Dienstag, 13. Oktober 2009

Nobel-Frage: Warum gibt es Unternehmen?

... weil es einfach Sinn macht, bestimmte Transaktionen innerhalb einer "legalisierten Einheit" (also einer Firma) durchzuführen als sie dem Markt zu überlassen. Das wissen wir alle spätestens seit 1991, als Ronald Coase für die Erkenntnis den Wirtschaftsnobelpreis erhielt. Jetzt bekam Oliver Williamson von der kalifornischen Berkeley University denselben Nobelpreis zugesprochen, weil er diese Erkenntnis noch mehr verfeinerte. Er fand heraus, dass einfache Transaktionen dem Markt überlassen werden können. Je komplexer aber eine bestimmte Aktivität wird, desto eher sollte man sie in den eigenen vier Wänden aushandeln und abwickeln. Der Grund: Kein Vertragswerk kann alle Eventualitäten abdecken, die in solchen komplexen Unterfangen mitschwingen. Gute Erkenntnis - cum grano salis: Denn Williamson fand auch heraus, dass genau diese interne Gestaltungsmacht mißbraucht werden kann. Damit wären wir dann mitten in der Finanz- und Wirtschaftskrise...
Wenn dann die Norwegerin Elinor Ostrom die andere Hälfte des Nobel-Preise bekommt, dann gehen ihre Verdienste letztlich auch auf eine These von Coase zurück. Das beste Mittel, um Güter zu schützen, ist dafür zu sorgen, dass irgendjemand ein Eigentum daran hat - entweder Privatleute oder der Staat. Ostrom hingegen fand heraus, dass es auch noch eine dritte Form gibt: Selbstorganisationen. Vereine und Verbände verfügen oftmals über derart ausgefuchste interne Strukturen der Interaktion, dass sie zum Beispiel mit öffentlichen Gütern besser umgehen können als Privatwirtschaft oder Staat.
Übrigens griff Ostrom bei ihren Studien auf die Erkenntnisse eines deutschen Wissenschaftlers zurück, der in die USA auswanderte und selbst noch im Krankenbett die US-Regierung beriet:
John von Neumann, ein Mathematiker, nach dessen Prinzipien bis heute alle Computer arbeiten. Ihm hatten bis her sieben Wissenschaftler ihren Nobelpreis zu verdanken. jetzt ist Nummer 8 dazu gekommen - die erste Frau, die einen Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaft bekam. Denn es war Von Neumann, der die Spieltheorie erfand. Deren Mechanismen - so fand Frau Ostrom heraus - werden auch in diesen Selbstorganisationen angewandt.
Von Neumann selbst bekam nie einen Nobelpreis. Er war Mathematiker. Und das war genau die Species, die Alfred Nobel gehasst haben soll...
Siehe dazu auch: The Economist, 12.10.2009

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