So titelte vor genau 22 Jahren das Wirtschaftsmagazin "Top-Business". Und tatsächlich - wenige Monate später war John Akers, seit 1985 Chef der IBM, seinen Posten los. Vergeblich hatte er versucht, der Firma, der er sein ganzes Berufsleben gewidmet hatte, den "Ungeist" auszutreiben, schrieb das Blatt und meinte damit den "lähmenden Einfluss jener Aparatschiks in der Konzernzentrale, die Fabriken, Labors und Vertriebsniederlassungen in 130 Ländern ihren oft marktfernen Strategien unterworfen haben."
Akers scheiterte mit seiner Gegenstrategie, der Zerschlagung des Konzerns in viele Einzelgesellschaften. Das war übrigens über 13 Jahre hinweg das Ziel der amerikanischen Antitrust-Behörden gewesen, die schließlich 1982 das Verfahren gegen Big Blue eingestellt hatten, weil eine solche Zerschlagung keinen Sinn machte - angesichts der damals in den USA besonders heftig grassierenden Angst vor den japanischen Industrieriesen.
Als dann im März 1993 Lou Gerstner der Nachfolger des tragischen Rebellen wurde, hoffte diese Journalyse, die damals noch im Desktop-Publishing-Verfahren hergestellt wurde, dass der frühere McKinsey-Mann der neue Watson werden könne, dass Gerstner also den unternehmerischen Geist zurückbringen würde, den die beiden Gründer, Vater und Sohn Tom Watson, in die Firma hineingetragen hatten.
Wir haben damals den bisherigen Lebensweg von Gerstner, so gut es überhaupt ging, recherchiert und kamen zu dem Ergebnis: Ja, er könne "der neue Watson" werden, was dann auch Titelthema in unserer Publikation "Gigasteps" wurde.
Pustekuchen. Was wir unterschätzten, war, dass den neuen Watson die Eitelkeit übermannte und er in den Begehrlichkeiten der Wall Street, nicht in den Gesetzen der IT, IBMs Vergleichsreihe sah. Zudem waren ihm die Teilchenlieferanten aus dem Silicon Valley zuwider. Er verstand IBM als einen System-Lieferanten. Systeme galt es zu bauen, Systemen galt es zu dienen. Nun scheint IBM auf der Suche nach dem neuen Watson endgültig fündig geworden zu sein. Wirklich? Der neue Watson ist kein Unternehmer. Er wird alles tun, um riskante Entscheidungen zu verhindern. Er wird niemals die Firma riskieren, wie dies vor allem Tom Watson Jr. mit der Entwicklung der IBM /360 tat. Er wird vielmehr der größte Bürokrat werden, den die Welt je gesehen hat. Watson ist kein Mensch, sondern eben eine Maschine, die endlich das realisiert, wovon die Manager (und auch Politiker) seit den 50er Jahren träumen. Es wird unter Ausschaltung des kompletten Mittelmanagements, das bislang der größte Freund des Computers war, alle Entscheidungen vorbereiten, die Verwaltungsrat und Vorstände benötigen.Und wenn Watson sagt, dass zum Beispiel die Zerschlagung eines Konzerns das beste Mittel sei, um - wem auch immer - eine Zukunft zu geben, dann wird dies auch so befolgt. Hier in der Journalyse wurde gestern noch in den Kommentaren von der Ohnmacht des CEO angesichts der Begehrlichkeiten der Aktionäre gesprochen. Es ist eine sehr konservative, fast schon liebevolle Erklärung, die den CEO als eine "arme Sau" versteht. Nun könnte man ja meinen, dass Watson als "neues Vorstandsmitglied" auf der Seite des CEO stehen wird und dessen Macht gegenüber den Wallstreetern stärkt. Kann sein, dass es genau so kommt - mit fatalen Folgen.
