hinter unseren Bildschirmen entfaltet, ist das nicht mehr möglich. Wir befinden uns in der Übergangsphase. Das Gute an dem VW-Skandal ist, dass er diese Phase der Übergangs verkürzt, vielleicht sogar dramatisch verkürzt.
Die Japaner gehen seit bald 25 Jahren durch eine Wirtschaftskrise, durch eine Übergangszeit. Ihre Hybris war zu Ende, als die Mitsubishi-Gruppe 1991 das Rockefeller-Center in New York kaufte - aber nur unter einer Bedingung: Es sollte das teuerste Gebäude der Welt sein. Danach kam ein Absturz, der dieses Land den Weg zurück zu alten Tugenden wies.
Wir haben in Deutschland genügend äußerst fähige Menschen, die wissen, was Ehrlichkeit und Anstand bedeuten. Es wird Zeit, dass sie die Verantwortung übernehmen und all die Zahlen-Zyniker und -Zocker zum Teufel schicken. Es würde unser Leben soviel besser machen - und das müssten wir noch nicht einmal messen. (Raimund Vollmer)

Montag, 21. September 2015

Die Welt der Jurys und der Absturz der VW-Marke

(Kommentar) Der Absturz der VW-Aktie nach dem Bekanntwerden der Manipulationen bei den Abgaswerten in den USA wirft ein besonderes Licht auf unsere Welt, in der praktisch alles, was ist, gemessen und gewertet wird. Bei dem seit Lopez-Zeiten geradezu neurotisch gepflegten Versuch des vetostaatlich geführten Unternehmens, der größte Automobilhersteller der Welt zu werden, wurde der Volkswagen-Konzern bei der größten Sünde erwischt, den man in der heutigen Zeit begehen kann. Er hat die über unsere Umweltbelastungen wachenden Behörden getäuscht - durch Manipulation von Befehlssätzen, landläufig Software genannt.
Es musste so kommen. Irgendetwas war da doch im Busch, nachdem der Mann, der diese Erfolgssucht bei VW in den neunziger Jahren gepflanzt hatte, wohl irgendwann zur Besinnung gekommen war - und war zu seinem Schüler Martin Winterkorn "auf Distanz" gegangen. Ferdinand Piech hatte 1993 den GM-Wunderdoktor José Ignacio Lopez zu VW geholt und damit die Amerikaner hochgradig verärgert. Damals war Piech der Chef in Wolfsburg geworden und hatte all die Schlampereien eingestellt, die den staatlich und gewerkschaftlich durchgeschmusten Konzern in höchste Nöte gebracht hatten. Ein enger Mitarbeiter, der ganz nah am Vorstand arbeitete, erklärte damals dem Autor dieser Zeilen: "Endlich wird im Vorstand richtig gearbeitet." Damals hatte Piech wohl festgestellt, dass bei VW ein harter Besen, wie ihn dieser Lopez darstellte, fehlte. Der brachte nicht nur sein Wissen mit von General Motors, dem damals größten Automobilgiganten der Welt, sondern - so meinten jedenfalls die Amerikaner - auch Betriebsgeheimnisse. 1997 einigten sich GM und VW darauf, dass die Wolfburger 100 Millionen Dollar an Wiedergutmachung (oder wie immer man das nennen soll) zahlten und für eine Milliarde Dollar Zulieferteile bei GM kauften.
Das hätte VW eine deutliche Warnung sein müssen. Mit den Amerikanern ist nicht zu spaßen.
Es war jene Zeit, in der Qualitätssicherung das ganz große Thema in den USA war - und damit einher erwachte die große Leidenschaft der Angelsachsen für das Messen und Wiegen. Die Zeit der Juroren brach an, die uns heute jeden Abend bis in die Fernsehprogramme hinein verfolgt. Alles wird bewertet, alles wird in Hierarchien des Gut und Besser gepresst. "And the winner takes it all..."
Schummeln - so hatte man bei VW, wie sehr oft bei Unternehmen mit unerträglicher Staatsnähe - gehörte zum Geschäft. Sie passt aber nicht in eine Welt der totalen Qualitäts-Kontrolle. Nur wird man die leidigen Laster nicht so schnell los. Wie getrickst wird, haben wir ja dann zuletzt noch auf schlagzeilenträchtige Weise bei der Wendelin-Wiedeking-Schlacht um VW sehen können.
Noch deutlicher aber wirft es ein Licht auf ein offensichtlich völlig überfordertes Management. Nahezu alle Automobilhersteller haben sich in den vergangenen Jahren vollgestopft mit Rechenknechten - in der Erwartung, dass diese am besten klarkommen in einer Welt, in der alles aus Zahlen und Befehlen, also Daten und Programmen, besteht. Die Nähe dieser Leute zu einer ähnlich konditionierten IT-Welt bildeten eine Kombination, die von einer Erfolgswelle zur anderen führte. Und wer sich in einer permanenten Vergleichsreihe befindet, sich der Brutalität der Zahlen aussetzt, muss damit rechnen, dass er auch gerechnet wird - und schließlich abgerechnet wird.
Die Deutsche Bank weiß, wovon VW künftig reden muss. Auch sie ist auf die Zahlen- und Befehlswelt hereingefallen. Das ist keine Frage des Wissens und Könnens, sondern des Charakters.
Die Blamage bei VW ist vielleicht noch größer.
Im privaten Kreis hat der Autor dieser Zeilen im Frühjahr die Meinung vertreten, dass Chef Martin Winterkorn die eigene Erfolgsgeschichte einholen wird. Ein Mann wie Piech würde nicht solch einen Stunk machen, wenn da nicht etwas grundsätzlich falschläuft. Der Aufsichtsratsvorsitzende, der dann seinen Job räumen musste, ahnte wohl, dass dieser permanente Erfolgsdruck seine Blüten treiben würde. Er hatte recht - vielleicht sogar in einem Maße, wie er sich das nicht hat vorstellen können.
Wenn VW die richtigen Konsequenzen daraus zöge und den Vorstand komplett ersetzt, dann sollte sich der Konzern endlich einen Boss suchen, der dem Grundanstand seiner Mitarbeiter an den Fließbändern und in den Facharbeiterkreisen gerecht wird. Und die Gewerkschaftsleute sollten sich auch an deren Tugenden erinnern: Fleiß, Ehrlichkeit und Anstand. Für diese Kriterien braucht man keine Qualitätssicherung, dafür braucht man Charakter - etwas, das nicht unbedingt zum Studienprogramm der Rechenknechte gehört. Muss auch nicht, denn die sonstigen Mitarbeiter nringen dies ja auch von zuhause aus mit. Der Skandal um Peter Hartz war doch schon ein ganz deutlicher Warnschuss gewesen: Macht korrumpiert, absolute Macht korrumpiert absolut.
Wer je einen VW-Käfer fuhr, weiß, dass dies ein grundehrliches Auto war. Noch ohne Software erfunden und gebaut. Es war ein Welterfolg. Sein einziger Makel war, dass er seine Ursprünge in der Nazizeit hatte. Da versprach man den Menschen, dass sie im Rahmen des Spar-Programms "Kraft durch Freude" ein Auto erwerben, eben diesen Käfer. 336.000 Menschen machten mit. Ihr Auto haben sie nie gesehen. Es musste erst ein Neubeginn kommen.
Raimund Vollmer


Mittwoch, 2. September 2015

Rück-Click 1998: Gerstner prophezeit für IBM zweistellige Wachstumsraten...

... weil alle Welt nach ihren Beratungsdiensten ruft, Chips und Speicherplatten sich besonders gut verkaufen lassen werden. So berichtet am 18. Mai 1998 die FAZ.

Montag, 10. August 2015

Rück-Click 1970: Die Wetterprognose

"Zehn Milliarden Rechenoperationen sind notwendig, um eine 24stündige Voraussage zu treffen."
Die Zeitschrift "Hobby" am 15. April 1970 über die Anschaffung einer Anlage IBM /360-195 für das Britische Meteorologische Institut

Übrigens: Ein Mikropozessor Intel Core i7 5960 X leistete 2014 mehr als 300 Milliarden Instruktionen pro Sekunde. Und bevor die Diskussion über MIPS und MOPS und FLOPS losgeht, es soll nur ein kleiner Vergleichsversuch sein, ohne Absolutheitsanspruch. Vielleicht hat der ein oder andere Journalyse-Leser einen besseren Vergleich.

Montag, 27. Juli 2015

IBM - die Firma, die nur noch Mitleid erntet...

(Kommentar) ... muss man meinen, wenn man die Kommentare liest, mit denen in der vergangenen Woche der weitere Niedergang des Unternehmens begleitet wurde. "Die letzten 20 Jahre" lautete der Untertitel meines Buches "Blueland", das ich 1997 veröffentlicht habe. Ich gebe zu: Ich habe mit der Zweideutigkeit dieses Satzes gespielt, aber nie geglaubt, dass er mal einen eindeutigen Hinweis auf die Zukunft dieses einstmals so grandiosen Unternehmens geben würde. Ehrlich gesagt: heute bin ich eher sprachlos und fassungslos. Im Prinzip hat diese Firma schon jetzt aufeghört zu existieren. Denn sie steht für nichts mehr in dieser Branche. Selbst die Großrechner besitzen keine Faszination mehr. Vielleicht sollte IBM mit sich selbst das tun, was sie mit ihrem PC-Geschäft getan hat: einfach sich selbst verkaufen. An Google zum Beispiel. Denn dieses Unternehmen entspricht weitaus mehr der Vision, die vor 40 Jahren die sogenannten IBM-Watcher der IBM gaben, als die IBM, wie sie sich heute darstellt. Sie hat nur noch eine Trumpfkarte: Watson. Und in den Händen von Google würde daraus ein SuperWatson, ein Android-Genie.
Raimund Vollmer

Mittwoch, 1. Juli 2015

Warum ich keinen Bock mehr auf Blog habe...

... und nur noch gelegentlich hier schreiben will: aus purer Frustration.
Es war mehr Zufall als Absicht, dass ich vor vierzig Jahren als 23jähriger, frischgebackener Redakteur in diese Branche hineinkam. Nach einer Woche bei der Computer Zeitung wollte ich schon wieder kündigen. Das war absolut nichts für mich. Freunde, die mich kannten, hatten ohnehin nicht verstanden, dass ich dieses Angebot angenommen hatte. Doch ich blieb.
Ich lernte eine Branche kennen, die mir alle Begriffe raubte, die mir hoch und heilig war. Damals, 1975, wurde in der EDV-Branche viel über Philosophie gesprochen. Dass dies nichts, aber auch gar nichts mit Kant oder Nietzsche zu tun hatte, erstaunte und entsetzte mich. Aber ich akzeptierte es. Und ich lernte, dass die Computerleute eine ganz andere Sicht auf die Dinge pflegten als ich. Sie wollten diese Dinge nicht beschreiben, sondern programmieren. Ich fand das (um einen weiteren der ausgehöhlten Begriffe zu benutzer) ziemlich spannend.. Wenn man aber in Dimensionen vorstieg, die keiner unmittelbaren Nützlichkeit oder der Selbstbezüglichkeit der Maschine unterworfen waren, stiegen die Gesprächspartner aus. Komplettes Desinteresse.

Also suchte ich mir eine Story, die sowohl mich als auch die Computerleute interessieren könnte und stieß dabei auf das Thema "IBM". Das Unternehmen, das eine Branche war, faszinierte mich. Das war "spannend". Schlimm wurde es jedoch, als dieses Thema bei Big Blue in die Fänge eines unfähigen Managements geriet. Gut, damit konnte man als Journalist noch fertig werden. Als jedoch in Deutschland Leute, die an die Börse wollten, anfingen, sich "Storys" zusammenzubasteln, die so dürftig waren, dass man sich als Leser geradezu fremdschämte (und dies trotzdem zu schwindelerregenden Bewertungen führte), ahnte ich, dass diese Branche in ihrer sogenannten Führungselite intellektuell komplett abgewirtschaftet hatte. Hier ging es nur noch um Geld. Schlimmer noch: Es herrscht geradezu eine panische Angst davor, etwas zu tun, was nicht in Geld aufgewogen wird. Eigentlich ist dies ein Zeichen für einen gigantischen Minderwertigkeitskomplex.

