(Kommentar) ... berichtet das Wall Street Journal und analysiert die Programme, mit denen der Geheimdienst auf der Suche nach möglichen Terroristen in immer mehr Grauzonen vordringt. In den Kommentaren zu diesem sehr ausführlichen Bericht wird den Verantwortlichen in Staat und Politik vor allem die Verlogenheit vorgeworfen. Während das Blatt an Hand der Snowden-Papiere rigoros analysiert, die britische Tageszeitung The Guardian weitere Enthüllungen ankündigt, zudem berichtet, wie britische Geheimdienstler in die Räume der Tageszeitung kamen, um dort IT-Equipment zu vernichten, versucht die FAZ das Ganze mehr und mehr ins Lächerliche zu ziehen und rümpft ihre Hochnase über den Guardian. Dieser würde scheibchenweise seine Erkenntnisse vermarkten. Mag ja sein. Vielleicht spricht daraus aber auch nur der Neid der wichtigsten deutschen Tageszeitung, die von dem Snowden-Kuchen nichts abbekommen hat.
Aber wenn man sich das deutsche Blatt genauer anschaut, dann entdeckt man folgendes: Politik und Wirtschaft agieren staatstragend und sind mehr oder minder unverhohlen auf der Seite der Geheimdienste. Das Kapitel NSA sei von staatswegen für beendet erklärt worden - und wir müssen uns dem fügen. So der Tenor. Das gilt auch für das Feuilleton, das bislang eher auf der Seite der Bürgerrechte war. Damit ist es nun wohl Schluss. Die Seite 1 des Kulturteils gehörte den Snowden-Kritikern. Im hinteren Teil, schön versteckt in einer Ecke, fand sich dann ein Interview mit dem Hacktivisten Joe Appelbaum, der den Guardian aufffordert, weiterhin über die kriminellen Machenschaften der Geheimdienste GCHQ, NSA und BND (!!!) zu berichten: "Dazu gehört auch die Berichterstattung über die Komplizenschaft der Politik, wenn deutsche und amerikanische Verfassungsrechte gebrochen werden".
Das sind Sätze, die alles auf den Kopf stellen, was die braven Redakteure aus Politik und Wirtschaft vorher veröffentlicht haben...
Raimund Vollmer
3 Kommentare:
Die wichtigste deutsche Tageszeitung heißt anders...
Das stimmt nun auch wieder.
Was war eigentlich die letzte Geschichte, die die FAZ enthüllt hat. Sie ist doch das Sprachrohr von Politik und Wirtschaft; die Redakteure können kaum die Tippfehler in den Pressemitteilungen entfernen, bevor die gedruckt werden. Handelsblatt für alle eben.
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