"Can IBM ever be cool?" fragt in einer Titelstory das Wirtschaftsmagazin Fortune. Eine Frage, die der der Autor dieser Zeilen hier insgeheim stets ergänzt um das Wörtchen "again". Kann also IBM wieder "cool" sein? Leider nein. Wenn sich der Glanz, den die Maschine Watson auszustrahlen scheint, sich gelegt hat, wird man erkennen, dass die Maschine sich längst die Typen ausgesucht haben wird, die sie braucht, um sich unentbehrlich zu machen. Es sind die Controller-Typen, deren erste, zweite und dritte Reflexe es sind, Dinge zu verhindern, nicht sie zu ermöglichen. Eine Maschine namens Watson wird eher eine Dokumentation der Gefahren liefern als eine der Chancen. Wenn eine Entscheidung gut und richtig war, wird keiner nach ihrer Begründung fragen. Wenn sie danebengeht, wird man den Computer zurate ziehen und darauf hinweisen, dass Watson bereits vor allen Risiken gewarnt hat. Wenn die beiden Toms Unternehmer waren, dann wird es die Maschine namens Watson niemals sein. Sie wird Unternehmer geradezu verhindern.
Deswegen kann es durchaus sein, dass wir in den nächsten Jahren erleben werden, wie sich IBM ganz allmählich auflöst und am Ende nur noch Watson übrigbleibt. Auf SAP übertragen, möchte man übrigens meinen, dass HANA das weibliche Gegenstück zu Watson darstellt. Watson und HANA - die Herrscher über den Wolken...
Heute schreibt die gute, alte FAZ: "Zu Jahresbeginn gründete IBM eine eigene Geschäftseinheit für Watson, und deren Zuhause ist von nun an ein schicker neuer Büroturm im New Yorker East Village. Die Eröffnung dieser Büros übernahm Vorstandsvorsitzende Virginia 'Ginni' Rometty." Dann berichtet die FAZ davon, dass Watson nach Aussage der "mächtigsten Frau" der Wirtschaftswelt (Fortune) Geschichte schreiben werde. Er (sie, es?) werde "das Verhältnis zwischen Mensch und Maschine neu definieren".
Vielleicht wird Watson der Wissenschaft, vor allem der Naturwissenschaft, viele gute Dienste leisten, aber wie wird sich dessen Fähigkeit zur Datenanalyse auf die Unternehmensentscheidungen auswirken? Zum Beispiel bei IBM. Wird er nicht (hat er nicht vielleicht sogar schon) der IBM vorausgesagt, dass er - und nur er ganz allein - die Zukunft der IBM sei? Am Ende bleibt also nur Watson? Oder - um die SAP mit hineinzuziehen - Hana?
Nicht nur SAP oder IBM, sondern immer mehr Unternehmen der IT-Branche werden uns demnächst erzählen, dass die Umstellungen auf die Cloud jede Menge Jobs freisetzen werden. Und nach der Cloud kommen Watson & HANA.
Greifen wir also die Titelzeile des übrigens 1995 eingestellten Magazin "Top-Business" auf und behaupten:
"Watson - IBMs letztes Gefecht"
Freitag, 10. Oktober 2014
Donnerstag, 9. Oktober 2014
Hinter den Abspaltungen steht der Generationswechsel...
(Kommentar) ... meinen Analysten im Wall Street Journal. Die Herren der achtziger und neunziger Jahre treten ab - oder kommen allmählich unter Druck. Sie würden Konzerne führen, die zu groß seien, um noch den Wandel zu packen. Sie müssten jungen Leuten weichen, die ganz einfach die neuen Themen besser drauf hätten. Hört sich gut an. Klingt plausibel - und trifft doch nicht das Kernproblem. Abspaltungen sind zuerst einmal die Konsequenz aus einem "Naturgesetz", das ab einer bestimmten Größe die Grenzen des Wachstums sichtbar werden. Unabhängig davon, ob an der Spitze ein 30jähriger oder ein 60 jähriger Chef steht. Ist Apple dann in der IT die Ausnahme, die die Regel bestätigt? Weder Jobs noch Cook gehörten zu den Youngsters - und vor allem Jobs gab dem Unternehmen eine strategische Ausrichtung, die für dieses Jahrzehnt noch volle Gültigkeit hat. Wir werden auch bei anderen Firmen sehen, dass sie in Dimensionen hineinwachsen werden, von denen man einst glaubte, dass sie qua Management nicht zu packen seien. Was IBM und Hewlett-Packard, aber auch Ebay und Cisco, was vielen IT-Giganten in aller Welt fehlt, ist die Langfriststrategie. Und es sind die Investoren und Analysten, die eine solche Langfriststrategie verhindern.