Geradezu ekelig wurde es, als diese Typen auch noch anfingen, den allerheiligsten aller Begriffe zu missbrauchen, das letzte Refugium von Menschen, die in Geld zwar eine Notwendigkeit, aber keine Glückseligkeit sehen: Dieser Begriff heißt Phantasie.
Dieser Begriff erlebte mit dem Aufstieg des Neuen Marktes eine geradezu inflationäre Bedeutung. Aber das, was uns als Phantasie verkauft wurde, hatte nicht das geringste damit zu tun. Ich habe dann versucht, auf andere Themen auszuweichen - und trotzdem immer wieder versucht zu verstehen, was in der Computerbranche eigentlich passiert. Einen Zugang habe ich nie mehr gefunden. Ich habe mit Kollegen gesprochen und sie gefragt: Warum rebellieren wir nicht gegen diesen geistigen Notstand, den wir in der Führung nicht nur der IBM, sondern in allzuvielen IT-Unternehmen sehen? Meistens gab es nur verlegene Antworten. Sie teilten zwar meine Meinung (glaube ich zwar ihren Worten entnommen zu haben), aber riskieren wollten sie nichts. Die meisten hatten beschlossen, mit den Wölfen zu heulen und zu heucheln.
 Heute stehen wir, die Schreiber, in Deutschland vor dem Nichts. Und dieses Nichts heißt IT. (Man könnte auch sagen IT 0.0)

Raimund Vollmer

Nachtrag: Ich habe in den letzten Monaten versucht, die letzten 40 Jahre in einer "Story" Revue passieren zu lassen und habe dabei Menschen zugehört, die das, was in der von der IT durchdrungenen Welt geschieht, genau beobachtet, vorgedacht oder vorhergesehen haben. Und dabei habe ich festgestellt: Sie waren und sind die letzten Hüter der Phantasie. Und ich habe den Verdacht, dass die IT-Branche und ihre Kunden vor nichts so sehr Angst haben wie genau vor dieser Phantasie. 





Montag, 15. Juni 2015

Rück-Click 1964: Ein Patent braucht sechs Jahre...

... von der Anmeldung bis zu Bearbeitung. Jährlich wurden vor 50 Jahren 61.000 Patente angemeldet, aber nur 42.000 bearbeitet. Dies hatte nach dem Krieg zu einem Bearbeitungsstau von 250.000 Anträgen geführt - oder einer Wartezeit von sechs Jahren.

Montag, 8. Juni 2015

Rück-Click 1974: Was der "Journalyst" mit 22 Jahren schrieb

Ich habe es ja selbst nicht geglaubt, aber ein gewisser R.V. schrieb am 26. Juni 1974 in der Westdeutschen Zeitung unter der Überschrift "Bürger auf Abruf":
"Doch auf lange Sicht wird der Computer die Welt bestimmen und somit die totale Information den Verwaltungen zukommen lassen. Jeder Bürger ist in allen Daten, die sich nach dem jetzigen technologischen Stand in den Computerschlüssel fassen lassen, vom Band abrufbar. Die Verwaltung gewänne gegenüber den Parlamenten einen Informationsvorsprung, der sie durch keine Institution kontrollierbar macht. Somit stünde die parlamentarische Demokratie vor ihrem Scheideweg, wenn sie ihn nicht schon längst passiert hat."
Raimund Vollmer
Wahrscheinlich war das damals gerade "in". Ich war Volontär in Mönchengladbach und hatte einen Beigeordneten namens Buhlmann interviewt. Aus dem Interview hatte ich als dann aber nicht veröffentlichte Erkenntnis mitgenommen, dass man die gesamte Gebietsreform sich hätte sparen können, wenn man nur die Computer zusammengeschaltet hätte. Der Mann war seiner Zeit weit voraus - und außerdem sehr sympathisch.

Mittwoch, 27. Mai 2015

Apple ist wertvollste Marke der Welt -

- aber der Markenwert von 284 Milliarden Dollar kommt nicht an den Börsenwert heran. Von der Spitzenposition verdrängt wurde Google. Dritter ist Microsoft, und an vierter Stelle steht IBM.
Mehr hier.

Rück-Click 1995: Larry Ellisons Orakel...

... verkündet das Ende des PCs. Der Desktop werde genauso verschwinden wie der Mainframe. 

Mit besten Grüßen vom Desktop Ihres Journalysten!!!

Donnerstag, 14. Mai 2015

Rück-Click 1990: Es war das Jahr, in dem IBM erstmals 100 Milliarden Dollar umsetzen wollte...

... und sich diesem Ziel seitdem immer mal von oben, aber am meisten von unten nähert. Warum hilft ihr denn keiner, endlich den Sprung über diese Hürde dauerhaft zu nehmen?

Mittwoch, 13. Mai 2015

Bittel-Bettelkom: "Deutschland verliert den Anschluss"...



(Kommentar) ... lautet heute die Headline in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, in der Bitkom-Chef Dieter Kempf unter anderem "den Aufbau einer im globalen Maßstab leistungsfähigen digitalen Infrastruktur binnen zehn Jahren" FAZ) fordert. Wörtlich sagt der Chef der IT-Vereinigung: "Die Politik, aber auch alle relevanten Akteure in Wirtschaft und Gesellschaft, müssen dem Ziel der Digitalen Souveränität oberste Priorität einräumen."
Seit 50 Jahren, seit Jean-Jacques Servan-Schreiber sein Buch "Die amerikanische Herausforderung" veröffentlichte, wird um diese digitale Souveränität gekämpft. Und je mehr die Politik mitmischte, desto kleiner wurde das Ergebnis. Je mehr Subventionen man bekam, desto lebensuntüchtiger wurden die Empfänger. Die Politik hat die Deutsche Bundespost zerschlagen und so die Deutsche Telekom privatisiert - mit genau dem Ziel, Deutschland unternehmerisch und im Wettbewerb nach vorne zu bringen. Und gebracht hat's wenig. Denn wir haben immer noch nicht den Anschluss.
In den Informatikkursen, die Kempf nun ab der 5. Klasse als Pflichtfach fordert, waren die Schüler stets ihren Lehrern weit voraus. Und wenn Lehrer jungen Menschen etwas beibringen wollen, dann verlieren die Schüler sehr schnell die Lust daran.Wieviele Kinder wollen in die Schule gehen, um lesen zu lernen. Verlassen sie dann die Schule, fassen sie nie wieder ein Buch an.
Risikokapitalisten gibt es im Land der Wirtschaftsprüfer, Steuerberater und anderer ERP-Höfe erst recht nicht. Allenfalls Management-Buy-Outs werden mit Privatgeldern finanziert. Start-ups laufen mit Geschäftsmodellen herum, die nur dann unterstützt werden, wenn man ein amerikanisches Gegenstück dazu anbietet.
Und ob die Gremien, die "Ideen" durch Wettbewerbe fördern wollen, wirklich wissen, was Ideen sind, ist mehr als fraglich.  
Die Leute, die heute davor warnen, dass wir mal wieder den Anschluss verlieren, sind nicht diejenigen, die die Lösung bringen. Sie sind das Problem. Leider.
So wird weiterhin um Subventionen gebettelt. Denn das ist der wahre und der tiefe Sinn jener Aufrufe, wie sie jetzt der Bitkom präsentierte.
Dieses Bettel-Business ist einer Branche, die das 21. Jahrhundert souverän bestimmen will, unwürdig.(Raimund Vollmer)

Dienstag, 12. Mai 2015

Verizon kauft AOL für 4,4 Milliarden Dollar...

... und zeigt damit mehr oder minder dezent, wohin die Reise der Telekombranche und der anderen Protagonisten aus den USA geht: Richtung Content.
Kommentar. Aber wie wir inzwischen den Laden kennen, brauchen die Medienunternehmen in Deutsachland noch eine Ewigkeit, bis sie das merken, was für ein Potenzial sie eigentlich haben. (Raimund Vollmer)

Montag, 11. Mai 2015

Rück-Click 1995: Das Ende des PC

1995: »Der PC ist tot. Er ist das Pferd und die Kutsche der Informations-Revolution.«
Paul Saffo, Institute of the Future in Palo Alto

Freitag, 8. Mai 2015

Die Wahlen in Großbritannien sagen uns alles über Big Data und die Kunst der Algorithmen

Da wird uns wochenlang die Geschichte von einem Kopf-an-Kopf-Rennen erzählt und heraus kommt ein "Erdrutsch"-Sieg für Cameron. Da wurden die Computer ganz schön ver.... (Raimund Vollmer)

Der Doktor, der zur Gitarre griff: Das Mädchen, das ihm IBM schickte


Ein lieber Freund schickte mir diesen Link. Hier erzählt ein Veteran, Dr. Martin Hannemann, ein wenig aus seinem Leben - und dann singt er uns dieses Lied. Da geht einem das Herz auf.
Ein schönes Wochenende wünscht Raimund Vollmer

Montag, 4. Mai 2015

Boeings Dreamliner: Wegen Programmierfehler muss Software alle 248 Tage neu gestartet werden...

... heißt es in einem Bericht im Netz. Irgendwie eine seltsame Meldung.

Smart Furz: Das Internet of Stinks...

... möchte man kalauern nach der Lektüre eines Kommentars im Wall Street Journal, der sich mit der Smartisierung all unserer Lebensverhältnisse beschäftigt. So will auch ein Chip unsere körpereigene Gasproduktion überwachen. Autor Chrisopher Mims macht sich mit durchaus ernsthafter Absicht lustig über all die "Things", die uns als smart verkauft werden - und meint, dass dies im Platzen einer gewaltigen Blase enden wird. Das ist dann wohl eine Stinkbombe...

Spruch zum Tage: Wer zuerst gerochen, dem ist's aus dem Smart gekrochen...

Europa ist eine einzige Wolke...

(Kommentar) ... und will sich wohl damit einen "digitalen Binnenmarkt" (FAZ von heute) schaffen. Wir freuen uns. Wahrscheinlich werden die Bürokraten in fünf Jahren das geschaffen haben, was dann vor zehn Jahren noch ein Markt war...
Seit mehr als dreißig Jahren versucht die Europäische Union und deren Vorgänger den IT-Markt der Alten Welt auf Vordermann zu bringen. Am Ende waren es aber stets amerikanische Konzerne, die bei uns das Sagen hatten. Irgendetwas läuft da doch falsch, oder? Zumal die nationalen Programme aus den 60er und 70er Jahren auch nichts brachten. Raimund Vollmer

Samstag, 2. Mai 2015

Wer will schon gerne Piëch sein - oder der massig schäbbige Abgang des Fürsten

"Nach dem Machtkampf ist vor dem nächsten Machtkampf bei VW. Doch jetzt geht es Ferdinand Piëch vor allem um Rache. Er gefährdet damit sein Lebenswerk!" So kommentiert jedenfalls Frank-Thomas Wenzel im Kölner Stadtanzeiger höchst treffend den Familienzwist, der den Konzern gefährdet. We shall see!

Dienstag, 28. April 2015

Google-Spende: Helfen 150 Millionen Euro den Verlegern in Europa?

Google will Verlage und Personen unterstützen, die journalistische Experimente wagen. Dafür wolle das Suchmedienimperium 150 Millione Euro bereitstellen.

Taugen IBMer als IT-Chefs?

(Kommentar) Als er 1999 zum IT-Vorstand der Deutschen Bank berufen wurde, war so mancher skeptisch, ob er das packen würde: Hermann-Josef Lamberti. Zwei Jahre zuvor war er Chef der IBM Deutschland geworden, einem Posten, der unter Lou Gerstner auf die Position eines Frühstücksdirektors hergewürdigt worden war. Viele meinten, dass man Lamberti den Job gegeben hatte, damit er die äußeren Weihen besaß, um Vorstand bei der Deutschen Bank zu werden. In diesen Kreisen legt man wert darauf, dass jemand auch formal in die Hierarchie passt. Das gehört zur Sicherheitsstrategie - nach dem Motto: Ein IBMer ist immer noch das beste, was man im Markt bekommen kann. Immerhin bis 2012 hielt Lamberti bei der Deutschen Bank durch.
Doch dann - im Alter von 56 Jahren - verließ er sang- und klanglos die Bank. Er hätte "sich entschieden, aus dem Vorstand der Bank auszuscheiden", hieß es in einer Pressemitteilung. Da die Deutsche Bank "über einen großen Pool an Führungstalenten" verfügt, war es kein Problem, einen Nachfolger für Lamberti zu finden, der "eine ausgezeichnete, moderne Infrastruktur" hinterlasse, schrieb die PR-Abteilung.
Wie gut die Infrastruktur war, die heute Henry Ritchotte verantwortet, steht nicht erst seit gestern deutlich in Frage. Sogar die FAZ, die eher behutsam mit dem Geldinstitut umzugehen pflegt, kommentierte heute unter der Überschrift "Die digitale Bank": "... vor allem wurde und wird die Herausforderung der Digitalisierung nur unzureichend wahrgenommen. Wenn es stimmt, was in der digitalen Welt eine Wirklichkeit ist, dass alles digitalisiert werden wird, was man digitalisieren kann, dann kommen ungemütliche Zeiten auf das Finanzgewerbe zu." Ganz besonders auf die Deutsche Bank.
Denn der Wandel zur digitalen Bank beginnt ja nicht erst heute, der bahnte sich seit Mitte der neunziger Jahre an. Verpennt hat ihn offensichtlich das gesamte Management dieses größten Geldinstituts in Deutschland. Ob von Lamberti oder seinem Nachfolger da je der Weckruf erfolgte, darf bezweifelt werden. Karriere ist wichtiger als Krach. Oder ist Lamberti 2012 gegangen, weil er Krach geschlagen hat?
Und wenn? Es gehört nicht zu den Tugenden deutscher Topmanager in Großunternehmen, dass sie auf das hören, was die IT sagt. Vielleicht nehmen sie sogar deshalb gerne IBMer.
Raimund Vollmer

Montag, 27. April 2015

Hans-Olaf Henkel: Der IBM-Manager, der auch in kein System passt...

(Kommentar) Er hatte nie die Macht eines Ferdinand Piech, als er vor 30 Jahren zuerst Deutschland-Chef der IBM wurde, dann Europa-Boss und schließlich Präsident des BDI. Er hatte aber stets höhere Ziele im Sinn, als er sich Mitte der achtziger Jahre aufmachte, die Frage nach dem "Standort Deutschland" in die Öffentlichkeit zu tragen. Ihm ging es um das volkswirtschaftlich Ganze, nicht um das betriebswirtschaftlich Spezifische einer Autofabrik namens VW. Bei IBM war er jemand, der über den Tellerrand hinaus blickte, als BDI-Chef sowieso. Und er hatte zu alledem seine eigene Meinung, die er sich mit viel Fleiß erarbeitete. Deswegen war seine Skepsis gegenüber dem Euro, der ihn zum Gründungskreis der AfD machte, mit Sicherheit profund begründet. Und vermutlich war HOH auch bereit, eine ganze Menge zu ertragen, um seine Meinung zu platzieren und durchzusetzen. Aber irgendwann ist ein Punkt erreicht, an dem er das Gefühl hat, missbraucht zu werden. Deshalb wollte er weg von einer IBM, die seitdem herumirrt in der Welt,  deshalb hat er auch bei der AfD seine Ämter niedergelegt, weil diese ebenfalls mehr und mehr Irrwegen folgt.
Es ist nicht gut, was gerade in Deutschland abgeht.Wir überlassen momentan den falschen Typen die Macht. Ein gefährliches Spiel.
Raimund Vollmer

Machiavelli war da: Der Abgang des Fürsten und die Unfähigkeit, VW zu erneuern...

(Kommentar) ... wird uns in den kommenden Monaten und Jahren beschäftigen. Dass Ferdinand Piech von seinen Ämtern bei VW zurücktrat, werden viele begrüßen. Man mag in Deutschland solche Typen nicht, die wie ein Diktator daherkommen und sich allen Regeln widersetzen. "Compliance", diese letzte Waffe eines zu Mittelmäßigkeit zurechterzogenen Managements, ist ihre Sache nicht. Typen wie Piech agieren intuitiv, spüren sehr genau, wenn etwas falsch läuft im System. Und sie haben ihr Gespür einer einzigen Tugend zu verdanken: unbedingten Fleiß, der Sache dienend. Sie tun alles, um ihr Reich, ihr System, zu verteidigen und ihm neue Ziele der Eroberung zu geben.
Als Piech 1993 den Vorstandsvorsitz bei VW übernahm, schwärmten Mitarbeiter, die dem Vorstand zuarbeiteten, über die ungemeine Arbeitsdisziplin des neuen Chefs, der nicht - wie die Mitgliedes des bisherigen Vorstandes meinten -  er müsse als Showman in der Öffentlichkeit brillieren, sondern der schlichtweg nur seinen Job machte.
So erneuerte er VW, das wegen der Mitbestimmung durch die Gewerkschaften und Mitherrschaft durch die Landesregierung Niedersachsens eigentlich als unregierbar galt. Piech hat das Maximum aus diesem Unternehmen herausgeholt, das latent eher einer Oligarchie glich als einer Diktatur. Piech war trotzdem der unumstrittene Diktator, der Fürst. Er regierte mit brutaler Macht und scheute sich nicht, mit Lopez einen Mann mit zweifelhaften Ruf zu engagieren. Das ging solange gut, solange das System VW einen solchen Chef auch tolerierte. Weil es dem System schlecht ging, war alles gut. Es brauchte Führung, und die bekam es.
Doch dann überdeckten alle möglichen Ereignisse, vor allem der Sieg über Porsche (oder war es umgekehrt?), die Einsicht in die Not-Wendigkeit eines echten Unternehmers, eines Diktators. VW war "Das Auto". Es war geschafft. Das System regierte sich selbst und setzte mit Martin Winterkorn einen Mann an seine Spitze, von dem Piech glaubte, dass er sein Zögling sei, dass er die Diktatur fortsetzen würde. In Wirklichkeit war und ist Winterkorn ein Angestellter des Systems, das ihn dafür fürstlich belohnt. 
Er würde nichts tun, um VW in eine Zukunft zu transformieren, die ganz anderen Regeln gehorcht als denen, denen man bisher vertraute und mit denen man gut lebte. Winterkorn ist kein Diktator - und das wird er auch nie mehr werden können, denn er ist viel zu sehr den "Fürsten" verpflichtet, denen er seinen Machterhalt zu verdanken hat - und die doch ihre Autorität auf formalen Prinzipien gründen (Mitbestimmungsgesetz, VW-Gesetz des Landes Niedersachsen).
VW wird unregierbar. Ein paar Jahre lang mag das gutgehen. Und dann braucht dieses Biest, dieses System, einen neuen Diktator. Aber es wird dann keiner mehr da sein.
Denn wer will schon gerne Piech sein? Solche Typen sind dann längst auf Distanz gegangen zu einem solchen System des Mittelmaßes.

