Mittwoch, 21. Oktober 2015

IBM und die Qual der Quartale: Ein Unternehmen weiß nicht woher und wohin...

(Kommentar) Wer oder was ist eigentlich IBM? Keiner weiß es so genau. Zwischen irgendwann in den letzten 100 Jahren und heute war es für viele Jahrzehnte der Computergigant. Alles Hardware, hieß es, als die Branche noch klein und IBM groß war. Sie war so mächtig, dass sie in ihrer Geschichte drei staatliche Antitrust-Verfahren bestehen musste, bis die Branche so groß geworden war, dass IBM endlich kleiner werden konnte. Seit 14 Quartalen erfüllt sie diesen Auftrag mit geradezu unbeirrbarer Konsequenz. Sie nennt es Wandel - und der Umsatzschwund ist offensichtlich ihr Verständnis von "Fortschritt".
Wer in den letzten Tagen die sich einander ähnelnden Presseberichte las, rieb sich indes verwundert die Augen, wenn er wissen wollte, als was für ein Unternehmen IBM klassifiziert wird. NTV nennt IBM einen "PC-Giganten" (hui), für finanzen.net steckt Big Blue im "klassischen Computergeschäft", Heise-Online sieht IBM aus dem "klassischen PC-Geschäft" kommend, das Handelsblatt sieht in dem einstigen Marktherrscher einen "Technologie-Oldie", obwohl er doch mit seinen Patentanmeldungen weltmeisterlich eine permanente Verjüngungskur angetreten hat. Vor ein paar Jahren, als irgendwo noch Wachstum zusammengestiefelt wurde, nannte sich IBM einen Service-Konzern, war stolz darauf, dass sie das Hardware-Geschäft überwunden hatte. Und nun suggerieren die Meldungen, dass sie ihre Systembelastung immer noch nicht überwunden hat. Cloud hin, Watson her - man hat schon den Eindruck, dass dieses einst so selbstbewusste Unternehmen nicht mehr weiß, woher es kommt und wohin es will. Und auch gemäß der nach unten offenen Google-Suchskala haben die Medien eigentlich keine Ahnung. Warum sollten sie sich auch abmühen mit einem Konzern, der sich sukzessive auf sein Verschwinden vorbereitet?
Raimund Vollmer

6 Kommentare:

Analüst hat gesagt…

Treffender macht es der Standard, der IBM anläßlich der Fusion Dell/EMC - auch neben Cisco, Oracle & HP – einreiht unter die "Walking Dead" der IT-Branche
http://derstandard.at/2000023635555/IBM-Dell-HP-Cisco-Die-Walking-Dead-der-Tech-Branche

Alles Zombies!

Den Markt machen die Amazons & Apples, die Googles, Facebook & Samsung...

Die Frage aller Fragen: Wo reiht sich Microsoft ein?

Raimund Vollmer hat gesagt…

Treffender ins Leere zielt der Standard: es werden permanent Kategorien wie die Cloud (vor 20 Jahren hieß die Kategorie "Client-/Server" und ff.) bemüht, die - wenn man dort gelandet ist - für obsolet erklärt werden. Das ist Augenwischerei.
Nein, die IT-Branche liefert keinen Halt, selbst nicht, wenn sie mit "Industrie 4.0" oder ähnlichem PR-Quatsch irgendwelchen fiktiven "Standards" huldigt. "Deconstruction of the computerindustry" titelte vor mehr als 20 Jahren Business Week. Der Prozess hält an. Das Woher & Wohin erwischt innerhalb kürzester Zeit auch die "neuen" Helden.

besserwisser hat gesagt…

Die Chinesen nicht vergessen - die Huaweis & Lenovos...

Analüst hat gesagt…

Irgendwann werden die Helden geboren - irgendwann sterben sie alle! Immer!!!!

Raimund Vollmer hat gesagt…

Zuerst einmal freue ich mich, dass wir mal wieder eine kleine Diskussion haben. Zum zweiten musste ich gerade denken: Mein lieber Analüst (und der Besserwisser gehört bestimmt auch zu dieser Kategorie: "Was haben wir schon viele Helden überlebt!!!!!

Besserwisser hat gesagt…

ABBA hallo!!!