Dienstag, 30. September 2014

Die Cloud, die Obamazon und das abonnierte Leben: Wir kommen alle in den Himmel

Wir ziehen um mit Smart & Mouse in die Cloud. Ob es das "Internet der Dinge" sei oder Software as a Service (übrigens ein Riesenquatsch. Denn Software ist Service!!!), ob es das Buchabo ist oder Uber-Fahrten, ob Ferienwohnung oder das Reisen überhaupt, ob Geldgeschäfte oder Partnersuche, alles organisiert sich im Netz und übers Netz. Wir leben mit all unseren Gütern im Netz. Wir nennen es Fortschritt. Und der Begriff des Fortschritts - so meinte einst der Philosoph Hans Jonas - kommt aus der sozialen Sphäre. Mit der Verlagerung unseres Lebens ins Netz müssen wir all das, was uns mal wichtig war, gar nicht mehr besitzen. Alles reduziert sich auf die reine Tätigkeit. Die Kommunikation. Die Versorgung. Das Lesen. Das Fahren. Das Wohnen. Das Reisen. Das Leben.
Im Namen von Big Data, von dem viele Altvorderen der Netzkritik naiverweise immer noch meinen, es ginge um uns persönlich, verschwindet das Individuum, das Subjekt. Das Objekt reduziert sich auf das Netz, dem alles gehört, das aber - um dem Monopolverdacht zu entgehen - sich auf mehrere Organisationen verteilt. Die Share Economy hat also nichts mit uns, den Bürgern, zu tun. Sie verteilt sich auf Staat und Wirtschaft. Auch wenn sich beide um die Hoheit über das Netz streiten, dann dürfen wir, die Bürger, nicht glauben, dass es um uns, um uns als Individuen, gehe. Dass Staat und Wirtschaft unsere Interessen im Auge haben, ist nur ein vorgeschobenes Argument. Es geht um institutionelle Macht. Wir leben in der Obamazon.
Es ist eine softwaregesteuerte Welt. Software besteht aus Befehlen. Befehle aber sind die einzige Satzform, die ohne Subjekt und Objekt auskommt. Mehr noch: Befehle kennen weder Vergangenheit, Gegenwart noch Zukunft. Sie kennen nur das "Jetzt". Deshalb sollten wir alle überlegen, ob wir uns auf ein solches Leben wirklich einlassen wollen. Es ist ein zeitloses Leben. Wir leben auf einer Wolke und singen wie der Münchner im Himmel: "Halleluja". Und zwar Twentyfourbyseven.
Das ist die Vorstellung, die Staat und Wirtschaft von uns haben. Zum Glück sind wir alle keine Engel.
Raimund Vollmer

1 Kommentar:

Analüst hat gesagt…

Sind wir nicht alle kleine Sünderlein??