Freitag, 21. Januar 2011

Google-Hupf: Larry Page verdrängt Eric Schmidt...

... vom Job des Chief Executive Officers. Schmidt soll ab April nur noch als Executive Chairman fungieren. Damit übernimmt nach zehn Jahren, Page war bis August 2001 der CEO, einer der Gründer das Regime bei der Media-Suchmaschine. Offensichtlich waren sich Page & Schmidt, die beide als CEOs das Tagesgeschäft leiteten, in den letzten Monaten gegenseitig ins Gehege gekommen. Eine Entscheidung war fällig.
Kommentar: Mal sehen, was der 38jährige Page drauf hat. Schmidt ist übrigens 55 Jahre alt, also durchaus noch nicht in einem Alter, in dem man sich zur Ruhe setzt. Wie wäre es, wenn er nun Chef von IBM werden würde? Palmisano geht in sein letztes Amtsjahr.

Server-Markt: Rettete IBMs Z11 den Non-Intel-Servern den Hals?

Seit 1996, seit IDC anfing, das Kaufverhalten im Servergeschäft zu beobachten, erwirtschafteten Server, die nicht auf Intel-Plattformen basieren, weniger als eine Milliarde Doller Umsatz in der sogenannten EMEA-Region (Europe, Middle East, Africa). Nun fragt man sich angesichts der guten Zahlen, die IBM bei ihrer erneuerten Z-Serie vorlegte, ob dies nun diesen fast schon als Exoten apostrophierten Servern noch einmal eine Wiederbelebung des bis zum dritten Quartal zähen Geschäftes gebracht hat. Auf jeden Fall ist wohl die ganz große Zeit der Unix-Risc-Systeme, die 1986 - also vor 25 Jahren fröhliche Urständ feierten - vorbei. Aber eine solche Prognose wäre mit Vorsicht zu genießen - angesichts des mehrfach totgesagten Mainframes, der immer wieder einen Weg in die Zukunft fand.

Prognose 2012: Wenn die Smart Phone Pads den PC besiegen...

... dann wird diese neue Generation an "Thin Clients", von denen seit 20 Jahren die Rede ist, endlich ihren alten Widersacher, den Fat Client, umsatzmäßig überholen. Dies meinen jedenfalls die Auguren der Marktforschung IDC. Smart Phones und Tabletcomputer (iPads & Co.) werden einen gigantischen Bedarf an Computerleistung in den Netzen erzeugen. Und die Cloud werde überall sein.
Kommentar: 2011 wird als das Jahr des Übergangs in die Geschichte eingehen - wie 1981, als IBM mit der Ankündigung des PCs die Revolution der Desktops auslöste.

Vor 51 Jahren: Als SABRE startete... (100 Jahre IBM)

... entstand damals, 1960, das größte und in dieser Art auch erste Flugreservierungssystem der Welt. Die Idee dazu hatten sechs Jahre zuvor zwei Männer, die zufälligerweise auf einem Flug von New York nach Los Angeles nebeneinander saßen: C. R. Smith, Chef von American Airlines und der IBM-VB Blair Smith. 150 Millionen Dollar später, eine Summe für die man eine ganze Flotte an Düsenflugzeugen vom Typ Boeing 707 hätte kaufen können, hob das Reservierungssystem vom Boden ab. Es war das erste Transaktionssystem der Welt.
Vor 20 Jahren meinte der damalige Chef von American Airlines (AMR), Bob Crandall, über die Tochterfirma SABRE: "Unser Computer Reservation System ist SABRE, das aufwendigste und profitabelste weltweit in privater Hand." Er war zeitweilig derart von diesem System überzeugt, dass er lieber auf die Fluglinie verzichtet hätte als auf das Reservierungssystem.

Donnerstag, 20. Januar 2011

HP: Nun soll Hurds Abgang von Apotheker untersucht werden...

... wobei ihm HPs neuer Chairman Ray Lane zu Seite stehen würde. Aufgrund von Forderungen eines Aktionärs haben das Management von Hewlett-Packard und der Verwaltungsrat am 14. Januar 2011 am US-Bezirksgericht in San Jose eine Untersuchung über die Umstände rund um den Abgang der früheren CEO Mark Hurd einleiten lassen. Eine Klage war zuvor schon von einem anderen Aktionär eingereicht worden.
Die Untersuchung soll von einer externen Anwaltskanzlei durchgeführt werden, wobei sie von Mitgliedern des HP-Boards begleitet werden sollen, die zum Zeitpunkt der Ereignisse nicht im Amt waren. Dies sind CEO Leo Apotheker und Chairman Ray Lane.
Journalyse-Quelle: Wall Street Journal, 20.11.2011: H-P Proposes Investigation Into Hurd's Exit

Banken ruinieren sich durch Dividenden...

