Montag, 7. Januar 2013

Big errata trotz big data: Warum Ökonomen immer irren...

... fragte sich am Wochenende das Wall Street Journal auf seiner Meinungsseite. Der Autor Simon Nixon hatte sich die Trefferquote der Ökonomen bei der Vorhersage der Wirtschaftsentwicklung vorgenommen und war zu dem Ergebnis gekommen, dass die Wissenschaftler im vergangenen Jahr alles falsch vorhergesagt hatten, ihre eigenen Prognosen permanent nach unter korrigieren mussten. Dabei herrscht in den Wirtschaftswissenschaften alles andere als ein Mangel an Daten. Der Grund für die Misere liegt woanders: das allen Prognosen zugrundeliegende Modell sei falsch, meint Nixon. Es basiert auf den Erkenntnissen von John Maynard Keynes, würde außerdem immer voraussetzen, dass wir ein intaktes, friktionsloses Finanzsystem besäßen. Weder das Keynesianische Modell, noch die Annahmen über den Bankensektor würden noch stimmen. Diese Meinung wird auch weitgehend von den Kommentaren zu dieser Columne geteilt.
Warum ist Keynes so attraktiv? Ganz einfach, meinen die Experten. Das Modell des antizyklischen Verhaltens, das der große Brite vor 80 Jahren in die Welt gesetzt hatte, gibt den Politikern unglaublich viel Macht. Sie haben eine wissenschaftliche Begründung fürs Schuldenmachen und Geldausgeben. Und diese Macht der Politiker über die Taten verleiht wiederum den Ökonomen unglaubliche Macht über die Welt der Daten. Doch das Modell funktioniert nicht mehr, es hat eben die Störungen in einem Finanzsystem nicht in seinen Formeln.
Das werden wir auch bei der Diskussion um Big Data zunehmend als eigentliches Problem erkennen. Daten gibt's genug, Rechenleistung auch, wir bekommen - Plattners Hana sei Dank - auch die Daten schnell genug in die Maschinen. Was die große Herausforderung ist, sind die Entwicklung der Modelle. Und es dürfte eigentlich niemanden wundern, wenn man irgendwann festellen wird - nach vielen, vielen Irrtümern - , dass diese Modelle eigentlich nichts anderes als Annahmen über die Wirklichkeit sind, also Wetten auf die Zukunft. Denn irgendwann werden die Analyse-Experten mit aller Wucht feststellen, dass ihre Modelle ebenfalls Teil der Wirklichkeit sind - und zwar ebensowenig friktionslos wie das Finanzsystem.
Die Zukunft bleibt brüchig. Das erhält aber auch die Spannung, die wir brauchen, um immer wieder Neues, Überraschendes zu erfinden und zu wagen.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein gutes, ein spannendes Neues Jahr
Ihr
Raimund Vollmer

Keine Kommentare: