(Kommentar) ... und damit in dem sich justament voll entwickelnden Internet-Zeitalter den Rückstand von Staat, Wirtschaft und Gesellschaft in Deutschland bewältigen wollte, da war das wieder einmal jener Projekte, die bei ihrer durchgeplanten Aufholjagd zuerst auf die Schulen und das Bildungswesen gucken. Das war schon immer so, weil die Schulen aller Art einen wunderbaren Markt darstellen, den man massenweise mit Equipment ausstatten kann - und auch noch gutgesteuerte Verteilmechnismen besitzt. So macht sich jetzt auch wieder der Lobby-Verband BITKOM wieder stark für Schulen. Meistens folgt dann bald darauf die Meldung, dass die Schulen die Geräte nicht richtig nutzen, weil die Lehrer lieber Tafel und Kreide benutzen oder ähnliche Verhaltensstörungen ausweisen.
Als jemand, der wie die meisten von uns noch aus der Kreidezeit stammt, fragt man sich, wie konnten wir es nur schaffen, 1969 den ersten Menschen auf den Mond zu schicken, wie konnte es nur gelingen, Herzen zu transplantieren, wie konnten wir nur die Doppelhelix der DNA entdecken, wie konnten wir nur das Internet ohne Internet erfinden?
Erwin Staudt, mehr Philantrop als IBMer, hatte ja 1999 mit seiner Inititaive durchaus noch edle Absichten im Hinterkopf, aber heute wirkt das Geschäft mit dem Rückstand als ziemlich durchsichtig. In den sozialen Netzwerken zum Beispiel hat Deutschland als Anbieter nichts zu sagen, ist der Rückstand uneinholbar. Vor 15 Jahren, 2001, sprach man noch bei der Akzeptanz von einem Rückstand von vier bis fünf Jahren. Was die Nutzung anbelangt, liegen wir wahrscheinlich gleichauf mit allen anderen Ländern aus G7 und OECD. Die Konsumenten haben die Produzenten (aus Deutschland) weit hinter sich gelassen. Der letzte Rettungsanker ist nun der deutsche Sonderweg namens Industrie 4.0. Er hat mit Menschen nichts zu tun, sondern nur mit Dingen. Da fühlen wir uns wohl, wenn wir uns die Dinge industriell untertan machen können. Leider sind es die Konsumenten, die letzten Endes darüber entscheiden, ob sie diese Dinge auch kaufen. Und da bekommen wir dann den Rückstand voll zu spüren. Das dauert zwar noch ein oder zwei Jahre, aber Ende dieses Jahrzehnts wird der BITKOM uns erzählen, wie rückständig wir seien - und die Schuld daran tragen natürlich die Schulen... (Raimund Vollmer)
6 Kommentare:
Ich frage mich: Wenn wir so rückständig sind - warum sind wir dann Exportweltmeister und gerade unsere Mittelständler, die "Hidden Champions", in vielen Branchen marktführend?
Das ganze Geschwafel ist doch nur allerärmstes Marketing aus der tiefsten Kreidezeit!
Geschäftehuberei von Staudt & Co
Tja, lieber Besserwisser, dein Name ist eigentlich schon Antwort genug. Wir sind Weltmeister, weil wir so unglaubliche Besserwisser sind. (Ich bin da ja auch nicht frei von). Aber wir können es immer nur "besser", basisinnovativ sind wir deshalb noch lange nicht. Und darauf kommt es an, auch wenn Du es bestimmt besser weißt...
Herzlich Raimund
Was hat die D21-Initiative in all den Jahren bewirkt?
Außer vielleicht ein paar "verdienten" Leuten hochdosierte Managerposten zum Ausschlafen zu bieten???
Im Wort Besserwisser steckt das Morphemen "Wissen". Wissen ist eine Folge von Bildung, also kann die in Deutschland nicht ganz so katastrophal sein, trotz Kreidezeit
Besserwissen ist übrigens auch eine Folge von Bildung, speziell von Einbildung :-))))
Institutionen haben die Tendenz, ganz langsam zu sterben. Und selbst als Zombies, jeglicher Idee längst beraubt, sind sie nur mühsam unterzukriegen.
Wie die FDP?
Kommentar veröffentlichen