... so rügt heute in der britischen Financial Times Anat Admati, Wirtschafts-und Finanzexperte an der berühmten Stanford University, die amerikanischen Banken. Statt fette Dividenden an die Aktionäre zu zahlen, hätten sie besser mit ihren Gewinnen die Eigenkapitalquote verbessert.
Der Professor untermauert dies mit einem simplen Zahlenvergleich: 95 Prozent des Geldes, das Geldinstitute ausleihen, würden sie sich selbst borgen. Nur fünf Prozent sei durch Eigenkapital gesichert. Die durchschnittliche, börsennotierte Firma außerhalb der Finanzwelt habe indes eine Eigenkapitalquote von 70 Prozent. Apple, Gap und Yahoo seien sogar 100prozentig eigenfinanziert. Die einzige Chance aus der Erpressungsformel "TBTF" (too big to fail) herauszukommen, besteht seiner Meinung nach darin, die Banken dazu zu zwingen, solange ihre Dividendenzahlungen auszusetzen, bis sie genügend Eigenkapital geschöpft haben.
Journalyse-Quelle: Financial Times, 20.1.2011, Anat Admati: "Force banks to put America's needs first"

Steve Jobs ist ebenso »unersetzlich wie...

... Henry Ford, Walt Disney, J.P. Morgan, William Boeing, John D. Rockefeller, Bill Gates, J. Paul Getty, Sam Walton, Bill Hewlett, David Packard, James Cash Penney, E.I. du Pont, Ray Kroc, H.J. Heinz, Thomas Watson Jr., A.P. Giannini, David Sanoff, Thomas Edison und andere«, schreibt ein Leser heute in der Financial Times.

IT-Ausgaben 2010: 394,2 Milliarden Dollar im 4. Quartal

Und das ohne Telekomausgaben. Dahinter steht ein Wachstum von fünf Prozent. Die weiteren Aussichten: Die IT-Branche nimmt sowohl im Konsumentenmarkt als auch in der Geschäftswelt an Fahrt auf.

Zu wenig Unterstützung: Nokia sagt No zu AT&T...

... und storniert die Ankündigung ihres neuen Smartphones X7, das die Finnen exklusiv dem einstigen Telefonmonopol der USA zur Vermarktung über lassen wollten.

Milliardengeschäft: Software für die Virtualisierung

Laut Gartner wird der
Softwaremarkt für die Virtualisierung
weltweit von
- 2,7 Milliarden Dollar in 2010 auf
- 6,3 Milliarden Dollar in 2014 steigen.

Mittwoch, 19. Januar 2011

IBMs 4. Quartal: Besser als die Erwartungen...

Seit 2001 hat IBM kein so gutes Quartal hingelegt wie jetzt im Jahresendgeschäft 2010:
- Um 6,6 Prozent auf 29,02 Milliarden Dollar stieg der Umsatz des Konzerns im Vergleich zum Vorjahr.
- Um 9.2 Prozent auf 5,26 Milliarden Dollar verbesserte sich auch der Gewinn im Vergleich zum entsprechenden Vorjahresquartal.
Dass dies besser ist als die Erwartungen (siehe unseren gestrigen Tagebucheintrag), macht Hoffnung auf 2011. Denn hinter dem Erfolg - der zwar im prozentualen Anstieg nicht vergleichbar ist mit dem von Apple, aber für eine Firma, die ihren 100. Geburtstag feiern will, recht beachtlich - steht vor allem der Mainframe, also die Kategorie von Systemen, der man seit 25 Jahren das Ende voraussagt.
Während die Software-Umsätze um sieben Prozent stiegen und das Geschäft mit Dienstleistungen seine zwei Prozent Wachstum schaffte, legte IBM bei der Hardware (!!!) stolze 21 Prozent zu. Dabei war der Anstieg um 69 Prozent bei der Z-Series, also den Mainframes, das ausschlaggebende Antriebsmoment.
Kommentar: Viele IBMer fühlen sich jetzt bestätigt, weil sie schon immer behauptet haben, dass Big Blue im Kern eine Technologiefirma sei. Ja, die Z-Series ist ein Geniestreich. Ja, die Mainframer (mit dem deutschen Labor in Schönaich als heimlichem Mekka) haben der IBM schon einmal, 1992-1993, den Hals gerettet. Ja, IBM wirkt wieder unternehmerischer. Aber das ändert nichts daran, dass der meiste Profit und der stärkste Wachstumsimpuls von einem Produkt geschöpft wird, von dem man mit einiger Berechtigung behaupten kann, dass dahinter ein Monopol steht. Wie sich die anderen Geschäftsbereiche 2011 entwickeln, daran wird man erkennen, ob zumindest IBM in letzter Zeit "smarter" geworden ist.
Journalyse-Quelle: Wall Street Journal, 19.1.2011: IBM Reports Strong Growth

Apples 1. Quartal: Besser als die Erwartungen...

