... und wurden nun von einem Gericht in Duisburg mit Gefängnisstrafen für ihre Gaga-Hackerattacken bestraft. Den beiden wurde vorgeworfen, Bankdaten und andere sensible Informationen über Lady Gaga und andere Künstler gestohlen zu haben. Der eine, genannt Dennis A., alias DJ Stolen, soll außerdem Erpressungsversuche unternommen haben.
Er wurde zu 18 Monaten ohne Bewährung, der andere mit Bewährung verurteilt. Mehr auch HIER.
Journalyse-Quelle: Computerworld, 17.6.2011: German men sentenced for hacking Lady Gaga, Dr. Dre
Samstag, 18. Juni 2011
Hacker-Pakistani knackt Hewlett-Packard...
... und schnappt sich nach eigenen Angaben neun Gigabytes an Daten in japanischer Sprache von einem FTP-Server des Umsatzweltmeisters. Bekannt wurde dies durch den Online-Dienst The Hacker News (THN). Das Internet-Medium hat die Behauptungen des Hackers namens HexCoder verifiziert und ist zu dem Ergebnis gekommen, dass da jemand nur um Aufmerksamkeit buhlt.
Freitag, 17. Juni 2011
IBMs Zukunft heißt Quantum Computing...
... und wird möglicherweise die nächsten 50 Jahre so bestimmen wie in den ersten 50 Jahren ihrer Geschichte die Lochkarte und dann in der zweiten Häfte der Chip. Jetzt veröffentlichte die Fachpublikation Computerworld IBMs Vorstellungen über das Computing der nächsten Jahrzehnte. Demnach werden die physikalischen Grenzen der klassischen Chip-Technologien in den kommenden zehn Jahren erreicht. Mit Tricks und Kniffs werden sich die Entwickler über weitere zehn Jahre hinweghelfen können. Dann aber müsste unweigerlich der Quantensprung erfolgen, der dann auchg folgerichtig Quantum Computing heißt.
Hier befinden sich die Forscher im Frühstadium der experimetellen Erkundung dieses Prinzips. Mit Temperaturen in der Nähe des absoluten Nullpunktes wird probiert, Supraleiter und alle anderen Techniken, an denen man zum Teil schon lange forscht, müssen weiter erkundet und stabilisiert werden. Da gibt es viel zu tun.
Kommentar: Gut, dass es die IBM Labors gibt, wo tatsächlich - und das ehrt diese Firma ungemein - Grundlagenforschung betrieben wird. Im Unterschied zu fast allen Mitbewerbern. Ähnlich ehrgeizig waren früher die Bell Labs von American Telephone & Telegraph, aber das ist schon lange her. Hier wurde 1947 der Transistor erfunden. Grundlagen schuf auch das Palo Alto Research Center von Xerox, wo 1973 der PC in seiner bis heute gültigen Form erfunden wurde (und nicht von IBM, wie diese gerne suggerieren möchte). Leider war es bei AT&T und Xerox so, dass die Erfinder nicjht diejenigen waren, die davon am meisten profitierten. Aber IBM ging es nicht anders: Das Geschäft mit Plattenspeichern, die bei ihr in den fünfziger Jahren erfunden wurde, beherrschen längst ganz andere Firmen. Relationale Datenbanken, der Geniestreich des IBMers Edgar Codd, wird trotz DB2 von Oracle dominiert. Halbleiterspeicher, auch eine IBM-Erfindung, ist das Geschäftsmodell für die asiatischen Wettbewerber gewesen. Seit den achtziger Jahren beherrschen sie es nahezu vollständig. Man könnte sagen: Gute Forschung braucht noch besseres Management. Es braucht ein Management, das wirklich weit denkt - über die eigenen Fünfjahresverträge hinaus. Es braucht ein Management, das sehr aufmerksam zuhört.
Journalyse-Quelle: Computerworld, 16.6.2011: IBM's new future: Quantum computing
Hier befinden sich die Forscher im Frühstadium der experimetellen Erkundung dieses Prinzips. Mit Temperaturen in der Nähe des absoluten Nullpunktes wird probiert, Supraleiter und alle anderen Techniken, an denen man zum Teil schon lange forscht, müssen weiter erkundet und stabilisiert werden. Da gibt es viel zu tun.
Kommentar: Gut, dass es die IBM Labors gibt, wo tatsächlich - und das ehrt diese Firma ungemein - Grundlagenforschung betrieben wird. Im Unterschied zu fast allen Mitbewerbern. Ähnlich ehrgeizig waren früher die Bell Labs von American Telephone & Telegraph, aber das ist schon lange her. Hier wurde 1947 der Transistor erfunden. Grundlagen schuf auch das Palo Alto Research Center von Xerox, wo 1973 der PC in seiner bis heute gültigen Form erfunden wurde (und nicht von IBM, wie diese gerne suggerieren möchte). Leider war es bei AT&T und Xerox so, dass die Erfinder nicjht diejenigen waren, die davon am meisten profitierten. Aber IBM ging es nicht anders: Das Geschäft mit Plattenspeichern, die bei ihr in den fünfziger Jahren erfunden wurde, beherrschen längst ganz andere Firmen. Relationale Datenbanken, der Geniestreich des IBMers Edgar Codd, wird trotz DB2 von Oracle dominiert. Halbleiterspeicher, auch eine IBM-Erfindung, ist das Geschäftsmodell für die asiatischen Wettbewerber gewesen. Seit den achtziger Jahren beherrschen sie es nahezu vollständig. Man könnte sagen: Gute Forschung braucht noch besseres Management. Es braucht ein Management, das wirklich weit denkt - über die eigenen Fünfjahresverträge hinaus. Es braucht ein Management, das sehr aufmerksam zuhört.
Journalyse-Quelle: Computerworld, 16.6.2011: IBM's new future: Quantum computing
Kennen Sie SoundCloud? Fünf Millionen User...
