Freitag, 19. August 2011

Nach HPs Entscheidung: Alle loben IBM...

... und meinen, dass Big Blues Geschäftsmodell, das ausschließlich auf Software & Services für institutionelle Anwender basiert, "phänomenal" (so ein Analyst) sei. Vor allem mit ihrer Investitionsstrategie in den 14 Milliarden Dollar teuren Aufkauf von 24 Firmen, die mit Analyse-Software und -Werkzeugen reussieren, würde sie sich grandios hervortun. Das alles vollzieht sich vor dem Vergleich zwischen IBM und Hewlett-Packard, die nun mit dem geplanten 10 Milliarden Dollar schweren Erwerb von Autonomy, einem britischen Softwarehaus, versucht, mit Big Blue im Analyse-Geschäft gleichzuziehen. 200 Milliarden Dollar würden in diesem Markt 2015 weltweit umgesetzt. Und IBM will hier dann 16 Milliarden Dollar erwirtschaften. Das wäre dann ein Marktanteil von acht Prozent. Das ist weit entfernt von den Ansprüchen, die der einstige Marktführer aller Klassen an sich selbst stellte. Aber das nur nebenbei.
Im Vergleich zu HP scheint IBM alles richtig zu machen. Aber sind die Kalifornier wirklich die richtige Vergleichsreihe? Muss sie sich nicht vielmehr messen mit Apple, Facebook, Google - und Amazon?
Müssen sich nicht alle daran orientieren, auch Intel und Microsoft, SAP und Oracle sowie alle anderen?
Es geht nicht darum, dass sie das Geschäftsmodell der Fab 4 des Web 3.0 nachäffen. Es geht darum, ob sie alle eine Vorstellung von dem haben, was als nächste Welle über die IT-Welt hinwegschwappt - jenseits der heute aktuellen Tablets und Clouds. Im momentanen Umfeld sind die Positionen klar verteilt. Wir kennen die Gewinner & Verlierer, die wiederum alles versuchen, trotzdem als Gewinner dazustehen (- und wenn sie sich mit den falschen vergleichen lassen...)
Stellen wir uns einfach mal vor, dass im Jahr 2015 IBMs Analyse-Software herausfindet, dass zwar nur drei Prozent des Wertes, den eine Volkswirtschaft oder ein Unternehmen generiert, auf Importen aus China basiert. (Was man allerdings schon heute wissen könnte.) Stellen wir uns zudem vor, dass diese clevere Software uns sagt, dass in diesen drei Prozent längst unser gesamtes Wissen steckt. (Was man zum Beispiel schon heute aus folgendem Beitrag entnehmen könnte: Fast Business) In dem gesamten Entwicklungs- und Produktionsprozess - so die These einer in der Online-Ausgabe der Zeitschrift The Economist geführten Debatte - steckt das gesamte Knowhow, um auch die darauf aufbauenden Service und Verbesserungen zu kreieren und zu dominieren. Das war die Position des Volkswirtschafters Ha-Joon Chang, Cambridge University, der meinte, dass man das Produktionswissen nicht so einfach aufgeben dürfe. Ein Land wie die Schweiz, von dem jeder annimmt, dass es vor allem vom Service (Bankensektor etc.) lebt, habe in der Produktion die höchste Wertschöpfung (Manufacturing value added). Das heißt: die Schweiz achtet sehr stark darauf, dass das Wissen im Land generiert wird, indem es die Hand auf der Produktion behält.
Übertragen auf die IT-Szene: Apples Erfolg sei nicht all das Blendwerk des Designs und der Läden, sondern basiert auf der Tatsache, dass die Firma das Knowhow unter ihrer Kontrolle behält. Und wir können davon ausgehen, dass dies bei Facebook, Google und Amazon ebenfalls so ist.
(Wird fortgesetzt)

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