Das war schon beeindruckend:
- Sechs Milliarden Dollar Gewinn - toll für die Aktionäre, denn das bedeutet 6,43 Dollar je Aktie. Dies ist ein Anstieg um 78 Prozent gegenüber dem ersten Quartal des vorausgegangenen Geschäftsjahrs.
- 26,7 Milliarden Dollar Umsatz - toll für die Mitarbeiter und die Branche, der ernet bestätigt wurde, dass sich Innovationen lohnen. Dies ist ein Anstieg um 71 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres.
Beide Ergebnisse lagen über den Erwartungen. (Siehe gestrigen Tagebuch-Eintrag)
Und so sieht die allernächste Zukunft aus:
- 4,43 Milliarden Dollar Gewinn im laufenden Quartal - ein Plus um 47,1 Prozent gegenüber demselben Vorjahrszeitraum.
- 22 Milliarden Dollar Umsatz im laufenden Quartal - ein Plus von 63 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.
Beide Prognosen, die Apple gestern abgab, lagen erneut über den Erwartungen der Analysten.
Und wie sieht die weitere Zukunft aus?
Eine Frage, die nur Steven Jobs und die Ärzte beantworten können. Aber weder von den Medizinern, noch von den Managern des Unternehmens war gestern dazu etwas zu hören.
Journalyse-Quelle: Wall Street Journal, 19.1.2011:Apple Soars, but Mum on Jobs

Dienstag, 18. Januar 2011

Erwartungen an Apples 1. Quartal...

... zielen auf einen Anstieg des Gewinns je Aktie um 46 Prozent auf 5,35 Dollar, während beim Umsatz ein Plus von beeindruckenden 55 Prozent auf 24,3 Milliarden Dollar im Zentrum der Spekulationen steht.
Kommentar: Wir können - auch ohne Steve Jobs - absehen, wann Apple pro Quartal mehr Geschäft macht als IBM. Vom Böresenwert her haben die Kalifornier - auch ohne Steve Jobs - IBM schon lange hinter sich gelassen. Und profiabler scheint sie auch zu sein. Wir alle, in der ganzen Welt, brauchen eine äußerst leistungsfähige IT-Industrie. Wir brauchen Analysten, die das High-Tech-Geschäft verstehen und nicht nur Zahlenfresser sind. Aber in dieser Beziehung haben die ach so gelobten Business Schools völlig falsche Maßstäbe gesetzt.
Vor 32 Jahren kam mit Visicalc die erste Tabellenkalulation auf den Markt, erfunden von zwei Harvard-Apologeten. Sie werden möglicherweise den Tag verflucht haben, als sie dieses Instrument Leuten in die Hand gaben, die damit meinen die Unfehlbarkeit erlangt zu haben.
Dank des Erfolges von iPad und anderen Lesegeräten wissen wir, dass heute die Lektüre von Fließtext wieder an Bedeutung gewinnt - und die Fließkommas sich relativieren.

Erwartungen an IBMs 4. Quartal

Wenigstens vier Prozent Wachstum auf 28,26 Milliarden Dollar und 4,08 Dollar Gewinn je Aktie (plus 14 Prozent) - das ist es, was die Analysten von IBM bei der Vorstellung der Ergebnisse zum 4. Quartal erwarten.
Kommentar: Wie wäre es denn mal mit umgekehrt - 14 Prozent mehr Umsatz und nur vier Prozent mehr Gewinn? Zwischendurch kann man doch auch mal wieder zeigen, dass man in einem Wachstumsmarkt agiert, oder? Solange aber die Erwartungen der Analysten bei IBM ein höheres Gewicht haben als der Markt, in dem man das viele Geld "verdient", bliebt IBM hinter ihrem eigenen Niveau und ihrer natürlichen Leistungsquote zurück.
Journalyse-Quelle: Wall Street Journal, 18.1.2011: IBM Ready for Close-Up

Steve Jobs nimmt unbefristete Auszeit...

