Montag, 24. Juni 2013

Kommentar: "IBM hat alle Tricks ausgespielt"...

.... heißt es in einem Kommentar zu der klugen Analyse von Paul Sterne, auf die unser Analüst uns heute hinweist. Gemeint war das Financial Engineering, mit dem Big Blue nun seit Lou Gerstners Antritt vor 20 Jahren ihre tiefen Bücklinge vor der Wall Street absolviert. Aber um den Sturz des Giganten von den Kommandohöhen der IT-Industrie in die Niederungen von Middleware & Mittelmaß nachzuvollziehen, muss man noch einmal zwanzig Jahre weiter zurückgehen - und zwar genau in die Zeit, als IBM in das Midrange-Geschäft einstieg. Das war die /3, deren Nach-Nachfolger, die AS/400, jetzt ihren 25. Geburtstag feierte. "Eure größte Platte heißt wohl Piccolo", lästerten damals die IBMer der sogenannten Groß-EDV, die zu der /3 und ihren Derivaten "Mickey-Mouse-Computer" sagten. 1978 hatte IBM mit dem Datenbankcomputer /38 die gesamte IT-Zukunft in der Hand. Zum selben Zeitpunkt redete alle Welt über das System /R, einer Datenbankmaschine nach Coddschem Relationenmodell, das es nur in den Labors gab. Aus Angst, IMS zu gefährden, wurde das System /R unter Verschluss gehalten. RISC-Architekturen wurden erprobt. IBM drängte ins Satellitengeschäft, also zu einem Ort über den Wolken, der Cloud. IBMs Füllhorn war prall gefüllt. Doch es war klar, dass die Vermarktung "kleinpreisig" sein würde. Die Strategen des Giganten aber dachten in Millionen und Milliarden. Das Kleingeschäft wollte man sogenannten IBUs (Independant Business Units) überlassen. So kam es PC, dem Kleinteiler schlechthin, der sich anfangs noch nicht einmal eine "Piccolo" leisten konnte. Am Schluss konnte sich IBM den PC nicht mehr leisten. Mit fetten Outsourcing-Verträgen und einer satten Preisstrategie bei Mainframes, mit Services, über deren ROI sich die Kunden nur wenig Gedanken zu machen schienen, rettete sich IBM über ihre größte Krise hinweg. Aber jetzt gibt es nichts mehr, womit man große Töpfe anzapfen kann. Selbst der treueste Kunde wird die Preise und Dienste, die IBM anbietet, hinterfragen müssen. Und so hat Sterne recht, wenn er suggeriert: Es wird höchste Zeit, dass sich Big Blue von grundauf erneuert. Es sind die Aktionäre, die sehr viel Geduld aufbringen müssen - oder aber sie verkaufen ganz schnell ihre Aktien. Denn die Tricks sind in der Tat alle ausgespielt.
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1 Kommentar:

Analüst hat gesagt…

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