Freitag, 8. Februar 2013

Die Zukunft der Zet-Machine: Ran ans Netz - Run aufs Netz...

... so könnte man umschreiben, was sich Doug Balog, General Manager für IBMs Z-Machine, da für die Mainframewelt vorstellt. Er möchte, dass die Kunden der Hochsicherheitssilos ihre Mobilanwendungen und ihre Social Networks der Mutter aller Server anvertrauen. So erklärte er jetzt in einem Gespräch mit Computerworld. Da sprach er von einer "social-mobile platform". Eine Bank, die ihren Mainframe so einsetzt, könnte nahezu in Echtzeit aus der Transaktion an einem Geldautomaten herauslesen, ob dies in zeitlicher Übereinstimmung mit anderen Aktivitäten des Kunden steht. Gemeint ist wohl, wenn er justament in New York Geld abgehoben hat, dann kann er nicht eine halbe Stunde später in San Francisco ein Auto mieten. Ein Beispiel, bei dem Transaktionsverarbeitung, die ja historisch die große Stärke des Big Iron ist, gekoppelt wird mit anderen Datenströmen, die zum Beispiel aus sozialen Netzen kommen. Das bedeutet, das Websphere in der Mainframe-Version um neue Funktionen erweitert werden muss.
Kommentar. Das IBM-Management scheint nun endlich zu kapieren, dass es mit dem Mainframe ein Zentralstück der Netzwerke besitzt - eine Erkenntnis, die es bestimmt schon zwanzig Jahre hätte haben können, wenn es sich endlich mal auf den Hosenboden gesetzt hätte und über die Anwendungswelt jenseits der reinen Profitmaximierung hinaus nachgedacht hätte. Aber die Kunden waren in ihrer gnadenlosen Phantasielosigkeit auch nicht viel besser. Wer als Anwender über den eigenen Tellerrand hinausdachte, wurde stets schief angeguckt - mit dem Ergebnis, dass diese dann das "soziale Netzwerk" der Großrechnerwelt verlassen haben und ihre Ideen mit anderen, zumeist auch noch weitaus preiswerteren Systemen realisiert haben. Nun berichtet IBM, dass in den letzten zwei Jahren 180 Neukunden im Mainframegeschäft dazugekommen seien. Sie sagt uns leider nicht, wieviele Kunden sie verloren hat. Egal: Es bleibt die Hoffnung, dass diese Neukunden frischen Wind in die Mainframe-Welt hineinbringen. Verdient hätten es all die genialen Entwickler, die IBMs Mainframe-Fraktion nach wie vor auszeichnet. Verdient hätten diese Ingenieure auch, dass sie den Kunden mal erzählen, was man mit den Kisten alles machen könnte, wenn man sie nur lassen würde. Aber es sind meist die Jobhopper des Managements, die meinen, die Zukunft verkünden zu dürfen. Und diese Zukunft läuft der Gegenwart zumeist mindestens drei Jahre hinterher.
Raimund Vollmer

1 Kommentar:

Besserwisser hat gesagt…

Sun erklärte schon Mitte der 80iger Jahr mit dem Spruch "Das Netz ist der Computer" die Server & insbesondere die Mainframen für tot.

Den konterten die Mainframer mit dem Spruch: "Der Computer ist das Netzwerk".

Jetzt ist Sun mausetot - und der Mainframe lebt (noch?)