Raimund Vollmer

Mittwoch, 22. April 2015

Die IBM-Analyse

(Glosse eines unbekannten Analysten, wurde uns heute morgen über eine gesicherte Leitung zugespielt) Zwölf Quartale ohne Wachstum - vor einem Vierteljahrhundert hätte man den Chef dieses Unternehmens gefeuert, wie es denn auch 1992 geschah. Kümmerliche 1,7 Milliarden Dollar Umsatz machte das Unternehmen, das sich ja immer noch International Business MACHINES nennt, mit Hardwareverkäufen im ersten Quartal 2015. Und wenn es da nicht den Mainframe geben würde, sähe das Ergebnis noch viel, viel schlimmer aus. Klar, der gestiegene Dollarpreis tut weh. Klar, IBM hat ihr X-Servergeschäft verkauft und nicht mehr in den Umsätzen (aber das hat sie selber so entschieden). Klar, es ist alles nicht so einfach, wenn man Konkurrenten hat, die an Umsatz und Börsenwert gewichtiger sind als IBM. Klar, es ist unfair, wenn einer wie Amazon für den Verkauf von Büchern und anderem Trallerla soviel Rechenpower vorhalten muss, dass er seine Cloud quersubventionieren kann - zum Nachteil von Mitbewerbern, denen diese Erwerbsquellen verschlossen sind. Klar, es ist geradezu obszön, wenn Firmen wie Google oder Facebook mit dem anrüchigen Geschäft der Werbung soviel Geld machen, dass sie damit ihre IT-Ambitionen lässig finanzieren können. Klar, es ist ungeheuerlich, dass Firmen wie Apple und Amazon, Google und Facebook (und was es sonst noch alles in dieser Vergleichsreihe gibt), ihre Marktstellungen einem Geschäftsmodell zu verdanken haben, das darauf basiert, den Umgang mit Netz und Computern zu erleichtern. Klar, so kann man keine 20 Milliarden Dollar Umsatz im Quartal mehr machen. Und beim Gewinn muss man sich dann auch mit 2,33 Milliarden Dollar zufrieden geben.Dann ist ja nur geringfügig weniger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. (Gott sei Dank).
Wir haben für all das Verständnis. Seit zwölf Quartalen. Nur fünf von uns Analysten empfehlen zwar einen Kauf der Aktie, zwanzig sind der Meinung, dass man die IBM-Papiere halten soll. Wir sind treu. Nur fünf meinen, jetzt sei es Zeit, die Aktie zu verkaufen. Kurzum: Wir stehen zu IBM. Und wir freuen uns ja auch geradezu übermäßig, wenn IBM in diesem Jahr 25 Prozent ihres Umsatzes über die Cloud machen will. Und das Internet der Dinge wird bestimmt noch so kompliziert, dass man unbedingt IBM braucht, um es noch komplizierter zu machen.

Dienstag, 21. April 2015

Rück-Click 1972: Als Software zum Hobby-Thema wurde

Die weiche Welle rollt
"Inzwischen hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass die Software letztlich darüber entscheiden wird, ob die Computerindustrie weiter expandieren kann. Die schnellen Rechner lass sich nur noch absetzen, wenn Einsatzmöglichkeiten und Betriebssysteme nachgewiesen werden können. Besonders die Hersteller der Großrechner sind darum verstärkt dazu übergegangen, mit dem Rechner auch die Software zu verkaufen. Sie ist nicht als Dreingabe wie die Knochen für den Hund beim Fleischer gedacht, sondern wird immer häufiger zum eigentlichen Kaufmotiv."
Hobby, Heft 12, 1972


Mittwoch, 15. April 2015

Die Klage gegen Google: Das ist Missbrauch der Antitrustgesetze...

(Kommentar) ... möchte man in erster Auflehnung gegen das heute von der EU-Kommission gegen das Suchmaschinenimperium vorgebrachte Verfahren ausrufen. Eine Strafe in Höhe von 6,6 Milliarden Euro droht dem Netzgiganten. Die soll Google für die Dummheit und Unfähigkeit ihrer (europäischen) Mitbewerber zahlen, die seit bald zwei Jahrzehnten die Chance haben, am Markt gegen Google aufzutreten und es ihr zu zeigen. Offensichtlich ist ihnen nie etwas eingefallen. Die einzigen, die es Google schwer machen am Markt, sind Amerikaner. Sie heißen Apple und Facebook und Amazon. Jetzt müssen Antitrust-Vorschriften her, die wahrscheinlich überhaupt nicht greifen werden. Aber das Verfahren an sich wird Google in den nächsten Jahren in deren Sturm und Drang behindern. Und darum geht es.
So wirkt das bevorstehende Verfahren ziemlich verlogen. Aber Heuchelei war schon immer die Stärke der Feiglinge...
Raimund Vollmer

Mittwoch, 1. April 2015

Ist das die Rache der IBM-Mitarbeiter?

Nach und nach wird IBM in den nächsten Monaten Kooperationen mit immer mehr Big-Data-Lieferanten eingehen. Milliarde für Milliarde wird Big Blue Data dafür ausgeben. Es fängt jetzt harmlos an mit einem Wetterdienst, irgendwann wird sie dann sogar eine Zeitung kaufen mitsamt ihrem Archiv, vielleicht noch einen Fernsehsender als Sahnehäubchen. In Deutschland würde sich da zum Beispiel der zu RTL gehörende Sender NTV anbieten. Bei den Verlagen sollte sie sich auf die angelsächsischen Blätter konzentrieren, von denen schreiben die deutschen sowieso schon ab. In England empfiehlt sich die Financial Times. Und Rupert Murdoch freut sich schon darauf, wenn er für das Wall Street Journal eine dicke Stange Geld bekommt. Eine Datenquelle nach der anderen wird angezapft und Watson einverleibt. Dessen Wissen um die Verhältnisse in der Welt wächst ins Unermessliche. Immer mehr Kunden vor allem aus den Großunternehmen wollen sich an Watson dranhängen, um ihre Entscheidungen mit der Datencloud abzustimmen.
Die entsprechende IBM-Entscheidungssoftware heißt übrigens THINK. Sie ist der Schrecken des gesamten Mittelmanagements, das in den kommenden Jahren immer stärker ausgedünnt wird. Ganze Stäbe werden aufgelöst. Auch bei der IBM. Wer braucht schon Manager, wenn er Watson hat? Und so erfüllt sich die Rache des kleinen Mannes. Denn diese Strategie wurde weder von Sam noch von Gini implementiert, sondern von den Mitarbeitern in den Labors, die zwanzig Jahre lang gequält wurden von einem Mittelmanagent, das derart dumme Entscheidungen vorbereitet und umgesetzt hat, dass man sie längst getrost einem Computer überlassen kann. Es sind übrigens auch keine guten Zeiten für Unternehmensberater...
Ein Aprilscherz? Warten wir's ab. Raimund Vollmer

