... zeigt sich nun auch hier. Fast drei Jahrzehnte nach der Ankündigung des PCs bahnt sich das an, was damals als Revolution empfunden wurde und doch eine Generation brauchte, um sich durchzusetzen. Mit dem PC vollzog sich der Wandel vom institutionellen Anwender zum individuellen Anwender. Es war ein allmählicher Prozess und insofern keine Revolution, sondern Evolution. In Deutschland wurde der Begriff Personal Computer deutsch ausgesprochen: Personalcomputer. Er war der Computer für das Personal. Es war eine Fehldeutung. Denn gemeint war natürlich der "persönliche" Computer. Sofort entbrannte in den Unternehmen ein Kampf um die Oberhoheit über diese Systeme, die sowohl den individuellen als auch institutionellen Interessen dienten. Aber das bezog sich auf die Betriebe. Zuhause triumphierte das Individuum. Mit dem Internet übernahm es zugleich die Herrschaft über die Netze. Dass Business-to-Business (B2B) die Zukunft des Internets bestimmen würde, war zu Beginn dieses Jahrzehnt die vorherrschende Meinung in den Managementetagen vieler Anwender und Anbieter. Ein Irrtum. B2C und C2C (C = Consumer) waren Bewegungen, die sich sehr schnell emanzipierten. Das Ergebnis ist, dass heute der Konsument die treibende Kraft in der IT ist oder sich mehr und mehr dahin bewegt.
Wenn SAP nun seine Umsatzzahlen nach unten korrigiert und wir die Umsatzrückgänge bei IBM ebenfalls in die Rechnung einbringen, dann müssen sich beide Unternehmen und viele ihrer Partner im Windschatten darauf einstellen, dass sich das Geschäftsmodell ändert. Es ist ein Jahrhunderttrend, denen Firmen, die aus dem 20. Jahrhundert kommen und dessen Denkunsgweisen zu stark internalisiert haben, nur sehr, sehr ungern adaptieren.
Man lese dazu nur das Interview mit SAP-Chef Leo Apotheker in der heutigen FAZ (eigentlich muss man es nicht lesen), um zu erkennen, wie abgehoben diese Management-Kaste denkt und auch spricht. Den Managern der eigenen Vergleichsreihe mag das ja noch gefallen, wenn man von oben herab seinen Jargon der Eigentlichkeit pflegt, aber die Menschen erreicht man damit nicht. Hoffentlich hat die PR-Abteilung den Mut, ihre Chefs darauf hinzuweisen (obwohl das z.B. das heutige Interview ziemlich "vorbereitet" klingt, so dass man den Eindruck hat, die PR ist sogar noch Verstärker der Abgehobenheit).
Ob's was nützt, ist schwer zu sagen. Denn auf dem Golfplatz oder in der VIP-Lounge oder in anderen Begegnungen unter sich, treffen sich noch zuoft zuviele dieser altmodischen Chefs, die sich gegenseitig in ihrer überkandidelten, aber auch völlig überholten Denkweise gegenseitig bestätigen. Es sind zuviele, um die Vorherrschaft ihres antiquierten Denkens nachhaltig brechen zu können.
Die Herrscher des 21. Jahrhunderts sind die Konsumenten. Sie bilden das vierte Wirtschaftssubjekt, das im Zusammenspiel der anderen - Staat, Banken, Unternehmen - im 20. Jahrhundert immer das Nachsehen hatte. Jetzt aber tritt es emanzipiert auf und verändert die Machtverhältnisse. Google und Apple haben das erkannt.
Im übrigen: Wenn SAP auf den Mittelstand schielt, dann sollte sie daran denken, dass sie vom Mittelstand mehr lernen kann als umgekehrt. Es gibt gerade in Deutschland sehr viele, global aufgestellte Mittelständler, die haben es geschafft, ihren Laden aufzubauen und zusammenzuhalten ohne SAP.
Natürlich kann SAP wie IBM noch etliche Jahre immer mehr Gewinn mit immer weniger Umsatz machen. Nur wird es eines Tages enden mit dem Totalausverkauf.
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