Es ist äußerst bequem, sich an DAX-Unternehmen oder Dow-Giganten zu engagieren. Man kann jederzeit deren Aktien kaufen und verkaufen. Manchmal kauft man sich ein paar Prozente zusammen, um eine Strategieänderung durchzusetzen. Aber wirkliche Treue zu diesen Firmen kennt man nicht - und manchmal fragt sich auch, ob das Management der Unternehmen selbst diese Loyalität aufbringt.
Wenn man sich jedoch an kleinen Firmen beteiligt, ob sie nun an der Börse sind oder dahin drängen, dann muss man sich als Investor langfristig binden. Das hat viele Investoren in der Vergangenheit zurückgehalten. Den das Leben im DAX-Bau ist ja viel einfacher. Bei den mittelständischen Unternehmen muss man sich sehr genau mit dem langfristigen Geschäftsmodell auseinandersetzen - und dann auch dem Management zur Seite stehen. Über einen längeren Zeitraum. Das "Prinzip Verantwortung" greift hier voll.
Im Prinzip gilt folgende Dialeltik: Je langfristiger das Geschäftsmodell ausgelegt ist, desto schneller kann man kurzfristig agieren. Je kurzfristiger das Geschäftsmodell ist, desto langsamer wird man in den täglichen Aktionen. Weder IBM noch Hewlett-Packard haben ein langfristiges Geschäftsmodell. Daran ändert weder die Aufspaltung von HP etwas, noch hilft es, wenn Gini Rometty von dem Wirtschaftsmagazin Fortune zur mächtigsten Wirtschaftsfrau der Welt gekürt wird. Und liest man die mehrseitige Titelstory fragt man sich einmal mehr, was denn eigentlich die Strategie dieses Konzerns ist.
Vor mehr als 20 Jahren wollte IBM sich in mehrere Einzelgesellschaften aufspalten - viel radikaler als Hewlett-Packard dies jetzt beabsichtigt. Der Nachfolger von John Akers, ein gewisser Lou Gerstner, blies das Projekt ab - und führte die IBM in das Niemandsland des Nullwachstums. Heute ist IBM zur Ausbeutung durch die Aktionäre freigegeben. Wenn es über kurz oder lang IBM nicht mehr geben sollte, mal angenommen, dann würde das keiner merken. Selbst nicht die Mainframe-Kunden, die - ohne es zu wissen - die letzten sind, die IBM noch zusammenhalten.Wer erinnert sich noch an Enron oder WorldCom, an Lehman Brothers - alles Unternehmen, vor deren Verschwinden jeder angenommen hat, dass sie "too big to fail" seien. Sie sind verschluckt und verschwunden wie vormals Tandem, DEC, Compaq und EDS, alles Firmen, die sich HP einverleibt hat. Von Sun redet auch keiner mehr. Lotus Development? Wer ist das?
Das große Fressen hat sich in der IT-Branche (und nicht nur dort) eher selten als langfristig richtig und wichtig erwiesen. Mit welchem Stolz haben die Gründer von Tandem, DEC, Compaq und EDS die Geschichte ihres Unternehmens vorgetragen! Und dazu dürfen wir auch Heinz Nixdorf zählen. Oder auch Gene Amdahl.
Wie stolz waren die Mitarbeiter von HP auf die beiden Gründer, auf William Hewlett und Dave Packard? Wie stolz waren die Mitarbeiter von Microsoft auf ihren Bill Gates, die von Apple auf den zurückgekehrten Steve Jobs? Mit welchem Glanz in die Augen sprachen die Mitarbeiter von DEC über Kenneth Olsen, bei Tandem Computers über James Treybig? Was wäre Amazon ohne Jeff Bezos, Facebook ohne Mark Zuckerberg, Google ohne Larry Page und Sergey Brin?
IBM, Hewlett-Packard und all die anderen sind heute Giganten ohne Gründer. Ein solches Erbe anzutreten, gehört vielleicht zu den schwersten Jobs überhaupt. Und was wir momentan erleben, ist das Scheitern dieser Nachfolger. Das ist der eigentliche Generationswechsel. Sie scheitern an der Größe ihres Unternehmens und ihrer Vorgänger. Am Ende bleibt doch nur die Abspaltung oder der Schlussverkauf.
Deswegen schauen wir ganz zum Schluss auf Tim Cook - und fragen uns: Wird er zu den ganz, ganz wenigen gehören, die ihrem Meister ebenbürtig sind?
Wer allerdings wissen will, was die Zukunft bringt, der wird sich mit Gründern und deren Ideen beschäftigen müssen. Deshalb sind Google, Amazon und Facebook so gefährlich. Ach ja, Apple auch. Und da gibt es noch die vielen, vielen kleinen, die keiner auf seiner Checkliste hat.
Raimund Vollmer (einfach mal Gedanken nachgegangen)
Es ist äußerst bequem, sich an DAX-Unternehmen oder Dow-Giganten zu engagieren. Man kann jederzeit deren Aktien kaufen und verkaufen. Manchmal kauft man sich ein paar Prozente zusammen, um eine Strategieänderung durchzusetzen. Aber wirkliche Treue zu diesen Firmen kennt man nicht - und manchmal fragt sich auch, ob das Management der Unternehmen selbst diese Loyalität aufbringt.
Wenn man sich jedoch an kleinen Firmen beteiligt, ob sie nun an der Börse sind oder dahin drängen, dann muss man sich als Investor langfristig binden. Das hat viele Investoren in der Vergangenheit zurückgehalten. Den das Leben im DAX-Bau ist ja viel einfacher. Bei den mittelständischen Unternehmen muss man sich sehr genau mit dem langfristigen Geschäftsmodell auseinandersetzen - und dann auch dem Management zur Seite stehen. Über einen längeren Zeitraum. Das "Prinzip Verantwortung" greift hier voll.
Im Prinzip gilt folgende Dialeltik: Je langfristiger das Geschäftsmodell ausgelegt ist, desto schneller kann man kurzfristig agieren. Je kurzfristiger das Geschäftsmodell ist, desto langsamer wird man in den täglichen Aktionen. Weder IBM noch Hewlett-Packard haben ein langfristiges Geschäftsmodell. Daran ändert weder die Aufspaltung von HP etwas, noch hilft es, wenn Gini Rometty von dem Wirtschaftsmagazin Fortune zur mächtigsten Wirtschaftsfrau der Welt gekürt wird. Und liest man die mehrseitige Titelstory fragt man sich einmal mehr, was denn eigentlich die Strategie dieses Konzerns ist.
Vor mehr als 20 Jahren wollte IBM sich in mehrere Einzelgesellschaften aufspalten - viel radikaler als Hewlett-Packard dies jetzt beabsichtigt. Der Nachfolger von John Akers, ein gewisser Lou Gerstner, blies das Projekt ab - und führte die IBM in das Niemandsland des Nullwachstums. Heute ist IBM zur Ausbeutung durch die Aktionäre freigegeben. Wenn es über kurz oder lang IBM nicht mehr geben sollte, mal angenommen, dann würde das keiner merken. Selbst nicht die Mainframe-Kunden, die - ohne es zu wissen - die letzten sind, die IBM noch zusammenhalten.Wer erinnert sich noch an Enron oder WorldCom, an Lehman Brothers - alles Unternehmen, vor deren Verschwinden jeder angenommen hat, dass sie "too big to fail" seien. Sie sind verschluckt und verschwunden wie vormals Tandem, DEC, Compaq und EDS, alles Firmen, die sich HP einverleibt hat. Von Sun redet auch keiner mehr. Lotus Development? Wer ist das?
