Donnerstag, 13. Juni 2019

Erfinder wollen keine Nachahmer sein...


Selbst wenn man, wie in den USA eine Staatsquote von nur 35 Prozent hat, muss man einfach akzeptieren, dass der Staat der größte Wirtschaftsfaktor eines Landes ist. In Deutschland liegt die Quote sogar fast zehn Prozentpunkte höher - und zwar traditionell. Das heißt: Man kann sich drehen und wenden, wie man will, am Ende ist der Staat immer an allem beteiligt, aber deswegen noch lange nicht der entscheidende Faktor. 
Nun  behauptet heute in der FAZ die Wirtschaftsprofessorin Mariana Mazzucato: "ohne die Regierung in Washington gäbe es heute kein Silicon Valley". Und sie führt als Begründung die zum Pentagon gehörende DARPA an, die u.a. die Entstehung des Internets bewirkte, sie nennt die National Science Foundation, die staatliche Beschaffungspolitik und natürlich die weniger bürokratische Haltung der eingeschalteten Behörden. Ohne staatliche Hilfe kein Google, kein iPhone, kein Tesla, meint sie. Sie vergisst zu erwähnen, dass das Internet erst in dem Augenblick in seine Hochphase driftete, als es sich in den achtziger Jahren von der DAPRA löste. Sie vergisst zu erwähnen, dass zu Beginn der neunziger Jahre das Valley  den Rückzug der Rüstungsindustrie zu verkraften hatte und dies mit privat induzierten Innovationen meisterte. Sie vergisst zu erwähnen, dass an Sprachverarbeitung seit den sechziger Jahren gearbeitet wird - in Staat und Wirtschaft. Sie vergisst zu erwähnen, dass das Zentrum des Silicon Valley, die Stanford University, eine private Stiftung ist. Sie vergisst zu sagen, dass hinter der Erfindung des Mikroprozessors vor 50 Jahren ein privater Auftrag stand. Und das Muster, nach dem bis heute das Internet funktioniert, die Paketvermittlung, entstand zwar in den USA in einer von öffentlichen Aufträgen abhängigen Denkfabrik, der Rand Corp., aber der Erfinder fand zuerst einmal nicht die entsprechende Unterstützung durch den Staat und das von ihm geförderte Telefonmonopol AT&T.
Das Silicon Valley ist nicht auf der Basis einer staatlichen Idee entstanden. Es waren private Initiativen. Und wenn man ganz, ganz ehrlich ist: dann waren es in erster Linie sehr, sehr kluge Individuen, die ihre Ideen umsetzen wollten. Denen ist es ziemlich egal, wer sie bezahlt. Hauptsache ist, dass sie die Chance haben, umzusetzen, was ihnen an Ideen in den Kopf kommt. Wie man solche Typen erkennt, wie man solche Typen fördert - das ist nicht unbedingt die Stärke Deutschlands. Das ist meistens eine Sache des Zufalls, dem wir auch nicht durch Startups auf die Sprünge helfen können. Dazu brauchen wir grundsätzlich eine weitaus größere Offenheit gegenüber Ideen, egal, aus welchem Bereich sie kommen. Wir leben am liebsten in der Komfortzone der Nachahmer. Nur reicht dies nicht mehr. Erfinder wollen keine Nachahmer sein. Sie wollen noch nicht einmal das Silicon Valley nachäffen.
Raimund Vollmer

3 Kommentare:

Besserwisser hat gesagt…

"Der Staat" sind wir – und natürlich sind wir alle auch an allem beteiligt! Oder???

Besserwisser hat gesagt…

Und das Silicon Valley ist weder auf der Basis einer staatlichen Idee noch durch private Initiativen entstanden, sondern einzig und allein durch die Umbenennung des Santa Clara Valleys... :-))))))

Ähnlich wie der "Ruhrpott"!

Anonym hat gesagt…

Erfinder können keine Nachahmer sein – dann wären sie ja keine Erfinder!