(Nur in paar Gedanken) Ein jeder möge sich selbst seinen Reim aus dem machen, was Apple da gestern angekündigt hat. (Siehe Wall Street Journal) Ein neues Bezahlsystem, ein neues iPhone und eine Uhr. Ob all das Knüller werden, muss jeder selbst entscheiden - mit seinem Kauf oder auch nicht. Nichtsdestotrotz stellt dieses Announcement einen Wendepunkt dar. Apple, auf allen Gebieten selten der erste, besitzt soviel Marktmomentum für den einzelnen, für das Individuum wie vor 30 Jahren IBM für die Welt der Institutionen. Beim Versuch, diese Welt zu gestalten, ist IBM gescheitert - durch den absoluten Mangel an Phantasie in ihrem Management. Apple scheint es da besser machen zu wollen, wobei Design kein Ersatz für Phantasie ist, möchte man warnen. Auf jeden Fall posaunt Apple keine Visionen aus, sondern lässt sie beim Publikum selbst wachsen. Das ist der auch Grund, warum Apple keineswegs das innovativste Unternehmen der Welt ist. Es versucht, auf der Höhe der Zeit zu sein - und maximal ein Quentchen höher. Doch verlängert man die Punkte, also die Produkte, dann kann man schon sehen, dass sich hinter Apple letztlich ein Totalangriff auf unsere Wirtschaftswelt verbirgt. Mit der Erneuerung des Bezahlsystems wird sich Apple auf Dauer an der Umwälzung vieler Wirtschaftsbereiche beteiligen, wenn nicht gar an vorderster Front mitmischen.
Zumindest der gesamte Zahlungsverkehr wird sich mehr und mehr von den Banken auf die Endgeräte und deren Services in der Cloud verlagern. Tim Cook muss nicht sagen, was einst Bill Gates das Geschäft mit den Finanzinstituten verdarb. Gates meine vor 25 Jahren: "Banking ist wesentlich für die Wirtschaft, Banken nicht." Dieser Erkenntnis werden wir in den nächsten fünf Jahren näher und näher kommen. Aber so wird es auch dem Einzelhandel gehen, für den das Bezahlsystem mehr als nur wesentlich ist. (In einem Geschäft dauert der Bezahlvorgang oftmals länger als der eigentliche Einkauf.) Alle Dienstleistungen, die über Apps abgewickelt werden, unterliegen letztlich ebenfalls der Dimension des Bezahlens. So wird es bald Uber und Unten geben, Auf und Abs in unserer von permanenten Anstößen erschütterten Warenwelt. Es wird turbulent. Und mit den Smartphones und Uhren ist Apple einer der Anbieter, der der Schlüssel zu den Wünschen von Milliarden Menschen in der Hand hält. Lasst andere über Big Data reden, auf den Big APPle kommt es an. Nicht nur in New York - vor allem aber dort, in allen Städten dieser Welt, die mit ihrer hohen Verdichtung stets angehalten sein werden, die beste Infrastruktur zu liefern - etwas, das sie momentan besser können als das platte Land. Es ist ihr Wettbewerbsvorteil. Dort, wo viele Menschen sind, ist das Wunderland für Apple & Co.
Raimund Vollmer
4 Kommentare:
Ohne Banken kein Banking
Ohne Chauffeure keine Autos.
Umgekehrt wird ein Schuh draus - ohne Autos keine Chauffeure :-)
Man denke doch nur an Google Car - ich meine mich zu erinnern an einen Post Anfang des Jahres über Autos und Google, "die Kombination, die Chauffeure das Fürchten lehrt"...
Die Tätigkeiten lösen sich von den Tätern. Alles ist nur noch als Geschäftsprozess denkbar und damit beliebig disponierbar (und automatisierbar). Das ist in einem Satz die Geschichte der IT.
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