(Kommentar) ... ist nun das große Thema der Zeitungen. Als Ursache wird das Internet, das Smartphone und das Silicon Valley, Google & Amazon und überhaupt, alles, was digital ist, aufgefahren. Vor allem aber ist es die Vorherrschaft einer neuen Generation, die nicht mehr mit der Zeitung aufgewachsen ist, die sich auf unendlich vielen Kanälen informiert und über nicht minder viele Kanäle miteinander kommuniziert. Sie ist oftmals hemmungslos in der Meinung und im Ausdruck. Selbstbewusst bis arrogant. Dümmlich bis besserwisserisch. Rechtschreibung oft mangelhaft. Stilblüten noch und nöcher. Viel könnte man kritisieren. Aber es ändert nichts an dem Trend. Die guten, alten Medien befinden sich im Niedergang. Und keiner der Journalisten und Medienexperten, die das alles beobachten, analysieren und kommentieren, weiß, wie sich dieser Niedergang stoppen lässt. Der Point of No Return ist längst überschritten. Nun feiert man noch in großen Artikeln den eigenen Untergang.
Es gibt kein Geheimrezept dagegen. Die einen reden von disuptiven Technologien, ein Begriff, der irgendwann einmal im Harvard Business Review aufgetaucht ist und nun gehandelt wird, als sei er die Erklärung für alles. Zuvor hatte man von Kanibalisierung gesprochen, davon, dass man seinen eigenen Markt auffressen müsse, um dem Neuen Platz zu machen. Es wird unendlich viel herumgedoktert und herumgestochert. Mit Stangen im Nebel. Aber so wie niemand vorhersehen konnte, wie sich aus den siebziger Jahren heraus der PC etablieren konnte (die IBM hat nie ihren eigenen Erfolg in diesem Geschäft verstanden), ebenso wenig war es bei dem unglaublichen Aufschwung, den das Internet in den neunziger Jahren nahm. Es lag ganz einfach in Luft. Und beim Tablet-Computer oder dem Smartphone, dem das banale Handy den Boden bereitet hatte, war es nicht anders. Vielleicht sollte wir statt von disruptiven Technologien besser von eruptiven Technologien sprechen - ein Begriff, der allerdings erst aus USA kommen muss, bevor wir ihn anwenden.
Damit wären wir auch beim Tod der Zeitungen. Als einziges Erklärungsmuster fallen uns immer wieder nur die Entwicklungen ein, die aus den Vereinigten Staaten kommen. Uns selbst trauen wir gar nichts zu. Und deshalb werden die Zeitungen auch sterben. Uns fehlt der Mut zum Neuen. Es ist tragisch, dass es ausgerechnet die erwischen wird, die vom täglich Neuen leben.
(Im übrigen ist der "Tod der Zeitungen" eine alte Geschichte. Radio & Fernsehen waren da dereinst die Antagonisten.)
Raimund Vollmer
3 Kommentare:
Totgesagte leben länger
Auch ein Argument.
Ich halte es in Sachen Zeitung mit Mark Twain: Der Bericht über ihren Tod wurde stark übertrieben!
Immerhin ist er ja vor allem in der Zeitung zu lesen :-)
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