Das große Fressen hat sich in der IT-Branche (und nicht nur dort) eher selten als langfristig richtig und wichtig erwiesen. Mit welchem Stolz haben die Gründer von Tandem, DEC, Compaq und EDS die Geschichte ihres Unternehmens vorgetragen! Und dazu dürfen wir auch Heinz Nixdorf zählen. Oder auch Gene Amdahl.
Wie stolz waren die Mitarbeiter von HP auf die beiden Gründer, auf William Hewlett und Dave Packard? Wie stolz waren die Mitarbeiter von Microsoft auf ihren Bill Gates, die von Apple auf den zurückgekehrten Steve Jobs? Mit welchem Glanz in die Augen sprachen die Mitarbeiter von DEC über Kenneth Olsen, bei Tandem Computers über James Treybig? Was wäre Amazon ohne Jeff Bezos, Facebook ohne Mark Zuckerberg, Google ohne Larry Page und Sergey Brin?
IBM, Hewlett-Packard und all die anderen sind heute Giganten ohne Gründer. Ein solches Erbe anzutreten, gehört vielleicht zu den schwersten Jobs überhaupt. Und was wir momentan erleben, ist das Scheitern dieser Nachfolger. Das ist der eigentliche Generationswechsel. Sie scheitern an der Größe ihres Unternehmens und ihrer Vorgänger. Am Ende bleibt doch nur die Abspaltung oder der Schlussverkauf.
Deswegen schauen wir ganz zum Schluss auf Tim Cook - und fragen uns: Wird er zu den ganz, ganz wenigen gehören, die ihrem Meister ebenbürtig sind?
Wer allerdings wissen will, was die Zukunft bringt, der wird sich mit Gründern und deren Ideen beschäftigen müssen. Deshalb sind Google, Amazon und Facebook so gefährlich. Ach ja, Apple auch. Und da gibt es noch die vielen, vielen kleinen, die keiner auf seiner Checkliste hat.
Raimund Vollmer (einfach mal Gedanken nachgegangen)
Mittwoch, 8. Oktober 2014
Nach den Mergern jetzt Spin-Offs in Mode
HP macht es. Ebay macht es (mit Tochter Paypal). Und die Aktionäre fordern es vehement von EMC (und der Beteiligung VMware): Die Abspaltung. Lag früher der Reiz in der schieren Größe, wird jetzt der Reiz der "Dedication" neu entdeckt.
Hauptmotive dürften aber eine latente Unterbewertung der Aktien von Gigakonzernen an der Börse sowie die Gratifikation der Manager sein. Diese verdienen an einem Verkauf von Unternehmensteilen ebenso gut wie an einer Übernahme. Und auf jeden Fall einfacher viel mehr, als wenn sie Produkte und Strategie des Unternehmens sinnvoll weiter entwickeln würden.
Der Security-Spezialist Symantec prüft bereits eine Aufspaltung, wie das Nachrichtenmagazin Bloomberg berichtet. Und die Investmemtfirma RBC Capital Markets drängt Cisco ebenfalls zur Aufteilung. Der Konzern mit einem Jahresumsatz von rund 48 Mrd. Dollar sei zu groß, um dem „Ansturm der flinken Wettbewerber“ begegnen zu können, argumentiert RBC-Analyst Mark Sue im Blog des US-Analysten-Blättches Barron’s: „Cisco beschäftigt zu viele Mitarbeiter, benötigt zu viel Zeit um Entscheidungen umzusetzen und reagiert auf Marktveränderungen zu passiv. Entlassungen und Reorganisationen wurden in den vergangenen vier Jahren zur Routine. Eine proaktivere Strategie würde auch den Aktienkurs wieder beflügeln.“ Dem ist nichts hinzuzufügen. Oder?
