Mittwoch, 16. März 2011

Glosse: EIN BLAUES WUNDER: WATSON IST WIEDER DA

Von Hermann K. Reiboldt
Aufgabe bei Jeopardy: „Ein genialer Verkäufer, der sein Handwerk als Vertreter für Nähmaschinen erlernte, später Registrierkassen in den Markt pushte und ein Weltunternehmen gründete.“
„Wer war ich?“, antwortete ein Mitspieler namens Watson prompt und ließ seine Konkurrenten alt aussehen.
Thomas J. Watson, Vater der IBM und weiterer Watsons, leitete als Markenzeichen einen weiteren Paradigmenwechsel des Computermultis ein: den Einstieg in das Geschäft mit Computerspielen. Da der erste Versuch mit „Deep Blue“ nicht gerade ein Erfolg war, experimentiert man jetzt mit Jeopardy und begibt sich auf die Suche nach richtigen Antworten auf ungestellte Fragen.
Auch die IBM Deutschland ist äußerst aktiv in diesem Marktsegment tätig. „Ändere das Spiel“ ist der Titel eines unsäglichen Buches, das laut Klappentext von einem IBM-eigenen Autorenteam unter dem intellektuell anmutenden Pseudonym Max Mustermann vor kurzem erschien und kostenlos an alle Haushalte verteilt wird. Der Untertitel „Die Transformation der IBM Deutschland und was wir daraus lernen können?“ legt die Vermutung nahe, dass hier ein Irrtum vorliegt. Treffender wäre gewesen, das Buch „Die Transpiration deutscher IBMer, die noch einiges lernen müssen“, zu taufen. Was die Autoren sicher im Schweiße ihres Angesichts verzapft haben, ist restsellerverdächtig und um von und zu Guttenberg zu zitieren „abstrus“. Der Anspruch, „unseren Planeten smarter“ zu machen, so die Quintessenz dieses Buches, ist offensichtlich noch nicht allen Mitarbeitern der IBM Deutschland so vermittelt worden, dass sie wissen, was sie zu tun haben.
Vielleicht kennt Watson die Lösung. Ob der Spielcomputer den Planeten smarter machen wird, steht in den Sternen. Watsons Stern wird über der IBM strahlen, solange es diese noch gibt. Er hat sich für alle Zeiten um die IBM verdient gemacht und hat den Job als Spielcomputer echt nicht verdient.
Wäre er noch aktiv, würde er mit Sicherheit nicht das Spiel ändern, sondern die Trainer und Spieler austauschen, wie das zuweilen in Sport und Spiel funktioniert.

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