... und das Zentrum ist Berlin. Allein vier Millionen neue Kunden gewann das Unternehmen
SoundCloud, das nichts anderes tut als Twitter, nämlich Botschaften zu senden - mit einem Unterschied: Es ist nicht Text, es ist Ton. Mitgründer ist der Schwede Alex Ljung, der sich nun im Wall Street Journal zu dieser Geschäftsidee äußerte. Vielleicht sind es seine guten Kontakte zu den USA und zum Silicon Valley, wo er die Hälfte seiner Zeit verbringt, die es ihm ermöglichtern, für diese Idee schon einmal 2,5 Millionen Euro Risikokapital aufzunehmen, die jetzt in einer B-Runde um weitere zehn Millionen aufgestockt werden sollen. Er berichtet, dass man nichts anderes braucht als ein Mikrophon und den dicken Aufnahmeknopf, um Sprache oder Musik aufzunehmen. So können Künstler (und solche, die es werden wollen) ihre Werke ohne großen Aufwand veröffentlichen. Was das für die Förderung der Kreativität bedeutet, kann man nur erahnen - aber wahrscheinlich mehr als alle Casting-Shows der Welt zusammen. Denn die schärfsten Kritiker sind zumeist die besten Freunde...
Journalyse-Quelle: Wall Street Journal, 16.6.2011: SoundCloud Signs Up 5 Million Subscriber
SoundCloud, das nichts anderes tut als Twitter, nämlich Botschaften zu senden - mit einem Unterschied: Es ist nicht Text, es ist Ton. Mitgründer ist der Schwede Alex Ljung, der sich nun im Wall Street Journal zu dieser Geschäftsidee äußerte. Vielleicht sind es seine guten Kontakte zu den USA und zum Silicon Valley, wo er die Hälfte seiner Zeit verbringt, die es ihm ermöglichtern, für diese Idee schon einmal 2,5 Millionen Euro Risikokapital aufzunehmen, die jetzt in einer B-Runde um weitere zehn Millionen aufgestockt werden sollen. Er berichtet, dass man nichts anderes braucht als ein Mikrophon und den dicken Aufnahmeknopf, um Sprache oder Musik aufzunehmen. So können Künstler (und solche, die es werden wollen) ihre Werke ohne großen Aufwand veröffentlichen. Was das für die Förderung der Kreativität bedeutet, kann man nur erahnen - aber wahrscheinlich mehr als alle Casting-Shows der Welt zusammen. Denn die schärfsten Kritiker sind zumeist die besten Freunde...
Journalyse-Quelle: Wall Street Journal, 16.6.2011: SoundCloud Signs Up 5 Million Subscriber
Donnerstag, 16. Juni 2011
Vor 50 Jahren: Ein Hauch von Cloud Computing
1961: »Forscher postulieren eine mögliche Zukunft,
in der Computerpower wie elektrischer Strom
aus der Steckdose beziehbar sein wird,
in der sich jeder, der will,
einen eigenen Computer kaufen kann.«
Douglas C. Engelbart, Stanford University und Erfinder der Maus (um 1965)
Zitiert nach: R.Vollmer: Blueland - Die letzten 20 Jahre der IBM, Reutlingen 1997
in der Computerpower wie elektrischer Strom
aus der Steckdose beziehbar sein wird,
in der sich jeder, der will,
einen eigenen Computer kaufen kann.«
Douglas C. Engelbart, Stanford University und Erfinder der Maus (um 1965)
Zitiert nach: R.Vollmer: Blueland - Die letzten 20 Jahre der IBM, Reutlingen 1997
100 Jahre IBM: Gratulieren wir trotzdem...
... obwohl IBM in der Vergangenheit eigentlich immer das Jahr 1914 als ihr Geburtsjahr angesehen hat. Während wir Menschen eher dazu neigen, uns jünger zu machen als wir sind, scheint es bei Mother Blue umgekehrt zu sein. Vielleicht ist es aber auch so, dass nur noch bei Beerdigungen mehr gelogen wird als bei Jubiläen. Und alle wünschen natürlich der IBM alles Gute für die Zukunft. Vor allem aber wünschen wir der technisch-wissenschaftlichen Intelligenz dieses Unternehmens, das alljährlich die meisten Patente produziert, dass ihr die Kreativität nicht ausgeht, die sie braucht, um die vielen Fehler zu kompensieren, die vor allem in den letzten 30, 40 Jahren begangen wurden. Es waren klassische Managementfehler, die oft in der übermütigen, arroganten Vorstellung ihren Ursprung hatten, dass der IBM die ganze Welt zu Füßen liegen müsse.
Vielleicht war das sogar so an dem größten Wendepunkt in ihrer Geschichte, 1961, als sich die Company entschloss, das geniale Mainframe-System /360 zu entwickeln und zu bauen. Am 28. Dezember ist es genau 50 Jahre, dass eine Gruppe von Experten und Managern die entsprechende Vorstandsvorlage fertiggestellt hatte, über die dann eine Woche später, am 4. Januar 1962, entschieden wurde. Mit dem Aufstieg der IBM /360, 1964 anlässlich des 50jährigen Bestehens angekündigt, begann ein Triumphzug, der bis heute - Microsoft & Intel, Google & Facebook inklusive - unübertroffen ist in der Geschichte des Computings. Denn die IBM /360 schuf sich in umfassender Weise ihr eigenes Geschäftsmodell. Sie war alles, sie war das Ganze, nicht der Teil oder der Aufsatz von etwas anderem. Sie war Betriebssystem und Prozessor, sie war die Suchmaschine ihrer Zeit mit IMS und Stairs (wer erinnert sich noch?), sie war das soziale Netzwerk eines Unternehmens.
