... führt dazu, dass nach Meinung der Unternehmensberatung McKinsey allein in den USA bis 2018 zwischen 140.000 und 190.000 Fachkräfte fehlen werden, die in der Lage sind, in diese gewaltigen Zahlen- und Datensammelwerken "mit tiefem, analytischen Verstand" einzutauchen. Weitere 1,5 Millionen Menschen werden fehlen, um Daten so analysieren zu können, dass daraus gute Geschäftsentscheidungen werden.
Derweil regt sich so manche Kritik an dieser Datengläubigkeit, wobei vor allem die Zahlenwerke in die Kritik geraten. "Zahlen umgeben eine Aura von Objektivität. Sie wiegen uns in Sicherheit, wie es das gesprochene Wort niemals vermag", heißt es kürzlich im Feuilleton der FAZ. "Spätestens seit dem Lehman-Brother-Crash von 2008, der die Welt in einen Strudel riss, dessen Sog sie bis heute spürt, müssten wir eigentlich eine ungeheure Zahlenaversion verspüren- und uns in die Arme der Intuition flüchten. Aber das tun wir nicht, im Gegenteil. Noch immer verbreitet jede Gewinnwarnung bei Börsenhändlern und Aktionären blanke Furcht, noch immer reagiert der Markt hektisch auf die Raqnkings irgendwelcher Ratingagenturen, die in der Vergangenheit nachweislich versagt haben."
Heute heißt es in derselben Zeitung in einem Interview mit Daniel Suarez, "Autor und Programmierer" (Kill Decision) über das Erzeugen von Bid Data durch den Einsatz von kamerabestückten Drohnen: "Die amerikanische Drohnenflotte flog im Jahr 2004 Einsätze mit einer Gesamtdauer von 71 Stunden. Die Zahl stieg auf 25.000 Stunden im Jahr 2009 und, nach Schätzungen des Pentagon, auf 300.000 Stunden im Jahr 2011." Das kann niemand auswerten, außer die Drohnen und ihre Technik selbst. Deshalb meint Suarez: "So werden denn schließlich den Menschen sagen, worauf sie achten sollen, und nicht umgekehrt." Dies wird wohl um so mehr wahr, je weniger Fachleute wir haben "mit tiefem, analytischen Verstand" - und mit Intuition.
Derweil titelte gestern das Wall Street Journal: "Meet the New Boss: Big Data". Es berichtet von Erfahrungen des US-Riesen Xerox, der nach der Analyse von Big Data zu der Erkenntnis kam, dass es für Jobs im Call Center nicht notwendig sei, besonders viel Erfahrung zu haben, sondern es vor allem darauf ankommt, kreativ zu sein - also wohl dem zu folgen, was man auch Intuition nennen könnte.
Ehrlich gesagt, dass hätten wir auch ohne Big Data erkannt. Aber denen, die heute an der Spitze der Unternehmen stehen, haben eins nie gelernt: nämlich der Intuition zu folgen.
3,8 Milliarden Dollar geben die Unternehmen inzwischen weltweit dafür aus, dass ihnen eine Talent-Management-Software das sagt, worauf sie eigentlich selbst durch Anwendung des gesunden Menschenverstandes hätten kommen können. Schade, um das schöne Geld. Welche kreativen Produkte hätte man damit nicht alles entwickeln können...
Raimund Vollmer
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