(Kommentar) ... wird uns in den kommenden Monaten und Jahren beschäftigen. Dass Ferdinand Piech von seinen Ämtern bei VW zurücktrat, werden viele begrüßen. Man mag in Deutschland solche Typen nicht, die wie ein Diktator daherkommen und sich allen Regeln widersetzen. "Compliance", diese letzte Waffe eines zu Mittelmäßigkeit zurechterzogenen Managements, ist ihre Sache nicht. Typen wie Piech agieren intuitiv, spüren sehr genau, wenn etwas falsch läuft im System. Und sie haben ihr Gespür einer einzigen Tugend zu verdanken: unbedingten Fleiß, der Sache dienend. Sie tun alles, um ihr Reich, ihr System, zu verteidigen und ihm neue Ziele der Eroberung zu geben.
Als Piech 1993 den Vorstandsvorsitz bei VW übernahm, schwärmten Mitarbeiter, die dem Vorstand zuarbeiteten, über die ungemeine Arbeitsdisziplin des neuen Chefs, der nicht - wie die Mitgliedes des bisherigen Vorstandes meinten - er müsse als Showman in der Öffentlichkeit brillieren, sondern der schlichtweg nur seinen Job machte.
So erneuerte er VW, das wegen der Mitbestimmung durch die Gewerkschaften und Mitherrschaft durch die Landesregierung Niedersachsens eigentlich als unregierbar galt. Piech hat das Maximum aus diesem Unternehmen herausgeholt, das latent eher einer Oligarchie glich als einer Diktatur. Piech war trotzdem der unumstrittene Diktator, der Fürst. Er regierte mit brutaler Macht und scheute sich nicht, mit Lopez einen Mann mit zweifelhaften Ruf zu engagieren. Das ging solange gut, solange das System VW einen solchen Chef auch tolerierte. Weil es dem System schlecht ging, war alles gut. Es brauchte Führung, und die bekam es.
Doch dann überdeckten alle möglichen Ereignisse, vor allem der Sieg über Porsche (oder war es umgekehrt?), die Einsicht in die Not-Wendigkeit eines echten Unternehmers, eines Diktators. VW war "Das Auto". Es war geschafft. Das System regierte sich selbst und setzte mit Martin Winterkorn einen Mann an seine Spitze, von dem Piech glaubte, dass er sein Zögling sei, dass er die Diktatur fortsetzen würde. In Wirklichkeit war und ist Winterkorn ein Angestellter des Systems, das ihn dafür fürstlich belohnt.
Er würde nichts tun, um VW in eine Zukunft zu transformieren, die ganz anderen Regeln gehorcht als denen, denen man bisher vertraute und mit denen man gut lebte. Winterkorn ist kein Diktator - und das wird er auch nie mehr werden können, denn er ist viel zu sehr den "Fürsten" verpflichtet, denen er seinen Machterhalt zu verdanken hat - und die doch ihre Autorität auf formalen Prinzipien gründen (Mitbestimmungsgesetz, VW-Gesetz des Landes Niedersachsen).
VW wird unregierbar. Ein paar Jahre lang mag das gutgehen. Und dann braucht dieses Biest, dieses System, einen neuen Diktator. Aber es wird dann keiner mehr da sein.
Denn wer will schon gerne Piech sein? Solche Typen sind dann längst auf Distanz gegangen zu einem solchen System des Mittelmaßes.
Raimund Vollmer
2 Kommentare:
Der Sache dienend? Gemeint: Seinem Eigentum verpflichtet, um es zu mehren???
Einer der größten Egoisten der Jetztzeit. Gut, wenn er weg ist.
Ist er aber nicht, sondern wird sein Gift zum Schaden der 600.000 Beschäftigten weiter verspritzen.
Ohne Rücksicht auf Verluste. Denn in dem Alter und bei dem Kontostand ist alles sch##ßegal!
Schade um VW
Lieber Besserwisser, wir werden sehen.
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