Donnerstag, 30. Oktober 2014

IBM, Watson und die Bürokratie: "Das Spiel ist aus"...

... möchte man Big Blues Topmanagement entgegenrufen. Denn nun ist auch in Indien die Phase des großen Wachstums offenbar zu Ende. Das gilt zumindest für die Jobs. Dahinter steckt eine seltsame Geschichte.
Die Legende sagt: Bald ist es 40 Jahre her, dass sich IBM gänzlich aus Indien zurückgezogen hatte. Ende der siebziger Jahre hatte die indische Regierung praktisch die lokale Enteignung des Unternehmens beschlossen. IBM bekam keine Aufträge mehr in Indien, als sie sich weigerte, diesem Ansinnen nachzukommen. Und so zog sie sich zurück. Allerdings war sie dann ab 1984 wieder da, Indien brauchte IBM. Und irgendwann brauchte IBM Indien. Denn zwanzig Jahre später wanderten Abertausende von Arbeitsplätzen von den USA nach Indien, amerikanischen Mitarbeitern wurde angeboten, ebenfalls nach Fernost umzusiedeln - natürlich zu einem den indischen Kaufkraftverhältnissen angepassten Salär. Damit keiner Böses dabei denkt, wurde alsbald auch nicht mehr mitgeteilt, wieviele Mitarbeiter IBM in den einzelnen Regionen beschäftigt. Big Blue ohne Big Data, was die regionale Verteilung der Arbeitsplätze anbetraf. Trotzdem war jedem klar, dass die IBM in den USA nicht mehr der größte Arbeitgeber im Big-Blue-Weltreich sein würde.
Doch nun - so meint die indische Economic Times - würden künftig die preiswerten Dienstleistungen, die die Inder in der auf Services getrimmten IBM erbringen, von dem Superhirn Watson & Co. übernommen. Kurzum: die Amerikaner schlagen mit Watson zurück. Jedenfalls scheint es so zu sein, dass IBM in Indien eher Arbeitsplätze abbaut als aufbaut.
Denken wir mal spekulativ weiter: Wenn Watson tatsächlich bei den Dienstleistungen aufräumt, dann wäre der Computer nicht mehr länger der beste Freund der Bürokratie, sondern deren größter Feind. Und alle, die in der Verwaltung ihr Geld verdienen, sollten sich ganz genau vorsehen. Dann ist nicht nur in Indien das Spiel zu Ende.
Raimund Vollmer

3 Kommentare:

Analüst hat gesagt…

Es geht auch anders: Der große indische Dienstleister Infosys hat allein im Oktober 4.000 Mitarbeiter befördert - und zwar nicht raus aus der Firma, sondern in eine bessere Gehaltsstufe.
Seit Beginn des Geschäftsjahres wurden 12 Prozent der 165.000 Mitarbeiter befördert. Das Ziel: Zufriedene Mitarbeiter, die bleiben. Das ist wichtig im Projektgeschäft.


http://www.moneylife.in/article/infy-promotes-4000-employees-in-october/39272.html

Anonym hat gesagt…

Es ist kein Spiel sondern bitterer Ernst...

Raimund Vollmer hat gesagt…

Lieber Anonym. Nach der Lektüre Ihres Kommentars habe ich den Begriff "Global Player" aus meinem Vokabular gestrichen. Sie haben recht.