Als ich 1975 als junger Journalist in die Computerbranche kam, befand sich hier die Medienszene mitten im Umbruch. Die Nummer 1, die Computer Zeitung, zu der ich kam, hatte gerade diese Position aufgegeben. Die Computerwoche hatte sie verdrängt. An deren Spitze stand Dr. Gerhard Maurer. Dessen Nachfolger als Chefredakteuer sollte Dieter Eckbauer werden. Er war, was seine Schreibe anbelangte, kein gelernter Journalist, aber seine Leidenschaft für seine Themen, die er dann auch im Blatt mit viel Pfeffer und Engagement durchsetzte, war beispielgebend für den Berufsstand. Er hat die Computerwoche nicht erfunden, das war sein Vorgänger. Dieser hat auch die Weichen so gestellt, dass der Erfolg fast unausweichlich wurde. Dieter Eckbauer aber hat die Möglichkeiten, die Maurer geschaffen hatte, in herausragender Form genutzt. Er hat einen Riesen-Job gemacht.
Er war einfach ein guter Typ. Dass solche Typen wie er im
IT-Journalismus nicht mehr präsent sind, ist er nicht schuld. Dies haben andere versaut. Leider
besteht überhaupt keine Hoffnung, dass solche Typen wie Dieter Eckbauer
noch einmal im IT-Journalismus eine Chance bekommen. Entsprechend langweilig ist die IT auch geworden.
Manchmal glaube ich, dass die Anwender, für die er kämpfte und gegen deren intellektuelle Trägheit er ankämpfte, ihn viel zu wenig gepflegt haben. Er besaß die Zivilcourage, die heutige IT-Chefs sehr oft vermissen lassen. Wer vor 30, 40 Jahren Geld zu sparen suchte und seinem Hersteller Widerstand entgegenbrachte, musste damit rechnen, dass er seinen Job verlor, wenn auch nur das Geringste danebenging. Wer selbstbestimmt seinen Job machen wollte, der brauchte Mut und Tapferkeit. Dabei waren die IT-Chefs einem unglaublichen Druck ausgesetzt. Jeder Ausfall einer Maschine wurde ihnen angelastet. Sie wussten, wie sie Widerstand und Ablehnung auszuhalten hatten. Und Typen wie Eckbauer waren vielleicht die einzige Lobby, die sie in der Öffentlichkeit hatten.
Dieter Eckbauer war der letzte Hero, den die IT-Branche besaß.
Raimund Vollmer
7 Kommentare:
De mortuis nil nisi bene...
Oui, d'accord !!!
Aber bitte nicht so dick auftragen. Helden des Alltags gibt es auch heute noch - auch in der IT-Branche :-)
Blattmacher sicher weniger. Mein Lieblingsblattmacher von heute ist eine Frau: Ute Frieling-Huchzermeyer. Schaut Euch mal Ihr Blatt an, das von vielen bereits abgekupfert wird, aber immer noch unerreicht ist bei der emotionalen Ansprache ihrer Leser(INNEN).
Print lebt also - mann muss es nur richtig machen.
Eckbauer war weniger Blattmacher als vielmehr Provokateuer, der advocatus diaboli. Danke für den Kommentar.
Habe ihn genauso wenig bewundert wie die Macher der Bildzeitung - auch wenn er das Handwerk verstanden hat.
Seine Prämisse war immer die ideologische Verblendung. Er hätte auch die Kirchenzeitung machen können. Sein Teufel war die IBM - und das ist doch auch nur eine stinknormale Firma. Noch
Lieber Besserwisser, ich habe Dieter Eckbauer in seiner aktiven Zeit auch immer eher skeptisch gesehen. Aber ich muss neidlos anerkennen, dass er mit seiner "Verblendung" uns anderen immer den Freiraum gehalten hat, den wir - wo immer wir in der IT-Presse arbeiteten - für unsere Arbiet gebraucht haben. Diesen Freiraum gibt es nicht mehr. Außer in Umgebungen wie diesen Blog, der aber alles andere als Mainstream ist - eine Nische, die keiner vermissen würde, wenn es sie nicht mehr gäbe. Ich habe mich im Verdacht, dass ich Eckbauer unterschätzt habe - im Vergleich zu vielen aktiven Kollegen sowieso.
So habe ich das noch nie gesehen.
Besser unter- als überschätzt
Ich habe erst heute von seinem Tod erfahren. Dass sein Sterben einsam und trostlos – im wahrsten Sinne des Wortes – verlaufen ist, bedrückt mich. Dass er eine trostspendende Hand ausgeschlagen hat, überrascht mich nicht. Er konnte nicht anders.
Immerhin ließ sich ein würdiges Begräbnis finanzieren. Mithin zolle ich allen Kollegen Respekt, die sich an den Bestattungskosten beteiligt haben.
Ruhe also in Frieden, Dieter Eckbauer, und schlaf dich mal richtig aus. Du hast es nötig!
Liebe Frau Ritter, ich bin tief erschüttert. Die IT-Branche wird noch an ihrer eigenen Herzlosigkeit zugrunde gehen. IT hat keine Kultur.
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