(Kommentar) ... und die Japaner sind die heimlichen Gewinner. Wer in der angelsächsisch geprägten Presse nachliest, wie die Leser die Berichte über die Manipulationen der Abgastests bei VW kommentieren, bekommt nicht nur sehr viel Wut und Enttäuschung zu spüren, sondern erfährt auch massive Kritik an der Qualität und dem Preis-/Leistungs-Verhältnis deutscher Autos. Im Gegenzug werden Fahrzeuge japanischen Ursprungs besonders gelobt. Aber auch General Motors wird nicht geschont. Ebenso wenig die Politik. Man spürt deutlich die Forderung nach Anstand und Ehrlichkeit in einer Welt, in der Zahlen wichtiger wurden als Werte. Die Leser sind vollkommen desillusioniert - und die 500 Milliarden Dollar, die jährlich für Werbung ausgegeben werden, sind - außer für die Werbeindustrie und die Marketing-Manager - eigentlich für die Katz. Früher gab es im Fernsehen das Pausenwort "Störung", heute heißt es "Werbung")
Wenn das 19. Jahrhundert das Jahrhundert der Unternehmer war, das 20. Jahrhundert das Jahrhundert der Manager, dann ist das 21. Jahrhundert das Jahrhundert der Verbraucher. Und sie haben mit dem Internet eine Waffe in der Hand, die sie sich nicht mehr wegnehmen lassen - allen Versuchen der Big Four zum Trotz. Apple kann zum Beispiel den jüngsten Hacker-Angriff nur souverän überstehen, wenn es - wie geschehen - alles tut, um den Verbraucher zu schützen. Google und Fachebook, verseucht noch von einer hierarchisch organisierten Werbewelt, werden in den kommenden Jahren, ka Monaten oder Wochen, erkennen, dass ihre Glaubwürdigkeit die einzige Chance ist, ihr Milliardenpublikum zu halten. Je mehr sie sich auf die Seite der - das sieht man am VW-Skandal - bestens vernetzten User schlagen, desto größer ist ihr Börsenwert. Keine Werbeagentur, kein Werbe-Watcher, auch nicht deren Zusammenschluss, kein Big Data-Pallast, keine Börsenmacht der Welt kann ihnen Gleichwertiges bieten. Amazon ist vielleicht das Unternehmen, das in der Kundenorientierung - in meiner Wahrnehmung - am weitesten fortgeschritten ist, was prompt zu Konflikten mit den Mitarbeitern führt.
Die höchste Ware ist Vertrauen. Das weiß jeder. Im 20. Jahrhundert hat man immer wieder ohne große Folgen dieses Vertrauen verletzen können. Im 21. Jahrhundert, das sich nun mehr und mehr hinter unseren Bildschirmen entfaltet, ist das nicht mehr möglich. Wir befinden uns in der Übergangsphase. Das Gute an dem VW-Skandal ist, dass er diese Phase der Übergangs verkürzt, vielleicht sogar dramatisch verkürzt.
Die Japaner gehen seit bald 25 Jahren durch eine Wirtschaftskrise, durch eine Übergangszeit. Ihre Hybris war zu Ende, als die Mitsubishi-Gruppe 1991 das Rockefeller-Center in New York kaufte - aber nur unter einer Bedingung: Es sollte das teuerste Gebäude der Welt sein. Danach kam ein Absturz, der dieses Land den Weg zurück zu alten Tugenden wies.
Wir haben in Deutschland genügend äußerst fähige Menschen, die wissen, was Ehrlichkeit und Anstand bedeuten. Es wird Zeit, dass sie die Verantwortung übernehmen und all die Zahlen-Zyniker und -Zocker zum Teufel schicken. Es würde unser Leben soviel besser machen - und das müssten wir noch nicht einmal messen. (Raimund Vollmer)
2 Kommentare:
Toyota?
Hä??
Big Fake in Japan - die Hersteller haben doch alle Dreck am Stecken. Oder glaubt auch nur ein Mensch deren Angaben zum Benzinverbrauch???
VW ist nur der Anfang - nicht nur in USA und nicht nur beim Abgas!
Herr Dobrindt wird noch überrascht sein!
PS: Gerade kommt die Meldung: 11 Millionen VW-Fahrzeuge sind weltweit von Abgas-Manipulationen betroffen, räumte der Hersteller jetzt ein. Nicht nur in den USA!
Fernsehen ist doch Werbung - oder Störung. Nix für mich
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