Donnerstag, 2. Mai 2019

Wollen wir wieder journalysieren?







Es ist still geworden hier auf der Journalyse-Seite. Das hat seinen Grund. Wir sind demotiviert. Es ist doch alles gesagt - und was noch nicht gesagt ist, interessiert keinen. Es könnte ja die eigene heile Welt stören. Zum verzweifelten Glück gibt es ja die Seite www.despair.com. Sie schrieb auf dem Höhepunkt der New Economy-Krise Geschichte, als sie uns Frowny wegnahm...  Raimund Vollmer

ERINNERUNG AN DIE ZUKUNFT
 
Dallas. Dienstag, 2. Mai 2000. Smiley ist traurig. Aber er darf nicht verzweifelt sein. Das ist verboten. Denn die Rechte an seinem zweiten Gesicht, an Frowny, besitzt jetzt unter der Registriernummer 234767 ein Mann namens E.L. Kersten, Chef der  Firma Despair aus Dallas. Nun will der Amerikaner sieben Millionen Internet-Benutzer verklagen, weil sie keine Lizenz zum Runzeln haben.
So fielen an diesem Tag weltweit die Mundwinkel nach unten.  Aber nicht lange. Wer clever war, loggte sich ins Netz ein und besuchte die Adresse www.despair.com. Dort wurden nämlich die Nutzungsrechte angeboten. Zum Preis von 0,00 Dollar.[1]
FYA. Es war nur ein PR-Gag, mit dem der texanische Anbieter von Scherzartikeln auf sich und seine Website aufmerksam machen wollte. So feiert Smiley in diesem Jahr mitsamt seinen Dutzend anderen Tastaturgesichtern seinen 40. Geburtstag. Denn es war der amerikanische Graphiker Harvey Ball, der im Dezember 1963 das lachende Mondgesicht erfand. 1979 hatte dann Kevin MacKenzie, Hüter der ersten Mailing-Liste im Netz, der sogenannten MsgGroup, die Smiley-Family ins Arpanet gemorpht, dem Vorläufer des Internets.[2] Seitdem beherrschen die Emoticons, angereichert um Dutzende von griffigen  Kurzzeichen, jeden Chat. Sie durchdringen die Newsgroups und heizen die mobile SMS-Welt emotional auf. All dies geschah unter dem Kürzel FYA (For Your Amusement).[3]
Eine nette Anekdote. Mehr nicht? Doch. IOW (In Other Words) erzählt sie uns nämlich sehr viel mehr. Sie weist unterschwellig auf den großen Kampf hin, der vermutlich uns noch sehr, sehr lange bestimmen wird. Es ist der Kampf der Rechte gegen die Ideen. Und die Geschichte von Smiley & Co. ließ lange Zeit die Lösung ahnen. Nur wer seine Rechte dem Gemeinwohl widmet, wird auch gewinnen.
Das war die eigentliche zündende Idee hinter der New Economy. Es war ihr Gesetz, aber nun verschwindet es nach und nach im Land der Rechte, die immer die anderen haben...


[1] Computerworld, January 14, 2002: »A Trademarked Emoticon«      
[2] Fortune, October 9, 2000: »Chronic«
[3] Computerworld, January 14, 2002: »A Trademarked Emoticon«

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Wer ist WIR?

Analüst hat gesagt…

Wie Pater Brown - er kann nicht lassen 😎😎😎😎😎

Raimund Vollmer hat gesagt…

Das habe ich mich auch gefragt. Wir hatten aber keine Antwort - Frowny und ich.
Nein, ich würde mich sehr freuen, wenn wir wieder gemeinsam ins Journalysieren kämen...

Anonym hat gesagt…

Es sind andere Themen gefragt als IBM – die ist einfach nur noch antik und statisch. Da tut sich nix mehr.
Spannender sind Google, Amazon, Apple und Microsoft.
Oder SAP, um mal ein good old german enterprise ins Spiel zu bringen,
Die Frage ist: Wohin driftet SAP? Gibt es eine Meuterei oder bleibt Captain McDermott am Ruder und vertreibt alle Querulanten, die seinen visionären Kurs vom Verkauf von Marketing-Blasen nicht mittragen? Fragen über Fragen: Wer kommt nach Hasso?
Spannend...