(Kommentar) Als er 1999 zum IT-Vorstand der Deutschen Bank berufen wurde, war so mancher skeptisch, ob er das packen würde: Hermann-Josef Lamberti. Zwei Jahre zuvor war er Chef der IBM Deutschland geworden, einem Posten, der unter Lou Gerstner auf die Position eines Frühstücksdirektors hergewürdigt worden war. Viele meinten, dass man Lamberti den Job gegeben hatte, damit er die äußeren Weihen besaß, um Vorstand bei der Deutschen Bank zu werden. In diesen Kreisen legt man wert darauf, dass jemand auch formal in die Hierarchie passt. Das gehört zur Sicherheitsstrategie - nach dem Motto: Ein IBMer ist immer noch das beste, was man im Markt bekommen kann. Immerhin bis 2012 hielt Lamberti bei der Deutschen Bank durch.
Doch dann - im Alter von 56 Jahren - verließ er sang- und klanglos die Bank. Er hätte "sich entschieden, aus dem Vorstand der Bank auszuscheiden", hieß es in einer Pressemitteilung. Da die Deutsche Bank "über einen großen Pool an Führungstalenten" verfügt, war es kein Problem, einen Nachfolger für Lamberti zu finden, der "eine ausgezeichnete, moderne Infrastruktur" hinterlasse, schrieb die PR-Abteilung.
Wie gut die Infrastruktur war, die heute Henry Ritchotte verantwortet, steht nicht erst seit gestern deutlich in Frage. Sogar die FAZ, die eher behutsam mit dem Geldinstitut umzugehen pflegt, kommentierte heute unter der Überschrift "Die digitale Bank": "... vor allem wurde und wird die Herausforderung der Digitalisierung nur unzureichend wahrgenommen. Wenn es stimmt, was in der digitalen Welt eine Wirklichkeit ist, dass alles digitalisiert werden wird, was man digitalisieren kann, dann kommen ungemütliche Zeiten auf das Finanzgewerbe zu." Ganz besonders auf die Deutsche Bank.
Denn der Wandel zur digitalen Bank beginnt ja nicht erst heute, der bahnte sich seit Mitte der neunziger Jahre an. Verpennt hat ihn offensichtlich das gesamte Management dieses größten Geldinstituts in Deutschland. Ob von Lamberti oder seinem Nachfolger da je der Weckruf erfolgte, darf bezweifelt werden. Karriere ist wichtiger als Krach. Oder ist Lamberti 2012 gegangen, weil er Krach geschlagen hat?
Und wenn? Es gehört nicht zu den Tugenden deutscher Topmanager in Großunternehmen, dass sie auf das hören, was die IT sagt. Vielleicht nehmen sie sogar deshalb gerne IBMer.
Raimund Vollmer
1 Kommentar:
Antwort: Man sollte nie den Bock zum Gärtner machen!
NIEMALS!!!!
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