Dass es IBM in der Folge nicht gelang, die drei Genies, die hinter der Maschine standen, also Amdahl, Brooks & Blaauw, zu halten, sondern zu vergraulen, belegt aber auch, dass der Erfolg viele Väter hat, genauer gesagt viele falsche Väter. 1911 waren die Leute noch nicht an Bord, die IBMs legendären Ruf begründen sollten, 60 Jahre später, 1971 war so gut wie niemand mehr davon an Bord. Jener graue, bürokratische Typ übernahm bei IBM die Macht, der in dem Erfolg der anderen (der Wettbewerber) nie auch einen Spiegel des eigenen Versagens sah. Und wenn jemand wie John Akers es wagt, ihnen diesen Spiegel vorzusetzen, wurde er weggeekelt. An seine Stelle trat ein Mann, dessen Eitelkeit in keinem Verhältnis zu seinem Können stand: Lou Gerstner. Er hätte durchaus das Zeug zu einem dritten Watson gehabt, aber er ebnete ihr nicht den Weg ins 21. Jahrhundert, sondern maximierte lediglich die Errungenschaften des 20. Jahrhunderts. Einen wirklichen Wandel, wie jetzt alle Welt zu loben scheint, vollzog die Company nie. Sonst wäre sie heute Microsoft & Intel, Google & Facebook in einem - und Apple obendrauf als Sahnehäubchen. Das Potential dazu hatte sie - übrigens gab es Auguren, die 1978 der IBM für das Jahr 2000 genau die Zukunft vorhersagten, die heute von den Newcomern besetzt wird.
Tom Watson jun. soll einmal gesagt haben, dass 80 Prozent der Manager am System IBM zugrundegehen - und der Rest schafft es nur durch eine immense Anpassungsleistung. Sie sind dann das System. Wie stark diese Anpassungsleistung inzwischen ist und vor allem wirkt, erleben wir am heutigen Tag: alle Zeitungen feiern den 100. Geburtstag. Dabei ist der 16. Juni 1911 nur Vorgeschichte.
Vielleicht aber ist das sogar ein gutes Zeichen. Denn es könnte ja sein, dass 2014 ein neuer Watson in die Firma eintritt. Wünschen wir dies dieser Firma, die ich trotz aller Kritik immer auch bewundert habe, dass ihr dieser große Coup in den nächsten drei Jahren gelingt. Das Rennen ist bereits eröffnet...
Raimund Vollmer
Vielleicht war das sogar so an dem größten Wendepunkt in ihrer Geschichte, 1961, als sich die Company entschloss, das geniale Mainframe-System /360 zu entwickeln und zu bauen. Am 28. Dezember ist es genau 50 Jahre, dass eine Gruppe von Experten und Managern die entsprechende Vorstandsvorlage fertiggestellt hatte, über die dann eine Woche später, am 4. Januar 1962, entschieden wurde. Mit dem Aufstieg der IBM /360, 1964 anlässlich des 50jährigen Bestehens angekündigt, begann ein Triumphzug, der bis heute - Microsoft & Intel, Google & Facebook inklusive - unübertroffen ist in der Geschichte des Computings. Denn die IBM /360 schuf sich in umfassender Weise ihr eigenes Geschäftsmodell. Sie war alles, sie war das Ganze, nicht der Teil oder der Aufsatz von etwas anderem. Sie war Betriebssystem und Prozessor, sie war die Suchmaschine ihrer Zeit mit IMS und Stairs (wer erinnert sich noch?), sie war das soziale Netzwerk eines Unternehmens.
Dass es IBM in der Folge nicht gelang, die drei Genies, die hinter der Maschine standen, also Amdahl, Brooks & Blaauw, zu halten, sondern zu vergraulen, belegt aber auch, dass der Erfolg viele Väter hat, genauer gesagt viele falsche Väter. 1911 waren die Leute noch nicht an Bord, die IBMs legendären Ruf begründen sollten, 60 Jahre später, 1971 war so gut wie niemand mehr davon an Bord. Jener graue, bürokratische Typ übernahm bei IBM die Macht, der in dem Erfolg der anderen (der Wettbewerber) nie auch einen Spiegel des eigenen Versagens sah. Und wenn jemand wie John Akers es wagt, ihnen diesen Spiegel vorzusetzen, wurde er weggeekelt. An seine Stelle trat ein Mann, dessen Eitelkeit in keinem Verhältnis zu seinem Können stand: Lou Gerstner. Er hätte durchaus das Zeug zu einem dritten Watson gehabt, aber er ebnete ihr nicht den Weg ins 21. Jahrhundert, sondern maximierte lediglich die Errungenschaften des 20. Jahrhunderts. Einen wirklichen Wandel, wie jetzt alle Welt zu loben scheint, vollzog die Company nie. Sonst wäre sie heute Microsoft & Intel, Google & Facebook in einem - und Apple obendrauf als Sahnehäubchen. Das Potential dazu hatte sie - übrigens gab es Auguren, die 1978 der IBM für das Jahr 2000 genau die Zukunft vorhersagten, die heute von den Newcomern besetzt wird.
Tom Watson jun. soll einmal gesagt haben, dass 80 Prozent der Manager am System IBM zugrundegehen - und der Rest schafft es nur durch eine immense Anpassungsleistung. Sie sind dann das System. Wie stark diese Anpassungsleistung inzwischen ist und vor allem wirkt, erleben wir am heutigen Tag: alle Zeitungen feiern den 100. Geburtstag. Dabei ist der 16. Juni 1911 nur Vorgeschichte.
Vielleicht aber ist das sogar ein gutes Zeichen. Denn es könnte ja sein, dass 2014 ein neuer Watson in die Firma eintritt. Wünschen wir dies dieser Firma, die ich trotz aller Kritik immer auch bewundert habe, dass ihr dieser große Coup in den nächsten drei Jahren gelingt. Das Rennen ist bereits eröffnet...
Raimund Vollmer
Mittwoch, 15. Juni 2011
Cloud 2014: 30 Prozent der Ausgaben für Anwendungssoftware...
