... soll es demnächst geben - oder auch nicht. Denn Tim Cook, der über ein preisgünstiges iPhone mit Zulieferern offensichtlich parlieren lässt, hält sich dabei die letzte Entscheidung vor. Aus dem Highphone wird ein Telowphone, möchte man witzeln und es als ein Versuch abtun, Marktanteile zurückzugewinnen, die Apple momentan an Samsung in großem Stil verliert. Doch es geht um mehr. Was wir 2013 sehen werden, ist der Beginn einer gewaltigen Schlacht um die Endgeräte der Zukunft schlechthin. Es geht um die Fern-Steuerung von allem, durch das Strom fließt - also zum Beispiel auch um das Auto.
Apple wollte zum Beispiel exklusiv die Drehratensensoren von Bosch für ihre iPhones. Warum? Diese Sensoren, die eigentlich in Airbags verwendet werden, sind kleine Wunderdinger. Denn sie können auch in Tunnels oder anderen Umgebungen, in die kein Satellit hineinstrahlt, die Kommunikation aufrechterhalten. Doch Bosch winkte ab. Der schwäbische Automobilzulieferer will seine Technologie, die wohl weltweit führend ist, auch an andere verkaufen. Schließlich platzierte Apple doch einen fetten Auftrag bei den Schwaben.
Apple ist nicht die kreativste Firma auf der Welt. Sie hat nur diesen Nimbus, weil manche das Äußere mit dem Inneren gleichsetzen. Um führend zu wirken, ist die angeblich so starke Patentmacht Apple mehr denn je auf die Errungenschaften anderer angewiesen. Je weniger diese exklusiv sind, desto stärker muss Apple in den Preiskampf einsteigen. Das Unternehmen muss in zwei Richtungen diversifizieren - in der Preisskala je Produktgenre und in der Vielfalt der Produktgruppen. Apple braucht das Apple-TV zum iPad, es braucht das Apple-Hifi zum iPod, die Apple-Fernsteuerung zum iPhone. Sie wird mit den großen Automobilkonzernen verhandeln müssen, um auch im Auto der Zukunft mitmischen zu können. Sie wird über Heimroboter nachdenken müssen. Sie wird mit allen reden müssen, die etwas bauen, durch das Strom fließt.
Oder aber sich auf ganz, ganz wenig konzentrieren müssen.
Es ist keine leichte Entscheidung. Sie ist vielleicht sogar die schwierigste, vor der das Unternehmen je gestanden hat. Denn ein Blick hinüber zur guten, alten IBM wird ihr zeigen, dass deren Diversifikationsstrategie in den späten siebziger und frühen achtziger Jahren ihr keineswegs die Marktmacht sicherte, die sie zu Beginn der Strategie besaß. Im Gegenteil: Big Blue blähte sich nur auf, verlor sich selbst im Wirrwarr des Marktes. Der Bereich aber, der dereinst IBMs Marktmacht begründete, ist bis heute das mit Abstand lukrativste Geschäft der IBM: die Mainframes. Alle Versuche, durch Billigangebote diesen Markt aufzustocken, scheiterten. Es blieb ein Kerngeschäft. Hochprofitabel, aber ohne Wachstum. Dies könnte ein Beispiel dafür sein, dass Apple sich sagt: Wir bleiben in einem exklusiven Marktumfeld.
Doch das wird nicht funktionieren, weil Apple einen Gegenspieler hat, der weitaus stärker ist als alle Gegner, die IBM je hatte, zusammengenommen. Dieser Gegner heißt Google. Sein Betriebssystem diversifiziert heute in alle Produktsegmente, durch die Strom fließt. Auch durch Spielkonsolen und Kühlschränke. Das sich selbststeuernde Google-Auto ist auch nicht fern. Die Google-Brille wird uns bald allen auf der Nase sitzen. Und. Und. Und. IBM hat es nie geschafft, ein einziges Betriebssystem auf alle Geräte auszudehnen, eher versucht, alle Betriebssysteme auf allen Geräten zum Laufen zu bringen - und ist an dieser Diversifikation gescheitert.
Googles Strategie ist genial - und total. Und sie ist unglaublich raffiniert. Während wir noch vor zwei Jahren über das Allmachtstreben des Suchmaschinenmediums nachdachten, werden diese Ambitionen nunmehr Apple unterstellt - mit der heimlichen Sorge, dass es daneben gehen könnte.
Google ist fein raus. Auf der CES in Las Vegas reden die Aussteller über Samsung und Apple, über Ford und General Motors, aber nicht über Google...
Raimund Vollmer
2 Kommentare:
Kreativ ist auch, wer aus den innovativen Ideen anderer gute Produkte macht.
Konnte IBM früher auch - siehe Mainframe oder PC.
Ist eine weitere Überlegung wert.
Kommentar veröffentlichen