Die Amerikaner lieben Größe, wenn sie entsteht, sie hassen
Größe, wenn sie besteht. Die einzige Größe, deren Existenz sie seit 250 Jahren
akzeptieren, sind sie selbst, "Gottes eigenes Land", die Vereinigten
Staaten von Amerika. So haben sie vor 50 Jahren IBM verklagt, weil sie ihnen zu
groß wurde. So haben sie sich seit 1990 immer wieder Microsoft vorgeknöpft, nun
sind in den USA die Giganten des Silicon Valley dran. Die Drohung heißt immer
Zerschlagung, wirklich massiv vollzogen wurde sie eigentlich nur bei dem einstmals
staatlich geschützten Monopol - dem Privatunternehmen AT&T, dessen
Regionalgeschäft 1984 - also vor 35 Jahren - auf mehrere Baby Bells aufgeteilt
wurde.
Vor 40 Jahren glaubten die Auguren, dass alles, was heute
das Silicon Valley ist, würde sich dereinst unter den drei Großbuchstaben IBM
vereinen. Ein Supermulti würde entstehen, und der Schreiber dieser Zeilen war
ganz fasziniert von dieser Aussicht. Der Prozeß gegen IBM war zu diesem
Zeitpunkt "without merit" eingestellt worden, Big Blue war völlig
frei in ihren Aktionen. Aber anstatt sich um die Zukunftsthemen, die seit den
siebziger Jahren bekannt waren, zu
kümmern, verkroch sich IBM in sich selbst. Sie traute sich selbst nichts
mehr zu und verpennte somit einen Markt nach dem anderen.
Um Microsoft und Intel war es ja dann auch eher still
geworden, nachdem beide von den Kartellwächtern gemaßregelt worden. Und bei
allem Wohlwollen und Anerkennung für Microsoft, die sogar zwischenzeitlich das
teuerste Unternehmen der Welt wurde, visionär ist dieses Unternehmen nicht. Und
wenn man ganz genau auf Google und Facebook, auf Amazon und Apple schaut, wird
man feststellen, dass sie auch nicht so recht wissen, was sie wollen. An
unseren Daten werden sie sich noch überfressen. Sie ahnen, dass das, was sie da
täglich aus dem Netz saufen, nicht das Echte ist. Das sind nicht wir. Und wir
haben es in der Hand dafür zu sorgen, dass wir es immer weniger sind - dieser Datenschatten,
vor dem wir schon zu lange Angst haben, dass er uns bestimmt und nicht wir ihn.
Als die Kunden und Mitarbeiter der IBM in den achtziger
Jahren aufhörten, Angst vor diesem Giganten zu haben, schwand innerhalb
kürzester Zeit deren Macht. "Fear - Uncertainty - Doubt" - das war laut Gene Amdahl, dem Vater der IBM
/360 und späteren Konkurrenten, die Methode, mit der Big Blue ihren Markt in
Angst und Schrecken versetzte. (Die Wikipedia spricht zwar davon, dass er das
gesagt haben soll, aber er hat's tatsächlich gesagt - zumindest
zu mir, der
1978 das große Privileg hatte, ihn interviewen zu dürfen.)
Zuerst verloren die Kunden diese Angst (obwohl noch sehr
viele von der Liebe der IBM zu ihnen abhängig sind), dann waren es die
Mitarbeiter. Microsoft ist kein Unternehmen, vor dem man Angst haben muss. Es
verwaltet sich im Grunde genommen nur selbst - über die Cloud. Intel ringt um
seine Daseinsberechtigung. Die Big Four aber leben noch von unserer Angst. Und
die Kartellbehörden - damals wie heute - auch. Sie sind auf unserer Seite,
demonstrieren eine Macht, die sie gar nicht haben. Die Macht sind wir von dem
Augenblick an, in dem wir keine Angst mehr haben. (Raimund Vollmer)
1 Kommentar:
Die Macht sind wir von dem Augenblick an, in dem wir keine Angst mehr haben. (Raimund Vollmer).
Da hast du sowas von Recht!!!!
Das musst du unbedingt breiter streuen! :)
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