Hauptmotive dürften aber eine latente Unterbewertung der Aktien von Gigakonzernen an der Börse sowie die Gratifikation der Manager sein. Diese verdienen an einem Verkauf von Unternehmensteilen ebenso gut wie an einer Übernahme. Und auf jeden Fall einfacher viel mehr, als wenn sie Produkte und Strategie des Unternehmens sinnvoll weiter entwickeln würden.
Der Security-Spezialist Symantec prüft bereits eine Aufspaltung, wie das Nachrichtenmagazin Bloomberg berichtet. Und die Investmemtfirma RBC Capital Markets drängt Cisco ebenfalls zur Aufteilung. Der Konzern mit einem Jahresumsatz von rund 48 Mrd. Dollar sei zu groß, um dem „Ansturm der flinken Wettbewerber“ begegnen zu können, argumentiert RBC-Analyst Mark Sue im Blog des US-Analysten-Blättches Barron’s: „Cisco beschäftigt zu viele Mitarbeiter, benötigt zu viel Zeit um Entscheidungen umzusetzen und reagiert auf Marktveränderungen zu passiv. Entlassungen und Reorganisationen wurden in den vergangenen vier Jahren zur Routine. Eine proaktivere Strategie würde auch den Aktienkurs wieder beflügeln.“ Dem ist nichts hinzuzufügen. Oder?
Hewlett-Packard: Die Zweiteilung eines Konzerns
(Kommentar) Der eine Teil nennt sich mit vollem Namen Hewlett-Packard Enterprise und wird von Meg Whitman geführt. Der andere darf nur das Kürzel H-P benutzen, muss ein Inc. dranhängen und wird von Dion Weisler gemanagt. HP E und HP I heißen künftig die beiden etwa gleich großen Unternehmen, die aus der Zweiteilung des Konzerns, der mal der größte Computerkonzern der Welt war, hervorgehen. HP E ist für die weichen Themen (wie Software & Service), HP I kümmert sich um die harten Sachen wie den PC-Absatz, verstärkt um das hochprofitable Drucker-Geschäft.
Dass man damit die Idee von Leo Apotheker umsetzt, dessen Nachfolgerin Meg Whitman sich also hat eines Besseren belehren lassen, ist ein Zeichen von persönlicher Größe. Das war es aber auch schon. Denn sie hat dabei zugleich vor der Wall Street gekuscht.
Ob dies im Sinne der Gründer ist, bleibt fraglich. Denn das waren Unternehmer - sie waren die ersten Unternehmer, die den Ruf des Silicon Valley begründeten. Sie schufen nicht nur ein Unternehmen, das eine eigene, hochgelobte und bewundernswerte Unternehmenskultur errichtete, sie schufen eine Branchenkultur, die bis in die Kunden der unterschiedlichsten Branchen hineinwirkte. Hewlett-Packard war das Vorbild des sozial eingestellten Unternehmens, in dem sich alle beim Vornamen nannten.
Die Mess- und Regeltechnik stand am Anfang der 1938 gegründeten Garagenfirma Hewlett-Packard. Damals hatte Frederick Emmons Terman, Professor an der Stanford University, seine beiden Studenten gleichsam auf Knien angefleht, nicht auch noch - wie die anderen - an die Ostküste überzusiedeln, sondern ihr Glück in Kalifornien zu suchen. Der Brain-Drain von West nach Ost war dem Hochschul-Lehrer schon lange ein Dorn im Auge. Die beiden Gründer hörten auf ihren Lehrer und blieben. Und so wurden sie Ur-Teil der Erfolgsgeschichte des Silicon Valleys. Während in den siebziger Jahren andere Konzerne der Elektrotechnik nur mit Hilfe massiver Förderungsprogramme den Weg in die IT-Branche fanden, marschierte Hewlett-Packerd souverän in das Computergeschäft. Es war ein Unternehmen, das mit viel Respekt betrachtet wurde - selbst von IBM, die an und für sich von Wettbewerbern immer nur das Schlimmste für sich und natürlich auch für ihre Kunden erwartete. Das Silicon Valley ging immer den Weg der Unternehmer, auch wenn manche beharrlich versuchen, den Staat als eigentlichen Förderer in den Mittelpunkt zu stellen.
Das sind vor allem die, die auf Subventionen hoffen. Aber dieses Staatshörigen sind nicht die eigentlichen Feinde der Unternehmer. Es sind die Leute von der Ostküste, die Investoren, die Finanzgemeinde, die Analysten der Wall Street. Wo sie das Geschehen bestimmen, hinterlassen sie auf Dauer Zombies. Und wen man inzwischen alles dazuzählen muss, wollen wir hier lieber nicht sagen. Nur soviel: Wenn inzwischen Unsummen von Beträgen für den Erwerb von Start-ups aus dem Silicon Valley und dessen virtuellen Gegenstücken bezahlt werden, dann könnte man fast dahinter die Rache der Unternehmer vermuten. Sie treiben die Preise (untereinander) so hoch, dass den Kapitalisten an der Ostküste jedes Vorstellungs-Vermögen abhandenkommt. Sie stehen fassungslos da und müssen das Spiel mitmachen, dessen heimliches Ziel es letztlich ist, Geld ad absurdum zu führen.
Die Preise sind abenteuerlich. Und zwar zu Recht. Denn die Unternehmer verkaufen Abenteuer - ein Wort, in dem bestimmt nicht von ungefähr das Adjektiv "teuer" steckt. Die etablierte Finanzwelt schaudert, wenn sie sich auf solche Deals einlassen muss, kann aber nur mit den Wölfen heulen. Das Silicon Valley weiß, dass diese Höhenflüge stets auch wieder zu Talfahrten führen. (Sich selbst "Valley" zu nennen, ist deshalb nicht ganz unklug).
Aber es ist immer noch gestärkt aus diesen Abstürzen hervorgegangen, hat sich stets neu erfunden.
Zurück zu Hewlett-Packard. Diese Zweiteilung ist keine Neuerfindung von Hewlett-Packard. Es ist vielmehr ein Beispiel dafür, dass Wall Street gewonnen hat. Wie über IBM. Weder von HP E noch von HP I ist in den kommenden Jahren irgendeine bahnbrechende Erfindung oder strategische Ausrichtung zu erwarten. Willkommen im Club der Langweiler...
Raimund Vollmer
Ob dies im Sinne der Gründer ist, bleibt fraglich. Denn das waren Unternehmer - sie waren die ersten Unternehmer, die den Ruf des Silicon Valley begründeten. Sie schufen nicht nur ein Unternehmen, das eine eigene, hochgelobte und bewundernswerte Unternehmenskultur errichtete, sie schufen eine Branchenkultur, die bis in die Kunden der unterschiedlichsten Branchen hineinwirkte. Hewlett-Packard war das Vorbild des sozial eingestellten Unternehmens, in dem sich alle beim Vornamen nannten.
Die Mess- und Regeltechnik stand am Anfang der 1938 gegründeten Garagenfirma Hewlett-Packard. Damals hatte Frederick Emmons Terman, Professor an der Stanford University, seine beiden Studenten gleichsam auf Knien angefleht, nicht auch noch - wie die anderen - an die Ostküste überzusiedeln, sondern ihr Glück in Kalifornien zu suchen. Der Brain-Drain von West nach Ost war dem Hochschul-Lehrer schon lange ein Dorn im Auge. Die beiden Gründer hörten auf ihren Lehrer und blieben. Und so wurden sie Ur-Teil der Erfolgsgeschichte des Silicon Valleys. Während in den siebziger Jahren andere Konzerne der Elektrotechnik nur mit Hilfe massiver Förderungsprogramme den Weg in die IT-Branche fanden, marschierte Hewlett-Packerd souverän in das Computergeschäft. Es war ein Unternehmen, das mit viel Respekt betrachtet wurde - selbst von IBM, die an und für sich von Wettbewerbern immer nur das Schlimmste für sich und natürlich auch für ihre Kunden erwartete. Das Silicon Valley ging immer den Weg der Unternehmer, auch wenn manche beharrlich versuchen, den Staat als eigentlichen Förderer in den Mittelpunkt zu stellen.
