Donnerstag, 26. August 2010

IT-Industrie: "Ideenlose Manager"

So hätte die FAZ ihren heutigen Kommentar auch überschreiben können. Denn die Übernahmegefechte, die momentan in der IT-Industrie laufen, sind in erster Linie Ausdruck für die Ideenlosigkeit der Männer und Frauen an der Spitze der Big Player. Und sie haben Berater um sich geschart, die ihnen bestimmt stark geholfen haben, die Kriegskassen bis zum Überlaufen zu füllen, aber keine Idee haben, was sie nun mit dem Geld machen sollen. Buchhaltertypen werden ja nicht wegen ihres Phantasiereichtums eingestellt oder unter Beratervertrag genommen. Die leben von der einzwängenden Verrechtlichung aller Lebensverhältnisse eines Unternehmens und nicht von bahnbrechenden Ideen, die neue Märkte erschließen, neue Arbeitsplätze schaffen und den Kunden neue Möglichkeiten aufzeigen. Die Buchhaltertypen leben davon. dass sie Wohlstand für wenige schaffen - zu denen dann vor allem sie selbst gehören. Mit wagemutigem Unternehmertum, auf das die IT-Branche dereinst mit Recht so stolz war, hat das gar nichts zu tun.
Tatsache ist zudem, dass wir seit dreißig Jahren von den Basisinnovationen leben, die in den sechziger und siebziger Jahren geschaffen wurden. Von Leuten, die heute niemand mehr kennt. Zum Beispiel: Ted Hoff bei Intel (Mikroprozessor), Ed Codd (Relationenmodell) bei IBM, Douglas C. Engelbart (Mouse, Internet) an der Stanford University. Solche Typen werden von den IT-BWLern zumeist ignoriert oder als "Künstler" stigmatisiert. In Wirklichkeit haben sie aber eine Heidenangst vor kreativen Menschen. Denn wenn diese die Bühne betreten, ziehen sie kraft ihrer natürlichen Autorität die gesamte Aufmerksamkeit auf sich. Jeder Manager verblasst da zur absoluten Bedeutungslosigkeit. Das ist für die obersten Langweiler an der Spitze der Unternehmen natürlich unerträglich. Ihr Gehaltszettel sagt ihnen nämlich etwas ganz anderes. Sie sind doch diejenigen, die dem Unternehmen das Geld bringen (indem sie sparen). Sie sind es, die den Aktienkurs nach oben bringen (indem sie sparen). Sie sind es, die ihr Unternehmen im Griff haben (indem sie sparen). Man spart vor allem an Ideen, die in ihren Augen immer unkalkulierbare Risiken bedeuten. Und da sie es schaffen, auf allen Ebenen ihres Unternehmens Manager zu installieren, die denselben Spar-Regeln folgen, dringen neue Idee erst gar nicht nach oben durch. Sollten sich Erfindungen jedoch wider Erwarten im Markt durchsetzen, dann hat man ja alles Geld der Welt, um diese Neuerung zu kaufen - und plötzlich steht man im Mittelpunkt der Medienaufmerksamkeit, die ursprünglichen Erfinder sind zur Belanglosigkeit verdammt. Man ist der großartige Konzernschmied, der große Gestalter, der Manager des Jahres, des Jahrzehnts oder gar des Jahrhunderts. Die Eitelkeit wird voll bedient.
Solche Kommentare, wie sie heute in der FAZ zu lesen waren, zeigen jedoch, dass dies den Medien nicht mehr imponiert. Vielleicht liegt das daran, dass die Redakteure sehen, dass ihre eigenen Verlage vollgestopft sind mit solchen Typen, die außer sparen (zumeist massiv auf Kosten der Redaktion) sowieso nichts zustande bringen. Kurzum: Ideenlos ist nicht nur die IT-Industrie (oder vielmehr deren Manager), Ideenlosigkeit ist ein allgegenwärtiges Phänomen.
Übrigens: Dieser Zustand tritt immer in dem Augenblick ein, kurz bevor es wirklich losgeht. Es ist die rasende Ruhe vor dem Sturm.

2 Kommentare:

Julia Vollmer hat gesagt…

Nun, da dieser Zustand aber bereits seit Jahren bekannt und bemängelt wird, wird es wohl Zeit für das Unwetter?

Anonym hat gesagt…

Wie wahr! Aber vielleicht ist das Alles nur ein B2B-Industrie-Phänomen und die tradierte IT-Industie ist einfach nur gewöhnlich geworden.

Gruß
Achim