Samstag, 13. April 2013

Eiern mit Eiermann

"Präzision auf Widerruf" schrieb der Spiegel 1972, als zwei Jahre nach dem Tod des legendären Architekten Egon Eiermann zwei seiner letzten Kreationen, die deutsche Olivetti-Niederlassung in Frankfurt-Niederrad und die deutsche Hauptverwaltung des Computer-Konzerns IBM in Stuttgart-Vaihingen, in Betrieb genommen wurden. Diese "Verwaltung im Grünen" (Eiermann) liegt an der Autobahn.
Eiermann bevorzugte Glas und Stahl; an letzterem schätzte er seine "Wegnehmbarkeit" - die "Möglichkeit zum Widerruf". Wie recht er damit leider hat! Droht dem Kulturdenkmal jetzt sogar der Abriß, wie die Stuttgarter Zeitung berichtet. Jedenfalls fehlt Politikern, Spekulanten und Managern offenkundig Phantasie eines Eiermann, um mit dem denkmalgeschützten Ensemble etwas Sinnvolles anzufangen. Vielleicht sollte IBM einmal richtig in "Green IT" investieren...

5 Kommentare:

Besserwisser hat gesagt…

guckst Du hier:
www.egon-eiermann-gesellschaft.de

Anonym hat gesagt…

warum waren 83 Mio. Euro zuviel? 2001 war das Ensemble 170 Mio. DM wert. DM - nicht Euro:

http://www.big-max-web.de/content/My_Sporting_Life/IBM.pdf

Analüst hat gesagt…

2007 war das vielleicht wirklich nicht zuviel - aber 2008 nach der Weltwirtschaftskrise schon

Raimund Vollmer hat gesagt…

Ich kenne das Gebäude seit 1976 - und war immer wieder erstaunt über die Sicherheitsvorkehrungen. Aber eigentlich war es kein Wunder. IBM war als amerikanisches Unternehmen RAF-gefährdet. Und Informationen rund um IBM waren höchst begehrt. Mit dem Fall der Mauer (und dem Fall der IBM) veränderte sich alles. IBM wurde offener. Hans-Olaf Henkel besorgte aus Berlin zwei große Mauer-Brocken, ein Symbol dafür, dass auch bei Big Blue die Mauer fiel. Leider verlor IBM damit letztlich jeden "nationalen" Grund unter den Füßen. Ehningen ist ein liebloses Gebäude - geleast und damit wie zuletzt der Eiermannbau (Sale & Lease-Back) nur eine Lösung auf Zeit. Aber die IT-Branche kann sich Gefühle nicht mehr leisten. Sie hat auch an der Spitze gar nicht mehr die Typen dafür. Leidenschaft ist keine Kultur, die man in dieser Branche pflegt. Kein Wunder, dass andere so etwas wie Facebook erfanden...

Anonym hat gesagt…

Leisten könnte sich die IT-Branche Gefühle schon, wenn man die Bilanzen von IBM, SAP, Oracle, Microsoft & Co studiert. Nur: Sie hat einfach keine. Das ist das Problem. Eiskalt wie die Computer!

Deshalb und als Gehilfen der Jobkiller (=fantasielose Manager) auch zurecht so unbeliebt.