... weltweit wird über den Wolken abgewickelt, behauptet IDC. 2010 gaben Firmen 22,2 Milliarden Dollar für Cloud & Co. aus. Bei Wachstumsraten von 25 Prozent werden diese Ausgaben bis 2014 auf 55,5 Milliarden Dollar ansteigen.
Journalyse-Quelle: New York Times
Journalyse-Quelle: New York Times
Konsumenten treiben den Fortschritt in der IT, inklusive Cloud...
... und nicht mehr die Unternehmen und Behörden, obwohl sie immer noch für 75 Prozent der weltweiten IT-Ausgaben stehen. Dies behauptet jedenfalls Timothy F. Bresnahan, Wirtschaftswissenschafler an der Stanford University. Er sagt: “The cutting edge of innovation is on the consumer side — digital technologies for consumption activity, play, entertainment and social-networked communication — and not in corporations anymore." Dafür stehen heute Firmen wie Amazon, Apple, Google und Facebook, die Viererband der letzten zehn Jahre.
Kommentar: IBM, die morgen ihren vorzeitigen Geburtstag feiert, und Microsoft, die auch schon ein Drittel Jahrhundert auf dem Buckel hat, sind im Umfeld der institutionellen Investitionen in IT groß und mächtig geworden. Nun versucht IBM mit Blick auf das Jahr 2015 ebenfalls mit Cloud & Consumers ins Geschäft zu kommen. Sieben Milliarden Dollar Umsatz will sie 2015 in der Wolke machen - und dabei völlig neue Zielgruppen erreichen. Die Technologie dafür hat Big Blue. Da gibt es überhaupt keinen Zweifel. Die Frage ist auch noch nicht einmal, ob sie dafür die richtigen Leute an Bord hat. Die Frage ist einzig und allein: Lässt sie auch die richtigen Leute ran? Da beginnen die Zweifel. Leider.
Wünschen wir der IBM zum Geburtstag, dass sie in ihrem neuen Jahrhundert wieder die richtigen Leute für die Spitzenpositionen findet. Bis dahin verschone sie uns mit jenen Besserwissern, die anderen Leuten erzählen wollen, wie man ein Unternehmen zu führen habe. Wie in dem Jubiläumsbuch von Martin Jetter, wie in anderen Publikationen, die jetzt auf den Markt kommen. IBM hat ihre Versuche, in den Konsumentenmarkt einzudringen, in den letzten 30 Jahren permanent in den Sand gesetzt. Und das war kein, absolut kein Technologieproblem. Es war auch kein Mitarbeiterproblem. Es war ein Managementproblem.
Kommentar: IBM, die morgen ihren vorzeitigen Geburtstag feiert, und Microsoft, die auch schon ein Drittel Jahrhundert auf dem Buckel hat, sind im Umfeld der institutionellen Investitionen in IT groß und mächtig geworden. Nun versucht IBM mit Blick auf das Jahr 2015 ebenfalls mit Cloud & Consumers ins Geschäft zu kommen. Sieben Milliarden Dollar Umsatz will sie 2015 in der Wolke machen - und dabei völlig neue Zielgruppen erreichen. Die Technologie dafür hat Big Blue. Da gibt es überhaupt keinen Zweifel. Die Frage ist auch noch nicht einmal, ob sie dafür die richtigen Leute an Bord hat. Die Frage ist einzig und allein: Lässt sie auch die richtigen Leute ran? Da beginnen die Zweifel. Leider.
Wünschen wir der IBM zum Geburtstag, dass sie in ihrem neuen Jahrhundert wieder die richtigen Leute für die Spitzenpositionen findet. Bis dahin verschone sie uns mit jenen Besserwissern, die anderen Leuten erzählen wollen, wie man ein Unternehmen zu führen habe. Wie in dem Jubiläumsbuch von Martin Jetter, wie in anderen Publikationen, die jetzt auf den Markt kommen. IBM hat ihre Versuche, in den Konsumentenmarkt einzudringen, in den letzten 30 Jahren permanent in den Sand gesetzt. Und das war kein, absolut kein Technologieproblem. Es war auch kein Mitarbeiterproblem. Es war ein Managementproblem.
Apple-Läden locken mehr Menschen als Disney-Parks...
... behaupten Apple und die Marktforscher des Industrieverbands Themed Entertainment Association. Je Quadratfuß setzt Apple in seinen 326 Verkaufsläden 4.406 Dollar im Jahr um. So eine Analyse der Investmentbank Needham & Co.. Zählt man iTunes-Umsätze hinzu, steigt der Umsatz gar auf 5.914 Dollar, insgesamt waren es 2010 zehn Milliarden Dollar. Tiffany schafft im Vergleich dazu nur 3.000 Dollar je Quadratfuß. Der Elektronikhandel BestBuy bringt es sogar nur auf 880 Dollar. Hinter dem Erfolg stehen nicht nur hervorrragende designte Inneneinrichtungen, sondern auch eine absolute Kontrolle. Die Mitarbeiter gelten als perfekt geschult, dürfen auf Gerüchte rund um Produkte nicht eingehen, sie dürfen auch nicht auf irgendwelche Schwächen hinweisen, und wer gar wagt, sich über Apple im Internet zu äußern, wird gefeuert. Äußerste Disziplin wird verlangt. Die Mitarbeiter sind nicht an persönlichen Verkaufserfolgen beteiligt. Es geht nicht darum, einen Verkaufsabschluss zu erzwingen, sondern einzig und allein darum, die Erfordernisse des Kunden zu eruieren und Lösungen anzubieten.
