Samstag, 2. Mai 2015
Wer will schon gerne Piëch sein - oder der massig schäbbige Abgang des Fürsten
"Nach dem Machtkampf ist vor dem nächsten Machtkampf bei VW. Doch jetzt geht es Ferdinand Piëch vor allem um Rache. Er gefährdet damit sein Lebenswerk!" So kommentiert jedenfalls Frank-Thomas Wenzel im Kölner Stadtanzeiger höchst treffend den Familienzwist, der den Konzern gefährdet. We shall see!
Dienstag, 28. April 2015
Google-Spende: Helfen 150 Millionen Euro den Verlegern in Europa?
Google will Verlage und Personen unterstützen, die journalistische Experimente wagen. Dafür wolle das Suchmedienimperium 150 Millione Euro bereitstellen.
Taugen IBMer als IT-Chefs?
(Kommentar) Als er 1999 zum IT-Vorstand der Deutschen Bank berufen wurde, war so mancher skeptisch, ob er das packen würde: Hermann-Josef Lamberti. Zwei Jahre zuvor war er Chef der IBM Deutschland geworden, einem Posten, der unter Lou Gerstner auf die Position eines Frühstücksdirektors hergewürdigt worden war. Viele meinten, dass man Lamberti den Job gegeben hatte, damit er die äußeren Weihen besaß, um Vorstand bei der Deutschen Bank zu werden. In diesen Kreisen legt man wert darauf, dass jemand auch formal in die Hierarchie passt. Das gehört zur Sicherheitsstrategie - nach dem Motto: Ein IBMer ist immer noch das beste, was man im Markt bekommen kann. Immerhin bis 2012 hielt Lamberti bei der Deutschen Bank durch.
Doch dann - im Alter von 56 Jahren - verließ er sang- und klanglos die Bank. Er hätte "sich entschieden, aus dem Vorstand der Bank auszuscheiden", hieß es in einer Pressemitteilung. Da die Deutsche Bank "über einen großen Pool an Führungstalenten" verfügt, war es kein Problem, einen Nachfolger für Lamberti zu finden, der "eine ausgezeichnete, moderne Infrastruktur" hinterlasse, schrieb die PR-Abteilung.
Wie gut die Infrastruktur war, die heute Henry Ritchotte verantwortet, steht nicht erst seit gestern deutlich in Frage. Sogar die FAZ, die eher behutsam mit dem Geldinstitut umzugehen pflegt, kommentierte heute unter der Überschrift "Die digitale Bank": "... vor allem wurde und wird die Herausforderung der Digitalisierung nur unzureichend wahrgenommen. Wenn es stimmt, was in der digitalen Welt eine Wirklichkeit ist, dass alles digitalisiert werden wird, was man digitalisieren kann, dann kommen ungemütliche Zeiten auf das Finanzgewerbe zu." Ganz besonders auf die Deutsche Bank.
Denn der Wandel zur digitalen Bank beginnt ja nicht erst heute, der bahnte sich seit Mitte der neunziger Jahre an. Verpennt hat ihn offensichtlich das gesamte Management dieses größten Geldinstituts in Deutschland. Ob von Lamberti oder seinem Nachfolger da je der Weckruf erfolgte, darf bezweifelt werden. Karriere ist wichtiger als Krach. Oder ist Lamberti 2012 gegangen, weil er Krach geschlagen hat?
Und wenn? Es gehört nicht zu den Tugenden deutscher Topmanager in Großunternehmen, dass sie auf das hören, was die IT sagt. Vielleicht nehmen sie sogar deshalb gerne IBMer.
Raimund Vollmer
Doch dann - im Alter von 56 Jahren - verließ er sang- und klanglos die Bank. Er hätte "sich entschieden, aus dem Vorstand der Bank auszuscheiden", hieß es in einer Pressemitteilung. Da die Deutsche Bank "über einen großen Pool an Führungstalenten" verfügt, war es kein Problem, einen Nachfolger für Lamberti zu finden, der "eine ausgezeichnete, moderne Infrastruktur" hinterlasse, schrieb die PR-Abteilung.
Wie gut die Infrastruktur war, die heute Henry Ritchotte verantwortet, steht nicht erst seit gestern deutlich in Frage. Sogar die FAZ, die eher behutsam mit dem Geldinstitut umzugehen pflegt, kommentierte heute unter der Überschrift "Die digitale Bank": "... vor allem wurde und wird die Herausforderung der Digitalisierung nur unzureichend wahrgenommen. Wenn es stimmt, was in der digitalen Welt eine Wirklichkeit ist, dass alles digitalisiert werden wird, was man digitalisieren kann, dann kommen ungemütliche Zeiten auf das Finanzgewerbe zu." Ganz besonders auf die Deutsche Bank.
Denn der Wandel zur digitalen Bank beginnt ja nicht erst heute, der bahnte sich seit Mitte der neunziger Jahre an. Verpennt hat ihn offensichtlich das gesamte Management dieses größten Geldinstituts in Deutschland. Ob von Lamberti oder seinem Nachfolger da je der Weckruf erfolgte, darf bezweifelt werden. Karriere ist wichtiger als Krach. Oder ist Lamberti 2012 gegangen, weil er Krach geschlagen hat?
Und wenn? Es gehört nicht zu den Tugenden deutscher Topmanager in Großunternehmen, dass sie auf das hören, was die IT sagt. Vielleicht nehmen sie sogar deshalb gerne IBMer.
Raimund Vollmer
Montag, 27. April 2015
Hans-Olaf Henkel: Der IBM-Manager, der auch in kein System passt...
(Kommentar) Er hatte nie die Macht eines Ferdinand Piech, als er vor 30 Jahren zuerst Deutschland-Chef der IBM wurde, dann Europa-Boss und schließlich Präsident des BDI. Er hatte aber stets höhere Ziele im Sinn, als er sich Mitte der achtziger Jahre aufmachte, die Frage nach dem "Standort Deutschland" in die Öffentlichkeit zu tragen. Ihm ging es um das volkswirtschaftlich Ganze, nicht um das betriebswirtschaftlich Spezifische einer Autofabrik namens VW. Bei IBM war er jemand, der über den Tellerrand hinaus blickte, als BDI-Chef sowieso. Und er hatte zu alledem seine eigene Meinung, die er sich mit viel Fleiß erarbeitete. Deswegen war seine Skepsis gegenüber dem Euro, der ihn zum Gründungskreis der AfD machte, mit Sicherheit profund begründet. Und vermutlich war HOH auch bereit, eine ganze Menge zu ertragen, um seine Meinung zu platzieren und durchzusetzen. Aber irgendwann ist ein Punkt erreicht, an dem er das Gefühl hat, missbraucht zu werden. Deshalb wollte er weg von einer IBM, die seitdem herumirrt in der Welt, deshalb hat er auch bei der AfD seine Ämter niedergelegt, weil diese ebenfalls mehr und mehr Irrwegen folgt.
Es ist nicht gut, was gerade in Deutschland abgeht.Wir überlassen momentan den falschen Typen die Macht. Ein gefährliches Spiel.
Raimund Vollmer
Es ist nicht gut, was gerade in Deutschland abgeht.Wir überlassen momentan den falschen Typen die Macht. Ein gefährliches Spiel.
Raimund Vollmer
Machiavelli war da: Der Abgang des Fürsten und die Unfähigkeit, VW zu erneuern...
(Kommentar) ... wird uns in den kommenden Monaten und Jahren beschäftigen. Dass Ferdinand Piech von seinen Ämtern bei VW zurücktrat, werden viele begrüßen. Man mag in Deutschland solche Typen nicht, die wie ein Diktator daherkommen und sich allen Regeln widersetzen. "Compliance", diese letzte Waffe eines zu Mittelmäßigkeit zurechterzogenen Managements, ist ihre Sache nicht. Typen wie Piech agieren intuitiv, spüren sehr genau, wenn etwas falsch läuft im System. Und sie haben ihr Gespür einer einzigen Tugend zu verdanken: unbedingten Fleiß, der Sache dienend. Sie tun alles, um ihr Reich, ihr System, zu verteidigen und ihm neue Ziele der Eroberung zu geben.
Als Piech 1993 den Vorstandsvorsitz bei VW übernahm, schwärmten Mitarbeiter, die dem Vorstand zuarbeiteten, über die ungemeine Arbeitsdisziplin des neuen Chefs, der nicht - wie die Mitgliedes des bisherigen Vorstandes meinten - er müsse als Showman in der Öffentlichkeit brillieren, sondern der schlichtweg nur seinen Job machte.
