Kommentar. Der FAZ war es heute keine Meldung in ihrem Wirtschaftsteil wert. Und IBM selbst schweigt zu dem Gerücht des Handelsblatts, dass Big Blue in Deutschland bis zu 8.000 der insgesamt 20.000 Mitarbeiter entlassen werde. Dass aber bei der deutschen IBM seit einigen Jahren die Ergebnisse nicht die Topmanager in Armonk erfreuen, wissen wir schon lange. Und dass da irgendwann mal Konsequenzen gezogen werden mussten, war auch klar. 2010 wurde die deutsche IBM hundert Jahre alt, da konnte man niemanden entlassen. 2011 wurde die Mutter hundert Jahre alt (jedenfalls nach ihrer ureigenen und jederzeit veränderbaren Statistik). Zudem war es das letzte Jahr von Palmisano als Chef des einstigen Weltmarktführers.
Nun geht man so vor: Zuerst wird eine fürchterliche Nachricht als Gerücht in die Welt gesetzt, dann folgt als nächstes die Meldung, dass alles halb so schlimm sei. Statt 8000 gäbe es nur 4.000 Entlassungen und die würde man durch den ganz gewöhnlichen Zyklus von Abgängen schleusen. Wenn das nicht schnell genug geht, wird man erklären, dass man nun doch mittels großzügiger Abfindungen die Leute zum Gehen bringen, aber nicht zwingen werde.
Wir kennen das alles. Vor 20 Jahren war es nicht viel anders. Wer aber damals im Management saß und die Salamitaktik mitmachen musste, wird sich erinnern, dass die Mitarbeiter nach einer Weile abstumpften. "Unser Management hat ein ganz großes Problem", erklärte damals ein IBMer. "Wir Indianer haben keine Angst mehr."
Damals mussten die Hauptverantwortlichen gehen, auch jetzt scheint sich mit dem Weggang von Palmisano so etwas anzudeuten. Doch aufgepasst! Es ist eher anzunehmen, dass sie bleiben. Denn sie sollen ja, wenn die Gerüchte stimmen, die Arbeit von den (teuren) Mitarbeitern auf (billigere) Externe verlagern. Und das braucht Manager, wie sie zu Tausenden bei Big Blue produziert wurden: es sind Umverteiler von Arbeit. Und umverteilt werden auch die Mitarbeiter, aus denen man wohl "Externe" machen wird. Es wäre nicht mehr die Welt der Arbeitnehmer, sondern der Auftragnehmer.
1 Kommentar:
...ob es 8000 oder 4000 oder 2000 Mitarbeiter sind ist im Grunde völlig egal. Fakt ist, dass die IBM zwar gerne postuliert, dass sie sich ständig neu erfindet, in Deutschland jedoch ein vollkommen unfähiges Management jahrelang nicht in der Lage war die Zeichen der Zeit zu erkennen und neue Wege einzuschlagen. Wer seine Mitarbeiter über Jahre hinweg demütigt und mit leeren Versprechungen hinhält wird nicht wachsen. Flüchte wer kann....
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