Kommentar: Ganz klar, so agiert nur ein wirklich souveräner Marktführer. Ob man selbst gerne unter solchen Bedingungen arbeiten möchte, kritischer Verstand gleichsam verboten ist, stellt sich nicht als Frage, da man ja als Kunden in den Laden kommt. Vor dreißig Jahren hat IBM ihre Computerläden aufgemacht, unter anderem auf der Königsallee in Düsseldorf. Dort gab es auch keinen Verkaufsdruck. Aber eine Attraktion waren diese Läden nie. Am Ende machten die freien Händler das Rennen, auch bei den institutionellen Kunden. Im Gegensatz dazu scheint Apple alles richtig zu machen, bis der Kunden irgendwann merkt, dass die einzige Alternative zu Apple immer wieder Apple ist. Diese Firma spielt Monopoly/Monotonie. Das heißt auch immer Diktatur. Mal sehen, wann sich Widerstand regt. Vielleicht schneller als Apple denkt. Wie heißt es doch so schön: Einen Tag vor Weihnachten fühlen sich die Truthähne am sichersten. IBM war solange erfolgreich, solange sie auch an Paranoia litt. In den frühen achtziger Jahren fühlte sie sich so verdammt sicher. Und am nächsten Tag war dann ganz plötzlich Weihnachten. Übrigens: Apples Weihnachtsglocken hört so mancher schon läuten. Dabei haben wir noch nicht einmal 1. Advent...
Journalyse-Quelle: Wall Street Journal, 15.6.2011: Secrets From Apple's Genius Bar: Full Loyalty, No Negativity
Nachtrag: Der Mann, der in den letzten zehn Jahren entscheidend am Aufbau des Netzes beteiligt war, verlässt das Unternehmen und wird neuer Chef beim drittgrößten Warenhauskonzern der USA, bei Penney. Der Names des Mannes: Bob Johnson, 52 Jahre alt.
Kommentar: Ganz klar, so agiert nur ein wirklich souveräner Marktführer. Ob man selbst gerne unter solchen Bedingungen arbeiten möchte, kritischer Verstand gleichsam verboten ist, stellt sich nicht als Frage, da man ja als Kunden in den Laden kommt. Vor dreißig Jahren hat IBM ihre Computerläden aufgemacht, unter anderem auf der Königsallee in Düsseldorf. Dort gab es auch keinen Verkaufsdruck. Aber eine Attraktion waren diese Läden nie. Am Ende machten die freien Händler das Rennen, auch bei den institutionellen Kunden. Im Gegensatz dazu scheint Apple alles richtig zu machen, bis der Kunden irgendwann merkt, dass die einzige Alternative zu Apple immer wieder Apple ist. Diese Firma spielt Monopoly/Monotonie. Das heißt auch immer Diktatur. Mal sehen, wann sich Widerstand regt. Vielleicht schneller als Apple denkt. Wie heißt es doch so schön: Einen Tag vor Weihnachten fühlen sich die Truthähne am sichersten. IBM war solange erfolgreich, solange sie auch an Paranoia litt. In den frühen achtziger Jahren fühlte sie sich so verdammt sicher. Und am nächsten Tag war dann ganz plötzlich Weihnachten. Übrigens: Apples Weihnachtsglocken hört so mancher schon läuten. Dabei haben wir noch nicht einmal 1. Advent...
Journalyse-Quelle: Wall Street Journal, 15.6.2011: Secrets From Apple's Genius Bar: Full Loyalty, No Negativity
Nachtrag: Der Mann, der in den letzten zehn Jahren entscheidend am Aufbau des Netzes beteiligt war, verlässt das Unternehmen und wird neuer Chef beim drittgrößten Warenhauskonzern der USA, bei Penney. Der Names des Mannes: Bob Johnson, 52 Jahre alt.
Dienstag, 14. Juni 2011
IBM: Die Suche nach Sams Nachfolger hat begonnen...
... meldet heute das Wall Street Journal. Heißester Kandidat ist eine Frau: Virginia M. Rometty, Vertriebschefin bei der International Business Machines. Sie ist 53 Jahre alt. Ihr Meisterstück hatte die Frau, die seit drei Jahrzehnten bei IBM arbeitet, mit der 2002 initiierten Integration der Berater-Truppe vonm PriceWaterhouse gemacht. An zweiter Stelle steht Michael E. Daniels, 56 Jahre alt und Chef von Global Services. Auf dem dritten Platz steht, etwas abgeschlagen, Rodney C. Adkins, der 52jährige Hardware-Boss.
Kommentar: Damit bestätigt sich unser zuletzt noch Pfingstsonntag geäußerter Verdacht, dass IBMs derzeitiger Chef Sam Palmisano in den Ruhestand treten wird - und das 100-Jahr-Jubiläum am Donnerstag, nach unserer Ansicht das völlig falsche Datum, in seiner Amtszeit noch mitnehmen wollte.
Journalyse-Quelle: Wall Street Journal, 12.6.2011: IBM Crafts Succession Plan
Kommentar: Damit bestätigt sich unser zuletzt noch Pfingstsonntag geäußerter Verdacht, dass IBMs derzeitiger Chef Sam Palmisano in den Ruhestand treten wird - und das 100-Jahr-Jubiläum am Donnerstag, nach unserer Ansicht das völlig falsche Datum, in seiner Amtszeit noch mitnehmen wollte.
Journalyse-Quelle: Wall Street Journal, 12.6.2011: IBM Crafts Succession Plan
Montag, 13. Juni 2011
IPv6: Der Test-Bericht zu einem 24-Stunden-Experiment
Einen recht umfassenden Einblick in das Geschehen rund um der IPv6-Day hat das Fachblatt Computerworld zusammengestellt. HIER DER LINK.
Facebook: 687 Millionen Benutzer im Juni...
... aber das Wachstum verlangsamt sich nun rapide. Nur noch 1,7 Prozent mehr "Kunden" als im Mai 2011. Der Grund: Das Wachstum in den Ländern, die erst jetzt auf den Facebook-Tripp gehen, kann nicht den Verlust von rund sechs Millionen Usern allein in den USA kompensieren. Hier ist offensichtlich der Hype raus. 149 Millionen Benutzer hat Facebook hier.
