Im Alter von 93 Jahren ist am 25. August Prof. Karl Ganzhorn in Maichingen gestorben. Der Vater des deutschen IBM-Labors, damals das größte IBM-Labor Europas mit 400 Wissenschaftlern, hatte auch für Entwicklung des allerkleinsten IBM-Mainframes 360/20 gesorgt. Im Gegensatz zu Akers war sein Nachruf der IBM-Pressestelle keine Zeile wert; da diese ja kein Archiv mehr hat, kannte sie Ganzhorn vielleicht gar nicht mehr.
Da hätte sich ein Blick ins Archiv der Kreiszeitung Böblinger Bote gelohnt, die 2003 in der Sonderveröffentlichung „750 Jahre Böblingen“ auch an die Gründung des IBM-Labors erinnerte. Oder einfach nur mal die Suche in Wikipedia. Bei the way: Ganzhorn war ein waschechter IBMer – und ein waschechter Sindelfinger. Deshalb haben die vielen alten IBMer, die es ja immer noch gibt (wenn auch vielleicht nicht mehr bei "Big Blue"), Ganzhorn nicht vergessen, wie der Nachruf eines ehemaligen Mitarbeiters zeigt.
PS: Anlässlich seines 25jährigen Firmenjubiläums bei der IBM listete die Computerwoche 1977 einige markante Stationen seiner Karriere auf, etwa die als Geschäftsführer der IBM Deutschland oder als Direktor für Wissenschaft und Technologie der IBM in Europa.
8 Kommentare:
Ich glaube, dass ich folgendes Erlebnis mit Professor Ganzhorn schon einmal hier wiedergegeben habe:
Wir trafen uns 1999 im Zug nach Paderborn, wo das Heinz-Nixdorf-Museum eingeweiht werden sollte. Wir unterhielten uns prächtig. Beim Empfang in der Fürstenallee bemerkte ich dann zu ihm etwa so: "Hier sind lauter Professoren. Aber ehrlich gesagt, an der Erfolgsgeschichte des Computers haben die Professoren den geringsten Anteil." Ganzhorn grinste mich an und meinte: "Sie haben vollkommen recht - und ich schäme mich auf ein wenig, Professor zu sein." So unglaublich souverän war der Mann. Kein Wunder, dass sich die IBM heute nicht mehr an ihn erinnert...
Es ist eine Schande von IBM - Undank ist der Welten Lohn.
Ich habe im Studium einige seiner über 70 Bücher zu schätzen gelernt. Ihn habe leider ebenso wenig getroffen wie Heinz Nixdorf, Zuse, Zemanek & Co. Als ich beruflich startete, ging Ganzhorn schon in Rente.
Nun kenne ich inzwischen einige Gruppen, die Ihrer Meinung nach keinen wesentlichen Anteil am Erfolg von IT etc. haben.
Wer hat denn überhaupt einen wesentlichen Anteil daran, Ihrer Meinung nach?
Kann es übrigens sein, dass Ihnen heute noch nicht klar ist, was Ganzhorn mit seiner Antwort gemeint hat?
Lieber TR, ich glaube, dass ich sehr wohl verstanden habe, was Ganzhorn mit seiner Aussage gemeint hat. Ich war nämlich dabei - und wir haben beide unsere schelmischen Spaß dabei gehabt. Oh, es gibt sehr viele Leute, von denen ich weiß, dass sie einen wesentlichen Erfolg an der IT hatten. Einigen davon bin ich sogar begegnet und habe sie interviewen dürfen. Was sie alle gemein hatten, war, eine mächtige Portion Humor. Sie waren vor allem das, was ich an Ganzhorn so bewundert habe: sie waren wirklich souverän und authentisch. Was der Analüst und ich - da bin ich mir ziemlich sicher - hier anmahnen, ist genau das. Wir haben beide auch sehr viele Schaumschläger kennengelernt. Leider sind diese nicht in der Minderheit. Reicht das?
Manch einer stellt sogar den Erfolg von IT überhaupt in Frage: http://www.nicholascarr.com/?page_id=23
Dann eben anders:
Dass Wissenschaftler und Professoren und (die dritte Gruppe hab ich jetzt vergessen) nicht wesentlich zum Erfolg der IT etc. beigetragen haben, haben Sie bereits irgendwann einmal geäussert.
Jetzt wüsste ich gerne wenigstens eine Gruppe, die Ihrer Meinung nach wesentlich beigetragen hat. Wenn Sie hier pauschal ganze Gruppen abwerten, dann werden Sie ja wohl wenigstens eine gegenteilige Gruppe benennen können.
Mensch: Es waren Menschen, Typen. Und die kann ich Ihnen sogar beim Namen nennen. Gruppen waren es nicht. Individuen - ob mit Titel oder ohne. Ich habe Konrad Zuse ebenso kennengelernt wie Heinz Nixdorf, Edgar Codd ebenso wie Gene Amdahl, Spruth ebenso wie Strassemeyer und viele, viele mehr. Ich habe immer eins mitgenommen: starke Persönlichkeiten. Und die wünsche ich mir auch heute.
@TR:: Die dritte Gruppe sind die Manager - die kann man echt vergessen.
Ausnahmen bestätigen die Regel
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