Die Idee der Schufa, gemeinsam mit dem Hasso-Plattner-Institut das Facebook nach Daten zu durchforschen, die Eingang finden sollten in die Kreditbeurteilung, ist gestorben. "Angesichts mancher Missverständnisse in der Öffentlichkeit über den vereinbarten Forschungsansatz" (Pressemitteilung) hat das Institut den Vertrag gekündigt. Es sei zwar nur eine Forschungsauftrag gewesen, ergebnisoffen angelegt, aber die massiven Proteste aus Politik und Datenschutz hätten das HPI dazu bewogen, den Auftrag zu kündigen. Kurzum: Gefällt nicht.
Kommentar: Das hätten sich die Macher doch denken können, ja denken müssen. Dass sie diese Idee ganz unverfroren in die Welt gesetzt und geplant haben, spricht weniger für Naivität (was man verzeihen könnte), sondern für pure Anmaßung, die bestraft werden muss. Der Imageschaden, den Hasso Plattner und sein Institut hinnehmen müssen, ist beträchtlich. Und wenn man dann von dort aus auch noch auf SAP schließt, wird daraus ein komplettes Fiasko. Denn das Ganze muss man vor dem Hintergrund betrachten, dass nur reine Zahlenmenschen, wie sie die ERP-Systeme zu Zehntausenden erzeugt haben, auf eine solche Idee haben kommen können. Wir leben in einer Zeit, in der viele Menschen Zahlen mit Wissen verwechseln und nur das an Wissen akzeptieren, was sich in Zahlen ausdrücken lässt. Dass dadurch die Lebenswirklichkeiten von Hunderttausenden von Menschen ausgeblendet werden, ist die unglaubliche Barbarei, die täglich in den Entscheidungszentren der Wirtschaft begangen wird. Es ist gut, dass dies rigoros unterbunden wurde. Dass die Proteste nicht aus der Wirtschaft kamen, sondern aus der Politik, spricht für die Politik, aber nicht für die Wirtschaft. Das stimmt traurig, ist empörend. Und so bleibt die Frage: Wo leben wir eigentlich?
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen