Mittwoch, 13. März 2013

Das Apple-Wunder: Profit durch Hardware

Während sich IBM aus dem direkten Endgerätegeschäft komplett herausgezogen hat, triumphiert hier Apple und bezieht aus diesem Geschäft den Großteil seiner Gewinne - durch Hardware. Eigentlich ist dies eine schallende Ohrfeige in das Gesicht der Manager, die seit zwanzig Jahren den einstigen Weltmeister aller Rechnerklassen führen. "Das sind doch alles Commodities", hieß die Formel der Resignation, mit der Big Blue auf den Margenverfall bei PCs reagierte. Dahinter steckte eine Menge Verachtung, für Apple erwiesen sich die Commodities als Kronjuwelen. Obwohl Apple für die Herstellung von guter Software berühmt sei, meint jetzt das Wall Street Journal, würde das Unternehmen das meiste Geld mit der Hardware verdienen, auf denen diese Software exklusiv läuft. Apple hat das Modell realisiert, das IBM mit der Vorstellung von OS/2 und PS/2 1987 auch gerne durchgesetzt hätte. Der Mikrokanal sollte die Hardware vor Nachbauten und Ausplünderung durch Mitbewerber verhindern, OS/2 sollte - trotz der Nähe zu Mcrosofts Windows - irgendwann das iOS dieser IBM-Welt werden. Aber IBM bekam weder die Mitbewerber in den Griff noch den Partner Microsoft. Dessen Geschäftsmodell, dass aller Profit aus der Software kommt, beherrschte die Szene. Apple, zehn Jahre später von Microsoft gerettet, stellte sich da weitaus klüger an, propagierte unverdrossen seine proprietäre Hardware-Strategie und setzte sich durch. Nun schlagen Google & Co. zurück. Über das Betriebssystem Android können sie die Apple-Welt nicht erobern, aber über die Apps. Und wenn man sich dann wie bei der Kartensoftware ein wenig dämlich anstellt, hat man plötzlich Google Maps an der Backe, gefolgt von E-Readern der Kindle-Art oder wem auch immer. Alles drängt bereits in die nächste Stufe - von der Anwendung zur Content-Ebene. Und da kommen die anderen Oligarchen ins Spiel: neben Google, Facebook, Amazon und nun auch immer mehr Twitter. In diesem Kampf der Giganten spielt IBM keine Rolle mehr, sie hat sich selbst ins Aus geschossen. Mit der Konzentration auf Big Data erschließt sie sich zwar die Content-Ebene, aber nicht um daraus Nutzen für den Endverbraucher zu generieren, sondern nur für institutionelle Anwender. Sie sorgt dafür, dass ihre Kunden alles über die Welt von Otto Normalverbraucher wissen, aber für sie selbst bleiben die Endverbraucher eine anonyme Menge. Big Data ist die dicke Bertha des IT-gesteuerten Marketings, die größte Kanone, die auf die kleinsten Spatzen schießt. Google, wahrscheinlich der mit Abstand größte Anwender von Big Data ist da in einer ganz anderen Situation: Google hat - ebenso wie Apple, Facebook, Twitter und Amazon - den Spatz bereits in der Hand.
Raimund Vollmer
PS: IBM gibt es ja nicht gerne zu, aber ihr Profitmodell basiert auch auf reiner Hardware - auf den Mainframes, die zusammen mit der an die Großrechner gekoppelten Software mehr als die Hälfte des Gewinns ausmachen. Wie bei Apple dulden auch die IBM-Kunden diese Form der Ausbeutung. Nur ist es bei den Privatleuten der Apple-Welt deren eigenes Geld, das sie hier verbraten, indem sie für iPhones, iPads & Co. Premium-Preise bezahlen. Bei den Mainframern aber ist es das Geld, das der Firma gehört. Und da wird auf Dauer jeder Aufsichtsrat einmal hellhörig...

4 Kommentare:

Analüst hat gesagt…

Qualität hat ihren Preis - sowohl bei Apple- als auch IBM-Geräten. Billiger Taiwan-Schrott kostet langfristig mehr - Geld, Nerven und viel Zeit...

Raimund Vollmer hat gesagt…

Als ich meine PCs noch bei IBM kaufte, haben die mich mehr Nerven und Zeit gekostet als der PC, an dem ich jetzt sitze und aus dem Haus Lenovo kommt. Allerdings war mein Image unter uns PC-Anwendern als IBM-Kunde wesentlich höher als heute mit meiner Lenovo-Maschine. Der Erwerb eines Ganzsieten-Bildschirms mit dem Label IBM, der Umstieg auf OS/2 Extended Edition mit dem Label IBM führte 1992 dazu, dass ich eine zweite Partition mit Windows benötigte, weil OS/2 den Ganzseitenbildschirm nicht unterstützte. Alles von IBM - und nichts passte zusammen, lieber Analüst.

Analüst hat gesagt…

IBM war und ist keine PC Company, lieber Journalyst, sondern immer nur eine Me-too-Company, die einen lukrativen Markt beherrschen wollte, was letztlich M$ und Intel gelang.

Deshalb hättest Du damals schon Apple kaufen sollen. Dann wären die vielleicht auch nicht fast pleite gegangen :-) und hätten nicht aus ihren Fehlern gelernt. Kurz, Apple wäre immer noch die bessere PC Company und nicht der größte IT-Konzern der Welt...

Raimund Vollmer hat gesagt…

Ich habe keine Aussage zu Apple gemacht, sondern zu Deiner Aussage über die Qualität der IBM-Rechner. Dass Apple die besseren Produkte macht, habe ich nie bestritten - und sie hat die von PARC vorgelegten Neuerungen auch weitaus besser umgesetzt als Microsoft und Intel. Dass ich mich nicht für Apple entschieden habe, hat auch etwas damit zu tun, dass mir die Hochnasen der Grafiker, die den Apfel wie eine Monstranz vor sich her trugen, fürchterlich auf den Wecker ging.