Journalyse-Quelle: Inside Facbook, 12.6.2011
Journalyse-Quelle: Inside Facbook, 12.6.2011
IWF: Sensible Wirtschaftsdaten geknackt...
... berichtete die New York Times am Samstag. Der Internationale Währungsfond, der zur Zeit auf der Suche nach einem neuen Chef/neuen Chefin ist, wurde bereits am vergangenen Mittwoch von Hackern angegriffen. Ziel der Attacke waren offenkundig sensible Wirtschaftsdaten über die Fiskalpolitik einiger Länder. Auch wenn zuerst einaml nichts darüber bekannt wurde, wie ernsthaft der Einbruch in die Datenbanken gewesen ist, nahm die Schwesterorganisation, die World Bank, die gegenüber dem IWF in Wahsington ihren Sitz hat, den Angriff so ernst, dass sie die Datenleitungen zum IWF kappte.
Journalyse-Quelle: New York Times, 11.6.2011: I.M.F. Reports Cyberattack Led to ‘Very Major Breach’
Journalyse-Quelle: New York Times, 11.6.2011: I.M.F. Reports Cyberattack Led to ‘Very Major Breach’
Citigroup: Zwölf Tage lang Hacker-Angriff verschwiegen...
... um in aller Ruhe Gegenmaßnahmen ergreifen zu können, berichtet heute das Wall Street Journal. Bereits in den ersten Mai-Tagen sei die Attacke erfolgt, die schließlich 200.000 Kreditkartenkunden in Nordamerika erfasst hätte. Sie hätte unter anderem auch deswegen gezögert, weil sie erst die Ersatzkreditkarten produzieren lassen musste. Zudem habe sie einige der Kundenkonten unter besonderen Schutz gestellt. Diese Vorgehensweise stößt in den USA auf Kritik, da man die betroffenen Bürger im Unklaren gelassen habe über die Möglichkeit, dass nicht nur die Karte missbräuchlich benutzt wird, sondern auch die erschlichenen Personendaten.
Journalyse-Quelle: Wall Street Journal, 13.6.2011: Citi defends delay in closing hacking
Journalyse-Quelle: Wall Street Journal, 13.6.2011: Citi defends delay in closing hacking
Sonntag, 12. Juni 2011
100 Jahre IBM: Halbwahrheiten eines Vollblüters
"Nichts ist so schwer vorherzusagen wie die Vergangenheit."
Russische Weisheit nach dem Fall der Mauer, 1989, dem Jahr, in dem IBM damals 75 Jahre alt wurde.
Eine Gegendarstellung
zu einem erfundenen Jubiläum
Wer in diesen Tagen in Netzen und Gazetten recherchiert, wird mit bemerkenswerter Penetranz darauf hingewiesen, dass IBM 2011 hundert Jahre alt wird. Hätten die Journalisten ein wenig in ihren eigenen Archiven (und nicht im Internet) recherchiert, dann hätten sie deutliche Hinweise dafür gefunden, dass dieses Datum für alles mögliche stehen kann - nur nicht als Gründungsdatum der IBM.
Die Süddeutsche Zeitung schreibt in ihrer IBM-Chronik: »1911 - IBM wird am 16. Juni unter dem Namen Computing Tabulating and Recording Company (C-T-R) in New York gegründet. Neben der Lochkarten-Technik bietet das Unternehmen kommerzielle Waagen und Uhren an.«
Tatsache ist, dass am 16. Juni 1911 ein Merger dreier Unternehmen vollzogen wurde. Mehr nicht. Und wer's nicht glaubt, dem sei die Lektüre der hochoffiziellen IBM-Festschrift "75 Jahre IBM Corporation" empfohlen, die übrigens 1989(!) erschien und nicht 1986, dem nach heutiger Zeitrechnung richtigen Datum. In der Jubiläumsschrift heißt es über die CTR:
"Es war ein Unternehmen mit Bindestrichen im Namen, und es sah so aus, als würde es nur eine kurze Zukunft haben. Es hieß Computing Tabulating Recording Cp. (C-T-R) und war aus Firmen zusammengewürfelt, die zum Teil aus dem späten neunzehnten Jahrhundert stammten. Seine Produkte reichten von Waagen, Fleisch- und Käseschneidern sowie Zeiterfassungsgeräten für die Industrie bis zu Tabelliermaschinen und Lochkarten. Es hatte organisatorische Probleme und schmale Erträge. Doch Thomas J. Watson sen. beschloss 1914, in dieses Unternehmen einzutreten."
Und dann feiert sie in dieser bildreich dokumentierten Schrift, deren Original natürlich in englischer Sprache verfasst ist, ihren Gründer Thomas Watson. Aber den Gründer gab es 1911 noch gar nicht - jedenfalls nicht bei dem IBM-Vorläufer C-T-R. Er kam erst 1914 dazu, wobei das ansonsten so äußerst korrekte Wirtschaftsmagazin The Economist das Eintrittsdatum von Watson sogar auf das Jahr 1915 verlegte. Dies suggeriert auch ein Kurzfilm, mit dem IBM ihre 100 Jahre feiert. Tatsache ist, dass Watson 1915 Präsident des Unternehmens wurde, dem er seit dem 1. Mai 1914 als Defacto-Chef angehörte. So wird das Geburtsdatum 1914, das 1989 noch galt, nach und nach verfälscht. Wie passt das zu einer Firma, die seit 2005 ihre Zukunft mehr und mehr mit dem Thema "Business Analytics" verbindet und rund 14 Milliarden Dollar in den Aufkauf von Firmen zu diesem Thema investiert hat?
Natürlich wird nirgendwo behauptet, dass Watson jetzt abgedankt habe. Niemand sagt, dass nun der Konzerschmied von 1911, der Investor Charles Flint, der Gründer sei. Im Gegenteil. Im Dezember 2010 gibt Big Blue bekannt, dass sie einen Computer namens Watson kreiert habe, der nach dem Gründer benannt worden sei und nun in der Quiz-Show Jeopardy gegen menschliche Gegner antreten werde.
