Sonntag, 29. April 2012
Kommentar: Deutsche Telekom und die Unfähigkeit zu investieren
Wie erbärmlich muss es um das Management eines Unternehmens bestellt sein, wenn es bereits von den Investoren ermahnt wird, statt Dividende auszuzahlen ins Geschäft zu investieren? So geschehen jetzt bei der Deutschen Telekom, der das Wall Street Journal am Wochenende eine größere Story widmete. 70 Cents je Aktie hat sie den Aktionären für das Geschäftsjahr 2011 vorgeschlagen, soviel wie im Jahr zuvor - und beide Male über dem Nettogewinn der Gesellschaft. Sie zahlt die Prämie aus dem Cash-flow, wovon besonders der Bund profitiert. Denn der hält 32 Prozent der Anteile. Aber den Fondsmanagern, die offensichtlich weiter denken als der Vorstand, über dessen Qualität man ohnehin seine Zweifel haben kann, gefällt das überhaupt nicht. Nachdem die Firma mit ihrem Versuch durch Verkauf der Mobile-Tochter an AT&T und damit mit ihrer Strategie des Desinvestments gescheitert ist, werden Typen gefragt, die unternehmerisch denken. Der Vorstand mag zwar darüber lamentieren, dass die Regulierungspolitik die Telekom in ihrer Bewegungsfreiheit massiv einengt, aber jemandem, der mit der Privatisierung das größte Geschenk erhalten hat, das je ein Unternehmen vomn Staat bekommen hat, wird daran gemessen, was er mit und aus diesem Volksvermögen gemacht hat. Denn eigentlich gehört die alleinige Verfügungsgewalt über die sogenannte Last Mile nicht der Telekom, sondern jedem Bürger selbst. Was soll man indes anderes von diesem Betrieb erwarten? Die Telekom war als Deutsche Bundespost jahrzehntelang von vorne bis hinten ein Staatsbetrieb, der monopolistisch agieren durfte. Die Einheitlichkeit der Endgeräte, also der Endpunkt der Last Mile, war ihr so heilig, dass sie den technischen Fortschritt immer wieder behinderte. Natürlich geschah dies in Abstimmung mit den sogenannten Amtsbaufirmen, die erst mit der beginnenden Globalisierung des Geschäfts aus ihrer wohlerdienten Trägheit erwachten. Andererseits gibt es sogar Stimmen, die besagen, dass die Telekom als Staatsbetrieb innovativer und investiver gewesen war als heute. Aber das ist bestimmt etwas übertrieben...
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