Demnächst auf der Hannover Messe Industrie zu sehen:

Journalyse-Quelle: Raimund Vollmer

Montag, 30. März 2015

EXTRABLATT 1980: Rechner-Skandal in Bremen

Bei der Beschaffung eines Großrechners für die Universität Bremen Ende der siebziger Jahre ging es alles andere als korrekt zu - ein Beispiel dafür, dass "Industriepolitik" vor allem Lobby-Arbeit ist, um es mal neutral auszudrücken. Das Computer Magazin hat damals die Geschichte veröffentlicht. Es hatte damals selbst einen "Lobbyisten" in Bonn, den Korrespondenten Werner Gerdes. Er lieferte eine wunderbare Dokumentation...
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Donnerstag, 26. März 2015

Sind es die Amis, die die Antitrustler auf den Plan rufen, oder sind sie wirklich an Europa interessiert...

... fragt man sich nach der Lektüre eines Berichts im Wall Street Journal. Den Händlern und Playern im Internet wird von der EU-Kommission vorgeworfen, sie würden durch bestimmte Praktiken dem Verbraucher den grenzüberschreitenden Erwerb von Waren, die über das Internet bestellt werden, erschweren. Dabei scheinen die Wettbewerbshüter vor allem Amazon im Visier zu haben, obwohl die Untersuchung angeblich alle Anbieter betreffen soll.

Mittwoch, 25. März 2015

Aus-Blick 2015: Google bekommt neue Finanzchefin

Ihr Name: Ruth Porat (57). Sie kommt von Morgan-Stanley, stammt aus Kalfornien und kehrt nun von der Wall Street zurück in ihre Heimat. Sie soll die Finanzen des Suchmedienimperiums auf Vordermann bringen und dafür sorgen, dass die 65 Milliarden Dollar an Cash, die das Unternehmen in den letzten Jahren aufgestaut hat, sinnvoll reinvestiert werden. Mit der Umsatzrendite, die von 26 auf 22 Prozent gesunken war, zeigte sich die Börse in letzter Zeit alles andere als zufrieden. Der Aktienkurs stagnierte im Vergleich zu der stürmischen Entwicklung am Nasdaq. So berichtet das Wall Street Journal.
Kommentar: Wird Google allmählich ein ganz normales Unternehmen? Wenn ja, können sich die Mitbewerber in nächster Zeit entspannt zurücklehnen. Normale Unternehmen enden meist als große Langweiler. Siehe IBM, siehe Hewlett-Packard, siehe Microsoft...

Rück-Click 1970: Als das Unbundling nach Deutschland kam...

... deutete sich dies am 24. März 1970 an. Damals verkündete IBM, die auf Druck der US-Regierung am 23. Juni 1969 für die USA die gesonderte Berechnung von Software und Services, also das sogenannte Unbundling, vermeldet hatte, dass sie wohl ähnliches auch in Deutschland im Sinne habe. Denn nun hatte sie damit begonnen, spezielle Dienstleistungen und Programme den Kunden in Extrarechnung zu stellen. In den USA war das Unbundling zum 1. Januar inkraft getreten. Für Deutschland wollte sich der Marktführer zwei Jahre des Übergangs gönnen. Dies verunsicherte aber die Kunden, denn sie schlossen aus alledem, dass IBM demnächst mit neuen Produkten, die dann von vornherein dem Unbundling unterworfen sein würden, auf den Markt kommen werde. Und tatsächlich: 1970 war das Jahr, in dem die IBM /370 vorgestellt werden sollte.
Das brachte die Mitbewerber in Bedrängnis. General Electric, Honeywell und Univac zeigten sich zuerst einmal unwillig, der neuen Marschrichtung zu folgen. CDC, NCR und RCA hingegen deuteten an, dass sie ihre Vertriebsstrategie entsprechend korrigieren würden.

Rück-Click 1970: Das größte Softwarehaus in den USA...

... beschäftigte damals 3600 Mitarbeiter und setzte umgerechnet 300 Millionen DM um. Im Vergleich dazu setzte das größte deutsche Softwarehaus zwei Prozent um. Das erfolgreichste Softwarepaket aus den USA wurde insgesamt 700mal verkauft. Das erfolgreichst Produkt aus Deutschland wurde nicht mehr als zehnmal installiert. In den USA gab es damals 70.000 Computer, in Deutschland waren es 6000.
Journalyse-Quelle: Die Computer Zeitung, 21. April 1970: Deutschland kontra USA

Montag, 23. März 2015

Wearables: Nicht jeder Mensch ist ein Big Data

Von 3,73 auf 9,16 Milliarden Euro steigt zwischen 2014 und 2018 der Markt für Wearables in Europa, berichtet heute die FAZ. Und sie erzählt uns auch, dass 54 Prozent der User die von Uhren, Sportarmbändern und Brustgurten sowie vernetzte Sportkleidung erfassten Daten nicht mit anderen - wie zum Versicherungen oder Ärzten - teilen wollen. Nicht jeder Mensch will ein Big Data sein. Bei entsprechenden Anreizen wären die anderen unter Umständen aber schon dazu bereit. Jetzt müsste man nur noch wissen, wieviele Daten da durch die Luft schwirren oder abgerufen werden...

Donnerstag, 19. März 2015

Ist ein automatisches Auto automatisch sicher...

... wenn der Hersteller selbst es automatisch dazu erklärt? Das ist eine der Fragen, die momentan die Juristen in den USA zu bewerten haben, bevor der Gesetzgeber dort selbststeuernde Autos in ein entsprechendes Gesetzeswerk fassen kann. Die Hersteller scheinen zu Selbsttest zu neigen, während andere meinen, dass die Software von Dritten auf Fehler überprüft werden müsse. Dagegen spricht, dass die Hersteller selbst ihre Software, die zum Teil über einen Zeitraum von zehn Jahren entwickelt worden sei, am besten kennen, während Außenstehende sich erst in die gesamte Thematik hineindenken müssten. So berichtet heute das Wall Street Journal.

Mittwoch, 18. März 2015

Proteste wegen EZB

So berichtet die Tageszeitung Die Welt

Was uns an der IT nervt, wollte das Wall Street Journal wissen...

... und bekam Hunderte von Antworten wie zum Beispiel:
"Warten auf Windows. Ob es nun ein Neustart ist oder eine Aktualisierung, Windows läßt Dich warten. Meine Zeit kostet auch Geld, aber Microsoft scheint das nicht zu verstehen." (Stimmt)
"Warum hat mein Laptop einen Extraziegel namens Ladegerät? Ich muss es immer mit mir schleppen. Warum ist es nicht in den Laptop integriert..."
"Ich war bis heute nicht in der Lage, mein drahtloses Heimnetzwerk ohne mehrfache technische Unterstützung vom Hersteller des Routers oder des Internet-Providers zu installieren."

Dienstag, 17. März 2015

Das CeBIT - die CeBIT: Von der Industriemesse zur Massenmesse zur Industriemesse

45 Jahre ist es her, dass Willy Brandt das Centrum für Büro und Informationstechnik eröffnete. Für mich sind es nächstes Jahr 40 Jahre her, dass ich erstmals in der ehedem weltberühmten Halle 1 der Hannover Messe sein durfte. Dienstagsabend war der sogenannte Vorabend. Gefeiert wurde bei der Computer Zeitung. Da trafen sich die Medienfuzzies aus aller Welt, um den neuesten Tratsch bei einem Glas Trollinger auszutauschen. 1970 war auch die Computer Zeitung gegründet worden. Sie ist ebenso verschwunden wie die Halle 1. Oder wie die damals sehr, sehr angesehene Monatspublikation "Online" des von uns allen geschätzten Günther Sandscheper, den es leider auch nicht mehr gibt. Ebenso wenig wie Dieter Eckbauer, den späteren Chefredakteur der Computerwoche, die es immer noch gibt, über deren Inhalte sich aber der streitlustige Dieter Eckbauer mehr ärgern als freuen würde.
Ich weiß noch, wie ich mich in der Halle 1 - so groß wie ein oder auch zwei Fußballfelder - verirrt habe, nicht mehr wusste, wo Nord, Ost, Süd, West ist. Dabei war die CeBIT (wie bald alle sagten) stets im Norden des riesigen Messegeländes, auf dem man draußen riesige Kräne und Nutzfahrzeuge, Röhren und andere Ungetümer bewundern konnte. Denn damals war die CeBIT Teil der Industriemesse, der größten Leistungsschau der Welt. Und die Computerfirmen, die in den sienbziger Jahren noch Olivetti hießen, Honeywell-Bull, Sperry-Univac, Burroughs, Taylorix oder Kienzler hießen,  waren stolz darauf als ebenbürtige Partner des Industrieadels angesehen zu werden. Über allem stand nicht etwa IBM, das war ja ein Trappistenkloster wie heute Google oder Apple, sondern Heinz Nixorf mit seiner Nixdorf Computer AG. Mittwochmorgens hielt er das Hochamt der Messe, genannt Bilanzpressekonferenz. Wer meinte, dass irgendein Ausländer oder Inländer aus Politik oder Wirtschaft mit seiner Eröffnungsrede das Thema der Messe bestimmen würde, der irrte sich gewaltig. Das war Heinz Nixdorf, der in einzigartiger Manier auf Politik und Wirtschaft einhieb, für seinen Mut bewundert wurde und stets mit Großaufträgen aus Politik oder Wirtschaft belohnt wurde. Später hat dann ein gewisser Hans-Olaf Henkel versucht, in die Fußstapfen des Meisters zu treten, aber so ganz ist ihm dies nie gelungen. Er war halt ein Angestellter, ein Manager. Klaus Luft, der Nachfolger von Heinz Nixdorf, war nur die Untertitelfassung, nicht mehr das Original.
Auf jeden Fall meinte die CeBIT, dass sie nun selbst groß sei und verwandelte sich zehn Jahre nach meinem Erstbesuch von einer Halle in eine eigenständige Messe, die vier Wochen vor der Industriemesse stattfand, aber ihr eigenes Thema verloren hatte. Vielleicht war das auch der Grund, warum er keinen Heinz Nixdorf mehr gab. Nach dessen Tod erlebte sie zwar Zeiten, in denen die Menschen in Massen nach Hannover kamen und aus der Industriemesse ein Consumerparadies machten. Die Messe schwankte zwischen Handy und Gameboy. Dazwischen flackerte mal eine Microsoft auf, nachdem Commodore sich verbraucht hatte. Es war die Messe des Glamours und der Games geworden, zu denen Erwachsene keinen Zutritt mehr hatten.
Nun hat sie unter dem Namen Industrie 4.0 zurückgefunden zu ihren Ursprüngen. Möchte man glauben, möchte man meinen. Denn das Internet der Dinge sorgt dafür, dass alles digitalisiert wird. Die IT beherrscht alles. So scheint es zu sein.
Hört man sich derweil an, mit welchen Sprüchen das Management dieser ausstellenden Firmen an die Öffentlichkeit gehen, dann ahnen wir, dass sie weit davon entfernt sind, jene Klasse zu erreichen, die ein Heinz Nixdorf dereinst vorlegte. Die Plattitüden offenbaren auf erschreckende Weise, dass die IT im Prinzip bis heute ohne eine eigene Philosophie ist.
"Dezentralisierung" war das Zauberwort, mit dem Heinz Nixdorf vor 40 Jahren sein Publikum indoktrinierte. Es war gerichtet gegen den Zentralisten "IBM", dahinter stand der Konflikt zwischen Mittelstand, also "dezentral", und Großindustrie, also "zentral". Es war der Krieg der Worte zwischen Nixdorf und IBM.
Wenn man heute der Berichterstattung über die CeBIT folgt, herrscht dort die totale Harmoniesucht. Industrie 4.0 hält die Welt zusammen. Nicht nur, dass das stinklangweilig ist, es ist auch sehr gefährlich: "Harmonie verblödet", heißt es - und lässt das Medieninteresse an der Messe verkümmern. Vergeblich suchen die Journalisten offenbar auf der Messe nach Konfliktstoff. Geradezu läppisch die Aussage, dass die Politik hinterherhinke. Das hat sie schon immer getan. Daran änderte auch nicht die Tatsache, dass 1970 der Bundeskanzler die neue Halle 1 eröffnete.
Raimund Vollmer