Als Beleg dient hier die IBM-Pressemitteilung vom 14.12.2010. Da heißt es: "Watson, genannt nach dem IBM Gründer Thomas J. Watson, wurde von einem IBM Forschungsteam mit dem Ziel gebaut, ein Frage-Antwort-Computersystem zu entwickeln, das sich mit Menschen in der Beantwortung von in natürlicher Sprache gestellten Fragen messen kann." (Übrigens nennt IBM ihre Pressemitteilungen jetzt Medienmitteilungen.)
Warum jetzt das Jahr 1911 als Gründungsdatum genannt wird, ist unklar. Jedenfalls widerspricht sie damit der Tradition, die spätestens seit 1964 gilt, als der Sohn des Gründers, Watson jun., am 7. April 1964 die Vorstellung der IBM /360 "die wichtigste Produktankündigung in der Geschichte des Unternehmens" nannte. Diese Ankündigung wurde im Zusammenhang mit dem Jubiläum "50 Jahre IBM" gesehen, das ja dann auch mit der pompösen Teilnahme an der Weltausstellung in New York gefeiert wurde. Wie gesagt: das Jubiläumsjahr war 1964 und nicht 1961.
Den Versuch, die Geschichte der IBM in weiten Teilen neu zu schreiben, spürt man in vielen anderen Medienschauplätzen. So wird mit unglaublicher Hartnäckigkeit die Meinung insinuiert, dass Lou Gerstner den Service erfunden habe. Mal abgesehen davon, dass Watson jun. schon immer der Meinung gewesen sei, dass die 1949 erschienene Anzeige "IBM MEANS SERVICE" schlichtweg "unsere allerbeste Anzeige" gewesen sei, weil "sie unmissverständlich ausdrückte, wofür wir einstehen", war es in erster Linie der Vorgänger von Gerstner, der IBMer John Akers, der dieses Thema seit Mitte der achtziger Jahre wieder in den Mittelpunkt des Unternehmens gestellt hatte. In der Festschrift von 1989 wird Akers mit der Forderung zitiert, dass die IBM "Weltmeister im Dienst am Kunden werden" müsse. Offensichtlich hatte sie genau diesen Titel in den Jahren zuvor verloren. Schon der alte Watson hatte in einer auf Tonband festgehaltenen Rede Jahren gewarnt: "Service ist etwas, das Firmen vergessen." Genau das war Big Blue in den siebziger Jahren passiert. Und es war Akers gewesen, der das herrschsüchtige und zunehmend dienstuntaugliche Biest IBM wieder auf die richtige Spur bringen wollte. Gerstner hat diese Strategie nur vollstreckt.
Warum also feiert IBM jetzt, 2011, ihr 100jähriges Bestehen? Es gibt für mich nur eine plausible Antwort. Sam Palmisano wird 2014 nicht mehr Boss der IBM Corp. sein - und ein solches Fest gönnt er ganz einfach seinem Nachfolger nicht. Weil mit ihm wohl eine ganze Riege von Managern das Unternehmen altershalber verlassen wird, war sie gerne bereit, die Geschichte ein paar Jahre vorzuverlegen. Vielleicht werden sich im Jahr 2039, wenn IBM nach ursprünglicher Rechnungsart 125 Jahre feiert, die Mitarbeiter fragen, warum die Company 2011 und nicht 2014 jubiliert hat. Wäre schön, wenn man schon heute wüsste, welche Argumente dann angeführt werden.
Eins ist sicher: 2014 wäre das angemessenere Datum gewesen. 50 Jahre IBM /360, dem bislang unübertroffenen Meisterstück des Computings. Mit ihr müsste übrigens auch Thomas Watson Jr. gefeiert werden, der Mann, der es an unternehemrischer Größe mit jedem in der IT-Branche aufnehmen kann - auch mit seinem Vater. Er hätte am 14. Januar 2014 seinen hundertsten Geburtstag gefeiert.
Raimund Vollmer
Russische Weisheit nach dem Fall der Mauer, 1989, dem Jahr, in dem IBM damals 75 Jahre alt wurde.
Eine Gegendarstellung
zu einem erfundenen Jubiläum
Wer in diesen Tagen in Netzen und Gazetten recherchiert, wird mit bemerkenswerter Penetranz darauf hingewiesen, dass IBM 2011 hundert Jahre alt wird. Hätten die Journalisten ein wenig in ihren eigenen Archiven (und nicht im Internet) recherchiert, dann hätten sie deutliche Hinweise dafür gefunden, dass dieses Datum für alles mögliche stehen kann - nur nicht als Gründungsdatum der IBM.
Die Süddeutsche Zeitung schreibt in ihrer IBM-Chronik: »1911 - IBM wird am 16. Juni unter dem Namen Computing Tabulating and Recording Company (C-T-R) in New York gegründet. Neben der Lochkarten-Technik bietet das Unternehmen kommerzielle Waagen und Uhren an.«
Tatsache ist, dass am 16. Juni 1911 ein Merger dreier Unternehmen vollzogen wurde. Mehr nicht. Und wer's nicht glaubt, dem sei die Lektüre der hochoffiziellen IBM-Festschrift "75 Jahre IBM Corporation" empfohlen, die übrigens 1989(!) erschien und nicht 1986, dem nach heutiger Zeitrechnung richtigen Datum. In der Jubiläumsschrift heißt es über die CTR:
"Es war ein Unternehmen mit Bindestrichen im Namen, und es sah so aus, als würde es nur eine kurze Zukunft haben. Es hieß Computing Tabulating Recording Cp. (C-T-R) und war aus Firmen zusammengewürfelt, die zum Teil aus dem späten neunzehnten Jahrhundert stammten. Seine Produkte reichten von Waagen, Fleisch- und Käseschneidern sowie Zeiterfassungsgeräten für die Industrie bis zu Tabelliermaschinen und Lochkarten. Es hatte organisatorische Probleme und schmale Erträge. Doch Thomas J. Watson sen. beschloss 1914, in dieses Unternehmen einzutreten."
Und dann feiert sie in dieser bildreich dokumentierten Schrift, deren Original natürlich in englischer Sprache verfasst ist, ihren Gründer Thomas Watson. Aber den Gründer gab es 1911 noch gar nicht - jedenfalls nicht bei dem IBM-Vorläufer C-T-R. Er kam erst 1914 dazu, wobei das ansonsten so äußerst korrekte Wirtschaftsmagazin The Economist das Eintrittsdatum von Watson sogar auf das Jahr 1915 verlegte. Dies suggeriert auch ein Kurzfilm, mit dem IBM ihre 100 Jahre feiert. Tatsache ist, dass Watson 1915 Präsident des Unternehmens wurde, dem er seit dem 1. Mai 1914 als Defacto-Chef angehörte. So wird das Geburtsdatum 1914, das 1989 noch galt, nach und nach verfälscht. Wie passt das zu einer Firma, die seit 2005 ihre Zukunft mehr und mehr mit dem Thema "Business Analytics" verbindet und rund 14 Milliarden Dollar in den Aufkauf von Firmen zu diesem Thema investiert hat?
Natürlich wird nirgendwo behauptet, dass Watson jetzt abgedankt habe. Niemand sagt, dass nun der Konzerschmied von 1911, der Investor Charles Flint, der Gründer sei. Im Gegenteil. Im Dezember 2010 gibt Big Blue bekannt, dass sie einen Computer namens Watson kreiert habe, der nach dem Gründer benannt worden sei und nun in der Quiz-Show Jeopardy gegen menschliche Gegner antreten werde.
Als Beleg dient hier die IBM-Pressemitteilung vom 14.12.2010. Da heißt es: "Watson, genannt nach dem IBM Gründer Thomas J. Watson, wurde von einem IBM Forschungsteam mit dem Ziel gebaut, ein Frage-Antwort-Computersystem zu entwickeln, das sich mit Menschen in der Beantwortung von in natürlicher Sprache gestellten Fragen messen kann." (Übrigens nennt IBM ihre Pressemitteilungen jetzt Medienmitteilungen.)
Warum jetzt das Jahr 1911 als Gründungsdatum genannt wird, ist unklar. Jedenfalls widerspricht sie damit der Tradition, die spätestens seit 1964 gilt, als der Sohn des Gründers, Watson jun., am 7. April 1964 die Vorstellung der IBM /360 "die wichtigste Produktankündigung in der Geschichte des Unternehmens" nannte. Diese Ankündigung wurde im Zusammenhang mit dem Jubiläum "50 Jahre IBM" gesehen, das ja dann auch mit der pompösen Teilnahme an der Weltausstellung in New York gefeiert wurde. Wie gesagt: das Jubiläumsjahr war 1964 und nicht 1961.
Den Versuch, die Geschichte der IBM in weiten Teilen neu zu schreiben, spürt man in vielen anderen Medienschauplätzen. So wird mit unglaublicher Hartnäckigkeit die Meinung insinuiert, dass Lou Gerstner den Service erfunden habe. Mal abgesehen davon, dass Watson jun. schon immer der Meinung gewesen sei, dass die 1949 erschienene Anzeige "IBM MEANS SERVICE" schlichtweg "unsere allerbeste Anzeige" gewesen sei, weil "sie unmissverständlich ausdrückte, wofür wir einstehen", war es in erster Linie der Vorgänger von Gerstner, der IBMer John Akers, der dieses Thema seit Mitte der achtziger Jahre wieder in den Mittelpunkt des Unternehmens gestellt hatte. In der Festschrift von 1989 wird Akers mit der Forderung zitiert, dass die IBM "Weltmeister im Dienst am Kunden werden" müsse. Offensichtlich hatte sie genau diesen Titel in den Jahren zuvor verloren. Schon der alte Watson hatte in einer auf Tonband festgehaltenen Rede Jahren gewarnt: "Service ist etwas, das Firmen vergessen." Genau das war Big Blue in den siebziger Jahren passiert. Und es war Akers gewesen, der das herrschsüchtige und zunehmend dienstuntaugliche Biest IBM wieder auf die richtige Spur bringen wollte. Gerstner hat diese Strategie nur vollstreckt.
Warum also feiert IBM jetzt, 2011, ihr 100jähriges Bestehen? Es gibt für mich nur eine plausible Antwort. Sam Palmisano wird 2014 nicht mehr Boss der IBM Corp. sein - und ein solches Fest gönnt er ganz einfach seinem Nachfolger nicht. Weil mit ihm wohl eine ganze Riege von Managern das Unternehmen altershalber verlassen wird, war sie gerne bereit, die Geschichte ein paar Jahre vorzuverlegen. Vielleicht werden sich im Jahr 2039, wenn IBM nach ursprünglicher Rechnungsart 125 Jahre feiert, die Mitarbeiter fragen, warum die Company 2011 und nicht 2014 jubiliert hat. Wäre schön, wenn man schon heute wüsste, welche Argumente dann angeführt werden.
Eins ist sicher: 2014 wäre das angemessenere Datum gewesen. 50 Jahre IBM /360, dem bislang unübertroffenen Meisterstück des Computings. Mit ihr müsste übrigens auch Thomas Watson Jr. gefeiert werden, der Mann, der es an unternehemrischer Größe mit jedem in der IT-Branche aufnehmen kann - auch mit seinem Vater. Er hätte am 14. Januar 2014 seinen hundertsten Geburtstag gefeiert.
Raimund Vollmer
Abonnieren
Posts (Atom)