Das sind vor allem die, die auf Subventionen hoffen. Aber dieses Staatshörigen sind nicht die eigentlichen Feinde der Unternehmer. Es sind die Leute von der Ostküste, die Investoren, die Finanzgemeinde, die Analysten der Wall Street. Wo sie das Geschehen bestimmen, hinterlassen sie auf Dauer Zombies. Und wen man inzwischen alles dazuzählen muss, wollen wir hier lieber nicht sagen. Nur soviel: Wenn inzwischen Unsummen von Beträgen für den Erwerb von Start-ups aus dem Silicon Valley und dessen virtuellen Gegenstücken bezahlt werden, dann könnte man fast dahinter die Rache der Unternehmer vermuten. Sie treiben die Preise (untereinander) so hoch, dass den Kapitalisten an der Ostküste jedes Vorstellungs-Vermögen abhandenkommt. Sie stehen fassungslos da und müssen das Spiel mitmachen, dessen heimliches Ziel es letztlich ist, Geld ad absurdum zu führen.
Die Preise sind abenteuerlich. Und zwar zu Recht. Denn die Unternehmer verkaufen Abenteuer - ein Wort, in dem bestimmt nicht von ungefähr das Adjektiv "teuer" steckt. Die etablierte Finanzwelt schaudert, wenn sie sich auf solche Deals einlassen muss, kann aber nur mit den Wölfen heulen. Das Silicon Valley weiß, dass diese Höhenflüge stets auch wieder zu Talfahrten führen. (Sich selbst "Valley" zu nennen, ist deshalb nicht ganz unklug).
Aber es ist immer noch gestärkt aus diesen Abstürzen hervorgegangen, hat sich stets neu erfunden.
Zurück zu Hewlett-Packard. Diese Zweiteilung ist keine Neuerfindung von Hewlett-Packard. Es ist vielmehr ein Beispiel dafür, dass Wall Street gewonnen hat. Wie über IBM. Weder von HP E noch von HP I ist in den kommenden Jahren irgendeine bahnbrechende Erfindung oder strategische Ausrichtung zu erwarten. Willkommen im Club der Langweiler...
Raimund Vollmer
Rück-Click 1974: Die Projektpleite der Deuschen Bundesbahn...
... begann damit, dass Siemens und Bahn damals mit der Umsetzung eines Konzeptes begannen, das ein computergesteuertes Transportsystem zum Ziele hatte. Acht Jahre später bemerkte Wolfgang Hoffmann, Journalist bei der Wichenzeitung Die Zeit: »Der Versuch schlug gründlich fehl. Statt jährlich 60 Millionen Mark zu sparen, hatte die Bahn nur Kosten. Der Bundesrechnungshof in Wiesbaden. "Die Ziele des Vorhabens wurden bisher nicht erreicht, und einen erheblichen Aufwand von schätzungsweise 700 Millionen Mark steht kein entsprechender Nutzen gegenüber."«
Journalyse-Quelle: Die Zeit, 31.12.1982. Wolfgang Hoffmann: "Ein geschöntes Gutachten"
Journalyse-Quelle: Die Zeit, 31.12.1982. Wolfgang Hoffmann: "Ein geschöntes Gutachten"
Montag, 6. Oktober 2014
Gerüchte bestätigt: Hewlett-Packard teilt sich in zwei Firmen auf
One HP ist bald Geschichte! Das Geschäft mit Dienstleistungen und Hardware für Unternehmen soll – wie einst vom gescheiterten CEO Leo Apotheker geplant – bis Oktober 2015 vom PC- und Druckergeschäft abgespalten werden. Dadurch sollen beide Teile profitabler werden. Es könnte aber durchaus sein, dass eine filetierte HP attraktiver (und bezahlbarer) für Übernahmen ist...
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