Freitag, 15. Januar 2010

Mainframes: Totgesagte sterben öfters, aber diesmal...

... wird es wirklich eng. Denn der Großrechner verliert seine Alleinstellungsmerkmale...

KOMMENTAR: Der Bericht über Intels Quartalsergebnis führt zwangsläufig zu folgender Frage: Werden nun alle Serverfarmen intellisiert? Hat denn der letzte verbleibende Mainframer dem Ansturm der kalifornischen Winzlinge nichts mehr entgegenzusetzen? Architektonisch in allen Belangen führend, hat IBM in den letzten Jahren bei ihren Mainframes wieder einmal genau den Weg gefunden, um trotzdem zu verlieren. Vielleicht reicht die Größe des Mainframe-Geschäfts nicht mehr aus, um im Wettlauf um immer feinere Chipstrukturen mitzuhalten. Eine Chip-Produktion im 22-Nanometer-Bereich, die für Mitte dieses Jahrzehnts erwartet wird, kostet neun Milliarden Dollar an Investitionen - eine Summe, die sich vielleicht nur noch zwei oder drei Hersteller werden leisten können. IBM selbst wird in Fachkreisen nicht mehr genannt - nur noch in Zusammenhang mit Joint-Ventures (Globalfoundries). Und vor diesem Hintergrund, an dessen Ende der Mainframe seine eigenständige Existenzberechtigung verlieren wird, tut Big Blue nun alles, um
- erstens noch so viel Geld wie möglich aus Großrechnern zu saugen (40 Prozent des Gewinns bei 20 Prozent des Umsatzes)
- zweitens die architektonischen Alleinstellungsmerkmale in andere Prozessortypen zu vergesellschaften.
Kann sein, dass Big Blue glaubt, damit einen technologisch-architektonischen Vorsprung gegenüber den Mitbewerbern behaupten zu können. Wahrscheinlicher aber ist, dass diese sehr viel schneller aufholen werden, als dies IBM lieb ist. Die Kooperation zwischen HP und Microsoft, wie sie diese Woche angekündigt wurde, lässt erwarten, dass der Wettbewerb längst erkannt hat: IBM wird bei dieser Transformation soviel Zeit verlieren, dass die Konkurrenz genügend Spielraum hat, um ihre eigene Kreativität zu entfalten.
Die nächsten fünf Jahre werden wahrscheinlich die spannendsten in der Geschichte des Computings.
RAIMUND VOLLMER

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