So erneuerte er VW, das wegen der Mitbestimmung durch die Gewerkschaften und Mitherrschaft durch die Landesregierung Niedersachsens eigentlich als unregierbar galt. Piech hat das Maximum aus diesem Unternehmen herausgeholt, das latent eher einer Oligarchie glich als einer Diktatur. Piech war trotzdem der unumstrittene Diktator, der Fürst. Er regierte mit brutaler Macht und scheute sich nicht, mit Lopez einen Mann mit zweifelhaften Ruf zu engagieren. Das ging solange gut, solange das System VW einen solchen Chef auch tolerierte. Weil es dem System schlecht ging, war alles gut. Es brauchte Führung, und die bekam es.
Doch dann überdeckten alle möglichen Ereignisse, vor allem der Sieg über Porsche (oder war es umgekehrt?), die Einsicht in die Not-Wendigkeit eines echten Unternehmers, eines Diktators. VW war "Das Auto". Es war geschafft. Das System regierte sich selbst und setzte mit Martin Winterkorn einen Mann an seine Spitze, von dem Piech glaubte, dass er sein Zögling sei, dass er die Diktatur fortsetzen würde. In Wirklichkeit war und ist Winterkorn ein Angestellter des Systems, das ihn dafür fürstlich belohnt.
Er würde nichts tun, um VW in eine Zukunft zu transformieren, die ganz anderen Regeln gehorcht als denen, denen man bisher vertraute und mit denen man gut lebte. Winterkorn ist kein Diktator - und das wird er auch nie mehr werden können, denn er ist viel zu sehr den "Fürsten" verpflichtet, denen er seinen Machterhalt zu verdanken hat - und die doch ihre Autorität auf formalen Prinzipien gründen (Mitbestimmungsgesetz, VW-Gesetz des Landes Niedersachsen).
VW wird unregierbar. Ein paar Jahre lang mag das gutgehen. Und dann braucht dieses Biest, dieses System, einen neuen Diktator. Aber es wird dann keiner mehr da sein.
Denn wer will schon gerne Piech sein? Solche Typen sind dann längst auf Distanz gegangen zu einem solchen System des Mittelmaßes.
Raimund Vollmer
Als Piech 1993 den Vorstandsvorsitz bei VW übernahm, schwärmten Mitarbeiter, die dem Vorstand zuarbeiteten, über die ungemeine Arbeitsdisziplin des neuen Chefs, der nicht - wie die Mitgliedes des bisherigen Vorstandes meinten - er müsse als Showman in der Öffentlichkeit brillieren, sondern der schlichtweg nur seinen Job machte.
So erneuerte er VW, das wegen der Mitbestimmung durch die Gewerkschaften und Mitherrschaft durch die Landesregierung Niedersachsens eigentlich als unregierbar galt. Piech hat das Maximum aus diesem Unternehmen herausgeholt, das latent eher einer Oligarchie glich als einer Diktatur. Piech war trotzdem der unumstrittene Diktator, der Fürst. Er regierte mit brutaler Macht und scheute sich nicht, mit Lopez einen Mann mit zweifelhaften Ruf zu engagieren. Das ging solange gut, solange das System VW einen solchen Chef auch tolerierte. Weil es dem System schlecht ging, war alles gut. Es brauchte Führung, und die bekam es.
Doch dann überdeckten alle möglichen Ereignisse, vor allem der Sieg über Porsche (oder war es umgekehrt?), die Einsicht in die Not-Wendigkeit eines echten Unternehmers, eines Diktators. VW war "Das Auto". Es war geschafft. Das System regierte sich selbst und setzte mit Martin Winterkorn einen Mann an seine Spitze, von dem Piech glaubte, dass er sein Zögling sei, dass er die Diktatur fortsetzen würde. In Wirklichkeit war und ist Winterkorn ein Angestellter des Systems, das ihn dafür fürstlich belohnt.
Er würde nichts tun, um VW in eine Zukunft zu transformieren, die ganz anderen Regeln gehorcht als denen, denen man bisher vertraute und mit denen man gut lebte. Winterkorn ist kein Diktator - und das wird er auch nie mehr werden können, denn er ist viel zu sehr den "Fürsten" verpflichtet, denen er seinen Machterhalt zu verdanken hat - und die doch ihre Autorität auf formalen Prinzipien gründen (Mitbestimmungsgesetz, VW-Gesetz des Landes Niedersachsen).
VW wird unregierbar. Ein paar Jahre lang mag das gutgehen. Und dann braucht dieses Biest, dieses System, einen neuen Diktator. Aber es wird dann keiner mehr da sein.
Denn wer will schon gerne Piech sein? Solche Typen sind dann längst auf Distanz gegangen zu einem solchen System des Mittelmaßes.
Raimund Vollmer
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