Freitag, 26. Juli 2019

Der Ad-Blocker - Triumph der Einfallslosen

Es war die schiere Neugier, die mich dazu verleitete, einem Link zu folgen, der mir versprach, etwas Neues über das Verhältnis von KI und Journalismus zu erfahren. Ich clickte, landete Xingderassabum bei der Süddeutschen Zeitung, las zwei Zeilen, die wiederum so verfasst waren, dass sie mir das, was vorher der Linkhinweis versprochen hatte, noch einmal versprach - und dann knallte sich vor meinen Bildschirm die Aufforderung, doch meinen Ad-Blocker auszuschalten. Wie das geht, würde mir auch noch mitgeteilt, wenn ich auf den entsprechenden Link drücke. Aber ich könnte mich auch kostenlos registrieren lassen. Meine Neugier war frustriert. Wenn ich blödsinnige Werbung lesen muss, um dann zu erfahren, dass ich doch nur einer aufgemotzten, inhaltsleeren Meldung (das ist jetzt natürlich eine völlig ungerechtfertigte Unterstellung) aufgesessen bin, dann wird in mir die Ad-Blockade, von der ich gar nicht wusste, dass ich sie eingeschaltet habe, vollends und sehr bewusst aktiviert. Dümmer geht's nimmer. Womit natürlich ich gemeint bin, nicht die cleveren Marketiers, die sich hinter journalistischer Arbeit arg & listig verstecken.
Es gäbe übrigens eine ganz einfache Lösung, wie alle Verlage ihr Geschäftsmodell attraktiv gestalten könnten. Ganz, ganz simpel. Müsste auch jeder Verleger drauf kommen. Dafür braucht man noch nicht einmal KI. So leben Google & Co. weiterhin  davon, dass unsere Verleger nicht über ihren Ad-Blocker-Schatten springen können.
Raimund Vollmer


8 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Wie genau sieht denn die ganz einfache Lösung denn aus, mit der alle Verlage ihr Geschäftsmodell attraktiv gestalten könnten? Bezahlschranken statt Adblocker-Blocker-Ausschluss?
Irgendwie müssen die Verlage ja dafür sorgen, dass unser Online-Lesestoff finanziert wird. Bisher übernehmen das die Inserenten. Da liegt es nahe, dass die Verleger dafür sorgen wollen, dass die Inserate auch zur Kenntnis genommen werden.
Ich bin gespannt auf die einfache Lösung, auf die offenbar noch keiner gekommen ist. Aber es hat ja auch mehrere hunderttausend Jahre gedauert, bis der Mensch endlich das Rad erfunden hatte...

Raimund Vollmer hat gesagt…

Warum soll ich die Lösung verraten? Das muss ich mir noch sehr genau überlegen. Ich bin mir übrigens gar nicht sicher, dass ich da allein drauf gekommen bin. Das ist ja der Grund, warum ich zögere. Kompliziert? So ist das nun einmal bei einfachen Lösungen. Die sind immer kompliziert.

Besserwisser hat gesagt…

Ich würde die Lösung verkaufen. Die Nachfrage dürfte groß sein, das Angebot von Alternativen eher gering.
Also wird das Preisangebot für die Lösung durchaus attraktiv sein :-)))))

Anonym hat gesagt…

Ad-Blocker - ein Tool gegen die Abzocker. Google & Co. auf der einen Seite, die mit kostenlosem Content Milliarden scheffeln. Und gegen uns Billighuber, die wir alles umsonst haben wollen. Und das auch noch bequem. Ad-Blocker sind die Beste Erfindung seit langem und müßten nur konsequenter genutzt werden.
Und die Content-Anbieter, die Ad-Blocker nicht tolerieren, müssen konsequenterweise auf Anzeigen verzichten. Ich verzichte ja auch freiwillig auf PayTV, weil die Sender mit meinem Geld die Formel1, Tennis & Fussball finanzieren und mich trotzdem auch noch mit Werbung foltern wollen.

Raimund Vollmer hat gesagt…

Ich sehe die Logik nicht ein: Ich muss Werbung lesen, damit ich Inhalte sehen darf. Das ist ziemlich bescheuert. Dann kann auch der Inhalt nichts sein. Es ist ja ohnehin meist so, dass das was groß im Frei-Netz angerissen wird, im Inneren dann als eine ziemlich lahme Ente daherkommt. Es ist alles Marketing - vor allem das Marketing selbst.

Anonym hat gesagt…

Die Logik liegt auf der Hand: Journalismus muss sich refinanzieren. Das funktioniert über zwei Schienen: Die Leser, die den Inhalt kaufen, und die Anzeigenkunden, die sich beim Verleger die "Leser/innen" kaufen, die sich für bestimmten Content interessieren. Jede seriöse Tageszeitung macht das, selbst die öffentlich rechtlichen ARD & ZDF, die lange (aus guten Gründen) auf die zweite Einnahmequelle verzichtet hatten. Und sogar SkY&Co strotzt vor Werbung, obwohl reiner Bezahlsender. Wer eine Zeitung abonniert, kauft Werbung mit. Wer Tagesschau guckt, muss pünktlich einschalten, damit er/sie von Werbung verschont bleibt. Es ist nicht alles Marketing, aber ohne Marketing ist alles nichts. Selbst guter Journalismus!

Besserwisser hat gesagt…

Es ist schon bitter, wenn ausgerechnet ein Journalist nicht versteht, warum gute Inhalte nicht völlig umsonst sein können. Das wäre ja eine contradictio in adiecto! Wovon leben, wenn alle Gedanken frei sind. Dann müsste man ja konsequenterweise auch die Patente abschaffen...

Raimund Vollmer hat gesagt…

Übrigens: Unsere Verleger (sind es wirklich unsere?) müssten nur unternehmerisch tätig sein, um diese simple Lösung zu installieren und zu einem überwältigenden Erfolg zu machen. Übrigens; die Leser wärenb auch glücklich...