... um sich ganz und gar auf seine Gesundheit zu konzentrieren. So teilte der Apple-Gründer gestern morgen in einem aus sechs Sätzen bestehenden Email seinen Mitarbeitern mit. Nach der Behandlung von Bauchspeicheldrüsenkrebs (2004) und einer Lebertransplantation (2009) ist der geniale Unternehmer wohl erneut schwer erkrankt.
Wünschen wir ihm baldige Genesung!
Journalyse-Quelle: Wall Street Journal, 18.1.2011: Apple Chief to Take Leave

Montag, 17. Januar 2011

HP: Apotheker plant Strategie-Wechsel...

... heißt es im Wall Street Journal. Obwohl die Pläne noch nicht endgültig festgezurrt seien, hört das Blatt aus dem Gerüchte, Gerede und Geraune rund um die Management-Etagen und Sitzungen des Verwaltungsrates heraus, dass der neue Boss, Leo Apotheker plant, sich mehr auf die profitableren Seiten des Geschäftes zu konzentrieren - als da sind:
- Software,
- Networking und
- Speichersysteme.
Weniger attraktiv sei das Server-Geschäft und das PC-Business (wo HP die Nummer 1 im Weltmarkt ist).
Im Geschäftskundenmarkt setzt HP 57 Milliarden Dollar um. Hier kämen neue Herausforderungen auf die Mannschaft um Ann Livermore zu.
Journalyse-Quelle: Wall Street Journal, 15.1.2011: New H-P CEO Reprograms Strategy

Zitat des Tages: Warum Apples beste Jahre vorbei sind?

Dies fragt sich im Wall Street Journal
der Starcolumnist James B. Stewart
und antwortet sich selbst:

»Ich sehe nur ein Problem:
Ich weiß nicht,
welche Welten Apple noch verbleiben,
um sie zu erobern?
«
Journalyse-Quelle: Wall Street Journal, 16.1.2011: Are Apple's Best Years Over?

Weltweite Produktivität wächst langsamer in 2011...

... meint der amerikanische Conference Board, die US-Denkfabrik der Wirtschaftsexperten. Während in den Vereinigten Staaten die Produktiviät in 2010 etwa um 2,8 Prozent stieg, werde der Anstieg in diesem Jahr bei 1,1 Prozent liegen. Für die Eurozone sagen die Auguren eine Verbesserung um 1,3 Prozent voraus, nachdem der Wert in 2010 bei 1,7 Prozent gelegen hatte.
Das amerikanische Bruttosozialprodukt werden in 2011 um 2,5 Prozent wachsen - im Vorjahr waren es 2,9 Prozent. Die Eurozone muss sich in diesem Jahr mit 1,6 Prozent begnügen, nachdem es in 2010 auch nicht sehr viel mehr, nämlich 1,7 Prozent, gewesen waren.
IN DEUTSCHLAND WIRD DIE PRODUKTIVITÄT
UM 1,9 PROZENT ANSTEIGEN!!!
Weitere Produktivitätsprognosen für 2011:
5,8 % in Indien
8,4 % in China
SEIT 2000 IST DIE ARBEITSPRODUKTIVITÄT
JEDES JAHR WELTWEIT
IM SCHNITT UM 2,0 PROZENT
GESTIEGEN.
Journalyse-Quelle: Conference Board

Sonntag, 16. Januar 2011

Kommentar: Das blaue Wunder

Am Ende des Kapitels, das wir heute aus dem 1984 erschienenen Buch "Das blaue Wunder - die IBM und ihre Mitbewerber" starten, fasse ich IBMs Kooperationsstrategie, um die es in diesem Kapitel geht, wie folgt zusammen: "Versagt IBM allerdings, dann ist es an der Zeit, dass sich alle Gerichte dieser Welt zusammentun und die Zerschlagung des Konzerns beschließen."
Tatsächlich ist von den Projekten, die wir hier auf dem Gebiet der Intregration von Computer- und Nachrichtentechnik vorstellen, zehn Jahre später nichts übrig geblieben. Was ich 1984 noch nicht wissen konnte, war, dass zu diesem Zeitpunkt Big Blue tatsächlich intensiv über eine Zerschlagung nachdenken musste. Dies tat der Riese zwar nicht, weil es die Gerichte wollten, sondern weil er sein eigenes Scheitern erkannte. In diesem Kapitel lesen Sie, wie und wo IBM überall ihre Strategie der Expansion durch Kooperation dingfest machen wollte - und Sie ahnen, warum sie scheitern musste. Es waren wiederum Top-Down-Ansätze. Man glaubte, Märkte machen zu können. Heute wissen wir: Märkte machen sich selbst. Daran kann weder eine angeblich allmächtige Microsoft-, Google- oder Facebook-Company etwas ändern, noch wer auch immer in Zukunft an der Spitze der Nahrungskette zu stehen glaubt.
Raimund Vollmer